Buchsatz

Kostenloser, günstiger oder teurerer Buchsatz.

Was alles an einem Buch zu tun ist, bevor es wirklich druckreif ist, war mir nicht bewusst, bevor ich mich für Sorck ins Thema eingearbeitet hatte. Neben dem Cover, über das ich bei Sorck, Das Maurerdekolleté des Lebens und Erschütterungen. Dann Stille. eigene Blogeinträge verfasst habe und das für den ersten äußeren Eindruck verantwortlich ist, müsste (vom kompletten Inhalt des Buches mal abgesehen) besonders der Buchsatz erwähnt werden, der für den Lesefluss und den optischen Eindruck des Buchinneren sorgt. Darum soll es heute gehen: Buchsatz. Dies wird keine detaillierte Anleitung, aber der Blogeintrag enthält Tipps und Hinweise und hilft hoffentlich der ein oder anderen Person da draußen.

Grundsätzliches

Vielleicht ist manchen Leser*innen nicht bewusst, was mit Buchsatz (hier) alles gemeint ist. Im Rahmen der Arbeit am Buchsatz legt man den grundsätzlichen Aufbau des Buches (Buchblock) fest beziehungsweise sorgt dafür, dass das Buch den gängigen Aufbau (Schmutztitel, Haupttitel, die jeweiligen Rückseiten, z.B. mit Impressum) besitzt, legt Schriftart, Schriftgröße, Zeilenabstände, Seitenabstände usw. fest.

Wofür ist das alles wichtig? Einerseits sollte ein Buch auch im Selfpublishing professionell aussehen. Schaut man in eine Leseprobe und sieht ein rohes Werk aus Flattersätzen und ohne Schmutztitel, wird man sich fragen, ob sich die/der Autor*in auch inhaltlich so wenig Mühe gegeben hat. Wir hätten also ein Kaufargument. Andererseits ist ein guter Buchsatz wichtig für den Lesefluss. Damit haben wir ein Qualitätsargument. Hat ein Text am Ende jeder Zeile einen Wortumbruch oder mehrmals die gleiche Buchstabenkombination in mehreren Zeilen hintereinander, kommt es zu Effekten wie diagonalen Gassen auf den Seiten, gibt es Worttrennungen am Ende einer Seite oder muss man für das allerletzte Wort im Kapitel umblättern, stört das den Lesefluss und damit den Lesegenuss immens. Man stolpert, bleibt hängen, muss mehrmals lesen und verliert mit der Zeit das Vergnügen am Buch. Der Buchsatz ist also wichtig und sollte nicht unterschätzt werden.

Möglichkeiten

Die wenigsten werden wie ich beim ersten Werk Ahnung haben von allem, was zur Veröffentlichung gehört. Besonders als Selfpublisher*in ist das kritisch, weil man alles selbst zu machen hat. Selbst mit der Bestrebung, sich alles anzulesen, wird man nicht alles lernen, wird vieles übersehen oder einfach nicht herausfinden, bevor es zu spät ist und die Fehler im Buch sind. Das geht vermutlich allen so.

Als ich Sorck vermeintlich zur Veröffentlichung bereit hatte, musste ich mit Erstaunen feststellen, dass noch viel zu tun war. Geduld und Kraft waren allerdings fast am Ende und ich brauchte wirklich Urlaub. Daher habe ich mich mit dem Thema Buchsatz damals gar nicht mehr befasst und den Auftrag für einen professionellen Buchsatz an Kia Kahawa, die auch das Korrektorat übernommen hat, vergeben, während ich mich nach Griechenland absetzte für einige Tage. Von anderen erledigter professioneller Buchsatz hat den Vorteil, dass das Ergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit eben professionell ist und dass man Zeit und Nerven spart. Diese Option hat den geringsten Stressfaktor, aber kostet auch das meiste.

Es gibt übrigens Firmen, die einen extrem professionellen – irgendwie musste ich das ja steigern – Buchsatz anbieten und für den man etwa die gleiche Summe bezahlt wie für ein komplettes Lektorat. Für Alte Milch hatte ich mich informiert, wer den Buchsatz für den Lyrikband (und auch die anderen Bücher) von Hermann Burger in der Gesamtausgabe von Nagel & Kimche übernommen hatte. Diese Ausgaben sind großartig. Design, Papierstärke und Buchsatz sind hochprofessionell. Sogar ohne den Inhalt sehr ansprechend. Die Firma Satz für Satz habe ich kontaktiert und nach Preisen gefragt. Nun, ich verkaufe im Jahr nicht genug, um den Buchsatz zu bezahlen. Also habe ich den Buchsatz selbst erledigt und zwar mit gängigen Schreibprogrammen. Später folgen noch weitere Möglichkeiten, um einen guten Buchsatz günstig oder kostenlos zu gestalten.

Buchsatz mit Word, Open Office usw.

Würde ich für Prosa nicht empfehlen. Aber meiner Erfahrung nach haben wenige Anbieter von professionellem Buchsatz Ahnung von Buchsatz für Gedichtbände. Das liegt vermutlich daran, dass sich Lyrik furchtbar schlecht verkauft und Dichter*innen keine Kohle haben für derartige Dienste. Will man also einen ordentlichen Buchsatz für Lyrik erstellen, kann man das kostenlos (oder ohne zusätzliche Kosten) am besten mit einem gängigen Schreibprogramm wie Word oder Open Office erledigen. Zwar kann man auch SPBuchsatz, um das es nachher gehen wird, nutzen, jedoch gibt es bisher keine ausdrückliche Unterstützung von Gedichten durch spezielle Befehle – soll aber noch kommen!

Für den Buchsatz mit Word, Open Office etc. sollte man zunächst die gewünschten Seitenformate einrichten, wie sie im fertigen Buch erscheinen sollen. Anleitungen dafür findet man vielfach im Internet. Danach muss man entscheiden, wie die Gedichte am besten wirken und wie man es bewerkstelligt kriegt, dass alle Verse auch Verse bleiben und nicht verrutschen. Wer lange Verse verwendet, wird fummeln müssen. Alles zentriert zu setzen, wirkt übrigens etwas ungeschickt. Am besten schaut man mal in mehrere Gedichtbände und richtet sich nach der schönsten Version.

Andere Programme

Mit InDesign kann man einen guten Buchsatz zaubern, aber das Programm habe ich nie benutzt, weil es für meine Verhältnisse sehr teuer ist und man damit umgehen können muss. Mit Sicherheit gibt es noch weitere Programme, aber auch von denen habe ich keine Ahnung.

SPBuchsatz

Karl-Heinz Zimmer hat für Selfpublisher*innen, die ihren Werken einen professionellen Buchsatz verpassen wollen, aber kein Geld für teure Programme oder Anbieter*innen haben, ein Programm gebastelt und stellt es kostenlos zur Verfügung. SPBuchsatz habe ich für die Limited Edition Printversion von Das Maurerdekolleté des Lebens genutzt und war sehr zufrieden. Daher habe ich nicht gezögert und SPBuchsatz auch für den Buchsatz von Erschütterungen. Dann Stille. verwendet. Zwar muss man sich ein wenig in das Programm einarbeiten, aber das ist wohl normal. Außerdem hilft Karl-Heinz Mutuals (Leuten, die ihm auf Twitter folgen und denen er folgt) schnell, effektiv und freundlich. Anderen wird er vermutlich auch helfen, wie ich ihn einschätze. Was aber wichtiger ist: Das Ergebnis stimmt.

SPBuchsatz baut das Buch auf, wie es standardmäßig aufgebaut zu sein hat (mit Optionen wie z.B. Inhaltsverzeichnis vorne oder hinten, Hinweis auf Content Warnings, Danksagung etc.) und hat Automatismen eingerichtet für Schusterjungen, Hurenkinder und andere Buchsatzhässlichkeiten. SPBuchsatz spuckt dann eine PDF-Datei aus mit jeder Menge Markierungen an Stellen, die noch der Feinkorrektur bedürfen. Am Ende steht ein wirklich gutes Produkt, ein Buchsatz wie man ihn (leider) teilweise bei Verlagen nicht findet. Nehmt euch mindestens 1-2 Wochen Zeit für alles, lest die Blogartikel von Karl-Heinz durch und lasst euch nicht zu schnell frustrieren, dann werdet ihr mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Fazit

Als Selfpublisher*in muss man viel lernen. Das ist das Problem der Freiheit. Keine Abhängigkeit vom Verlag, aber auch keine Unterstützung vom Verlag. Es gibt, wie angedeutet, noch weitere Möglichkeiten für einen guten Buchsatz. Entscheidet euch für den eigenen Weg! Darum geht es schließlich beim Selfpublishing, oder?