Nach dem recht spontanen Einstieg letzte Woche, werde ich diesen Blog ab jetzt ein wenig strukturierter angehen. Es ist sinnvoll, zunächst mich selbst – wenigstens sofern es das Thema Literatur betrifft – vorzustellen, wo ich herkomme, wie sich mein Schreiben entwickelt hat und wo ich noch hin will. In späteren Beiträgen werden meine bisherigen Schritte auf meine Ziele zu, die Fallen und Krisen, meine Inspirationsquellen, meine konkrete Vorgehensweise beim Schreiben sowie regelmäßige Einschübe, um meine Sprachnachrichten aus dem Kellerloch zu besprechen, zum Thema werden. Sofern keine herausragenden Ideen dazwischenfunken, ist dies der Plan für die nächsten Wochen.
Als ich mit etwa 13 oder 14 Jahren zu schreiben begann – die Geschichten aus der Grundschulzeit lassen wir mal außen vor -, interessierte ich mich für düstere Filme (z.B. The Crow), düstere Musik (Gothic, EBM, Metal) und seit Kurzem – und wegen der Gothic-Szene, zu der ich mich langsam zu zählen begann – düstere Literatur. Besonders Edgar-Allen Poe hatte es mir mit The Raven angetan, aber auch Lord Byron, Beaudelaire, William Blake, Trakl und ein wenig Goethe gehörten dazu. Bei dieser Lektüre ist es kein Wunder, dass ich es selbst mit Lyrik versuchte. Wütende, lange, theatralisch-pathetische Lyrik. Aber – und das halte ich in der Kunst immer für einen wichtigen Faktor – es kam aus tiefster Seele und war ehrlich in seinem Kern. Damals nutzte ich das Schreiben als direktes Ventil, da ich mich nicht anders auszudrücken und noch weniger direkt auszuleben wusste. Innerhalb von Sekunden wanderten Ideen, Gefühle, Bilder und Eindrücke in Textform auf das Papier und zwar mehrmals täglich.
Heutzutage sind meine Texte sehr viel gefilterter, wenn man so will, weniger direkt in ihrer Verbindung von Gefühl und Resultat.
Meine Lektüre änderte sich. Ich erinnere mich an den Moment, da ich im Bücherregal meines Vaters den Titel „Der Ekel“ von Sartre – diesen Namen hatte ich irgendwo doch schon mal gehört… – entdeckte. Zur gleichen Zeit nahm ich mir vor, mehr „Weltliteratur“ zu konsumieren. Hauptsächlich aus dem simplen Grund, dass keiner, den ich kannte und nicht mochte, dies auch tat. Es schien mir außerdem eine Sache zu sein, mit der man Menschen beeindrucken könnte. Selbstverständlich gefiel mir auch, was ich las. Keineswegs verstand ich Sartres Ekel korrekt, als ich ihn das erste mal las, aber dennoch fand ich mich in diesem und jenem Aspekt wieder. Zu Sartre gesellte sich Kafka, den ich als noch schwieriger empfand und dennoch wegen der Grundstimmung und der verrückten Ideen sehr mochte. Währenddessen schrieb ich weiter Gedichte.
Ein Freund half mir, einige Texte zusammenzustellen, ein Layout zu entwerfen und einige Exemplare eines eigenen Buches zu drucken. Es wurde verschenkt und verstaubt vermutlich noch in dem ein oder anderen Regal. Man sollte heutzutage vielleicht dazu sagen, dass Social Media Plattformen und das Internet generell noch nicht wirklich verbreitet waren in jener Zeit.
Irgendwann – wir sind jetzt am Anfang meiner Zwanziger – schrieb ich Texte für ein Projekt, das ich „Bastians Fieberträume“ nannte. Das Konzept war simpel: ein Junge namens Bastian träumte schreckliche Dinge. Eine Kompilation aus mehreren solcher strukturlosen Kurzgeschichten sollte das Ergebnis sein. Um ehrlich zu sein, war ich wohl inhaltlich zu nahe an mir selbst, denn ich bekam regelmäßig Alpträume von meinen eigenen Ideen. Aber immerhin waren es die ersten Prosa-Texte, die ich verfasste.
Mit Hermann Hesse begann eine neue Lesezeit für mich. Zuvor interessierten mich zwar die Bücher, die ich las, aber es fehlte mir auch etwas. Ein Faktor beim Lesen war noch immer der Drang, anders zu sein – ich zwang mich eben auch dazu. Doch als ein guter Freund mir Hesses Demian empfahl, war plötzlich alles anders. Hier fand ich mich wieder. Der Steppenwolf und Siddhartha lösten Ähnliches aus. Ich hatte meinen Lieblingsautor gefunden. Fortan las ich übrigens auch andere Bücher mit mehr Interesse.
Das erste Roman-Projekt – „Der König der Maulwürfe“ – startete ich mit etwa 24 und verarbeitete darin meine Jugend – oder versuchte es. Zu 80% ist das Werk betrunken entstanden. Das Ergebnis ist entsprechend.
Erst wiederum einige Jahre später, während meines Philosophie- und Komparatistik-Studiums – mein Abitur musste nachgeholt werden, da ich aus verschiedensten Gründen das Gymnasium frühzeitig verlassen hatte –, machte ich Pläne für einen weiteren Roman. Bei Vorlesungen und Seminaren lernte ich Jorge Luis Borges, Daniel Kehlmann und Hermann Burger kennen, tauchte tiefer ins Verständnis von Kafka und Hesse ein und hörte das erste mal von den Frankfurter Poetik-Vorlesungen. All das inspirierte mich immens.
Schildbürger – mehr Details im Beitrag „Vorgeschichte(n)“ – entstand.
Doch erst mit meinen neuesten Gedichten und Kurzgeschichten sowie dem dritten Romanmanuskript entschied ich, an die Öffentlichkeit zu gehen. Welche Schritte ich dafür unternahm und was ich dabei über Fallen für motivierte Autoren (wie mich) lernte, wird im nächsten Beitrag thematisiert werden.