Man kennt mich eher als Fan von harter oder trauriger Musik und doch, es gibt auch andere. Ein Künstler, den ich gerne höre, wenn es mir gut geht, wenn ich entspannt bin oder ruhigere Töne brauche, ist The Tallest Man On Earth.
Es gibt ein Gefühl, das ich nur beim Hören dieser Musik habe und das sich aus Nostalgie, Melancholie und Glück zusammensetzt. Diese wunderbare Laune, in der man singt und summt, sich leicht bewegt und in Erinnerungen von kurzen Verliebtheiten schwelgt.
Es muss fast über 10 Jahre her sein, als ich jemanden kennenlernte, mit dem ich heute keinen Kontakt mehr habe, denn diese Person gehörte eben in die Zeit damals und nicht ins Heute. Sie zeigte mir ein paar Songs von The Tallest Man On Earth: King of Spain und Where Do My Bluebird Fly. Es waren Live-Aufnahmen. Mich erinnerten sie (vielleicht wegen der etwas näselnden Stimme?) an Bob Dylan, aber frischer, aktiver, wacher. Seitdem höre ich diese Musik.
Seit etwa zwei Wochen höre ich das Album I Love You. It’s A Fever Dream. von 2019 regelmäßig durch, manchmal drei- oder viermal am Tag. Es klingt anders als die ersten Alben, erwachsener, ein wenig trauriger, aber wirklich schön. Wieder kommt der Vergleich mit Dylan, denn auch dieser hatte damals den Sprung von Musik, die nur auf Stimme und Gitarre basierte, zu elektrisch oder sogar orchestral unterstützter Musik. Das erste Album dieser Art, Dark Bird Is Home, gefällt mir als einziges Album weniger gut. Aber so etwas passiert. Vier Alben ohne schwache Songs und dazu mehrere Singles und EPs stellt für mich eine große Leistung dar.
Zu meinem großen Glück habe ich The Tallest Man On Earth mehrmals live sehen können. Nur einmal stand er mit Band auf der Bühne, ansonsten immer allein. Das letzte Konzert in Konzerthaus Dortmund: Eine Bühne, auf der ich einmal ein doppeltes Orchester mit fast 80 Leuten habe spielen sehen, für ihn allein, für seine Gitarren und einen Flügel. Seine Präsenz reicht aus. Er gehört zu den Menschen, die mich bewegen, wenn sie nur sind, wie sie sind. Etwas verrückt, immer etwas melancholisch – mit Tränen in den Augen und der Stimme, als er wegen des Todes von Aretha Franklin kurz vorher einen Song von ihr sang – und niemals auch nur für einen Moment langweilig oder nicht voll präsent.
Während ich diesen Text verfasse, höre ich (eigentlich viel zu laut) die passende Musik und unterbreche ständig, um zu singen. Gerade läuft The Gardener, eines meiner Lieblingslieder von ihm. Was sollte noch in einen solchen Text? Bringen euch meine Schwärmereien etwas? Statt Unfug oder weitere Begeisterung zu verbreiten, gebe ich euch lieber eine kurze Liste von Songs, die ich (neben fast allen anderen) empfehlen würde, um mal reinzuhören:
The Gardener
King of Spain
Little Brother
All I Can Keep Is Now
Alle anderen.
Kanntet ihr The Tallest Man On Earth bereits? Wenn ihr jetzt erst reinhört: Was meint ihr? Verliebt ihr euch gerade in die Musik?