Daniel Kehlmann: Vier Stücke

Rezension des Buches “Vier Stücke” von Daniel Kehlmann.

Dass ich gerne Werke von Daniel Kehlmann lese, ist kein Geheimnis. Ich schreibe absichtlich „Werke“ statt „Romane“, denn auch die Erzählungen, Vorlesungen und Gespräche gefallen mir. Jetzt habe ich das Buch Vier Stücke gelesen, in dem die vier Theaterstücke Geister in Princeton, Der Mentor, Heilig Abend und Die Reise der Verlorenen abgedruckt sind.

Das erste der vier Stücke dreht sich um den Logiker Gödel, einen Mann der Wissenschaft, der jedoch an Geister glaubte und daran, dass er vergiftet werden würde. Diese Angst trieb ihn dazu, im Alter komplett die Nahrungsaufnahme zu verweigern, bis er verhungerte. Bereits in der Vorlesung Kommt, Geister erwähnt Kehlmann dieses Zusammentreffen absoluter Logik und paradoxen Handelns.

Der Mentor behandelt die Probleme unerfahrener und eigentlich längst überholter Autor*innen, die Fehler, die beide Gruppen begehen, die Gemeinsamkeiten, die sie haben, und was sie voneinander lernen können. Als noch unbekannter Autor habe ich mich häufig erwischt gefühlt.

Man könnte die vier Stücke in zwei Hälften teilen, denn Der Mentor und die Geister von Princeton könnte man grob philosophisch/literarisch verorten, während Heilig Abend und Die Reise der Verlorenen eher politischer Natur und gerade im Rahmen der Flüchtlingsproblematik und um sich greifender rechter Tendenzen in Europa zu verstehen sind. Heilig Abend ist angelegt als Verhör. Ein Aspekt, der für mich besonders hervortritt, ist Macht der Behörden beziehungsweise die Willkür in der Ausübung von Rechten und Pflichten. Wie weit darf man gehen, um eine wichtige Information, ein Geständnis, zu bekommen? Rechtfertigt die Feststellung der Schuld von Verdächtigen, wie die Schuld festgestellt wurde? Letztlich geht es um Moral und strukturelle Gewalt.

Am beeindruckensten der vier Stücke empfand ich Die Reise der Verlorenen, das vollständig (und das wird als Stilmittel häufig wiederholt) auf realen Begebenheiten basiert, auf historischen Dokumenten, Tagebucheinträgen, Telefonprotokollen usw. Das Kreuzfahrtschiff St.Louis legt 1939 mit knapp 1000 jüdischen Flüchtlingen, die ihre Tickets zu horrenden Preisen kauften, von Hamburg Richtung Kuba ab. Es geht um die Behandlung der Passagiere, die Tugend mancher Crew-Mitglieder, die Untugend anderer, den Unwillen vieler Regierungen, die Flüchtlinge aufzunehmen, um Propaganda und ein brutales Schicksal. Es werden keine großen Reden geschwungen, wie man es manchmal von Theaterstücken befürchtet. Die Figuren berichten über ihr Leben und ihren Tod wie Geister, die alles gesehen haben, und mit einer Ruhe, die nicht emotional kalt wirkt, sondern die Brutalität der Situation unterstreicht.

Ich bin kein Theatergänger, aber ich lese gelegentlich Theaterstücke. Manchmal passen die Regieanweisungen zu den Bildern in meinem Kopf und manchmal nicht. Kehlmanns Stücke sollen minimalistisch aufgeführt werden: leere Räume, mal ein Tisch und zwei Stühle. Gerade in den geisterhaften Monologen oder Dialogen, wenn eine Figur vorgreift und vom eigenen Tod spricht, passt diese Leere perfekt. Ich stelle sie mir losgelöst von allem vor, ruhig und sich dennoch der Ungerechtigkeit bewusst, die sie zu durchleben hatten, ohne Verurteilung, ohne Rachegelüste.

Jahresrückblick III: Literatur I (Die Bücher der anderen)

Literarischer Jahresrückblick 2019: Meine gelesenen Bücher.

Das Jahr 2019 hat für mich viele Veränderungen mit sich gebracht und viel Arbeit. Daher konnte ich leider weniger lesen, als ich wollte. Dennoch habe ich es geschafft, die Zeit zu finden, um einige Bücher, darunter viele Comics und Graphic Novels, zu lesen. Einige, die einen Eindruck hinterlassen haben, möchte ich hier vorstellen.

Fangen wir an mit Blast von Manu Larcenet. Es gibt insgesamt 4 Bände der Graphic Novel, aber ich habe bisher nur Band 1 und 2 gelesen. Beide sind fantastisch. Der Zeichenstil gefällt mir gut, die Erzählweise ebenfalls und einige Bilder sind einfach Kunstwerke. Die Geschichte um den übergewichtigen Protagonisten, der nach dem Tod seines Vaters ein Leben außerhalb der Gesellschaft sucht und ständig den nächsten Rausch jagt, hat mich berührt, gefesselt und mitgenommen. Die Rahmenhandlung ist ein Verhör bei der Polizei wegen einer schweren Körperverletzung. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und kann jetzt schon die Hälfte der Reihe wärmstens empfehlen.

Im Laufe des Jahres habe ich immer mal wieder im Gedichtband Rauchsignale von Hermann Burger gelesen. Wie immer bei Burger sind die Texte sprachlich auf allerhöchsten Niveau. Ab und an wirken sie dadurch trocken, obwohl durchgängig zu spüren ist, dass Emotionen das Grundfundament seiner Lyrik bilden. Nichts für kurzes Lesevergnügen, aber wer gerne nachdenkt und interpretiert, kommt auf seine Kosten.

Ganz anders ist da The Wake von Scott Snyder und Sean Murphy. Dieses Comic erzählt die Geschichte einer alternativen Evolution auf der Erde mit tollen Bildern und viel Spannung. Ich war einen Nachmittag lang gefesselt und extrem gut unterhalten.

Ebenfalls ein Comic, aber in einer anderen Stimmung, ist Fell von Warren Ellis und Ben Templesmith. Fell folgt einem interessanten Konzept. Warren Ellis war sich bewusst, dass es Comic-Fans gibt, die kein Geld haben, um sich ständig neue Ausgaben zu kaufen. Daher wollte er ein Comic entwickeln, das kurz, sehr günstig und unabhängig ist von großen Story-Bögen, wie sie bei den Großen wie Marvel und DC üblich sind. Das Ergebnis waren die Fell-Comics. Jedes einzelne Heftchen kann gelesen werden, ohne dass man die anderen kennen oder haben muss, und jedes Heft war ursprünglich geradezu billig in Relation. Es geht um einen Detective, der in einer völlig heruntergekommenen Stadt schreckliche Fälle aufklären muss. Der Zeichenstil ist großartig und die Storys nehmen die Leserschaft gefangen. Ich wünschte, es gäbe mehr davon.

Weiter geht es mit einem Klassiker unter den Comics: The Swamp Thing Saga (Book One) von Alan Moore. Schleichender Horror mit einer Existenzkrise von Plot Twist, dazu Action, durchdachte Gestaltung und ein Zeichenstil, der eben in die damalige Zeit gehört. Ich habe es sehr gern gelesen und plane, 2020 Buch Zwei endlich ebenfalls zu lesen.

Nachdem mir dieses Swamp Thing so gut gefallen hatte, testete ich den Swamp Thing-Run von Scott Snyder. Snyder war mir zuerst im Batman-Run (New52) begegnet und hatte mich überzeugt. Swamp Thing allerdings gefiel mir weniger von ihm, da es ein wenig zu eklig und zu offenkundig horrorlastig war für meinen Geschmack. Ich war zwar gut unterhalten, aber hatte mehr erwartet.

Von Daniel Kehlmann und Tyll hatte ebenfalls viel erwartet, aber wurde nicht enttäuscht. Ich mag seinen Stil einfach und die kleinen erzählerischen Experimente, die er wagt. Was ich fast noch mehr mag, sind seine Sterbeszenen. Es steckt so viel Ruhe darin. Nach einem langen Kampf darf sich die Figur endlich ausruhen. Neben der guten Unterhaltung lernt man noch etwas über den Dreißigjährigen Krieg und (wenn man will und aufmerksam ist) über Erzähltechniken.

Ich kann mich nicht entscheiden, ob mir Mein Name sei Gantenbein von Max Frisch gefallen hat oder nicht. Eigentlich beides. Die Grundidee mag ich und das Bild der Person, die sich blind stellt, um die Menschen wirklich sehen zu können, ist auch super. Aber gleichzeitig fand ich das Buch anstrengend zu lesen. Möglicherweise war das falsche Buch für die Zeit.

Dann folgte meine kurze Da Vinci-Phase, zuerst mit Sigmund Freud und Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci und schließlich mit einer Ausgabe sämtlicher Gemälde und Zeichnungen. Freud gibt sein bestes, um aus einer winzigen Bemerkung Da Vincis eine komplette Analyse abzuleiten, in der es sich natürlich um dessen Mutter und seinen Penis dreht. Die Gedankengänge sind durchaus interessant, aber aus heutiger Sicht auch unfreiwillig komisch. Warum ich sowas lese? Es stand im Regal und im Vorbeilaufen wollte es mitgenommen werden.

Über Leo Perutz und Der schwedische Reiter habe ich einen eigenen Artikel verfasst: Leo Perutz: Der schwedische Reiter.

Über Kakuzo Okakura und Das Buch vom Tee nicht, obwohl ich es zunächst vorhatte. Es scheiterte daran, dass ich mich nicht in der Lage sah, wiederzugeben, was der Kern des Buches ist. Das Buch vom Tee ist knapp gehalten und steckt voller Informationen über die japanische Teezeremonie, ihre Entwicklung und Bedeutung sowie den sozialen, religiösen und philosophischen Hintergrund. Es ist hochinteressant und nicht nur für alle empfehlenswert, die sich für Japan interessieren.

Okakuras Werk erinnerte mich an Cees Nooteboom, dessen Buch Rituale ebenfalls eine Teezeremonie in einer Szene beinhaltet und das mir damals ausgesprochen gut gefiel. Diesmal hatte ich es mit Paradies verloren versucht. Wieder war ich begeistert. Nooteboom erzählt poetisch von der Reise seiner Protagonistin nach Australien, nachdem sie in ihrer Heimat angegriffen wird. Sie sucht Heilung in der Welt der Aborigines. Später springt der Erzähler zu einem anderen Protagonisten und die beiden Geschichten treffen sich. Zur Geschichte gehören auch einige Zeilen zu Nootebooms Arbeitsweise, seiner Ideenfindung und seinem Umgang mit Figuren, die er gehen lassen muss. Ein gutes, dünnes Buch, das viel beeinhaltet.

Zum Abschluss noch eine Graphic Novel: Fight Club 2 von Chuck Palahniuk. Ja, es gibt eine Fortsetzung und ja, es ist eine Graphic Novel. Tyler ist zurück und versucht, die Weltherrschaft an sich zu reißen oder so. Ich muss zugeben, ich war am Ende massiv verwirrt und musste eine ganze Weile nachdenken, bis ich damit klarkam. Fight Club war damals als Manuskript kaum unterzubringen und nur durch die Mühen des Lektors gab es eine kleine Mitleidsauflage, die sich nicht gut verkaufte. Dann kam die Verfilmung und sie floppte in den Kinos völlig. Aber außerhalb der Kinos feierte der Film Erfolge und wurde schnell zum absoluten Kult. Hier ungefähr setzt Palahniuk an. Seine Figur Tyler Durden hat es geschafft, nicht nur seine Geschichte zu überleben, indem er tausende Witze, Sprüche, Clubs und Ideen angeregt hat (The first rule of XY-Club is …), sondern auch seine Leser noch zu überleben, da er als Romanfigur geboren wurde, aber kaum jemand ihn als solche kennenlernte. Tyler Durden ist zu einer Idee verkommen, die Palahniuk nicht unbedingt mag, denn der Einfluss seiner Figur reicht offenbar bis in neofaschistische Zirkel, die die Botschaft des Buches/des Films missverstanden haben. Ganz kriege ich es immer noch nicht auf die Reihe, aber hey, Palahniuk hat sich wieder mit einer Geschichte in meinem Kopf eingenistet, wie er es damals mit dem ersten Teil von Fight Club auch geschafft hatte. In Tyler we trusted.

Wie ich gern schriebe

Hier kommen wir an einen Knackpunkt im Leben eines Autoren. Zwar hat jeder eine eigene, natürliche Erzählstimme, aber eben auch Vorbilder, Wünsche, Ziele und viel zu viele Vergleichsmöglichkeiten.

Hier kommen wir an einen Knackpunkt im Leben eines Autoren. Zwar hat jeder eine eigene, natürliche Erzählstimme, aber eben auch Vorbilder, Wünsche, Ziele und viel zu viele Vergleichsmöglichkeiten. Eine Anpassung beider Richtungen – der natürlichen Eigenart und dem angestrebten Stil – aneinander ist ein stetiger Entwicklungsprozess.

Hermann Burger hat seinen Stil an seinen Vorbildern geübt, indem er große Teile von Texten seiner Lieblingsautoren, ganze Absätze oder Seiten aus Romanen, abschrieb, um dann den Satzbau, quasi das Skelett, mit seinen eigenen Worten wieder zu füllen. So hoffte er sich etwas von dem anzueignen, was er an anderen bewunderte.
Selbstverständlich ist das eine Menge Arbeit und bisher habe ich mir nie die Mühe gemacht, es auch auszuprobieren. Jedoch stellte ich wieder und wieder fest, dass das Lesen fremder Texte allein bereits eine gute Schule für Stil und Aufbau ist, weswegen gute Autoren viel lesen sollten. Das ist eine Selbstverständlichkeit, sollte man meinen, doch stolperte ich im Internet auch über Schreiber, die öffentlich in die Runde fragten, ob man eben auch lesen müsse, um Autor zu sein.
Man sollte. Außerdem erscheint mir das Konzept eines nicht leseverliebten Autoren widersprüchlich. Ich erinnere an Jorge Luis Borges, der sagte, dass die Idee einer Pflichtlektüre absurd sei und man genausogut von Pflichtglück sprechen könne.

Es gibt ein paar für mich bedeutsame Namen in der Welt der Literatur, der Literaturwelt oder Weltliteratur, deren Werke stellvertretend sind für das, was ich gern produzieren würde oder bereits produziere, produziert habe.
Die philosophischen Konstrukte, die die Grundlage bilden für das Werk von Jorge Luis Borges, sprechen Seiten in mir an, die mich die Welt mit Vernunft und intellektueller Neugierde betrachten lassen, aber auch nicht ohne einen gewissen Humor. Allerdings wäre mir sein Schreibstil grundsätzlich zu trocken, zu wenig emotional, was ja thematisch stimmig sein mag und mich nicht vom Lesen abhält, aber meinem Wesen und damit meinen Themen widerspricht. Versucht habe ich mich dennoch in dieser Art zu schreiben; mit mäßigem Erfolg.
Daniel Kehlmann wurde offensichtlich – und, wenn ich mich recht an seine Essays und Vorlesungen erinnere, auch ausdrücklich – ebenfalls von Borges inspiriert. Daraus entstanden, wie ich vermute, unter anderem die Realitätsverschiebungen in seinen Büchern, die mir immer am meisten gefallen haben. Mein Versuch eines Borges-Romans – was historisch betrachtet wiederum paradox ist – war entsprechend auch ein Kehlmann-Roman. Ein interessantes Experiment, das ein interessantes Ergebnis zutage förderte, aber leider keines der Veröffentlichung würdiges.
Dennoch habe ich Elemente des Experiments in einem weiteren Roman verwendet, einer Vermischung realer und irrealer Ebenen, die ein beinahe surreales Ganzes geschaffen haben. Dieses meiner Meinung nach gelungene Werk werde ich in den nächsten Monaten schwer überarbeiten und nächstes Jahr veröffentlichen.

Rein stilistisch, also losgelöst vom Inhalt, schriebe ich (manchmal) gern wie Hermann Burger und verfalle auch immer mal wieder in den entsprechenden Modus, wenn auch laienhaft im Vergleich zum Original. Eine Kopie kann aber wiederum auch nicht das Ziel sein. Für eine solche Kopie oder eine entsprechend große Annäherung bin ich auch einfach zu faul, da die schiere Menge an Arbeit und Konzentration, nötig für diesen Schreibstil, erschlagend ist.
Um mal ein kleines Beispiel zu nennen, hier ein (für Burgers Verhältnisse kurzer) Satz, der Anfang der Erzählung Kohlhaas auf der Dampfwalze, den ich als besonders schön empfinde:
Ein Dampfwalzenführer, so sein Anwalt, und dies kommt bereits der Brechung des Amtsgeheimnisses gleich, was wir angesichts der Extraordinarität des Falles riskieren müssen, verlor, da er kurz vor Feierabend entsetzlich, aber rechtschaffen niesen musste, seine künstlichen Zähne, dergestalt, dass er die Prothese unmittelbar vor die Vordertrommel spuckte und, sintemal der Bremsweg ohnehin zu lang gewesen wäre, mit seiner vierzehn Tonnen schweren Rammbull, dieselgetrieben, zermalmte.
Vermutlich ist das für manche unerträglich zu lesen, aber unbezweifelbar hervorragend formuliert.

Nun wird es schwierig.
Ein ganz anderer Bereich der Literatur mischt sich ein, der mir aufgrund meiner Lebensgeschichte, all der Dinge, die mir zustießen und die ich mir selbst antat, die ich er- und durchlebte, ausgesprochen zusagt. Die Namen Hunter S. Thompson und Irvine Welsh fallen mir ein, wobei Hans Fallada, Louis-Ferdinand Céline und Henry Miller wenigstens zum Teil in die gleiche oder eine ähnliche Kerbe schlugen.
Wie verbindet man nun, sofern man das denn wollte, akstrakt-philosophische Ideen, Spielchen mit verwischter Realität, Schachtelsatz- und Fremdwortmassaker mit dem tiefsten Elend aus Alkohol, Drogen, Depression und Wut?
Thompson machte immer deutlich, dass seine Einblicke in andere Realitäten klar durch Drogen verursacht wurden – diese offensichtlich zu vereinbarende Kombination findet sich bei Kehlmann übrigens auch, ich glaube, im Roman F.
Miller schrieb surreal, wie er sich durch Paris vögelte und hungerte.
Céline war einfach furchtbar wütend, jedoch nicht stillos.
Fallada – in Der Trinker – beschreibt ungeschönt das tiefste Elend, was Welsh mit etwas Humor ebenfalls tut.
Dreckige Gefühlswelten, Elend und Leid vertragen sich kaum mit Sprachspielereien, sondern erfordern Derb- und Direktheit.

Nebenbei liebe ich übrigens die Albtraumwelten von Franz Kafka. Passen die auch noch rein?

Vielleicht ist das Vorhaben zu groß, weil zu vollgestopft, zu überfüllt mit Widersprüchen. In meinen kürzeren Erzählungen findet man mal das eine und mal das andere Puzzlestück, üblicherweise überschneidend.
Bedenke ich es richtig, sind allerdings sämtliche erwähnten Elemente in jenem Roman – ich suche noch immer einen passenden Titel – enthalten, den ich, wie oben erwähnt, überarbeiten und herausbringen werde. Zu Beginn dieses Eintrags war mir dies noch nicht bewusst.
Das macht mich gerade durchaus stolz, doch zwingt mir die Befürchtung auf, einige wichtige Bestandteile – ich denke da besonders an Suff und Elend – könnten zu kurz gekommen sein. Eine wichtige Notiz für die Überarbeitung.

Noch suche ich meine wahre Stimme. Vermutlich werde ich das den Rest meines Lebens tun.

Da ich es bisher nicht eindeutig erwähnt habe, stelle ich an dieser Stelle nachträglich fest, dass ich in diesem Artikel einzig von meiner Prosa spreche, meine Lyrik also vorerst ausschließe aus diesem Gedankengang. Innerhalb der Lyrik stehe ich recht sicher, entwickele mich zwar immer weiter, doch suche nicht mehr aktiv, zweifle nicht mehr ständig, bin also unterwegs und angekommen – oder auch andersherum.

Ein weiterer Punkt, der letzte, der noch nicht erwähnt wurde, da er für mich offenbar zweitrangig zu sein scheint, wäre die Leserschaft und ihre Vorlieben. Es ist mir bewusst, dass ein zu komplexer Stil, zu wirre oder intellektuelle Ideen, vielleicht sogar zu ehrliches Elend – denn das wahre Elend ist immer weniger leicht zu ertragen und härter als ein künstliches, unpersönliches; man vergleiche einen abstürzenden Junky bei Welsh mit den kreischenden Massen bei Marvel – eine Menge Leser eher abschrecken. Doch verlangt meine Integrität und meine Arroganz, wenn es denn welche ist, wenigstens aber mein Stolz, meinen eigenen Weg ohne Rücksicht auf mögliche Verkaufszahlen und die Vorlieben einer Leserschaft, die eben einfach nicht die meine sein kann, zu gehen. Dieser Punkt ist also abgehakt.

Fehlen nur noch die Haken hinter allen anderen Punkten.