Sorck: Der Künstler Nick Alm

Der Roman Sorck enthält etliche versteckte oder offene Hinweise auf Werke anderer Autoren, Philosophen, Musiker, Filmemacher und auch Maler. Unter anderem wird zwei mal auf den schwedischen Maler Nick Alm hingewiesen, einmal direkt und einmal versteckt. Was es damit auf sich hat und was ich persönlich mit der Kunst Nick Alms verbinde, werde ich in diesem Artikel näher erläutern.

Grundsätzlich ist die Idee hinter den vielen Hinweisen recht simpel: Ich möchte Dinge, die mir gefallen, unterstützen. Außerdem stellen die verbauten Kunstwerke (und noch viele weitere) einen großen Einfluss auf mich und meine Arbeit dar. Es ist also eine natürlich Kreisbewegung, wenn ich meine Werke mit Dingen anreichere, die mir geholfen haben, die Werke zu verfassen. Ein weiterer Punkt ist, dass manche Gefühlszustände von Figuren im Grunde nicht genau dargestellt werden können. Man sich der akkuraten Darstellung nicht akkurat ausdrückbarer Zustände jedoch annähern. Das geschieht beispielsweise in der Lyrik, wenn Gefühle erschaffen werden, ohne dass sie im Text beschrieben sind. In der Malerei geschieht dies im Grunde auch, nur mit anderen Mitteln. Erwähne ich also ein Kunstwerk, baue ich die Szenerie sowohl optisch (für das innere Auge) als auch emotional aus. Da natürlich nicht jede*r Leser*in die angesprochenen Werke kennt, ist dieser Effekt ein Bonus und nicht notwendig, um die entsprechenden Szenen zu verstehen. Es gibt keine Stellen, an denen es hieße „er fühlte sich wie der Typ in dem Bild“. Das wäre auch zu einfach.

In den nächsten Wochen werde ich noch andere verbaute Kunstwerke, Filme, Bücher und Songs besprechen. Heute fange ich mit Nick Alm an. Doch ein kurzer Hinweis vorweg: ich bin leider absolut kein Kunstexperte.

Vor einigen Jahren habe ich in Stockholm Urlaub gemacht und besuchte eine Kunstausstellung für junge schwedische Künstler. Das allererste Bild, das ich sah und das mich magisch anzog, war The Great Implosion von Nick Alm. Man findet es inzwischen problemlos online. Im Mittelpunkt des Bildes ist ein Mann, der den Betrachter direkt ansieht. (Ich bin immer davon ausgegangen, dass der Künstler sich selbst dargestellt hat, habe es aber nie überprüft. Die Vorstellung gefällt mir und ich möchte nicht enttäuscht werden.) Er sitzt an einem Tisch mit einem Whiskey in der Hand und mit zwei anderen Männern. Wie im Tanz bewegen sich Kellner und Kellnerinnen seitlich und hinter ihm. Entfernt im Hintergrund sieht man, was ich immer für den Hafen Stockholms hielt. Ein Schiff steht quer im Wasser, sinkt möglicherweise gerade. Es könnte die Wasa sein, ein Kriegsschiff, das der ganze Stolz der schwedischen Marine sein sollte, bis es nach wenigen Metern auf der ersten Fahrt und noch im Hafen versank. Versinkender Stolz, betrunkene Menschen und ein Blick, der halb fragend und halb herausfordernd in die Seele dringt. Das schien mir damals zu mir zu passen und passt eindeutig zu Sorck.

Die Traurigkeit, das verschwommen Traumhafte und eben der Alkohol im Bild machten es zu einer idealen Erweiterung und Vertiefung der Szenerie meines Romans. Außerdem liebe ich dieses Bild einfach. Die meisten Werke Alms gefallen mir sehr, aber mit diesem fing für mich alles an und noch heute fasziniert es mich.

Alms Bilder wirken häufig auf den ersten Blick realistisch und voller Details. Erst auf den zweiten Blick bemerkt man, dass das nicht stimmt. Die Übergänge zwischen den Figuren und Gegenständen sind verwischt und zum Rand hin verschwinden die Details wie in einem Nebel, das Bild wird dünner. Dadurch steuert er, glaube ich, wo die Betrachter hinschauen, wo der Fokus liegt. Außerdem verleiht es den Bildern in meinen Augen etwas Magisches, etwas Verschwommenes. Im Fall von The Great Implosion könnte man auch meinen, dass man einen ähnlichen Zustand hat wie die dargestellten Personen.

Möglicherweise konnte ich hier etwas verständlich machen, inwiefern das besprochene Kunstwerk in den Roman passt, mich beeinflusst hat und ein klein wenig sogar Martin Sorcks Innenwelt darstellt. Vielleicht konnte ich sogar den ein oder anderen für Nick Alm interessieren. Er hat die Aufmerksamkeit verdient, wie ich finde.

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Autor: Matthias Thurau

Autor, 1985 geboren, aus Dortmund. Schreibt Romane, Erzählungen, Lyrik. Rezensent beim Buchensemble, Mitglied von Nikas Erben.

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