Hinweis: Vater und ich. Rezension

Rezension des Romans “Vater und ich” von Dilek Güngör.

Der Roman Vater und ich von Autorin Dilek Güngör war für den Deutschen Buchpreis 2021 nominiert. Ich habe das Buch besprochen beim Buchensemble. Die Rezension findet ihr hier:

Vater und ich: Rezension

Hinweis: Compendium Obscuritatis

Hinweis auf die neue Anthologie von Nikas Erben: Compendium Obscuritatis.

Seit Halloween ist die neueste Anthologie des Autor*innenkollektivs Nikas Erben überall zu haben. In Compendium Obscuritatis sind Geschichten verschiedener Autor*innen versammelt, die sich allesamt um bisher unbekannte Fantasiewesen drehen. Dabei sind viele verschiedene Genres vertreten, aber der Schwerpunkt liegt wohl bei Fantasy und Horror. Zwischen Monstern und niedlichen Fantasiewesen findet ihr alles.

Ich selbst habe zwei Erzählungen beigesteuert, über die ich hier auch noch schreiben werde. Zu kaufen gibt es das Buch überall, wo es Bücher zu kaufen gibt, beispielweise hier:

AMAZON

Books on Demand

Hinweis: Streulicht. Rezension

Hinweis auf eine Rezension des Romans Streulicht von Deniz Ohde.

Eine neue Rezension des Romans Streulicht von Deniz Ohde, der für den Deutschen Buchpreis 2020 nominiert war, findet ihr beim Buchensemble:

Im Schatten des Chemiewerks: Streulicht

Hinweis: weiter leben. Rezension

Hinweis auf eine Rezension des Buches “weiter leben” von Ruth Klüger.

Eine neue Rezension über das autobiografische Buch weiter leben von Ruth Klüger ist ab sofort beim Buchensemble zu lesen. Über eine Kindheit im KZ:

weiter leben: Rezension

Hinweis: Vergangenes noch heute. Rezension

Hinweis auf eine Rezension des Romans “Vergangenes noch heute” von Theodoros Iatridis.

Eine Rezension (ein Verriss) des Romans Vergangenes noch heute von Autor Theodoros Iatridis ist ab sofort beim Buchensemble zu finden:

Vergangenes noch heute: Rezension

Wort und Ton: Über Stimmen

Stimme, Stimmung, Erzählstil und Geschrei. Über das Sprechen und Schreiben.

Meine Sprechstimme ist nicht meine Schreibstimme, die Schreibstimme nicht immer die Gleiche, meine Vorlesestimme härter als die Sprechstimme, obwohl sich diese immer mal wieder ändert.

In diesem Blogeintrag soll es um Stimmen gehen und um Wörter: geschriebene und gesprochene.

Stimmung und Stimmen

Aufgeregt spreche ich schnell, hektisch, wie auf Speed. Verängstigt bin ich leise, die Stimme ist schwächer noch als bei Müdigkeit. Spreche ich am Telefon mit Ämtern, klinge ich anders als am Telefon mit Freund*innen, bei diesen jeweils unterschiedlich, und persönlich nochmal anders als am Telefon. Viele Menschen bemerken es nicht, aber man kann einiges an ihren Stimmen ablesen, besonders wenn man sie besser kennt.

Das Gleiche gilt für Schreibstimmen. Wir machen es oft unbewusst, passen unseren Stil an die Begebenheiten des Textes an, werden schneller an spannenden Stellen, werden langsamer in ruhigen Sequenzen. Man entwickelt ein Gespür dafür, vermutlich verstärkt durch gute Lektüre, vielleicht aber auch einfach aus dem Alltag heraus. Erzählpraktiken sind Alltagskommunikationspraktiken. Zwar erzählen wir literarisch eine Geschichte anders als im persönlichen Gespräch, aber dennoch wenden wir auch dort Erzähltechniken an. Wir nutzen Spannung erzeugende Wörter wie „plötzlich“, untermalen unsere Worte mit Gestik und Mimik (was wir beim Schreiben kopieren oder umgehen), setzen seltener ab an spannenden Stellen (schriftstellerisch würde man beispielsweise weniger Unterbrechungen durch Punkte einfügen, sondern längere, hastige Sätze nutzen) oder setzen absichtlich eine Pause vor einem Höhepunkt, um die Spannung weiter zu heben und zu halten.

Gesang und Musik in der Literatur

Es gab mehr als eine Person, die Lyrik mit Musik verglichen hat. Der Rhythmus macht’s. Keine Sorge, ich werde jetzt keinen Vortrag über Metrik und all das hier hinklatschen, sondern nur darauf hinweisen, dass der Rhythmus, mit dem wir etwas persönlich erzählen, sich in der Lyrik widerspiegelt (wenn wir es wollen). In meinem Fall erinnert der Rhythmus der Gedichte eher an den Rhythmus meines Gedankenstroms. Ich spreche sortierter, weil ich schweige, bis ich zusammenhabe, was ich sagen möchte. Aber ich denke sprunghaft, chaotisch, auf mehreren Ebenen zeitgleich. Das gilt zumindest für die Zeiten, in denen ich emotional engagiert und nicht völlig entspannt bin. Gedichte wiederum würde ich nicht schreiben, wäre ich völlig entspannt (was ich ohnehin im Grunde niemals bin). Manchmal durchbreche ich lyrisch meinen Gedankenstrom absichtlich, zerteile ihn, leite ihn um. Auch das ist meine literarische Stimme: Sie widerspricht all meinen anderen Stimmen, wenn sie es will oder muss oder beides, also: soll.

Dass die Ursprünge der Lyrik in frei vorgetragenen Gesängen liegen, wundert wohl niemanden. Die Verbindung zur Musik ist deutlich. Doch schwieriger ist es, Musik in Prosa umzusetzen oder zu übersetzen. Manche Autor*innen machten und machen es sich einfach, indem sie es für die Leser*innen schwierig machen. Sie werfen mit Fachbegriffen aus der Musik um sich, mit denen manche Leser*innen nichts anfangen können. Sie nennen Songs und Stücke, aber bleiben dabei bei einer reinen Nennung, die keineswegs das Gefühl auslöst, das ebendieser Song oder ebendieses Stück selbst auslösen würde. Wie also Musik beschreiben? Schwierige Frage. Ich kann es nicht (oder nicht gut). Die beste Umsetzung beschriebener Musik habe ich bisher bei Proust gefunden in In Swanns Welt, dem ersten Buch der Reihe Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. (Über dieses erste Buch hinaus habe ich es übrigens nie geschafft.)

Geschrei und wirklich lautes Schreiben

Manchmal muss man laut werden, manchmal will man es bloß. Man könnte eine laute Erzählstimme nun mit einer Vielzahl von (falsch gesetzten?) Ausrufezeichen zu erreichen versuchen. Aber das sieht nun einmal behämmert (und alles andere als gekonnt) aus!!! Auch CAPSLOCK ist nicht wirklich eine Option. Doch wann und warum sollte man überhaupt literarisch schreien wollen? Eine erste Antwort wäre recht wörtlich in Dialogen zu finden: eine Figur schreit. Etwas abgehobener fielen mir Lyrik und andere Kurzformen ein, die allgemein etwas freier sind und häufig Gefühle direkter übertragen beziehungsweise direkt von diesen handeln. Ein Gedicht ist ein Schrei, wenn di*er Autor*in es so will oder di*er Leser*in es so versteht.

Im Falle von Dialogen wäre die simpelste Lösung, das Geschrei in Form einer passenden Inquit-Formel zu verdeutlichen: „F*** dich!, schrie sie.“ Oder man lässt di*en Dialogspartner*in etwas Entsprechendes antworten („schrei doch nicht so“). Doch an dieser Stelle könnte man wenigstens die Erregung in der Stimme der sprechenden Figur mit anderen Mitteln darstellen. Ist man wütend, spricht man Sätze oft nicht zu ende, verhaspelt sich, nutzt Kraftausdrücke und Beleidigungen (je nach Situation) und gestikuliert bei alledem. Geschrei ist die Grenze zwischen verbaler Kommunikation und einer Handlung. Näher kommt eine Stimme nicht mehr an eine Tat heran. Gesten kann man in Einschüben beschreiben. Hier kann man stark den Leser*inneneindruck einer Figur beeinflussen, indem man die Gesten gerade in hocherregten Zuständen neutral, ernst, weniger ernst oder sogar lächerlich beschreibt (bewegen, schlagen, wedeln, fuchteln etc.).

Zeit mich zu korrigieren: in stilistisch im Grunde völlig freien Texten wie Gedichten kann man sehr wohl Capslock verwenden oder beispielsweise (nicht gerade für Geschrei, aber generell) die zum Meme gewordene abwechselnde Groß- und KleinScHrEiBuNg, wobei man bei letzterem die Vorkenntnisse der Leser*innen und deren Verständnis und Assoziationen miteinbeziehen muss. Auch damit imitiert man im Grunde einen Sprechakt und ein Augenrollen zugleich.

Macht, was ihr wollt! Die Kunst ist frei. Ich persönlich bin übrigens ein Fan von sparsam aber gezielt gesetzten Kraftausdrücken in Gedichten.

Lesungen & Angst

Wie in der Einleitung erwähnt, klinge ich Gedichte vorlesend völlig anders als im Alltag sprechend. Aus mir nicht wirklich ersichtlichen Gründen, außer vielleicht der deutlicheren Betonung der einzelnen Silben, klinge ich bei Lesungen wie ein Radiosprecher aus den 1950er Jahren, aber mit einer verschmitzten, moderneren Note, weil meine Texte diese erfordern. Das ist natürlich kein Problem, nur eine Feststellung. Problematischer und mit Stimmung und Stimme zusammenhängend ist meine Angst vor Lesungen. Ich spreche nicht gern vor Menschen, spreche manchmal generell nicht gern, und werde leise, sobald ich bemerke, dass mehr als eine Person zuhört.

Warum erzähle ich das? Möchte ich authentischer wirken? Vielleicht. Vielleicht möchte ich mich aber auch pushen, wenn ich jetzt nachtrage, was ich zu tun gedenke, um in Zukunft Lesungen halten zu können:

  • Schritt 1: Texte laut vorlesen, wenn ich allein bin.
  • Schritt 2: Texte laut vorlesen und mich dabei filmen.
  • Schritt 3: Aufgenommene Lesungen, die geglückt sind, hochladen und teilen.
  • Schritt 4: Online Lesungen zu Zeiten, in denen wahrscheinlich niemand zusehen wird.
  • Schritt 5: Lesung (online oder live) vor Freund*innen.
  • Schritt 6: Online Lesungen halten zu Zeiten, in denen potenziell Leute zusehen könnten.
  • Schritt 7: Schritt 6, aber mit Vorankündigung, oder: eine richtige Online-Lesung.
  • Schritt 8: Live-Lesung.

Einzelne Schritte könnte man austauschen oder überspringen, aber grundsätzlich ist das mein hier mein Plan hin zur ersten richtigen Lesung. Da ich bereits mehrfach Angebote bekommen habe, Lesungen zu halten, sollte ich langsam mal loslegen.

Literaturzeitschrift: Edit

Über die Literaturzeitschrift Edit (Edit Nr. 83, Frühjahrsausgabe).

Im dritten Teil der Blogreihe über Literaturzeitschriften soll es um die Edit gehen, genauer um Edit Nr. 83 (Frühjahrsausgabe 2021). Angefangen hatte die Reihe mit der Queer*Welten Nr. 5, gefolgt von BELLA triste Nr. 59. Auch diesmal werde ich zunächst auf das Konzept der Edit eingehen, anschließend auf das Design, den Inhalt als Überblick und schließlich einige Beiträge der Edit Nr. 83 genauer besprechen. Packen wir‘s an.

Konzept der Edit

Die Edit besteht bereits seit 1993 und druckt Lyrik, Prosa (Kurzgeschichten, Essays etc.), Dramen und Erstübersetzungen. Außerdem sind Visuals aus den Bereichen Kunst und Design zu finden, mit interessanten Erklärungen dabei. 3 mal im Jahr erscheint das etwa 125 Seiten starke Literaturmagazin. Im Vergleich zur Queer*Welten und auch noch zur BELLA triste scheinen die Macher*innen der Edit einen komplizierteren, weniger direkten Stil zu bevorzugen. Eine Ausgabe kostet 9 €.

Aufmachung der Edit Nr. 83

Die Frühjahrsausgabe der Edit wurde von Studio Pandan gestaltet. Das Format ist 22 cm x 15.5 cm. Die Visuals sind farbig gedruckt (sofern sie im Original farbig sind), der Rest in schwarz-weiß gehalten. Die Schrift ist übersichtlich und gut lesbar, der Buchsatz jeweils an die Texte angepasst.

Inhalt der Edit Nr. 83

Literatur:

  • Jenny Hval – GIRLS AGAINST GOD
  • Stine Diane Sampers – KEEPS CRASHING DOWN THE SAME PERIOD IN MY TEXT BETWEEN THE PARAGRAPHS AND I FORGOT ABOUT THE CRUSH
  • Uta Gosmann – FREUDS GÖTTER
  • Sandra Gugić – WACHEN
  • Adrienne Herr – MUSEUM ISLAND
  • Jana Krüger – HIER, HIER
  • Carlo Spiller – GEGEN DIE WEICHE EWIGKEIT MEINER UNSTERBLICHEN WENIGKEIT
  • Katharina Mevissen – PLATZ DA!

Kunst:

  • Pati Hill
  • Evelyn Taocheng Wang
  • Ruth Wolf-Rehfeldt

Jenny Hval: Girls Against God

Girls Against God ist ein Roman der norwegischen Autorin Jenny Hval, hier als Auszug in einer Übersetzung von Clara Sondermann. Was mich zuerst gepackt hat, ist die Wut in diesem Textauszug. Die Wut und dann der Stil, der wild umherspringt zwischen Filmideen, Musik, wieder Wut, Schreiben als Thema und noch mehr Wut. Sobald das Buch in deutscher Übersetzung zu haben ist, werde ich es kaufen.

Uta Gosmann – Freuds Götter

Uta Gosmann erzählt in Freuds Götter von der Figurensammlung (Göttinnen und Götter und andere) von Sigmund Freud und den Mythen, die hinter den dargestellten Gött*innen stehen, streut Zitate von Autor*innen ein, mischt Gedichte und Gedichtfragmente darunter und kreiert ein Gesamtwerk aus Einzelteilen. Ein nicht leicht zu fassendes Prosawerk und dennoch faszinierend.

Sandra Gugić – Wachen

Wenn Mann und Kind schlafen, wacht die Mutter – sie wacht über ihre Lieben, sie wacht, weil sie nicht schlafen kann. Am Tage versucht die Mutter, obwohl die Familie im Urlaub ist, zu arbeiten, zu schreiben, schickt Mann und Kind los, bleibt allein, kriegt nichts geschafft. Wachen ist eine kurze Erzählung von Sandra Gugić, die von der Vereinbarkeit von Familie und Arbeit (gerade kreativer Arbeit, die kein Büro, keinen speziellen Arbeitsplatz zu erfordern scheint) handelt, aber auch von Liebe, Schlaflosigkeit und dem Festhalten an sich selbst, auch und gerade wenn der Alltag mit all seinen Regeln anrückt. Hier sind es die Nähe und der triste Ton, die mich angesprochen haben.

Jana Krüger – Hier, Hier

Eine Metamorphose, in der Innen und Außen, der Körper, die Körperlichkeit, Zeit, Menschsein und Sprache sich verlieren, zerfließen, sich wiederfinden, transzendieren. Immer wieder wird etwas transzendiert und verändert. Aus einem Menschen wird ein Tier, scheinbar entgegen den Ideen des Transhumanismus, doch durch die Verschmelzung von Innen und Außen wieder innerhalb des Rahmens. Hier, Hier liest sich nicht nur wie eine Abrechnung mit Denkkonzepten, sondern auch wie eine mit den Menschen an sich, mit der Gesellschaft. Da wird nach Würde gefragt – der Würde des Menschen und des Tieres – und nach Rache geschrien, da wird der Körper verschönert, um angepasst zu sein, weil man den Körper hasst, und dann wächst ein Fell, wachsen Flügel.

Katharina Mevissen – Platz da!

Mit Platz da! liefert Katharina Mevissen einen Essay über den körperlichen Aspekt des Schreibens, über die Notwendigkeit von Räumen, bequemen Sitzgelegenheiten, finanzieller Unterstützung. Schreiben und alles, was daran hängt, benötigt den Körper, der wiederum Nahrung benötigt, der sitzen muss, idealerweise in gesunder Haltung, der mit Fingern tippt und mit Augen schaut. Einige Mythen über das Schreiben werden beiseitegeräumt, einige vermeintliche Selbstverständlichkeiten betont, um sie ins Licht zu rücken, damit sie nicht mehr übersehen werden. Zwischendrin werden immer wieder Zitate von Autor*innen zum gleichen Thema eingestreut. Informativ und unterhaltsam geschrieben macht Platz da! einige sehr gute Punkte, die man bedenken sollte.

Fazit

Obwohl ich einige Beiträge in der Edit sowie das Gesamtkonzept sehr cool finde, trifft die Auswahl insgesamt nicht ganz meinen Geschmack, passt nicht zu meinem Stilempfinden (und entsprechend würde ich meinen eigenen Schreibstil nicht dort verorten). Der Nebenfokus auf Erstübersetzungen ist zwar kein besonderes Interesse von mir – ich suche zuallererst nach deutschsprachiger (originaler) Literatur in Literaturzeitschriften –, dennoch habe ich mit Girls Against God ein Buch gefunden, das ich kaufen werde, sobald es in deutscher Sprache veröffentlicht ist. Das alles sagt nicht das Geringste über die Qualität der Edit aus, sondern ist rein subjektiv. Denn qualitativ gibt es bei dieser Literaturzeitschrift nichts zu meckern. Ich werde weiterhin bei Gelegenheit, Lust (und ausreichenden Finanzen) Ausgaben kaufen.

Hinweis: Menschenkind. Rezension

Hinweis auf die Rezension des Romans “Menschenkind” [Beloved] von Toni Morrison.

Die Rezension des Romans Menschenkind [Beloved] von Toni Morrison ist online beim Buchensemble:

Nie wieder unfrei: Menschenkind

Literaturzeitschrift: BELLA triste

Über die Literaturzeitschrift BELLA triste Nr. 59 (Frühjahrsausgabe).

In der lockeren Blogreihe rund um Literaturzeitschriften, die mit der Queer*Welten angefangen hat, geht es heute weiter mit der BELLA triste, und zwar der Frühjahrsausgabe 2021 (Nr. 59). Da die BELLA triste weit mehr Beiträge enthält als die Queer*Welten, werde ich nicht zu jedem etwas schreiben, sondern nur zu einigen ausgewählten.

Konzept der BELLA triste

Als Zeitschrift für junge Literatur fördert die BELLA triste vor allem Gegenwartsliteratur, bietet neben Prosa, Lyrik, Dramatik, Essays, Interviews und Reflexionen auch Visuals, also Bildbeiträge. Seit 2001 besteht die BELLA triste und seit 2003 der gemeinnützige Verein BELLA triste e.V., der auch das Literaturfestival Prosanova veranstaltet.

Design der BELLA triste

Die Frühjahrsausgabe der BELLA triste wurde vom Design Kollektiv Jung & Dynamisch aus Berlin gestaltet. Es gibt etliche Bilder und farbige Seiten. Die Textbeiträge zeigen verschiedene Schriftbilder, es wird mit dem Buchsatz gespielt. Die Zeitschrift ist über 100 Seiten stark bei einem Format von 22 cm x 15.5 cm. Man bekommt also einiges für den Preis von 7 €.

Inhalt der BELLA triste Nr. 59

  • Editorial
  • Norwin Tharayil: JÜNGSTE MESSUNGEN
  • Clara Werdin: 100 billionen einzelteile
  • Cecily Ogunjobi: Dem Erdboden gleich (Prosaminiaturen)
  • Alexander Kappe: kein ingrimm
  • (Mohammad) Adika Rahman: revisting visual childhood memories
  • Interview mit dem Verbrecher Verlag: (Jörg Sundermeier & Kristine Listau interviewt von Armin & Simoné)
  • Arpana Aischa Berndt: tropical (Auszug)
  • Paul Jennerjahn: lazarus in den dingen
  • Kara Bukowski: Beobachtungen
  • Sven Schaub: Erst kommt der Wind, dann kommt die U-Bahn
  • Nathalie Eckstein: Wurzeln
  • Rezensionen
  • Viten
  • Impressum

Clara Werdin: 100 billionen einzelteile

In kurzen Prosasequenzen beschäftigt sich Clara Werdin mit dem Körper. Körpererinnerungen aus der Kindheit und Körpererfahrungen von heute, Vergleiche, Blicke in Spiegel, Probleme und vermeintliche Probleme, die Person im Spiegel als fremde Person, die man doch irgendwoher kennt, entfernt. Stil, Sprache und Thematik gefallen mir sehr. „ich sage mir oft sätze vor, immer wieder die gleichen sätze. sie werden geformt von der gesellschaft, aber getragen von meiner stimme“, heißt es da beispielsweise, und man könnte argumentieren, eine spezifisch weibliche Perspektive in den Texten zu lesen (und das ist auch gut so), aber dennoch fühle ich mich angesprochen, weil ich nicht selten ähnliche Sätze in eigener Stimme höre, die nicht die eigenen sind, sondern vorgesprochen worden sind vor langer Zeit. Eine Videolesung des Textes findet ihr übrigens über die Seite der Frühjahrsausgabe oder hier: 100 billionen einzelteile.

Interview mit dem Verbrecher Verlag

Der Verbrecher Verlag besteht seit nunmehr 20 Jahren und anlässlich des Jubiläums wurden die Verlagsleiter*innen Jörg Sundermeier und Kristine Listau interviewt. Man erhält einen interessanten und sympathischen Einblick in den Verlag, seine Geschichte und Werke. Neben Buchempfehlungen, die meinen Stapel ungelesener Bücher noch höher wachsen ließen, habe ich den Eindruck erhalten, dass ich gern mit dem Verbrecher Verlag zusammenarbeiten würde, aber leider auch die Erkenntnis gewonnen, dass man bereits Teil eines ausgesuchten Kreises sein muss, um das bewerkstelligen zu können. Ein spannendes Interview.

Arpana Aischa Berndt: tropical (Auszug)

Was für die einen Entspannung ist, ist für andere Horror. In zunehmend beklemmenderen Bildern erzählt Arpana Aischa Berndt einen Spa-Besuch. Ein Strudel von Alltagsrassismus, unsensiblen Gesten und Aussagen, Aufdringlichkeiten und nervigem Alman-Gehabe zieht die Erzählerin und mit ihr die Leser*innen hinab in ein labyrinthartiges Horrorgefühl. tropical ist auf genau die richtige Weise unangenehm.

Nathalie Eckstein: Wurzeln

Vom Zahnschmerz hat schon Dostojewski geschrieben. Hier aber geht es um die Buddenbrooks und das Buddenbrook-Syndrom, um den gesamten Mundraum, um das Schreiben als solches. Ein nicht leicht zu fassender Text, der dadurch nicht weniger faszinierend wirkt. Und manchmal liegt das Herz offen da wie eine entzündete Zahnwurzel.

BELLA triste Nr. 59: Fazit

Ich habe ein Abo abgeschlossen. Das sagt vermutlich alles. Nicht alle Beiträge haben mir gefallen, aber das kann man auch kaum erwarten. Jedenfalls bin ich bereits auf Nr. 60 gespannt.

Hinweis: Der Kälberich. Rezension

Hinweis auf eine Rezension des Romans Der Kälberich von Leif Høghaug in deutscher Übersetzung von Matthias Friedrich.

Für den außergewöhnlichen Roman Der Kälberich von Leif Høghaug habe ich beim Buchensemble eine Rezension veröffentlicht:

Kabelsalat im Kopf: Der Kälberich