Über meine Versuche, Publikum zu erreichen und veröffentlicht zu werden, sowie die Hürden und Fallen auf dem Weg.
Es ist vermutlich bereits deutlich geworden, dass ich eine Veröffentlichung meiner Werke – in dieser Reihenfolge: Romane, Kurzgeschichten, Lyrik – anstrebe. Diese Veröffentlichung sollte (auch und hauptsächlich) in Form gedruckter Bücher erfolgen, was eine Einschränkung darstellen kann. Doch das wäre mein Ideal.
In diesem Blogeintrag wird es darum gehen, welche Schritte ich im Laufe des letzten Jahres unternommen habe, um mein Ziel zu erreichen. Außerdem werde ich von einigen Fallen berichten, in die man auf einem solchen Weg tappen kann. Um in Zukunft keinerlei Nachteile zu erleiden – mein Projekt ist schließlich im höchsten Grade egoistisch –, werde ich keine Namen erwähnen, die mir noch nutzen könnten.
Während einer ausgesprochen motivierten Phase entschied ich mich, endlich veröffentlicht zu werden und ging den logischen, überhasteten, ersten Schritt: Was ich an brauchbarem Material – und das war zu dem Zeitpunkt eigentlich nur Lyrik – hatte, wurde durchgeguckt, minimal aufgearbeitet und an Verlage geschickt.
Bei Lyrik gibt es das grundsätzliche Problem, dass kein Schwein das Zeug mehr liest.
Schöner ausgedrückt: es gibt einen sehr eingeschränkten Markt, der vermutlich nicht mehr Menschen umfasst, als der Kreis, der das Produkt selbst herstellt.
Schaut man sich um, merkt man relativ schnell, dass nicht wenige Leute Gedichte verfassen, aber kaum jemand (moderne) Lyrik mehr kauft. Aus Sicht der meisten Verlage ist das ein eindeutiges Zeichen zum Ausstieg aus diesem Segment. Was also resultiert daraus?
Erstens:
Es entwickelten sich einige Verlage, die auf Gewinn verzichten. Diese sind entsprechend klein in ihrer Reichweite und Ausgabenzahl. Das ist an sich kein Problem. Für mich problematisch war eher, dass diese idealistisch ausgerichteten Verlage es eben auf jeder Ebene sind, also eine gewisse Botschaft zu verbreiten hoffen – politisch, gesellschaftlich, religiös.
Zweitens:
Es gibt andere Verlage, die nicht mit den Büchern, sondern mit den Autoren Geld verdienen wollen. Hier wird es gefährlich! Zunächst erkennt man – beispielsweise vom Internetauftritt her – häufig nicht, was dahintersteckt. So freute ich mich auch recht schnell über einen dicken Umschlag, der einen Vertrag enthielt. Allerdings brauchte man von mir einen kleinen Zuschuss in Höhe von etwa 4800€. Dieser Betrag war bereits heruntergerechnet – beispielsweise der mögliche Gewinn von verkauften Exemplaren war abgezogen. Ich hätte also ein Buch veröffentlicht, aber auf eigene Kosten und ohne die Chance auf Einnahmen. Eine gekaufte Veröffentlichung kann man günstiger haben.
Danach recherchierte ich jeden weiteren Verlag sehr viel genauer.
Ich persönlich halte dieses Geschäftsmodell für ausgesprochen mies, da natürlich jeder Autor von seinem Namen auf eigenen Büchern träumt, sich entsprechend schnell einschmeicheln lässt und schließlich bloß abgekocht wird. Fühlt sich für mich an wie Verrat.
Der nächste Schritt waren Wettbewerbe.
Grundsätzlich gab es dort für mich wiederum häufig das gleiche Problem wie mit den kleinen Verlagen und ihrer Agenda. Selbstverständlich sind Einschränkungen für einen Wettbewerb sinnvoll und teilweise unumgänglich. Dennoch ist es frustrierend seitenweise Wettbewerbe durchzuschauen und einen nach dem anderen aussortieren zu müssen – falsches Alter, falscher Wohnort, falsche Herkunft, falsche Botschaft, Thematik oder Grundstimmung.
Kurze Anmerkung: Auch bei Wettbewerben gibt es Fallen. Beispielsweise fordern manche Betreiber Teilnahmegebühren, Bearbeitungsgebühren oder Ähnliches ein. Hier sollte man also auch etwas recherchieren.
Trotz allem habe ich mich zu so manchem Wettschreiben angemeldet – diesmal auch mit Kurzgeschichten. Vollständig erfolglos übrigens.
Vorteil der Themen- und Längenvorgaben war für mich auf jeden Fall, dass ich in Richtungen dachte, die mir vorher nicht in den Sinn kamen. Entsprechend zog ich also etwas daraus, wenn auch keinen pekuniären Gewinn.
Seien wir ehrlich, mein Schreibstil ist ein bisschen ungewöhnlich – ein Prosa-Beispiel wird bald gepostet – und der Boden der Texte häufig weit entfernt vom Licht angesiedelt. Darauf schiebe ich die ausbleibenden Siege. Außerdem kann man sich immer sagen, dass alles Geschmackssache sei und all den üblichen, trivialen Unsinn.
Literaturmagazine waren die nächste Station. Die Auflage dieser Hefte ist sehr klein – einige hundert Exemplare alle paar Monate. Der große Vorteil anerkannter Magazine ist aber, wen sie erreichen. Sämtliche Hefte landen bei Literaturbegeisterten, von denen viele beruflich involviert sind, also Agenten, Lektoren und andere, deren Aufmerksamkeit absolut nicht schaden kann. Einige wenige Beiträge habe ich dort unterzubringen versucht. Warum eigentlich nicht mehr? Werde ich ändern.
Zwischendurch besuchte ich die Frankfurter Buchmesse, schaute mich um und hörte mir Vorträge an. Letzterer Part war besonders interessant. Vertreter aus den Rängen der Literaturagenten trugen vor oder wurden befragt. Sie machten verständlicherweise Werbung für ihre Branche, doch berichteten sie auch von ihrer Auswahlpraxis für neue Manuskripte, von der Menge neuer Zusendungen und von ihrer Arbeit allgemein. Im Grunde übernehmen sie alles Geschäftliche und nutzen ihre Kontakte, um den Autoren Ruhe zu geben für das, was sie korrekterweise eben zu tun haben: schreiben. Mir selbst wäre die Arbeit mit einem guten Agenten sehr lieb, aber das muss jeder für sich selbst wissen. Noch ist der Markt wohl nicht völlig versperrt ohne Agenten. Allerdings kann man sich vorstellen, dass jemand, der am Wochenende bei einem Glas Wein mit seinen Freunden im Lektorat verschiedener Verlage über neue Autoren spricht, größere Chancen auf Unterbringung eines Manuskripts hat, als der Typ, von dem noch niemand etwas gehört hat und der aus dem Nichts eine Email schreibt.
Übrigens erzählten einige Agenten auch von aktiver Akquise online. Ich habe also Hoffnung für meine Projekte.
Auch in dieser Branche gibt es Leute, die Autoren ausnutzen wollen. Grundsätzlich verdient eine seriöse Agentur nur dann, wenn der Autor auch verdient, also durch Prozente des Gewinns. Vorher sollte es absolut keine Kosten geben: nicht für Bearbeitung, Vorlektorat oder irgendwelche anderen Dinge. Hier sollte man ebenfalls recherchieren.
Entsprechend gingen die nächsten Bewerbungen – wir reden jetzt vom Romanmanuskript, das inzwischen fertiggestellt wurde – an Literaturagenturen.
Einige Agenturen – unter anderem die, die auf meiner Liste ganz oben standen – haben die Vorgabe, dass man ihnen mitzuteilen hat, bei welchen Konkurrenzfirmen und Verlagen man sich bereits beworben hat, wer ablehnte, auf wessen Antwort man noch wartet etc. Am Telefon erklärte man mir, dass man eben sehr beschäftigt sei und die Auskunft „ich habe mich außerdem bei XY beworben“ dazu führe, dass das Manuskript ganz unten in den Stapel gelegt werde, bis die andere Agentur geantwortet habe. Man will sich also keine unnötige Arbeit machen. Dies führt allerdings dazu, dass – wenn man sich wie ich an diese Vorgaben hält – immer nur eine einzige Bewerbung herausgeschickt werden kann. Dann wiederum ist es gängige Praxis, keine Ablehnungsschreiben herauszuschicken, sondern lediglich einen Zeitraum zu nennen, nach dessen Ablauf von einem Nein auszugehen ist. Dieser Zeitraum ist dann zwischen einem und drei Monaten lang.
Allein deshalb laufen meine Bemühungen in diesem Bereich noch.
Die aktuellsten Bemühungen sieht man online. Zunächst, weil so Publikum erreicht werden kann, auch ohne Veröffentlichung. Definitiv aber auch als Werkzeug, um Aufmerksamkeit auf mich zu lenken seitens Agenturen und Verlagen.
So kann ich sozusagen aktiv und passiv an der Veröffentlichung arbeiten.
Eine weitere Fallen-Anmerkung: per Instagram wurde ich kontaktiert, ob ich Interesse habe, von einer Zeitschrift für Kunst beworben zu werden. Die wenigen meiner Bilder dort, die man als Kunst bezeichnen könnte, sind bloß ein Rahmen für mein Geschriebenes. Daher kam mir die Anfrage suspekt vor. Nach kurzer Recherche stellte sich heraus, dass es bald zu einem Wettbewerb weitergehen sollte, der wiederum Geld kostet. Andere Künstler leiden offenbar unter den gleichen Problemen wie Autoren.
Nebenbei verfasse ich neue Texte – unter anderem einen neuen Roman.
Spätestens im Sommer 2019 werde ich, sollte das Manuskript, das jetzt hier und da unterwegs ist, nicht angenommen worden sein, eigenständig veröffentlichen und wahrscheinlich mit dem neuen Manuskript das Spiel von vorne beginnen.