Coversongs

Über Coversongs, die besser sind als das Original.

Im Blogeintrag über die Band Grantig habe ich deren Cover vom Ton Steine Scherben Song Warum geht es mir so dreckig? erwähnt. In der Folgezeit sind mir mehr und mehr Coversongs in meiner üblichen Playlist aufgefallen, von denen einige signifikante Bedeutung für meine Hörgewohnheiten hatten. Hier möchte ich über einige gelungene Coversongs schreiben. Aufgrund meines persönlichen Geschmacks sind die Genres Rock und Metal verstärkt vertreten, aber nicht ausschließlich.

Ich erinnere mich vage an eine Nacht als Teenager, ich war vielleicht betrunken, stoned, deprimiert oder alles zusammen, mit Sicherheit deprimiert, und hing vor dem Fernseher. Da nichts Besseres lief, schaltete ich MTV ein und da begegnete ich zum allerersten Mal Johnny Cash. Ein alter Mann, der mit beinahe gebrochener Stimme sein Lied mit I hurt myself today begann. Hurt ist bekanntlich im Original von Nine Inch Nails, doch damals war mir das eben noch nicht bekannt. Ich hatte mir sofort aufgeschrieben, wie der Song hieß, kurz darauf das passende Album gekauft und habe nie wieder aufgehört, Johnny Cash zu hören. Ich glaube, seine Songs wurden selbst auch etliche Male gecovert. Ein anderer Country-Sänger, dessen Songs häufig neu aufgenommen worden sind, ist Towns Van Zandt. Bei weitem nicht alles von ihm mag ich, aber einiges dafür sehr und ebenfalls einige Cover. Ganz vorn in diesem Bereich wäre wohl Colter Walls Version von Snake Mountain Blues. Nothin’ hat er ebenfalls neu eingespielt, genauso wie Wino (dem ehemaligen Sänger von Saint Vitus) es auf dem Album Songs Of Towns Van Zandt es tat, zusammen mit Scott Kelly und Steve Von Till. Für Fans langsamer, trauriger Musik wäre das vielleicht etwas.

Als Frontmann von Saint Vitus hat Scott „Wino“ Weinrich außerdem 1987 einen weit weniger ruhigen Song gecovert: Thirsty and Miserable von Black Flag. Die rohe Ehrlichkeit dieses Punksongs über Alkoholismus hat mich immer gepackt und verkörpert recht gut die Paradoxie der Szene, die Saint Vitus mitbegründen und prägen sollten. Lieder über Drogenmissbrauch, Abstürze, Alkoholismus und Depression, zu denen Bands wie Fans betrunken und high feiern. Diesen inneren Widerspruch empfand ich immer als faszinierend, auch und weil ich mich nie ausschließen konnte.

Kommen wir zu einer meiner Lieblingsbands: Crowbar. Crowbar haben im Laufe der Zeit gleich zwei großartige Coversongs aufgenommen. Ihre Umsetzung von Dream Weaver (im Original von Gary Wright) auf dem Album Equilibrium ändert die Bedeutung des Songs, der nicht mehr seicht und hoffnungsvoll I believe you can get me through the night daherschalmeit, sondern es verzweifelt und hart herausballert, was völlig anders wirkt. Einen ähnlichen Effekt hat ihr Cover des Led Zeppelin Songs No Quarter, den Crowbar auf ihrem Selftitled Album veröffentlicht haben. Zu diesem Lied habe ich eine persönliche Geschichte. Ein guter Freund, der leider inzwischen verstorben ist, brachte zu gemeinsamen Kiffabenden eine CD mit, auf der etwa 15 Tracks waren. Ein Gutteil davon bildeten im Laufe der Zeit die Grundlage meines Musikgeschmacks. Einer dieser Tracks war No Quarter in der Version von Crowbar.

Wenn wir schon bei Led Zeppelin sind, müssen wir unbedingt über Black Sabbath sprechen. Ich kenne keine Band, die so häufig gecovert worden ist wie Black Sabbath, ob nun von Pantera, Exhorder, Type O Negative oder wem auch immer. Meine zwei Favoriten sind jedoch einmal Goatsnake mit Who Are You (wegen des zerschmetternd traurigen Streicher-Breaks) und Charles Bradley mit Changes, der es geschafft hat, einen altbekannten Sabbath-Song völlig neu zu interpretieren.

Erheblich weniger bekannt als alle bisher genannten ist heutzutage leider Screamin’ Jay Hawkins, das Original jedweder Schockrocker-Pose. Vermutlich kennt man ihn besser durch Songs, die gecovert wurden. Allen voran tippe ich auf I Put A Spell On You, der unter anderem von Creedence Clearwater Revival und Marilyn Manson nachgesungen worden ist. Alle drei Versionen mag ich sehr gern, weil sie sehr unterschiedlich sind.

Weiter oben habe ich beschrieben, wie ich über Hurt zu Johnny Cash gekommen bin. Von der Band Oceans of Slumber habe ich ebenfalls zuerst ein Lied gehört, das im Original nicht von ihnen stammt: Solitude. In diesem Fall kann ich sagen, dass das Cover das Original von Candlemass verbessert hat. Es gibt noch weitere schöne Cover von Oceans of Slumber. Für gelungen halte ich beispielsweise Nights In White Satin, wobei ich das Original von The Moody Blues auch immer geliebt habe.

Abschließend möchte ich noch auf eines meiner absoluten Lieblingscover hinweisen, das wegen des Vortrags genial ist. Obwohl wiederum durch das Cover von Sinéad O’Connor damals bekannt geworden, ist Nothing Compares 2 U im Original von Prince. Aber mir geht es um eine weitere Version. Auf Youtube findet man den Song live gesungen von Chris Cornell und ich werde den Song einfach mal anhängen. Ich denke, er spricht für sich selbst:

Autor: Matthias Thurau

Autor, 1985 geboren, aus Dortmund. Schreibt Romane, Erzählungen, Lyrik. Rezensent beim Buchensemble, Mitglied von Nikas Erben.

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