Wer mir auf Twitter folgt, wird sicherlich mitbekommen haben, dass ich einige Tagebücher in Form von Listen führe: Arbeitstagebuch, Lesetagebuch, Workouttagebuch etc. Seit 2021 führe ich außerdem ein Filmtagebuch. Daraus ist schnell der Plan erwachsen, am Ende des Monats einen Blogeintrag über die Filme zu posten, die ich gesehen habe. Der Rhythmus dieser Reihe wird sich dem Rhythmus der Erschütterungen. Dann Stille.-Reihe unterordnen. Beispielsweise fällt der 31.03. auf einen Mittwoch und mittwochs sowie samstags werden immer Artikel über die Geschichten aus Erschütterungen. Dann Stille. gepostet.
Los geht’s
Ähnlich wie beim Jahresrückblick über gelesene Bücher werde ich zunächst die geschauten Filme auflisten und danach auf einige genauer eingehen. Hinter jedem Film steht meine persönliche Bewertung. Eventuell wird es in Zukunft ein ausgeklügelteres Bewertungssystem geben. Aufgelistet sind die Filme üblicherweise mit Originaltitel:
- Highwaymen (6.5/10)
- The Devil All The Time (5.5/10)
- Da 5 Bloods (5/10)
- A History Of Violence (7/10)
- The Warrior’s Way (5.5/10)
- The Decline (4.5/10)
- Bunraku (6.5/10)
- The Guard (6.5/10)
- Dogma (6/10)
- Big Hero 6 (6/10)
- Dracula Untold (5.5/10)
- Patriots Day (5.5/10)
- Donnie Brasco (5.5/10)
- Outside the Wire (5/10)
- Euro Trip (4/10)
- The Titan (5.5/10)
- Child 44 (7/10)
- News of the World (7/10)
- James Bond: Licence to Kill (5.5/10)
- Red Sparrow (7/10)
- The Man With The Iron Fists (6/10)
- Seven (8/10)
- Me, Myself & Irene (6/10)
- Born a Champion (4/10)
- Lucky Logan (6/10)
- The Front Runner (6/10)
Genres & Jahrgänge
Im Grunde schaue ich fast alles. Allerdings gebe ich zu, dass ich hauptsächlich zu actionreichen Filmen tendiere. Das liegt vermutlich daran, dass ich gern anspruchsvoll lese und mit Filmen lieber entspannen möchte. Nichtsdestotrotz geraten auch schwierigere Filme in die Liste. Wie man unschwer erkennen kann, schaue ich außerdem nicht nur die neuesten Filme.
Ich glaube, ich bewerte mittelmäßig streng. Das bedeutet, dass es wohl niemals eine 10/10 geben wird, aber auch, dass Filme mit 5.5/10 noch unterhaltsam sind. Müsste ich weniger als 4/10 austeilen, würde ich den Streifen nicht mehr freiwillig bis zum Schluss schauen. Entsprechend werden auch derartige Bewertungen kaum auftauchen.
Die beste Bewertung zuerst
Seven (dt. Sieben) ist wohl bereits ein Klassiker. Oh man. Ich habe gerade gegoogelt, wie alt der Streifen ist: 1995 erschienen. Daran sieht man wohl, dass ich nicht mehr blutjung bin. Nach 26 Jahren ist Seven wohl nicht mehr „bereits“ ein Klassiker, sondern ist es eindeutig. Wie dem auch sei. Ein in jedweder Hinsicht düsterer Film, was Optik, Stimmung, Thema und Aufbau betrifft. Es gibt einen gewissen Ekel-Faktor, da die von einem Serienmörder begangenen Morde die sieben Todsünden repräsentieren und dies jedes Mal auf möglichst schockierende Weise. Mit Brad Pitt, Morgan Freeman und anderen ist Seven super besetzt und gut gespielt. Wer ihn noch nicht kennt und auf Krimis oder Psycho Thriller steht, sollte unbedingt reinschauen.
Tom Hanks kann es einfach
Ich mag Tom Hanks. Er hat zwar bei ein paar weniger gelungenen Filme mitgemacht, aber die meisten waren gut und einige großartig. Während der Pandemie habe ich zwei neue Filme mit Hanks gesehen: Greyhound (ein Kriegsfilm; 2020) und im Januar dann News of the World (Western/Drama; 2020). News of the World ist ein in weiten Strecken recht ruhiger, aber gut gemachter Western. Tom Hanks, der schließlich nicht mehr der Jüngste ist, passt wunderbar in die Atmosphäre und zur Figur Captain Jefferson Kyle Kidd, der von Ort zu Ort reist, um für ein bisschen Geld die Nachrichten der Welt zu verlesen. Durch einen Zufall fällt ihm die Aufgabe zu, ein junges Mädchen, Johanna, die jahrelang bei den Kiowa gelebt hat, zu Verwandten zu bringen und sie auf dem Weg zu beschützen. Die Dynamik zwischen den beiden Figuren bildet den Kern der Geschichte und der gemeinsame Weg ist natürlich nicht frei von Gefahren und Abenteuern.
Was ich an guten Western immer mochte, waren die Landschaftsaufnahmen, die Weite, die scheinbare Unberührtheit und die Gefahr der Natur, die noch nicht ganz von den Menschen niedergezwungen war. Das alles bietet News of the World samt einem kritischen Blick auf die Eingriffe des Menschen, der sich einfach nicht an der Schönheit der Welt erfreuen kann, ohne sie zu kontrollieren und Profit aus ihr zu schlagen.
Gefaltetes Papier und harte Männer: Bunraku
Bunraku ist 2010 erschienen. Nicht viel später hatte ich ihn entdeckt und mag ihn seitdem. Aber als ich ihn dieses Jahr mal wieder geschaut habe, sind mir doch ein paar Details unangenehm aufgestoßen. Doch zunächst die positiven Punkte: Optik & Erzählweise. Die gesamte Optik des Films ist, obwohl es sich um einen Realfilm handelt, an Pop-Up-Büchern orientiert. Stadtteile und Landschaften werden aufgeklappt wie ein Buch und entfalten sich, während ein Erzähler, der keinesfalls frei von Ironie ist, über die Vorgeschichte und die aktuellen Begebenheiten berichtet. Eine Welt, in der Schusswaffen verboten sind, aber Gangs, die ständig gegeneinander antreten, alles kontrollieren. Dann kommen ein paar Helden und die Action geht los. Unterhaltsame Martial Arts Action in interessanter Optik.
Diesmal, im Januar 2021, ist mir allerdings zum ersten Mal aufgefallen, was für ein massives Sausage Fest dieser Film ist. Männliche Helden, die gegen männliche Bösewichte kämpfen, um arme Frauenzimmer zu retten oder zu beschützen, oder weil eben das Leben ein Kampf ist und nur der stärkste Mann, der gewillt und befähigt ist, am besten zu kämpfen, gewinnen kann. Zum Glück ist der Film nicht ganz ernstgemeint.
Fazit: Schöne Optik, unterhaltsame Story, wenig Anspruch und eigentlich ganz gut, wenn man versucht, ihn nicht kritisch zu schauen.
Wenige Worte zu vielen Filmen
A History Of Violence (2005) ist meiner bescheidenen Meinung nach eine der besseren Comic-Verfilmungen, gerade weil er absolut nicht wie eine Comic-Verfilmung wirkt. Viggo Mortensen spielt seine Rolle gut. Besonders gefällt mir die Mischung aus ruhigen Phasen und extremer Gewalt.
The Devil All The Time (2020) hat einige sehr coole Aspekte: die Besetzung, die schauspielerische Leistung, das Setting, die interessante Erzählweise und die durchgängige Düsternis. Aus ungeklärten Gründen mag ich außerdem Filme, die in den Südstaaten der USA spielen – Hillbilly-Romantik, Hinterwäldler-Ehre und Sumpf-Idyllen. Leider kam mir die Story nicht ganz rund vor und phasenweise habe ich mich beinahe gelangweilt. Einer dieser Filme, an deren Ende man denkt: „Ja, und?“
Outside The Wire (2021), kurz und knapp: Unsinnige Story, albernes Ende, aber passable Action.
Child 44 (2015) bietet weitere Beweise für das Schauspieltalent von Tom Hardy, doch auch seine Kolleg*innen bringen hervorragende Leistungen. Es geht um einen Serienmörder in der ehemaligen UDSSR, die Tücken des Systems und die Abgründe der Menschen, die innerhalb des Systems überleben oder sogar aufsteigen wollen. Bedrückend und stellenweise brutal, aber lohnt sich.
Red Sparrow (2018) hat mich positiv überrascht. Zwar hatte ich gehört, der Film sei gut, aber zu oft wurde ich von solchen Versprechen betrogen. Jennifer Lawrence spielt eine in die Geheimdienstwelt gezwungene ehemalige Ballerina, die sich zu behaupten versucht, weil sie sonst nicht lange überleben würde. Allerdings schreckt auch dieser Film nicht vor Brutalität (auch in Form von Folter und Vergewaltigungsszenen) zurück.
Fazit oder so
Im Januar gab es wenig fürs Herz, ein paar lustige Filme und einen Haufen Gewalt. Das wird nicht immer so laufen, aber häufig. 14 von 26 Filmen hatte ich zu irgendeinem Zeitpunkt zuvor bereits gesehen, auch wenn ich mich bei Licence to Kill schon an gar nichts mehr erinnern konnte. Wichtig waren Typen namens Tom, Russland, Spionage, Serienmörder und Polizei.
Genießt eure Filmabende! Wir lesen uns später.