Die Bubbleproblematik der Selfpublisher*innen

Meinen ersten Roman habe ich als Selfpublisher veröffentlicht. Anfangs betrachtete ich diesen Weg als Notlösung, da ich keinen Verlag für Sorck finden konnte. Allerdings habe ich das Selfpublishing schätzen gelernt. Wenn man für alles selbst verantwortlich ist, kann man auch sämtliche Entscheidungen eigenständig treffen. Ich musste nichts aus dem Manuskript streichen, das ich nicht selber streichen wollte, konnte die Einteilung, den Buchsatz und das Cover allein bestimmen. Diese Freiheit schätze ich sehr und mit mir viele andere.

Leider gibt es aber auch etliche Nachteile. Leser*innen betrachten Autor*innen, die nicht über Verlage veröffentlichen, als weniger bedeutend oder unterstellen Unfähigkeit und mangelnde Professionalität. Zeit und gute Arbeit werden das ändern. Ein weiterer Nachteil ist die eingeschränkte Reichweite. Verlage, besonders die großen, haben die Erfahrung, das Budget und die Netzwerke, um effektiv für ihre Produkte zu werben. Uns unabhängigen Autor*innen mangelt es meist daran. Wir verlassen uns zum großen Teil auf Social Media und das ist ein guter Anfang. Leider begünstigen die Algorithmen von Twitter, Instagram und Co. uns nicht unbedingt. Die Bubbles, die sich bilden, bestehen zu großen Teilen aus Autor*innen, Lektor*innen und Buchblogger*innen. Um Netzwerke aufzubauen, sich gegenseitig zu unterstützen, zu lernen und Angebote vergleichen zu können, ist das super. Wenn man allerdings für die eigenen Werke werben möchte, hat man ein Problem. Das gleiche gilt für Hashtags, die sich innerhalb solcher Bubbles durchgesetzt haben. Wir finden einander, aber nur selten sucht jemand von außerhalb danach. Wer schreibt, liest üblicherweise auch. Einige Kund*innen kann man also erreichen. Buchblogs sind ebenfalls praktisch und wichtig. Sie könnten als Brücke zwischen Autor*innen-Bubble und Leser*innen dienen. Und dann gibt es natürlich noch Seiten wie Lovelybooks, die man nutzen kann. Oder man bezahlt für Werbung. Aber all diese Wege erfordern (von der bezahlten Werbung abgesehen, die sich in sozialen Netzwerken kaum bis gar nicht rechnet) eine bestimmte Eigenschaft beim Publikum: Es muss aktiv online suchen.

Sicherlich gibt es Personen, die das tun. Keine Frage. Literatur mancher Genres, die hauptsächlich von jüngeren Menschen gelesen werden, wird nicht mehr brauchen, als online zu werben. Mein Stil allerdings ist eigentlich nicht auf ein derartiges Publikum ausgelegt. Bis ich selbst begann, mich mit Selfpublishing auseinanderzusetzen, habe ich nie nach neuer Literatur online gesucht. Jedenfalls nicht über die angesprochenen Kanäle. Zugegebenermaßen lese ich am liebsten Klassiker. Aber ich lese auch Bücher, die mir empfohlen oder geschenkt wurden. Die meisten Bekannten von mir machen das ähnlich, nur dass dort häufig noch Reaktionen auf Werbung oder Artikel in Zeitungen/Zeitschriften hinzukommen. Ich würde soweit gehen, zu sagen, dass 80% derjenigen Leser*innen, denen mein Buch gefallen würde, nicht aktiv online nach neuer Literatur sucht. Entsprechend sehe ich mich gezwungen, auch andere Wege einzuschlagen. Daher kontaktierte ich vor einiger Zeit lokale Zeitungen und landete im Lokalteil der Ruhrnachrichten. Der Artikel zeitigte einen gewissen Erfolg. Ein weiterer Weg wären Lesungen, für die ich mich allerdings noch nicht bereit fühle. Außerdem gilt für Lesungen etwas Ähnliches wie vorhin: Das Publikum muss sich im Vorfeld bereits für solche Veranstaltungen interessieren. Seit einer Weile gehe ich jede Woche zu mindestens einer Buchhandlung und stelle mein Buch vor, damit es dort ausgelegt wird. Diesen Weg werde ich weitergehen und mir zusätzlich andere Möglichkeiten suchen oder sie notfalls erfinden.

Die beste Werbung für ein Buch ist seine Qualität. Mundpropaganda brachte mir bisher noch den größten Anteil an meinen Verkäufen. Mein Produkt ist gut und wer es kennengelernt hat, sagt es weiter. Das ist ein schöner Weg, der mich auch mental aufbaut, der aber leider viel Zeit kostet. Weitere Veröffentlichungen werden folgen und schrittweise wird die direkte und indirekte Werbung zum Erfolg führen. Da bin ich mir sicher.

Also unterstützt Künstler*innen, die ihre Träume verfolgen, um die globale kulturelle Landschaft zu bereichern! Redet mit ihnen, redet über sie, kauft ihre Werke und zeigt ihnen, dass sie den einzig richtigen Weg, nämlich ihren eigenen, gehen!

PS: Wenn ihr Buchblogger*innen seid und Interesse an Sorck habt, meldet euch! Ein paar Rezensionsexemplare warten hier noch.

Autor: Matthias Thurau

Autor, 1985 geboren, aus Dortmund. Schreibt Romane, Erzählungen, Lyrik. Rezensent beim Buchensemble, Mitglied von Nikas Erben.

0 Gedanken zu „Die Bubbleproblematik der Selfpublisher*innen“

  1. Mein eigentlicher Plan, “Sorck” schon vor geraumer Zeit in der Buchhandlung meines Vertrauens käuflich zu erwerben, ist aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände bislang krachend gescheitert. 🙂

    Grundsätzlich würde ich den Kauf auch nachholen, das könnte aufgrund der erwähnten Umstände aber dauern.

    Der langen Rede kurzer Sinn: Auch wenn ich immer noch nicht sicher bin, dass ich “Sorck” vollumfänglich gewachsen sein werde, würde ich ein Rezensionsexemplar grundsätzlich gerne nehmen …

  2. Hallo,

    ich bin Buchbloggerin und würde mich freuen, wenn du mir dein Buch als Rezensionsexemplar zusenden würdest. Ich habe mir die Leseprobe durchgelesen und finde deinen Stil sehr spannend.

    Wenn Interesse besteht schreib mir doch gerne mal eine Mail, dann schicke ich dir meine Adresse. kontakt@monaliest.de

    Liebe Grüße
    Mona

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