Sorck: Wang Xizhi vs. The Nasty Boys

Am Rande wird auch dieser Eintrag zur Reihe über Kunstwerke im Roman Sorck gehören. Warum am Rande? Weil es in einem Text, der einen der größten chinesischen Kalligraphen und ein Wrestling-Tag-Team aus den 1990er Jahren bespricht, zwangsläufig um etwas Anderes gehen muss.

Wang Xizhi lebte im 4. Jahrhundert in China. Er war als Theoretiker und Künstler wichtig für die Weiterentwicklung der Kalligraphie (als Kunstrichtung) und der chinesischen Schrift an sich. Auf meinen China-Urlaub vor einigen Jahren bereitete ich mich ein wenig vor und las über Kunst, Architektur und Geschichte des Landes. Bei dieser Recherche lernte ich ein paar Dinge über Kalligraphie, die ich weitestgehend leider wieder vergessen habe. Dennoch beeindruckte mich die Idee einer Wortkunst, die mindestens zur Hälfte außerhalb des Inhalts auskommt. Ein guter Kalligraph realisiert in seinem Werk seinen Charakter, seinen Stil und seine Überzeugungen ebenso wie die Bedeutung der Worte, die er schreibt. Es handelt sich um eine sehr alte Form von Kunst, für die man viel Ahnung braucht, die ich nicht habe. Ich kratze nur an der Oberfläche und ziehe bereits daraus Genuss. Wang Xizhi diente mir als alter Meister stellvertretend für seine gesamte Kunstform. Möglicherweise stolpert jemand mehr als andere über seinen Namen und entdeckt plötzlich etwas, mit dem er nicht gerechnet hätte.

Kalligraphie eröffnet Chancen für Schreibende. Worte vermögen sehr viel zu bewirken, doch hat das Potenzial sein Limit. Dies gilt besonders, wenn man sparsam zu sein hat. Im Rahmen eines Romans vermag man fast alles, in einem Gedicht noch sehr vieles (und besonders anderes) auszudrücken. Die Entwicklung und Verwendung von Emojis in geschriebenen Gesprächen ergibt Sinn, da sonst Botschaften missverständlich würden oder eben mehr Text erforderten – und wer hat dafür schon Zeit? Kalligraphie nimmt nun sehr kurze Gedichte und erweitert sie um eine Dimension. Ist das nicht verdammt faszinierend? 😀

Was aber haben die Nasty Boys Randy Savage und Brian Knobbs damit zu tun? Absolut gar nichts. Wenn Kultur horizontal verliefe, stünden Kalligraphie und Wrestling an zwei verschiedenen Enden. Das ist genau der Punkt. Für Martin Sorck ist das Leben verwirrend und er muss trotzdem damit klarkommen, es irgendwie entwirren, um weitermachen zu können. Das ist seine Aufgabe. Wird er nun mit einem WCW-Tag-Team-Match und einer 1600 Jahre alten Kalligraphie zeitgleich konfrontiert, wird dieser Konflikt aufgezeigt. Ist es miteinander vereinbar? Wie ist es miteinander vereinbar? Diese Fragen stellt er sich kaum, aber beantwortet sie im Laufe des Romans. Übrigens stellten sich The Nasty Boys als besonders abscheulich, eklig und auch dumm dar, was meinen Punkt nochmal unterstreicht.

Als ich ein Kind war und noch bis in die Teenager-Jahre hinein, lief Wrestling regelmäßig im Fernsehen und ich erinnere mich vage, dass große Muskelmänner in Filmen, Serien und eben im Wrestling einen Teil meines damaligen Männlichkeitsbildes formten. Im Kindergarten malte ich große Kriegertypen. Zum Glück machte ich danach noch einige Veränderungen mit. Aber ich kannte und kenne Menschen, die mit selbstgesuchten Vorbildern aus Musik, Film und Wrestling aufwuchsen und noch heute ein klares Männlichkeitsbild haben, das ganz klar darauf zurückzuführen ist. Es fehlte ihnen an anderen, realeren Rollenvorbildern. So stupide ihre Rollenvorstellungen scheinen mögen, so gefestigt sind sie auch. Da gibt es keine Zweifel. Martin Sorck wiederum sucht nach Sinn und nach Wegen. Er würde manchmal gern derart einfache Wege gehen, um eben nicht mehr suchen zu müssen.

Diese etwas persönlicheren Ideen hatte ich bei der Wahl des Wrestling-Matches als Kontrast zur Kalligraphie. Kommt irgendjemand von alleine darauf? Vermutlich nicht. Daher zieht in der Szene hoffentlich mein letzter Punkt: ich finde es mal wieder witzig. Ein besoffener Typ auf hoher See, der zwischen einer Kalligraphie und einer Wrestling-Aufzeichnung hängt, ist als Bild einfach skurril. Oder nicht?

 

(PS: Auf dem Titelbild dieses Beitrages sieht man kein Werk von Wang Xizhi.)

 

 

 

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Das Taschenbuch kann man direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop bestellen.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.

Sorck: Munchs Schrei

Mit dem berühmte Schrei von Edward Munch (1863-1944) geht es weiter in der Reihe von Kunstwerken, die im Roman Sorck vorkommen (wenn auch manchmal nur sehr kurz). Zuvor ging es bereits um The Great Implosion von Nick Alm und um Der alte Gitarrenspieler von Picasso.

Der Schrei ist eigentlich nicht ein Bild, sondern mehrere. Es gibt verschiedene und in den meisten Fällen recht ähnliche Versionen des Bildes, die zwischen 1893 und 1910 entstanden. In meiner Wohnung hängt ein Kunstdruck der Version von 1910, die mir persönlich am besten gefällt. Zu sehen ist im Zentrum eine Figur, die Augen und Mund aufgerissen hat und beide Hände an den Kopf hält. Ich denke, jeder kennt das Werk. Der heutzutage geläufige Titel hätte Munch vermutlich missfallen. Mehrfach bezeichnete er selbst es auf Deutsch als Das Geschrei. Die Interpretation, dass die zentrale Figur selber schreie, war vom Maler nicht beabsichtigt, wird aber vom heute geläufigen Titel unterstützt. Munch verarbeitete eine Angstattacke, die ihn eines Tages auf einem Spaziergang überkam, als er einen Schrei hörte, der durch die Natur ging.

Der Schrei zeigt wunderbar, wie Munch es verstand, die Außenwelt als gespiegelte Innenwelt darzustellen. Nichts anderes, wenn auch mit anderen Mitteln (und weniger meisterhaft), tue ich, wenn ich die Umgebung einer Figur innerhalb einer Szene nutze, um eine Stimmung zu unterstützen oder eine Aussage zu einzubauen. Im Grunde entsteht eine Interpretationsspirale, wenn Munch die Innenwelt seiner Figur mit der Außenwelt innerhalb des Gemäldes darstellt und ich das gesamte Bild (Figur und Natur) verwende, um die Welt meiner Figur besser darzustellen. Gerne darf jemand in einem anderen Buch meinen Roman vorkommen lassen (beispielsweise auf einem Nachttisch liegend), um die Kette weiterzuführen.

Generell gibt es zwei Ansätze, um sich mit einem Bild zu beschäftigen. Entweder man informiert sich und interpretiert mithilfe von Hintergrundinformationen oder man leistet sich einen persönlicheren, weniger voreingenommenen Ansatz und lässt die Kunst pur auf sich wirken. Manche Werke verschließen sich dem zweiten Ansatz fast vollständig. Ich denke da zuallererst an monochrome Leinwände. Bei denjenigen, die sich nicht verschließen, kommt es doch häufig zu Missverständnissen oder – positiver ausgedrückt – zu neuen, ursprünglich nicht intendierten Interpretationen. Ohne die Informationen über die Angstattacke Munchs, die er verarbeitete, bezog ich die Reaktion der zentralen Figur immer auf die beiden dunklen Figuren im Hintergrund. Eine Idee, die ich hatte, ging in Richtung einer Sozialphobie, also einer Angstreaktion der Figur aufgrund der anderen. Häufiger aber sah ich mehr Verzweiflung als Angst. Entsprechend stellte ich mir den Weg, auf dem die Figuren sich befinden, als Rand einer Promenade vor, die voller Menschen ist, während die Zentralfigur vollkommen allein ist. Für mich passte Der Schrei immer gut zu Dostojewskis Aufzeichnungen aus dem Kellerloch.

Nach dieser Sicht auf das Bild wird der Bezug zu Matin Sorck erheblich deutlicher. Er ist ein Außenseiter durch und durch, leidet unter seinen Mitmenschen und würde sicherlich manchmal einfach losschreien. Natürlich hat er auch Angst. Er hat alles verloren, wo soll er hin? Man kann das Vorkommen des Bildes also als Unterstützung des Figurenverständnisses des Protagonisten verstehen, wenn man denn so weit interpretieren möchte.

Wie schon bei Picasso und Nick Alm verbaue ich mit Der Schrei aber auch eine alltägliche Ansicht, einen Teil meines Arbeitszimmers und meines Lebens in der Geschichte. Es verbindet die Welt von Sorck mit meiner eigenen. Und natürlich: ich mag das Bild sehr; die Dymanik, das Grauen, die Farben und die intensive, verzweifelt wirkende Pinselführung. Große Kunst wie große Literatur verarbeitet persönliche, individuelle Erfahrungen und Gefühle und wird genau dadurch für alle anderen verständlich. Das versuche ich mit meiner Arbeit, die ich allerdings noch nicht als „große Literatur“ bezeichnen würde, auch zu tun.

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Das Taschenbuch kann man direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop bestellen.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.

Sorck: Picassos Gitarrist

Wie bereits im Text über den Künstler Nick Alm bespreche ich heute ein weiteres Bild, das im Roman Sorck vorkommt. Diesmal ist der Maler bekannter und das Bild eventuell auch. Es handelt sich um den alten Gitarristen von Pablo Picasso (1881 – 1973).

Dieses Bild sorgt noch deutlicher für eine passende Hintergrundstimmung als The Great Implosion von Nick Alm. Gezeigt wird ein alter, blinder Gitarrist, der in gekrümmter Haltung im Schneidersitz mit seinem Instrument in der Hand an der Straße kauert. Abgesehen von der Gitarre ist das gesamte Bild in Blautönen, gemischt mit Grau und Schwarz, gehalten. Es wurde am Ende von Picassos Blauer Phase gemalt, die sich durch ihre tristen Motive (und natürlich die Farbgebung) auszeichnete. Picasso hatte vor Beginn der Blauen Phase einen guten Freund durch Selbstmord verloren und lebte in großer Armut. Entsprechend melancholisch stimmt der Anblick des alten Gitarristen und passt damit sehr gut zur zwischenzeitlich hoffnungslosen Stimmung des Protagonisten Martin Sorck.

Die erste Antwort auf die Frage, warum ich gerade dieses Bild in Sorck erwähnte, ist damit beantwortet. Eine weitere Antwort wäre, dass es eins meiner Lieblingsbilder ist. Ein Kunstdruck hängt an meiner Wand. Wenn ich also etwas, das ich täglich betrachte, in mein Buch einbaue, stecke ich auch ein bisschen mehr von mir selbst hinein. Viele Schichten liegen dazwischen und als Leser*in erkennt man mich nicht dahinter, doch das Bild ist im Buch, weil es hier hängt und es hängt hier, weil es zu mir passt.

Ein weiterer Aspekt ist der Fokus des Bildes auf die Kunst, hier in Form einer Gitarre. Der alte Mann ist angewiesen auf seine Kunst, um zu überleben, er klammert sich daran, wie es für Picasso vermutlich auch war. In meinem Leben ist die Kunst, diesmal als Literatur, ebenfalls im Zentrum. Alles andere ordnet sich konzentrisch darum.

Erwähne ich den alten Gitarristen in meinem Roman, handelt es sich also um Kunst in Kunst, um etwas über Kunst und Künstler auszusagen, wenn man so will. Schicht über Schicht über Schicht und Aussage in Aussage. Ich schreibe nicht über mich selbst, sondern erscheine hier und da in Details, die mich verraten.

Als letzten Punkt wäre noch zu erwähnen (wie schon bei Nick Alm), dass ich Dinge, die ich mag, gerne populärer machen möchte. Jeder kennt den Namen Picasso, aber nicht jeder kennt dieses Bild. Vielleicht tue ich ja jemandem etwas Gutes, indem ich ihn/sie auf Neues (oder neues Altes) aufmerksam mache. Nutzt man sozusagen das vollständige Potenzial meines Buches aus, wird es zu einem multimedialen Ereignis, das aus Literatur, Bildern, Filmen und Musik besteht. Auch wenn ich kein großer Technikfreund bin, kann es eine Menge bringen, das Smartphone in Griffweite zu haben, während man Bücher liest: Schlagt unbekannte Wörter nach, schaut euch angesprochene Bilder an und hört die erwähnte Musik! Ich habe unheimlich viel durch Bücher gelernt und möchte mit Sorck etwas weitergeben.

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Das Taschenbuch kann man direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop bestellen.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.

Sorck: Ein Zeitungsartikel

https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/matthias-thurau-34-aus-hombruch-hat-sein-erstes-buch-geschrieben–plus-1429473.html

Letzten Donnerstag wurde ich vom Journalisten Marc D. Wernicke von den Ruhrnachrichten besucht. Wie es dazu kam, wie ich es selbst erlebte und was ich noch ergänzen würde, erfahrt ihr in diesem Eintrag. Ich versuche es so einzurichten, dass man den Artikel nicht unbedingt gelesen haben muss, um meinen Text zu verstehen, da wohl nicht jeder sich dort anmelden möchte.

Fangen wir einfach mit dem Foto an, das ja jeder sehen kann. Abgesehen von meinem Blick, der mir etwas missfällt, kann man bereits viel über mich lernen. Ich trage ein Bandshirt der Band Boris und stehe vor zwei Regalen, von denen das eine voller Musik ist und das andere Ausgaben der Frankfurter Poetik-Vorlesungen, Kafkas Tagebücher und einige andere Bücher enthält.

Aber holen wir etwas aus: Um mein Buch Sorck zu promoten, habe ich mehrere lokale Zeitungen kontaktiert. Eine Weile später habe ich eine Email von Herrn Wernicke bekommen und wir verabredeten uns in meiner Wohnung. Auf diese Weise konnte er direkt meinen Arbeitsplatz sehen und einen Einblick in meinen Alltag gewinnen. Außerdem empfand ich den Treffpunkt als intimer und für ein Gespräch über mich und meine Arbeit geeigneter als beispielsweise ein Café. Nach der Terminvereinbarung folgte die Nervosität. Ich muss mich zu solchen Treffen zwingen, auch wenn ich weiß, dass ich es meistern werde. Es handelt sich um eine Notwendigkeit, die immer erst im Nachhinein als angenehm empfunden wird (wenn überhaupt). Also startete ich die größte Aufräum- und Putzaktion der letzten Jahre, was meine Wohnung vorzeigbarer machte, aber auch fast jedwedes kreative Chaos entfernte. Wenn ich schon Gäste erwarte, möchte ich auch, dass sie sich wohlfühlen. Daher schickte ich auch am Vormittag noch eine Warn-SMS raus, weil ich keinen Kaffee anzubieten vermochte.

Das Gespräch an sich verlief ruhig, sachlich und angenehm. Wir verstanden einander, was wohl auch daran lag, dass wir etwa gleich alt sind. Wie man es sich vorstellen würde, saß mir jemand mit einem kleinen Blick und Stift gegenüber und stellte Fragen. Ursprünglich wollte ich Antworten vorbereiten, aber ich ging korrekterweise davon aus, dass ich den meisten Fragen schon mindestens einmal begegnet war und improvisierte. Inzwischen kenne ich mein Buch und mich selbst gut genug, um vernünftig antworten zu können.

Meine Motivation hinter dem Schritt, an Zeitungen heranzutreten, war natürlich in erster Linie, dass ich Werbung brauchte. Zwar werbe ich auch bei Twitter und Instagram, arbeite mit Blogs zusammen und bin auf Lovelybooks vertreten. Allerdings habe ich häufig das Gefühl, dass die Literaturbubble insgesamt recht geschlossen ist. Ich wollte ein anderes Publikum erreichen. Sorck kann zwar von Personen jeder Altersstufe gelesen werden, ist aber eigentlich nicht als Jugendliteratur gedacht. Der Protagonist selbst ist 40+ Jahre alt und hat entsprechend viel hinter sich. Ich stelle mir vor, dass eine Leserschaft zwischen 25 und 50 am meisten vom Roman angesprochen werden. Außerdem ist das Buch für Leser*innen anspruchsvoller Literatur gedacht, von denen, so vermute ich, die meisten ihre Lektüre nicht online suchen. Entsprechend ergab es für mich Sinn, einen Teil der Leserschaft zuhause abzuholen und in einer Zeitung zu werben. Es geht mir also darum, mehr Menschen zu erreichen, die meinen Internetauftritt möglicherweise komplett verpassen. Die gleiche Motivation steckt hinter meiner Zusammenarbeit mit dem Laden Landgut, der lokale Lebensmittel vertreibt und nun auch mein Buch anbietet. Das Prinzip des Ladens und das Angebot sagen mir aber auch persönlich zu, so dass ich auch dafür werben würde, ohne Vorteile zu erwarten.

Übrigens habe ich erfahren, dass der Artikel online ist, als eine Freundin, von der ich lange nichts mehr gehört hatte, mir dazu gratulierte. Obwohl es eigentlich klar ist, merkte ich in dem Moment erst, dass ich tatsächlich Menschen mit dem Artikel erreichen könnte.

Zum Abschluss möchte ich noch sagen, dass es eine interessante und angenehme Erfahrung war, wenn ich die Nervosität in den Tagen davor verdränge. Es freut mich ungemein, dass meine Arbeit Interesse weckt und Menschen interessiert. Einen winzigen Einwand habe ich bloß gegen den Artikel: ich wollte niemals „etwas ganz anderes“ werden, sondern habe bloß einen Umweg eingeschlagen, um endlich dort anzukommen, wo ich eigentlich immer sein wollte.

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Das Taschenbuch kann man direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop bestellen.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.

Sorck: Der Künstler Nick Alm

Der Roman Sorck enthält etliche versteckte oder offene Hinweise auf Werke anderer Autoren, Philosophen, Musiker, Filmemacher und auch Maler. Unter anderem wird zwei mal auf den schwedischen Maler Nick Alm hingewiesen, einmal direkt und einmal versteckt. Was es damit auf sich hat und was ich persönlich mit der Kunst Nick Alms verbinde, werde ich in diesem Artikel näher erläutern.

Grundsätzlich ist die Idee hinter den vielen Hinweisen recht simpel: Ich möchte Dinge, die mir gefallen, unterstützen. Außerdem stellen die verbauten Kunstwerke (und noch viele weitere) einen großen Einfluss auf mich und meine Arbeit dar. Es ist also eine natürlich Kreisbewegung, wenn ich meine Werke mit Dingen anreichere, die mir geholfen haben, die Werke zu verfassen. Ein weiterer Punkt ist, dass manche Gefühlszustände von Figuren im Grunde nicht genau dargestellt werden können. Man sich der akkuraten Darstellung nicht akkurat ausdrückbarer Zustände jedoch annähern. Das geschieht beispielsweise in der Lyrik, wenn Gefühle erschaffen werden, ohne dass sie im Text beschrieben sind. In der Malerei geschieht dies im Grunde auch, nur mit anderen Mitteln. Erwähne ich also ein Kunstwerk, baue ich die Szenerie sowohl optisch (für das innere Auge) als auch emotional aus. Da natürlich nicht jede*r Leser*in die angesprochenen Werke kennt, ist dieser Effekt ein Bonus und nicht notwendig, um die entsprechenden Szenen zu verstehen. Es gibt keine Stellen, an denen es hieße „er fühlte sich wie der Typ in dem Bild“. Das wäre auch zu einfach.

In den nächsten Wochen werde ich noch andere verbaute Kunstwerke, Filme, Bücher und Songs besprechen. Heute fange ich mit Nick Alm an. Doch ein kurzer Hinweis vorweg: ich bin leider absolut kein Kunstexperte.

Vor einigen Jahren habe ich in Stockholm Urlaub gemacht und besuchte eine Kunstausstellung für junge schwedische Künstler. Das allererste Bild, das ich sah und das mich magisch anzog, war The Great Implosion von Nick Alm. Man findet es inzwischen problemlos online. Im Mittelpunkt des Bildes ist ein Mann, der den Betrachter direkt ansieht. (Ich bin immer davon ausgegangen, dass der Künstler sich selbst dargestellt hat, habe es aber nie überprüft. Die Vorstellung gefällt mir und ich möchte nicht enttäuscht werden.) Er sitzt an einem Tisch mit einem Whiskey in der Hand und mit zwei anderen Männern. Wie im Tanz bewegen sich Kellner und Kellnerinnen seitlich und hinter ihm. Entfernt im Hintergrund sieht man, was ich immer für den Hafen Stockholms hielt. Ein Schiff steht quer im Wasser, sinkt möglicherweise gerade. Es könnte die Wasa sein, ein Kriegsschiff, das der ganze Stolz der schwedischen Marine sein sollte, bis es nach wenigen Metern auf der ersten Fahrt und noch im Hafen versank. Versinkender Stolz, betrunkene Menschen und ein Blick, der halb fragend und halb herausfordernd in die Seele dringt. Das schien mir damals zu mir zu passen und passt eindeutig zu Sorck.

Die Traurigkeit, das verschwommen Traumhafte und eben der Alkohol im Bild machten es zu einer idealen Erweiterung und Vertiefung der Szenerie meines Romans. Außerdem liebe ich dieses Bild einfach. Die meisten Werke Alms gefallen mir sehr, aber mit diesem fing für mich alles an und noch heute fasziniert es mich.

Alms Bilder wirken häufig auf den ersten Blick realistisch und voller Details. Erst auf den zweiten Blick bemerkt man, dass das nicht stimmt. Die Übergänge zwischen den Figuren und Gegenständen sind verwischt und zum Rand hin verschwinden die Details wie in einem Nebel, das Bild wird dünner. Dadurch steuert er, glaube ich, wo die Betrachter hinschauen, wo der Fokus liegt. Außerdem verleiht es den Bildern in meinen Augen etwas Magisches, etwas Verschwommenes. Im Fall von The Great Implosion könnte man auch meinen, dass man einen ähnlichen Zustand hat wie die dargestellten Personen.

Möglicherweise konnte ich hier etwas verständlich machen, inwiefern das besprochene Kunstwerk in den Roman passt, mich beeinflusst hat und ein klein wenig sogar Martin Sorcks Innenwelt darstellt. Vielleicht konnte ich sogar den ein oder anderen für Nick Alm interessieren. Er hat die Aufmerksamkeit verdient, wie ich finde.

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Das Taschenbuch kann man direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop bestellen.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.