Hinweis: weiter leben. Rezension

Hinweis auf eine Rezension des Buches “weiter leben” von Ruth Klüger.

Eine neue Rezension über das autobiografische Buch weiter leben von Ruth Klüger ist ab sofort beim Buchensemble zu lesen. Über eine Kindheit im KZ:

weiter leben: Rezension

Hinweis: Vergangenes noch heute. Rezension

Hinweis auf eine Rezension des Romans “Vergangenes noch heute” von Theodoros Iatridis.

Eine Rezension (ein Verriss) des Romans Vergangenes noch heute von Autor Theodoros Iatridis ist ab sofort beim Buchensemble zu finden:

Vergangenes noch heute: Rezension

Hinweis: Menschenkind. Rezension

Hinweis auf die Rezension des Romans “Menschenkind” [Beloved] von Toni Morrison.

Die Rezension des Romans Menschenkind [Beloved] von Toni Morrison ist online beim Buchensemble:

Nie wieder unfrei: Menschenkind

Literaturzeitschrift: BELLA triste

Über die Literaturzeitschrift BELLA triste Nr. 59 (Frühjahrsausgabe).

In der lockeren Blogreihe rund um Literaturzeitschriften, die mit der Queer*Welten angefangen hat, geht es heute weiter mit der BELLA triste, und zwar der Frühjahrsausgabe 2021 (Nr. 59). Da die BELLA triste weit mehr Beiträge enthält als die Queer*Welten, werde ich nicht zu jedem etwas schreiben, sondern nur zu einigen ausgewählten.

Konzept der BELLA triste

Als Zeitschrift für junge Literatur fördert die BELLA triste vor allem Gegenwartsliteratur, bietet neben Prosa, Lyrik, Dramatik, Essays, Interviews und Reflexionen auch Visuals, also Bildbeiträge. Seit 2001 besteht die BELLA triste und seit 2003 der gemeinnützige Verein BELLA triste e.V., der auch das Literaturfestival Prosanova veranstaltet.

Design der BELLA triste

Die Frühjahrsausgabe der BELLA triste wurde vom Design Kollektiv Jung & Dynamisch aus Berlin gestaltet. Es gibt etliche Bilder und farbige Seiten. Die Textbeiträge zeigen verschiedene Schriftbilder, es wird mit dem Buchsatz gespielt. Die Zeitschrift ist über 100 Seiten stark bei einem Format von 22 cm x 15.5 cm. Man bekommt also einiges für den Preis von 7 €.

Inhalt der BELLA triste Nr. 59

  • Editorial
  • Norwin Tharayil: JÜNGSTE MESSUNGEN
  • Clara Werdin: 100 billionen einzelteile
  • Cecily Ogunjobi: Dem Erdboden gleich (Prosaminiaturen)
  • Alexander Kappe: kein ingrimm
  • (Mohammad) Adika Rahman: revisting visual childhood memories
  • Interview mit dem Verbrecher Verlag: (Jörg Sundermeier & Kristine Listau interviewt von Armin & Simoné)
  • Arpana Aischa Berndt: tropical (Auszug)
  • Paul Jennerjahn: lazarus in den dingen
  • Kara Bukowski: Beobachtungen
  • Sven Schaub: Erst kommt der Wind, dann kommt die U-Bahn
  • Nathalie Eckstein: Wurzeln
  • Rezensionen
  • Viten
  • Impressum

Clara Werdin: 100 billionen einzelteile

In kurzen Prosasequenzen beschäftigt sich Clara Werdin mit dem Körper. Körpererinnerungen aus der Kindheit und Körpererfahrungen von heute, Vergleiche, Blicke in Spiegel, Probleme und vermeintliche Probleme, die Person im Spiegel als fremde Person, die man doch irgendwoher kennt, entfernt. Stil, Sprache und Thematik gefallen mir sehr. „ich sage mir oft sätze vor, immer wieder die gleichen sätze. sie werden geformt von der gesellschaft, aber getragen von meiner stimme“, heißt es da beispielsweise, und man könnte argumentieren, eine spezifisch weibliche Perspektive in den Texten zu lesen (und das ist auch gut so), aber dennoch fühle ich mich angesprochen, weil ich nicht selten ähnliche Sätze in eigener Stimme höre, die nicht die eigenen sind, sondern vorgesprochen worden sind vor langer Zeit. Eine Videolesung des Textes findet ihr übrigens über die Seite der Frühjahrsausgabe oder hier: 100 billionen einzelteile.

Interview mit dem Verbrecher Verlag

Der Verbrecher Verlag besteht seit nunmehr 20 Jahren und anlässlich des Jubiläums wurden die Verlagsleiter*innen Jörg Sundermeier und Kristine Listau interviewt. Man erhält einen interessanten und sympathischen Einblick in den Verlag, seine Geschichte und Werke. Neben Buchempfehlungen, die meinen Stapel ungelesener Bücher noch höher wachsen ließen, habe ich den Eindruck erhalten, dass ich gern mit dem Verbrecher Verlag zusammenarbeiten würde, aber leider auch die Erkenntnis gewonnen, dass man bereits Teil eines ausgesuchten Kreises sein muss, um das bewerkstelligen zu können. Ein spannendes Interview.

Arpana Aischa Berndt: tropical (Auszug)

Was für die einen Entspannung ist, ist für andere Horror. In zunehmend beklemmenderen Bildern erzählt Arpana Aischa Berndt einen Spa-Besuch. Ein Strudel von Alltagsrassismus, unsensiblen Gesten und Aussagen, Aufdringlichkeiten und nervigem Alman-Gehabe zieht die Erzählerin und mit ihr die Leser*innen hinab in ein labyrinthartiges Horrorgefühl. tropical ist auf genau die richtige Weise unangenehm.

Nathalie Eckstein: Wurzeln

Vom Zahnschmerz hat schon Dostojewski geschrieben. Hier aber geht es um die Buddenbrooks und das Buddenbrook-Syndrom, um den gesamten Mundraum, um das Schreiben als solches. Ein nicht leicht zu fassender Text, der dadurch nicht weniger faszinierend wirkt. Und manchmal liegt das Herz offen da wie eine entzündete Zahnwurzel.

BELLA triste Nr. 59: Fazit

Ich habe ein Abo abgeschlossen. Das sagt vermutlich alles. Nicht alle Beiträge haben mir gefallen, aber das kann man auch kaum erwarten. Jedenfalls bin ich bereits auf Nr. 60 gespannt.

Hinweis: Rückkehr der Schiffe. Rezension

Hinweis auf die Rezension des Buches “Rückkehr der Schiffe” von Hilde Domin beim Buchensemble.

Meine erste Lyrik-Rezension wurde auf dem Buchblog vom Buchensemble veröffentlicht. Es geht um das Buch Rückkehr der Schiffe von Hilde Domin.

Wunderbare Ungereimtheiten – Rückkehr der Schiffe

Daniel Kehlmann: Vier Stücke

Rezension des Buches “Vier Stücke” von Daniel Kehlmann.

Dass ich gerne Werke von Daniel Kehlmann lese, ist kein Geheimnis. Ich schreibe absichtlich „Werke“ statt „Romane“, denn auch die Erzählungen, Vorlesungen und Gespräche gefallen mir. Jetzt habe ich das Buch Vier Stücke gelesen, in dem die vier Theaterstücke Geister in Princeton, Der Mentor, Heilig Abend und Die Reise der Verlorenen abgedruckt sind.

Das erste der vier Stücke dreht sich um den Logiker Gödel, einen Mann der Wissenschaft, der jedoch an Geister glaubte und daran, dass er vergiftet werden würde. Diese Angst trieb ihn dazu, im Alter komplett die Nahrungsaufnahme zu verweigern, bis er verhungerte. Bereits in der Vorlesung Kommt, Geister erwähnt Kehlmann dieses Zusammentreffen absoluter Logik und paradoxen Handelns.

Der Mentor behandelt die Probleme unerfahrener und eigentlich längst überholter Autor*innen, die Fehler, die beide Gruppen begehen, die Gemeinsamkeiten, die sie haben, und was sie voneinander lernen können. Als noch unbekannter Autor habe ich mich häufig erwischt gefühlt.

Man könnte die vier Stücke in zwei Hälften teilen, denn Der Mentor und die Geister von Princeton könnte man grob philosophisch/literarisch verorten, während Heilig Abend und Die Reise der Verlorenen eher politischer Natur und gerade im Rahmen der Flüchtlingsproblematik und um sich greifender rechter Tendenzen in Europa zu verstehen sind. Heilig Abend ist angelegt als Verhör. Ein Aspekt, der für mich besonders hervortritt, ist Macht der Behörden beziehungsweise die Willkür in der Ausübung von Rechten und Pflichten. Wie weit darf man gehen, um eine wichtige Information, ein Geständnis, zu bekommen? Rechtfertigt die Feststellung der Schuld von Verdächtigen, wie die Schuld festgestellt wurde? Letztlich geht es um Moral und strukturelle Gewalt.

Am beeindruckensten der vier Stücke empfand ich Die Reise der Verlorenen, das vollständig (und das wird als Stilmittel häufig wiederholt) auf realen Begebenheiten basiert, auf historischen Dokumenten, Tagebucheinträgen, Telefonprotokollen usw. Das Kreuzfahrtschiff St.Louis legt 1939 mit knapp 1000 jüdischen Flüchtlingen, die ihre Tickets zu horrenden Preisen kauften, von Hamburg Richtung Kuba ab. Es geht um die Behandlung der Passagiere, die Tugend mancher Crew-Mitglieder, die Untugend anderer, den Unwillen vieler Regierungen, die Flüchtlinge aufzunehmen, um Propaganda und ein brutales Schicksal. Es werden keine großen Reden geschwungen, wie man es manchmal von Theaterstücken befürchtet. Die Figuren berichten über ihr Leben und ihren Tod wie Geister, die alles gesehen haben, und mit einer Ruhe, die nicht emotional kalt wirkt, sondern die Brutalität der Situation unterstreicht.

Ich bin kein Theatergänger, aber ich lese gelegentlich Theaterstücke. Manchmal passen die Regieanweisungen zu den Bildern in meinem Kopf und manchmal nicht. Kehlmanns Stücke sollen minimalistisch aufgeführt werden: leere Räume, mal ein Tisch und zwei Stühle. Gerade in den geisterhaften Monologen oder Dialogen, wenn eine Figur vorgreift und vom eigenen Tod spricht, passt diese Leere perfekt. Ich stelle sie mir losgelöst von allem vor, ruhig und sich dennoch der Ungerechtigkeit bewusst, die sie zu durchleben hatten, ohne Verurteilung, ohne Rachegelüste.