Wie man als Autor*in in die Zeitung kommt

Wie man als Selfpublisher*in in die Zeitung kommt und wie ein Pressetermin abläuft.

Am 07.12.2020 ist auf der Seite der Ruhr Nachrichten ein Artikel über mein neuestes Buch Erschütterungen. Dann Stille. erschienen. Bereits am folgenden Tag wurde der Artikel mit der Printausgabe verteilt. Aufgrund von Kooperationen war der Bericht nicht nur in dieser Zeitung, sondern auch beispielsweise in der Westfälischen Rundschau zu lesen. Bevor ich erkläre, wie es dazu gekommen ist, welche Informationen für die Zeitung interessant sind, wie das Gespräch abgelaufen ist und welche Konsequenzen der Artikel für mich hatte, poste ich den Link zur Online-Ausgabe. Leider versteckt er sich hinter einer Paywall:

Erschütterungen. Dann Stille: Hombrucher veröffentlicht ersten Erzählband

Vorgeschichte

Der Artikel ist bereits der dritte über mich und meine Bücher in der Ruhr Nachrichten. Bereits beim ersten Bericht, der sich mit dem Roman Sorck beschäftigte, hatte ich einen Blogartikel verfasst. Auch beim zweiten Zeitungsartikel, der sich um Alte Milch drehte, folgte ein Blogartikel. Diese Information ist vielleicht ganz interessant, wenn es darum geht, wie einfach es diesmal trotz minimaler Komplikationen wieder gewesen ist, einen Platz in der Zeitung zu ergattern.

Der Kontakt

Für den ersten Artikel hatte ich sämtliche in der Gegend aktiven Zeitungen kontaktiert, ähnlich wie man es mit passenden Buchblogs macht, um rezensiert zu werden. Leider hatte nur die Ruhr Nachrichten geantwortet. Als es diesmal darum ging, Erschütterungen. Dann Stille. außerhalb meiner Reichweite auf Twitter und dem Bekanntenkreis zu vermarkten, habe ich gar nicht erst überall nachgefragt, sondern mich nur bei meinem Kontakt für die ersten beiden Artikel gemeldet.

Journalist*innen sind auch nur Menschen. Außerdem sind sie schreibende Menschen. Damit sind sie uns literarischen Autor*innen nicht unähnlich. Entsprechend sind wir (der Journalist Marc D. Wernicke und ich) damals recht schnell zum Du übergegangen und konnten uns nach dem ersten professionellen Gespräch auch über andere Dinge unterhalten. Man könnte das Networking nennen, aber ich glaube, wir beide haben uns einfach als Menschen verstanden, und das ist immer die beste Basis. „Leider“ (das heißt, er hat gute Gründe und ist glücklich) ist Marc aus Deutschland weggezogen. Dennoch stellte er nach meiner Information, dass ein neues Buch veröffentlicht worden ist, sofort den Kontakt zur Journalistin Alexandra Wachelau her, die sich wiederum noch am gleichen Tag meldete. Damit war der Anfang längst gemacht.

Ablauf

Ich bin ein nervöser Mensch. Neben anderen Gründen schreibe ich diesen Artikel, weil ich genau weiß, dass es mir ungemein hilft, wenn ich im Vorfeld weiß, wie Dinge genau ablaufen. Das nimmt einen Teil der Unsicherheit aus dem Spiel. Für alle, denen es genau so geht, ist dieser Abschnitt des Blogeintrags. Wie es damals ablief und wie nervös ich da war, kann man am besten im Artikel über Sorck nachlesen: Sorck: Ein Zeitungsartikel. In Zeiten der Pandemie ist der Ablauf wie alles andere etwas anders.

Der Kontakt war hergestellt. Nun folgten zunächst E-Mails. Es mussten die Grundlagen geklärt werden. Während der Pandemie wollen auch Journalist*innen nicht ihr Leben riskieren, um Content liefern zu können. Absolut verständlich. Daher wurde von einem Treffen abgesehen und ein Telefonat vereinbart. Ich hasse Telefonate mit Fremden, aber ich finde den Gedanken schlimmer, dass mein Buch nicht verkauft und gelesen wird. Da es sich tatsächlich nicht gut verkauft, leide ich hier doppelt. Danke für Nichts, 2020. Weiter im Text.

Da ich keine große Reichweite habe, waren weder mein Name noch meine Arbeit bei der Journalistin bekannt. Nachvollziehbar. Aber da niemand gern unvorbereitet in Gespräche startet, hatte ich mehrere Blogartikel in den E-Mails verlinkt – generelle Infos zum Buch, Leseproben – und habe mich bereit erklärt, weitere Infos nachzuliefern, falls Interesse bestünde. Auch habe ich ein Autorenfoto mitgeschickt, da auch Fotograf*innen ihre Gesundheit nicht für ein Bild riskieren möchten, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Zum Foto kommen wir nachher.

Welche Infos interessiert die Presse?

Die Frage ist im Grunde leicht zu beantworten: Alles, was ein Buch außergewöhnlich macht, ist interessant. Alleinstellungsmerkmale – ob nun Alleinstellungsmerkmale des Buches oder des/der Autors/Autorin, ist egal – sind interessant. Eine Erkenntnis hat mich bei allen Zeitungsartikeln vor zu großer Nervosität bewahrt, und zwar, dass die Journalist*innen und die Zeitung kein Interesse daran haben, das Buch oder mich schlecht zu machen. Sie brauchen Content und müssen im Bericht mehr oder weniger bestätigen, dass die Sache, über die sie berichten, berichtenswert ist. Ansonsten würden sich Leser*innen fragen, warum sie das Zeug überhaupt lesen. Kein*e Journalist*in wird in einem Fall wie meinem schreiben, dass es das Buch gäbe, es aber nicht lesenswert sei. Warum dann der Bericht? Wäre ich bereits berühmt, sähe es anders aus. Dann könnte man mit Verrissen Aufmerksamkeit erzeugen.

Daraus kann man weiter schließen, dass alles, was verkaufsfördernd oder gut fürs Marketing ist, auch interessant für die Presse ist: Alleinstellungsmerkmale. Es nicht einmal besonders wichtig, ob die erwähnten Eigenschaften überhaupt Alleinstellungsmerkmale darstellen, sondern nur, ob sie als solche aufgefasst werden könnten. Ein Beispiel wäre, dass ich nicht der Meinung bin, dass Figuren oder Ich-Erzählinstanzen, deren Geschlecht ungeklärt bleibt, im Jahr 2020 noch Alleinstellungsmerkmale darstellen oder darstellen sollten, auch wenn ich in Erschütterungen. Dann Stille. zum ersten Mal bewusst damit gearbeitet habe. Dennoch ist der Gedanke – nicht nur, dass es so gehandhabt werden könnte, sondern auch, dass man darüber überhaupt nachdenken oder darauf achten könnte; der komplette Diskurs eigentlich – für viele Menschen fremd oder neu und daher erwähnenswert für die Zeitung.

Kurz: Denkt darüber nach, was den Zeitungsleser*innen neu oder interessant erscheinen könnte, bevor ihr in ein Gespräch geht! Das gibt euch Sicherheit und (was mir bei derart nervösen Angelegenheiten wichtig ist) es verkürzt das Gespräch immens. Damit möchte ich übrigens nicht sagen, dass das Gespräch an sich unangenehm gewesen wäre, denn es lief sehr freundlich ab, sondern dass Telefonate mit Fremden generell unangenehm sind für mich.

Das Gespräch

Auch wenn man nicht vergessen sollte, dass Journalist*innen „nur“ Menschen sind, sollte man auch daran denken, dass sie im Gespräch ihren Job erledigen und dafür nicht unendlich viel Zeit haben. Das finde ich beruhigend. Eine aus reiner Neugierde interessierte Person hat potenziell keinen Endpunkt für das Gespräch im Kopf. Das Interesse würde mich freuen, aber die Endlosigkeit wäre anstrengend.

Es gibt einen vorgefertigten Fragenkatalog, der sich auf den Infos aufbaut, die man zuvor liefert oder die anderweitig recherchiert werden. Man kann also das Gespräch im Vorfeld manipulieren/beeinflussen, indem man entsprechende Informationen liefert. Aber wie läuft es dann konkret ab?

Während es im direkten Gespräch oft mit Smalltalk beginnt, kommt man im Telefonat schneller auf den Punkt. So ist es jedenfalls diesmal gewesen und so würde ich es selbst auch handhaben. Begrüßung, Frage, Antwort, Frage, Antwort, Witzchen, aufgelockerte Stimmung, Frage … Das bedeutet (für alle andere Nervösen da draußen): Wenn es nicht anders geht, beantwortet man nur extrem knapp alle Fragen und bringt es hinter sich. Das geht. Ich bin nur knapp daran vorbeigeschlittert.

Am Ende des Gesprächs gibt es immer noch die eine letzte Frage: „Haben Sie noch etwas, das Sie über Ihr Buch sagen wollen?“; oder: „Möchten Sie noch etwas hinzufügen?“ Sofern ihr beim Gespräch das Gefühl gehabt haben solltet, dass wichtige Punkte untergegangen sind, ist das eure Chance. Diesmal hatte ich sogar noch eine weitere Chance.

Nachbearbeitung & Das Foto

Mein übliches Autorenfoto, das man immer mal wieder online sehen kann, hatte ich auch zu Alexandra Wachelau geschickt. Allerdings hatte ich mir bereits gedacht, dass das ein Problem sein könnte. Zeitungen veröffentlichen ungern Fotos, deren Rechte sie nicht besitzen. Außerdem pflegen Zeitungen einen bestimmten Stil, den sie beibehalten wollen. Lokalzeitungsfotos erkennt man. Daher ist ein professionell geschossenes und offensichtlich gestelltes Foto problematisch.

Dieses Problem haben wir am Ende des Telefonats thematisiert. Da ich am nächsten Tag Besuch von einem guten Freund, der übrigens auch immer einen Anteil an der relativen Fehlerfreiheit meiner Bücher hat, erwartete, konnte ich versprechen, dass ich Fotos in einem passenderen Stil nachliefern würde. Das wiederum hat mir zusätzliche Bedenkzeit gegeben, um das Telefonat zu verarbeiten und darüber nachzudenken, was ich vergessen haben könnte. Zwei Tage nach dem Gespräch also habe ich das Foto und nachgelieferte Informationen verschickt. Damit war die Sache aus meiner Hand. Weitere zwei Tage später ist der Artikel online gewesen.

Glänzende Augen

Der Grund für den halbwegs selbstbewussten Gesichtsausdruck und den Glanz in den Augen auf dem Foto hat einen Namen: Jack Daniels. Missversteht das bloß nicht als Aufforderung! Ihr seht nicht besser aus und redet nicht klügeres Zeug, wenn ihr trinkt. Es kommt euch höchstens so vor. Allerdings kann ich nicht anders, als daran zu denken, dass mein Gesicht nur so aussieht, wie es auf dem Foto aussieht, weil ich bereits eine Weile vorher zu trinken angefangen hatte. Vielleicht sehe ich nüchtern besser aus. Ich weiß es nicht. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden.

Tipp zum Foto: Solltet ihr ebenfalls selbst ein Foto besorgen müssen, fragt vorher nach dem Format! Ruhr Nachrichten verwendet üblicherweise Querformat, aber ich hatte Hochformat geliefert. Das ist übrigens der Grund, warum das Buch nicht (vollständig) zu sehen ist – je nach Ausgabe ist es mal gar nicht und mal nur die Kante zu sehen.

Konsequenzen und Gründe

Als Autor möchte ich bekannt werden und letztendlich vom Schreiben leben können. Das ist mein Traum. Ohne diesen Traum wäre ich nie auf die Idee gekommen, mich durch einen derartigen Strudel der Nervosität zu zwingen. Allerdings ist mir bewusst, dass ich viel Zeit, Mühe und Ambiguitätstoleranz benötige, um mein Ziel zu erreichen. Leider kann ich daher hier nicht davon berichten, dass ich nach jedem Zeitungsartikel stapelweise Bücher verkaufen würde. Allerdings steigen die Verkaufszahlen ein wenig. Für mich ist ein solcher Artikel hauptsächlich eine Investition in die Zukunft. Man liest meinen Namen in Verbindung mit Literatur. Idealerweise passiert das immer wieder. Auf Twitter, auf meinem Blog, auf anderen Blogs, beim Buchensemble , in der Zeitung, bei Interviews oder man hört ihn bei Podcasts. Irgendwann, hoffe ich, sieht man ein Buch von mir irgendwo, und denkt: Den Namen kenne ich. Das reicht manchmal schon.

Von allem Verkaufskram abgesehen tun ein solcher Zeitungsartikel und seine Auswirkungen einfach gut. Man nennt mich öffentlich „Autor“. Menschen kommen auf mich, meine Familie und meine Freund*innen zu und sagen: „Matthias ist in der Zeitung, großartig!“ Das streichelt das Ego. Manchmal braucht man als Autor*in diese kleinen Streicheleinheiten, selbst wenn man eigenständig dafür gesorgt hat. Genießt das! Sowas tut euch gut und macht die Arbeit besser, es gibt Energie für weitere Projekte und bringt Anerkennung. Impostor Syndrome ist bei Autor*innen weit verbreitet und das ist ätzend. Mir geht es oft genug so. Daher erzwinge ich manchmal Momente des Stolzes und der Anerkennung. Das muss sein. Ich weiß, was ich kann. Ich muss nur mich und die Welt daran erinnern.

Sorck: Buchgeburtstag

Was ist geschehen, seit der Roman “Sorck” vor einem Jahr erschienen ist?

Der 27. Mai 2019 ist das offizielle Veröffentlichungsdatum meines Debütromans Sorck: Ein Reiseroman. Zu diesem Anlass möchte ich reflektieren, was seitdem geschehen ist, was ich mit diesem Buch erlebt habe und wo es noch hingehen soll.

Die erste große Veränderung durch die Veröffentlichung war die Realisierung, dass ich es tatsächlich durchgezogen hatte, dass ich längere Schreibprojekte also bewältigen kann und dass ich endlich ein veröffentlichter Autor geworden bin. Mein Leben lang habe ich mich als Autor betrachtet, aber hatte zwischenzeitlich Schwierigkeiten damit, diese Einschätzung zu rechtfertigen. Viele kennen das: Ist man bereits Autor, ohne etwas veröffentlicht zu haben? Natürlich ist man, aber man fühlt sich nicht unbedingt so. Das erste eigene Buch in Händen zu halten, ist großartig. Endlich der konkrete Beweis, dass man ist, was man zu sein meinte! Aus diesem Erfolg erwächst Mut, weitere Projekte, auch größere, anzugehen.

Es folgten Rückmeldungen von Freund*innen, Bekannten und Fremden, die in den allermeisten Fällen sehr positiv ausgefallen sind, weit positiver, als ich es vor der Veröffentlichung vermutet hatte. 4- und 5-Sterne-Bewertungen auf Amazon, Besprechungen auf Buchblogs wie dem Buchensemble oder KeJas Wortrausch waren weiterer Wind in meinen Segeln. Der Erfolg ist mir zu Kopf gestiegen, sodass ich meine sozialen Ängste zur Seite geschoben habe, um Sorck in Geschäften und Buchläden anzubieten – wieder mit Erfolg (in den meisten Fällen). Einen Artikel dazu hatte ich auch mal geschrieben: Selfpublishing und Buchläden

Was noch? Achja, zwei weitere Veröffentlichungen folgten mit Alte Milch: Gedichte und Das Maurerdekolleté des Lebens: Drei surreale Geschichten. Der allererste Schub, den eine Veröffentlichung bringt, folgt leider nicht mehr ganz so stark bei den nächsten Büchern. Natürlich betrachte ich auch diese Werke als klare Erfolge für mich, aber der Debütroman ist nun mal der Debütroman. Da kommt nichts dran.

Im letzten Jahr ist es mir gelungen, ein kleines Netzwerk aufzubauen, Autorinnen und Autoren kennenzulernen, die mich professionell und auch persönlich unterstützen. Auf diese Weise bin ich dann auch ins Team von Nikas Erben aufgenommen worden, in deren nächster Anthologie Geschichten von mir zu lesen sein werden. Außerdem gaben mir neue Social Media-Verknüpfungen die Chance, inzwischen bereits mehrere Interviews mitgemacht haben zu dürfen (ist das grammatikalisch korrekt?). Das neueste Interview gibt es hier: Jenlovetoread: Interview mit Matthias Thurau, “ältere” sind beispielsweise auf Das Bambusblatt und BirgitConstant.de zu lesen. Aber nicht nur online erfuhren die Menschen von mir und meinen Büchern, denn inzwischen sind Zeitungsartikel sowohl zu Sorck als auch zu Alte Milch gedruckt worden (neben der Veröffentlichung online).

Der Blog selbst hat sich im letzten Jahr ebenfalls weiterentwickelt. Ich nehme mir inzwischen die Freiheit, über alles zu schreiben, was mir durch den Kopf geht. Literatur ist noch immer mein Hauptfokus, aber auch Kunst, Ästhetik, Filme/Serien und Musik sind nun vertreten. Auch haben die positiven Rückmeldungen zu den Büchern und zu den Blogartikeln mir geholfen, mich zu öffnen, weniger zu zweifeln und einfach zu machen.

Damit wären wir im Jetzt angekommen. Die Corona-Krise wirkt sich lähmend auf mich aus, aber legt mich dennoch nicht völlig lahm. Blogartikel schreibe ich noch immer und arbeite außerdem an verschiedenen anderen Projekten. Sie werden mehr Zeit benötigen, als ursprünglich gehofft, aber sie werden fertig werden. In kleinen Häppchen schreibe und überarbeite ich Kurzgeschichten und Erzählungen für einen ersten eigenen Erzählband. Die Geschichten sind in verschiedenen Genres angesiedelt und in verschiedenen Stilen verfasst. Zwar fehlt mir noch die gemeinsame Überschrift, aber am Ende wird ein abwechslungsreiches Buch stehen, das viele Denkanregungen geben wird und bei Testlesern bereits die ersten Herzen gebrochen hat. Gleichzeitig lauert mein zweiter Roman, der noch einige weitere Überarbeitungsrunden benötigt, bevor er veröffentlicht werden kann. Er wird ganz anders werden als Sorck, etwas weniger abgedreht und ein wenig ernster, aber nicht weniger gut oder einzigartig!

Der Buchgeburtstag zwingt mich neben aller Selbstbeweihräucherung auch zur Selbstkritik. Es gibt Bereiche, beispielsweise das Marketing, an denen ich definitiv arbeiten sollte. Meine Werke haben mehr Aufmerksamkeit verdient und diese Aufmerksamkeit sollte ich ihnen verschaffen. Einerseits handelt es sich um eine Frage der Zeit, da man eine Leserschaft und Follower erst aufbauen muss, andererseits gehört Planung und (so dumm es klingen mag) Durchführung dazu. Das kriege ich auch noch hin.

Bis zum 28.05.20, also morgen, gibt es übrigens noch 50% Rabatt aufs E-Book, beispielsweise bei Amazon oder Thalia.

Genug gelabert. Hoch die Tassen! Jetzt wird gefeiert!

PS: Gestern ist noch eine weitere Rezension aufgetaucht und zwar auf dem Reisswolfblog.

Selfpublishing und Buchläden

Wie man die eigenen Bücher in Auslagen von Buchläden und anderen Geschäften unterbringt.

Immer mal wieder, seltener als ich sollte, besuche ich Buchläden (und andere Geschäfte) in Dortmund und stelle mich als Autor vor. Das mache ich, um meinen Namen ins Gespräch und meine Bücher in die Regale zu bringen. Hier möchte ich kurz darstellen, wie ich das anstelle, wie ich mich vorbereite und worauf man man achten sollte.

Zunächst einmal sollte festgestellt werden, dass nicht nur Buchläden Bücher verkaufen. Es gibt in jeder Stadt Ladenbesitzer*innen, die bereit sind, die lokale Kulturszene zu unterstützen und beispielsweise Bücher unbekannter Autor*innen zu verkaufen. In meinem Fall wären das beispielsweise Lotto Seel oder Landgut, beide fußläufig von meiner Wohnung zu erreichen. Diese Unterstützung ist Gold wert. Oliver Seel, Besitzer von Lotto Seel, veranstaltet Lesungen und Konzerte, pflegt einen persönlichen Umgang mit seiner Kundschaft und macht aktiv Werbung für mein Buch. Üblicherweise wird kein Beteiligter reich mit dem Arrangement, weshalb eine faire Absprache und ein Verkauf in Kommission angebracht ist. Ich teile den Gewinn (-> Einnahmen nach Abzug der Druckkosten etc.) ungefähr 50/50. In meinem Fall sind Werke und Geschäfte nicht inhaltlich verknüpft, aber sollte man Bücher verkaufen, die einen klaren Bezug zu einem Geschäft haben, könnte man an entsprechender Stelle nachfragen. Warum sollte nicht eine Bäckerei ein Buch über einen Bäckergesellen verkaufen?

Im Buchhandel selbst sind die Deals meist schwieriger. Von Verlagen erhält der Handel einen Rabatt von etwa 40%, was die meisten Selfpublisher*innen nicht bieten können. Ich selbst kann es mir nicht leisten, eine Auflage drucken zu lassen, die einen solchen Rabatt erlaubt. An der Stelle muss man verhandeln. Ein Buchladen teilte mir mit, feste Rabatte von lokalen Autor*innen in Höhe von 30% zu verlangen. Das ist schon zuvorkommend. Wir reden hier übrigens immer noch vom Verkauf in Kommission, sodass dem Laden selbst kein Risiko bleibt. Diese Verkaufsform ist manchmal allerdings nicht machbar. Filialen von Ketten wie Thalia oder Mayersche bekommen Schwierigkeiten mit der internen Abrechnung, wenn sie Kommissionsverkäufe anbieten. In dem Fall bleibt nur übrig, auf die eigenen Werke hinzuweisen. Von beiden genannten Ketten haben Dortmunder Filialen Exemplare meines Romans Sorck bestellt. Es ist also machbar.

Häufiger wurde ich schon gefragt, wie ich vorgehe. Kommen wir also jetzt dazu. Da ich etwas menschenscheu bin, nehme ich mir nicht zu viel vor. Ein Geschäft oder zwei reichen, um meine Energiereserven aufzubrauchen. Wenn es euch ähnlich geht, macht es doch auch so.

Mir ist aufgefallen, dass es gute und schlechte Zeiten gibt, um einen solchen Besuch zu starten. In den meisten Läden waren die Besitzer*innen, die Entscheidungen treffen konnten, Dienstags bis Samstags vor Ort und hatten am Montag frei. Direkt nach Eröffnung am Morgen ist das Personal noch mit dem Aufbau beschäftigt und hat wenig Zeit für Anfragen. Mittags zwischen 12 Uhr und 15 Uhr ungefähr machen die Mitarbeiter*innen abwechselnd Pause, was zu Engpässen führen kann. Auch hier hat man wenig Zeit für dahergelaufene Autor*innen. Auch zu den Stoßzeiten, besonders samstags, sollte man, wenn möglich, nicht aufkreuzen. Der ideale Zeitpunkt ist also meiner Meinung nach dienstags bis freitags gegen 11 Uhr vormittags. Mir ist klar, dass um die Zeit wegen des Jobs nicht jede*r losziehen kann, was meine Einschätzung allerdings nur untermauert.

Wenn ich dann im Laden bin, stelle ich mich vor und komme schnell zum Punkt: Gruß, Name, Beruf, Anliegen – Guten Tag, ich heiße Matthias Thurau, bin Autor aus Dortmund und habe vor Kurzem einen Roman veröffentlicht. Diesen würde ich gern in Ihrem Geschäft anbieten. Wer wäre der richtige Ansprechpartner dafür? Erwischt man direkt die richtige Person, geht es weiter. Hat man wen anders vor sich (vielleicht sogar eine Person in Ausbildung oder neu im Laden), ist diese Person nicht überfordert, sondern kann mich weiterleiten. (Die wenigsten werden überfordert sein, aber in meiner Ausbildung gab es Situationen, in denen man mich festnagelte und Dinge von mir verlangte, die ich noch nicht leisten konnte, weshalb ich das hier anspreche.)

Wichtig ist, dass man freundlich ist, aber nicht unterwürfig. Ihr habt ein Produkt geschaffen und anzubieten, an dem beide Parteien verdienen können. Ihr steht also auf gleicher Augenhöhe mit den Händlern. Um die Augenhöhe aufrechtzuerhalten, muss man natürlich alle Fragen beantworten können, die eventuell auftauchen:

Was ist das für ein Buch? – Habt einen Pitch oder eine Kurzzusammenfassung im Kopf!
Wo könnte man sich näher darüber informieren? – Rezensionen, Blogs, Interviews.
Wo und in welcher Form ist es erhältlich? – Großhändler, Eigenexemplare, Taschenbuch etc.
Wie kann man euch erreichen? – Immer eine Visitenkarte zur Hand haben!
Was möchtet und was könnt ihr für Konditionen anbieten? – Verschenkt eure Bücher nicht! Ihr solltet wissen, wie viele Exemplare ihr zur Hand habt, was ihr pro Exemplar selbst bezahlt habt, wie viel Gewinn ihr pro Exemplar mindestens erwartet usw. Am besten habt ihr ein Maximum im Kopf, das ihr sowohl in Form von Prozenten als auch in Form einer Geldsumme ausdrücken könnt. Ihr wollt nicht mit Prozentrechnung anfangen, während ihr im Gespräch seid.

Ein paar verkaufsfördernde Argumente kann man auch wunderbar fallen lassen. In meinem Fall wären das beispielsweise die Zeitungsberichte über mich und meine Bücher. So weiß mein Gegenüber, dass ich aktiv werbe und die Möglichkeit besteht, dass Menschen tatsächlich meine Bücher kaufen wollen.

Damit alles klappt, sollte man zwei Dinge dabei haben: Eine Visitenkarte und ein Exemplar des Buches (das auch zur Ansicht vor Ort gelassen werden kann). Wenn ihr ein Buch dort lasst, könnt ihr durchaus verlangen, es hinterher zurückzubekommen oder dass es als Teil der Lieferung gilt, die hinterher vereinbart wird. Ihr habt hart für das Werk gearbeitet! Außerdem rechnet es sich nicht, wenn ihr ein Buch verschenkt, das euch z.B. 8€ im Druck kostet, und ihr dafür drei Bücher verkauft, die euch insgesamt nur 6€ einbringen.

Auch sollte man nicht vergessen, dass nicht alle Tage Autor*innen vorbeischneien. Neugierige Fragen oder ein ausgewachsenes Gespräch sind möglich. Das sollte allen klar sein. Aber wenn es dazu kommt, habt ihr schon gewonnen. Das Interesse ich geweckt, die Sympathie offenbar vorhanden und die paar Zentimeter im Regal, die ein Buch benötigt, sollten kein Problem mehr darstellen.

Ist der Deal gemacht, fehlt noch der Lieferschein. Vorlagen gibt es kostenlos online. Wichtig darauf ist: Was wird geliefert (Titel, ISBN), wie viel davon, für welchen Verkaufspreis und mit welchem Händlerrabatt?

Es ist nicht immer einfach. Manchmal muss man zweimal oder dreimal vorbeischauen, bevor die richtige Ansprechperson da ist. Manchmal wird man auf eine Emailadresse verwiesen, manchmal wird dann bloß ein Exemplar genommen oder zwei und ich warte noch immer auf den Fall, in dem ich ein eindeutiges Nein kassiere. Das kann passieren und das wird passieren. Aufgeben werde ich deshalb nicht.

Warum eigentlich persönliche Besuche?

Anfangs habe ich E-Mails geschrieben und keine Antworten bekommen, nicht eine. Telefonieren hasse ich persönlich. Man kann sich nicht in die Augen schauen und weiß nicht, ob man nicht gerade stört. Um mein Ziel zu erreichen, musste ich also persönlich hin. Das wäre mein Antrieb. Es gibt aber auch weniger subjektive Gründe dafür. Ein persönlicher Besuch zeigt, dass man wirklich Interesse hat und Zeit opfert. Es sendet ein erheblich kräftigeres Signal als ein Anruf oder eine E-Mail. Darüber hinaus ist es schwieriger, einer Person eine Absage zu erteilen, die einem freundlich ins Gesicht lächelt, als einer, die irgendwann etwas getippt und abgeschickt hat. Geht also hin!

Diese Aktionen sind für viele (und da schließe ich mich ein) anstrengend. Daher ein paar aufmunternde oder beruhigende Worte: Buchverkäufer*innen sind Buchmenschen wie wir. Sie sind meist freundlich, erfüllt von Liebe zur Literatur und machen ihren Job nur sehr selten, weil sie nichts besseres finden konnten. Selbst wenn sie eure Bücher nicht verkaufen können oder wollen, werden sie euch das freundlich beibringen und euch nicht wüst herauswerfen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Wenn es dann doch klappt, wenn ihr euch getraut habt und erfolgreich wart, freut ihr euch umso mehr. Ich bin jedes Mal stolz auf mich und sammele mit jedem Besuch mehr Mut für den nächsten.