Podcast: Das Maurerdekolleté des Todes

oder hier:

https://laurasattelmair.podigee.io/6-destodes

Außerdem ist Lauras Podcast auf Spotify, iTunes und Soundcloud zu finden.

Die kurze Erzählung Das Maurerdekolleté des Todes ist eigentlich der zweite Teil von Das Maurerdekolleté des Lebens. Für sich stehend funktioniert sie jedoch auch, denke ich. Geschrieben hatte ich die Geschichte vor etwa zwei Jahren. Seitdem habe ich einiges dazugelernt und würde sie heute wohl nicht mehr auf diese Weise schreiben. Dennoch macht es mich stolz, dass eine meiner Geschichten nun auch in dieser Form konsumiert werden kann. In diesem Text werde ich einige Gedankengänge und Ideen der Erzählung darstellen. Lest ihn also erst, nachdem ihr die Folge gehört habt! [Spoileralarm]

Vorab zur Schwestererzählung Das Maurerdekolleté des Lebens: Die Geschichte ist geprägt von einem schier endlosen Labyrinth aus Baustellen und ist sehr kafkaesk geraten. Der Protagonist Theo geht dort am Anfang nach rechts, während er in dieser Fassung nach links geht. Von der Baustelle stammt der Titel, den man ohne Erklärung in dieser Version nicht verstehen wird.

Die im Podcast vorgelesene Geschichte hat sich genau wie ihre Schwestererzählung stark allegorisch entwickelt. Nach dem Verfassen hat sie mich allerdings weniger an Kafka erinnert, sondern mehr an Hesse oder Nietzsches Zarathustra. An Hesse wegen des Hinwegs und der Abgeschiedenheit, an Nietzsche wegen des Berges. Bewusst verbaut habe ich diese beiden Einflüsse nicht, weswegen sie auch bei der Interpretation nicht unbedingt hilfreich sein werden.

(Und ja, ich träume davon, dass Leser zuhause sitzen und meine Werke bewusst durchdenken, interpretieren, und dass irgendwann Professoren und Lehrer ihre Student*innen und Schüler*innen zwingen werden, meine Texte auf diese Weise zu verwursten, und dadurch möglicherweise Interesse oder lebenslange Abneigung wecken.)

Theo war so clever, auf sein Bauchgefühl zu hören und auf den „richtigen“ Weg zu gehen. In der anderen Richtung hätte er wenig Erfreuliches gefunden, wie man möglicherweise in einer weiteren Folge von Lauras Podcast feststellen wird. Das innere Bedürfnis nach links zu gehen führt den Protagonisten Schritt für Schritt in Gebiete mit immer weniger Einwohnern, immer weniger Verkehr und schließlich auf bisher unbetretenes Gelände. Dort findet er Frieden. Vorerst.

Die Welt der anderen holt Theo auf seinem Gipfel ein. Jeder will Frieden haben, also kann man – so die Theorie herzloser Geister – Frieden zu einem Produkt oder einer Dienstleistung machen und verkaufen. Der Grund, aus dem die meisten nicht haben, was Theo hat, ist der aufwändige Weg dorthin und, wenn wir ehrlich sind, der unbequeme Aufenthalt vor Ort. Es ist zu schwierig, gesund, frei, friedlich und – hier übertreibe ich – erleuchtet zu sein. Es ist schwierig, derartige Zustände zu erreichen, und schwierig, sie zu halten. Dadurch, dass der Weg erleichtert und der Ort für alle, die es sich leisten können, zugänglich wird, verlieren beide ihren Wert. Nicht bloß ist Theos Idylle zerstört, sondern auch für alle anderen unbrauchbar geworden.

Vage gingen mir Bilder von Touristenschwärmen in abgelegenen Tempeln und Menschen, die für ihren Instagram-Account vor Buddha-Statuen Selfies schießen, durch den Kopf. Auch an die Myriaden von Sinnsprüchen auf kitschigen, filterüberlagerten Bildern vom Sonnenuntergang dachte ich, die den Anschein von Weisheit und einen winzigen Rest von Kontemplation vorgaukeln wollen. Fotos von Menschen, die in Meditationspose auf einem Felsen sitzen und in die Weite schauen: Hätten sie gefunden, was sie ohne Kamera und die Person dahinter eventuell hätten finden können, wären die Bilder nicht entstanden. Manchmal denke ich an die Möglichkeit von Frieden – wenn auch nur für Momente –, die für einen Schnappschuss, für etwas Aufmerksamkeit durch andere, geopfert wurde.

Die Bauarbeiter verstehen Theo nicht und missverstehen, was er gefunden hat. Persönliche Freiheit lässt sich nicht optimieren oder verkaufen.

Auch die Expedition, die sich dem Einsiedler näherte, hatte ja schließlich die Chance, ihrem Labyrinth aus Absperrungen und Lärm zu entkommen, aber sie trugen ihren Käfig mit sich und brachten ihn an einen der wenigen Orte, die noch nicht zugemüllt waren mit den offensichtlichsten Spuren der Zivilisation.

Letzten Endes bleibt noch zu sagen, dass der Budenbesitzer (K. genannt in der Schwestergeschichte) ein zynischer Mistkerl ist, aber durchaus kein Lügner.

Pläne und Umsetzung

Dies ist der letzte Blogeintrag des Jahres 2018. Für einen Jahresrückblick ist die Seite noch zu jung, also wird es ein Blick nach vorn werden und ein Bericht über den aktuellen Stand meines Literatenlebens.

Dies ist der letzte Blogeintrag des Jahres 2018. Für einen Jahresrückblick ist die Seite noch zu jung, also wird es ein Blick nach vorn werden und ein Bericht über den aktuellen Stand meines Literatenlebens.

Sinn und Zweck dieses Blogs war ursprünglich, ein Standbein in der Welt, im Internet, zu haben, um gefunden werden zu können, um stattzufinden. Ein weiterer Zweck sollte eine Art Rechtfertigung oder Erklärung sein: ich wollte zeigen, dass meine Texte wert sind, ausführlich gelesen zu werden, da sie mit viel Mühe und Gedankenarbeit erstellt wurden. Diese Gedankenarbeit, ihre Herkunft, Inspirationsquellen, darzustellen, ist entsprechend der Kern der meisten Einträge.

Das zweite Standbein online, die Sprachnachrichten aus dem Kellerloch, dienen einem ähnlichen Zweck, sind aber außerdem ein Ventil, eine Verbreitungsart für eine Textform, die in gedruckter Form nur noch wenig Beachtung findet. Da es also keine großen Chancen gibt, als Lyriker bekannt oder gekauft zu werden, scheue ich mich nicht vor der kostenlosen Veröffentlichung meiner Gedichte. Die Bearbeitung macht mir außerdem Freude.

Mein gesamter Internetauftritt – Blog, Channel, Instagram, Twitter – sollte also meiner eigentlichen Arbeit, dem kreativen Schreiben von Prosa, dienstbar sein, indem sie auf mich und später auf meine Veröffentlichungen aufmerksam machen.
Der aktuelle Rhythmus von einem Track (plus Blogeintrag) und einem weiteren Blogeintrag pro Woche führte allerdings dazu, dass alle anderen Arbeiten darunter litten. Der Zweck wurde zum Selbstzweck und verdrängte seinen Herren.

Entsprechend habe ich beschlossen, zukünftig folgendermaßen vorzugehen:
Die Frequenz der Blogeinträge und Tracks wird verringert, vermutlich halbiert werden. Allerdings werde ich das austesten müssen und lege mich noch nicht fest.
Thematisch, könnte ich mir vorstellen, wird es sich mehr um das dann aktuelle Projekt drehen. Denn die frei werdende Zeit plane ich für die Überarbeitung – samt Coverdesign, Korrektorat, Lektorat, Testleser usw. – und schließlich Veröffentlichung meines Romans zu nutzen.

Desweiteren wird diese Veröffentlichung für mich ein Startschuss sein für weitere Bücher und dementsprechend weniger kostenlos geteilte Erzählungen.
Leider hat der Mensch heutzutage häufig die automatische Assoziation von „kostenlos“ zu „wertlos“ und hält käufliche Gegenstände für besser. Offenbar verkaufen sich sogar Bücher, die günstiger sind als Konkurrenzwerke, weniger gut, weil der mögliche Käufer sie für weniger wert hält.
Die Psychologie dahinter ist nachvollziehbar und ich habe vor, sie mir zunutze zu machen.

Ein genauer Termin für den ersten Eintrag 2019 steht bei Verfassen dieses Textes noch nicht. Allerdings wird es definitiv im Januar weitergehen.

Bis dahin wünsche ich ein frohes Fest und einen guten Rutsch!

An der Grenze der Öffentlichkeit

Wie viel Öffentlichkeit, wie viel öffentliche Privatheit, veröffentlichtes Privatleben kann ein Autor ertragen, wie viel sollte er zulassen, um sein Werk zu verbreiten?

Wie viel Öffentlichkeit, wie viel öffentliche Privatheit, veröffentlichtes Privatleben kann ein Autor ertragen, wie viel sollte er zulassen, um sein Werk zu verbreiten?

Für das, was der Autor innerhalb seiner Werke, also indirekt, scheinbar versteckt, an die Weltöffentlichkeit trägt, gibt es meiner Meinung nach keine Grenzen. Schreiben ist Ausdruck. Ausgedrückt wird, was für den Schreibenden von Bedeutung ist. Bedeutung hat meist genau das, was andere verschweigen würden.
Es ist kein Geheimnis, dass man aus meinen Texten vieles über mich erfahren kann, wenn auch nicht alles und nicht vollständig. Das ist keineswegs ein Zugeständnis oder eine Erklärung, dass meine Literatur autobiographisch sei, denn das ist sie üblicherweise nicht.

Die Frage, um die es sich für mich dreht, ist, ob ein Autor – ob ich – sein Privatleben, seine Vergangenheit und Gegenwart offen an die Welt tragen oder sich lieber vollends hinter seinem Werk verstecken sollte. Diese Sätze stehen in einem Blog und dieser handelt von den Hintergründen meines Schreibens. Verlinkt sind ein Twitter- und ein Instagram-Account. Entsprechend kann ich nicht für völlige Abkapselung sein, oder?
Nun, ich muss gestehen, gäbe es für mich die Möglichkeit, Bücher zu veröffentlichen, ohne dass ich dabei als Person – vom Namen abgesehen – auftauchte, wäre das der Weg, den ich wählte. Doch dieser Weg steht mir nicht offen.
Allerdings, auch das muss ich zugeben, erzähle ich gerne von mir, meinen Ideen, meinen Texten. Da stehe ich sicherlich nicht allein mit. Sehr gerne lese ich Bücher, gedruckte Vorlesungen, autobiographische Texte oder Essays von Autoren, die im Grunde das gleiche tun, was ich in diesem Blog tue, nur für Geld und mit größerer Resonanz.

Diese Form des Nachaußenkehrens des Inneren ist noch immer stark auf die Arbeit als Schriftsteller bezogen. Sie hilft dabei, die Lektüre besser zu verstehen, da sie einen Hintergrund bietet und zeigt, worauf grundsätzlich zu achten ist.
Worum es mir jedoch geht, ist eine andere Form des öffentlich Privaten. Beispielsweise teile ich im Rahmen meiner Online-Projekte keine vollständigen Bildaufnahmen von mir – nur in einem Video sieht man mich von der Seite, in einem anderen mit Maske. Sollte ich das ändern? Man sagt mir, ich sähe nicht schlecht aus. Möglicherweise könnte ich meine Reichweite erhöhen, indem ich meinen trainierten Körper bei Instagram zeige, mir ein Gedicht spiegelverkehrt auf die Bauchmuskeln pinsele oder eine Erzählung auf den Bizeps. Für letztere Aktion fehlt mir vermutlich die Fläche.
Mein Gesicht und mein Körper existieren losgelöst von meinen Texten. Es gibt keinerlei direkte Verbindung zwischen ihnen. Schriebe ich über Sportler und Workouts, ergäben derartige Veröffentlichungen Sinn, doch bloß meine Finger tippen diese Texte. Dies scheint der einzige Berührungspunkt zu sein.

Erinnerungen, Erlebtes, im Geist Verarbeitetes und das daraus zurechtgesponnene Material formt sich zu Erzählungen und Gedichten. Grundlage des Erlebten kann – und ist häufig – etwas körperlich Erfahrenes sein: Rausch, Schmerz, Sex, Krankheit. Doch nach der direkten Erfahrung gehören diese ursprünglich körperlichen Dinge dem Geist an. Dem Körper bleiben die Narben und das Unwohlsein.
Im Grunde geht es also um geistige Privatheit, um persönlichste Erinnerungen und mit Scham behaftete Aspekte des inneren – oder inzwischen verinnerlichten – Lebens. Erkläre ich öffentlich, ich sei … ? Twittere ich: Fragt einen … alles?
Interessant wäre es vermutlich. Hilfreich übrigens auch. Hilfreich zum Verständnis meiner Arbeiten, möglicherweise hilfreich für mich aus therapeutischer Sicht und eventuell sogar für andere, die sich weniger allein fühlen mit ihrer Problematik.

Klingen diese verschleiernden Zeilen zu geheimnisvoll oder kryptisch? Sie verstecken keinen Horror, sondern einfach Persönliches. Informationen, die man aus manchen meiner Texte herauslesen kann. Die offensichtlichsten Texte, was diese Thematik angeht, habe ich allerdings noch nicht hochgeladen, fällt mir soeben ein. Es bleibt also ein Mysterium.

Menschen sehen heutzutage gern, dass ein Autor – oder Schauspieler, Politiker, Sportler – auch bloß ein Mensch ist. Warum sie das gerne sehen, weiß ich nicht. Es ergibt für mich keinen Sinn. Ein Autor ist sein Werk und seine Gedanken zum Werk und nötigenfalls noch die Geschichte, die zu Gedanken und Werk führte. Für die Öffentlichkeit sind Autor und Person zwei verschiedene Dinge. Dies gilt natürlich für jede Aufspaltung zwischen öffentlicher und privater Person, nur ist ein Autor in seiner Eigenschaft als Autorenperson öffentlicher und damit weiter entfernt von seiner Rolle als Privatmensch. Ein Zurschaustellen der Privatheit, der Privatmenschlichkeit, schmälert lediglich die Trennung, hebt sie jedoch nicht auf.

Beantwortet das meine Frage? Fürs Erste. Möglicherweise.
Wer mich kennenlernen möchte, sollte mich eben kennenlernen und nicht auf Posts im Schlafanzug, Tweets aus der Badewanne oder Instagrambilder beim Workout warten.
Dann jedoch werde ich nicht der Autor M.Thurau sein, sondern der Mensch Matthias T.

Schritte (und Fallen)

Über meine Versuche, Publikum zu erreichen und veröffentlicht zu werden, sowie die Hürden und Fallen auf dem Weg.

Es ist vermutlich bereits deutlich geworden, dass ich eine Veröffentlichung meiner Werke – in dieser Reihenfolge: Romane, Kurzgeschichten, Lyrik – anstrebe. Diese Veröffentlichung sollte (auch und hauptsächlich) in Form gedruckter Bücher erfolgen, was eine Einschränkung darstellen kann. Doch das wäre mein Ideal.

In diesem Blogeintrag wird es darum gehen, welche Schritte ich im Laufe des letzten Jahres unternommen habe, um mein Ziel zu erreichen. Außerdem werde ich von einigen Fallen berichten, in die man auf einem solchen Weg tappen kann. Um in Zukunft keinerlei Nachteile zu erleiden – mein Projekt ist schließlich im höchsten Grade egoistisch –, werde ich keine Namen erwähnen, die mir noch nutzen könnten.

Während einer ausgesprochen motivierten Phase entschied ich mich, endlich veröffentlicht zu werden und ging den logischen, überhasteten, ersten Schritt: Was ich an brauchbarem Material – und das war zu dem Zeitpunkt eigentlich nur Lyrik – hatte, wurde durchgeguckt, minimal aufgearbeitet und an Verlage geschickt.
Bei Lyrik gibt es das grundsätzliche Problem, dass kein Schwein das Zeug mehr liest.
Schöner ausgedrückt: es gibt einen sehr eingeschränkten Markt, der vermutlich nicht mehr Menschen umfasst, als der Kreis, der das Produkt selbst herstellt.
Schaut man sich um, merkt man relativ schnell, dass nicht wenige Leute Gedichte verfassen, aber kaum jemand (moderne) Lyrik mehr kauft. Aus Sicht der meisten Verlage ist das ein eindeutiges Zeichen zum Ausstieg aus diesem Segment. Was also resultiert daraus?
Erstens:
Es entwickelten sich einige Verlage, die auf Gewinn verzichten. Diese sind entsprechend klein in ihrer Reichweite und Ausgabenzahl. Das ist an sich kein Problem. Für mich problematisch war eher, dass diese idealistisch ausgerichteten Verlage es eben auf jeder Ebene sind, also eine gewisse Botschaft zu verbreiten hoffen – politisch, gesellschaftlich, religiös.
Zweitens:
Es gibt andere Verlage, die nicht mit den Büchern, sondern mit den Autoren Geld verdienen wollen. Hier wird es gefährlich! Zunächst erkennt man – beispielsweise vom Internetauftritt her – häufig nicht, was dahintersteckt. So freute ich mich auch recht schnell über einen dicken Umschlag, der einen Vertrag enthielt. Allerdings brauchte man von mir einen kleinen Zuschuss in Höhe von etwa 4800€. Dieser Betrag war bereits heruntergerechnet – beispielsweise der mögliche Gewinn von verkauften Exemplaren war abgezogen. Ich hätte also ein Buch veröffentlicht, aber auf eigene Kosten und ohne die Chance auf Einnahmen. Eine gekaufte Veröffentlichung kann man günstiger haben.
Danach recherchierte ich jeden weiteren Verlag sehr viel genauer.
Ich persönlich halte dieses Geschäftsmodell für ausgesprochen mies, da natürlich jeder Autor von seinem Namen auf eigenen Büchern träumt, sich entsprechend schnell einschmeicheln lässt und schließlich bloß abgekocht wird. Fühlt sich für mich an wie Verrat.

Der nächste Schritt waren Wettbewerbe.
Grundsätzlich gab es dort für mich wiederum häufig das gleiche Problem wie mit den kleinen Verlagen und ihrer Agenda. Selbstverständlich sind Einschränkungen für einen Wettbewerb sinnvoll und teilweise unumgänglich. Dennoch ist es frustrierend seitenweise Wettbewerbe durchzuschauen und einen nach dem anderen aussortieren zu müssen – falsches Alter, falscher Wohnort, falsche Herkunft, falsche Botschaft, Thematik oder Grundstimmung.
Kurze Anmerkung: Auch bei Wettbewerben gibt es Fallen. Beispielsweise fordern manche Betreiber Teilnahmegebühren, Bearbeitungsgebühren oder Ähnliches ein. Hier sollte man also auch etwas recherchieren.
Trotz allem habe ich mich zu so manchem Wettschreiben angemeldet – diesmal auch mit Kurzgeschichten. Vollständig erfolglos übrigens.
Vorteil der Themen- und Längenvorgaben war für mich auf jeden Fall, dass ich in Richtungen dachte, die mir vorher nicht in den Sinn kamen. Entsprechend zog ich also etwas daraus, wenn auch keinen pekuniären Gewinn.
Seien wir ehrlich, mein Schreibstil ist ein bisschen ungewöhnlich – ein Prosa-Beispiel wird bald gepostet – und der Boden der Texte häufig weit entfernt vom Licht angesiedelt. Darauf schiebe ich die ausbleibenden Siege. Außerdem kann man sich immer sagen, dass alles Geschmackssache sei und all den üblichen, trivialen Unsinn.

Literaturmagazine waren die nächste Station. Die Auflage dieser Hefte ist sehr klein – einige hundert Exemplare alle paar Monate. Der große Vorteil anerkannter Magazine ist aber, wen sie erreichen. Sämtliche Hefte landen bei Literaturbegeisterten, von denen viele beruflich involviert sind, also Agenten, Lektoren und andere, deren Aufmerksamkeit absolut nicht schaden kann. Einige wenige Beiträge habe ich dort unterzubringen versucht. Warum eigentlich nicht mehr? Werde ich ändern.

Zwischendurch besuchte ich die Frankfurter Buchmesse, schaute mich um und hörte mir Vorträge an. Letzterer Part war besonders interessant. Vertreter aus den Rängen der Literaturagenten trugen vor oder wurden befragt. Sie machten verständlicherweise Werbung für ihre Branche, doch berichteten sie auch von ihrer Auswahlpraxis für neue Manuskripte, von der Menge neuer Zusendungen und von ihrer Arbeit allgemein. Im Grunde übernehmen sie alles Geschäftliche und nutzen ihre Kontakte, um den Autoren Ruhe zu geben für das, was sie korrekterweise eben zu tun haben: schreiben. Mir selbst wäre die Arbeit mit einem guten Agenten sehr lieb, aber das muss jeder für sich selbst wissen. Noch ist der Markt wohl nicht völlig versperrt ohne Agenten. Allerdings kann man sich vorstellen, dass jemand, der am Wochenende bei einem Glas Wein mit seinen Freunden im Lektorat verschiedener Verlage über neue Autoren spricht, größere Chancen auf Unterbringung eines Manuskripts hat, als der Typ, von dem noch niemand etwas gehört hat und der aus dem Nichts eine Email schreibt.
Übrigens erzählten einige Agenten auch von aktiver Akquise online. Ich habe also Hoffnung für meine Projekte.
Auch in dieser Branche gibt es Leute, die Autoren ausnutzen wollen. Grundsätzlich verdient eine seriöse Agentur nur dann, wenn der Autor auch verdient, also durch Prozente des Gewinns. Vorher sollte es absolut keine Kosten geben: nicht für Bearbeitung, Vorlektorat oder irgendwelche anderen Dinge. Hier sollte man ebenfalls recherchieren.

Entsprechend gingen die nächsten Bewerbungen – wir reden jetzt vom Romanmanuskript, das inzwischen fertiggestellt wurde – an Literaturagenturen.
Einige Agenturen – unter anderem die, die auf meiner Liste ganz oben standen – haben die Vorgabe, dass man ihnen mitzuteilen hat, bei welchen Konkurrenzfirmen und Verlagen man sich bereits beworben hat, wer ablehnte, auf wessen Antwort man noch wartet etc. Am Telefon erklärte man mir, dass man eben sehr beschäftigt sei und die Auskunft „ich habe mich außerdem bei XY beworben“ dazu führe, dass das Manuskript ganz unten in den Stapel gelegt werde, bis die andere Agentur geantwortet habe. Man will sich also keine unnötige Arbeit machen. Dies führt allerdings dazu, dass – wenn man sich wie ich an diese Vorgaben hält – immer nur eine einzige Bewerbung herausgeschickt werden kann. Dann wiederum ist es gängige Praxis, keine Ablehnungsschreiben herauszuschicken, sondern lediglich einen Zeitraum zu nennen, nach dessen Ablauf von einem Nein auszugehen ist. Dieser Zeitraum ist dann zwischen einem und drei Monaten lang.
Allein deshalb laufen meine Bemühungen in diesem Bereich noch.

Die aktuellsten Bemühungen sieht man online. Zunächst, weil so Publikum erreicht werden kann, auch ohne Veröffentlichung. Definitiv aber auch als Werkzeug, um Aufmerksamkeit auf mich zu lenken seitens Agenturen und Verlagen.
So kann ich sozusagen aktiv und passiv an der Veröffentlichung arbeiten.

Eine weitere Fallen-Anmerkung: per Instagram wurde ich kontaktiert, ob ich Interesse habe, von einer Zeitschrift für Kunst beworben zu werden. Die wenigen meiner Bilder dort, die man als Kunst bezeichnen könnte, sind bloß ein Rahmen für mein Geschriebenes. Daher kam mir die Anfrage suspekt vor. Nach kurzer Recherche stellte sich heraus, dass es bald zu einem Wettbewerb weitergehen sollte, der wiederum Geld kostet. Andere Künstler leiden offenbar unter den gleichen Problemen wie Autoren.

Nebenbei verfasse ich neue Texte – unter anderem einen neuen Roman.

Spätestens im Sommer 2019 werde ich, sollte das Manuskript, das jetzt hier und da unterwegs ist, nicht angenommen worden sein, eigenständig veröffentlichen und wahrscheinlich mit dem neuen Manuskript das Spiel von vorne beginnen.

Vorgeschichte(n)

Über meine bisherigen Romanprojekte, warum sie mangelhaft waren und was ich daraus lernte.

Zurzeit arbeite ich an meinem vierten Roman. Es gibt einen vorläufigen Arbeitstitel, ausgearbeitete Ideen für Plot, Figuren und Aufbau sowie einen fertigen Anfang. Ich weiß inzwischen, wie ich vorzugehen habe, damit meine Arbeit gelingt. Doch nicht immer war mir klar, was alles zum Schreibprozess gehört.

Mein erstes Manuskript nannte ich „Der König der Maulwürfe“. Ein trauriges Buch ohne viel Struktur und Tiefgang, aber mit ein paar gelungenen Szenen. Damals schrieb ich weitestgehend planlos vom Fleck weg, ein Glas Whiskey neben mir – frei nach Hemingways angeblicher Arbeitsmethode: betrunken schreiben, nüchtern korrigieren; nur dass ich die zweite Hälfte weg ließ. Was bei dieser Methode passiert, ist, dass die Geschichte schnell autobiographisch wird. Denkt man sich im Vorfeld keine vollständigen Figuren aus, wird man die Hüllen zwangsläufig aus der Erinnerung auffüllen. So wird dann der Protagonist zum eigenen Ebenbild und seine Liebschaft zur Exfreundin. Dennoch stellte ich es fertig.

Der nächste Versuch war erheblich strukturierter: ich machte Zeichnungen, stellte Ideensammlungen zusammen, recherchierte und orientierte mich an Arbeitsweisen erfolgreicher Autoren. „Schildbürger“ entstand. Problematisch an diesem Projekt war seine Komplexität, das heißt im Grunde: meine Überheblichkeit. Ein Spiel mit Identität und Realität, dreigeteilt und geschichtet, vollgepackt mit Einfällen und Gelerntem aus Philosophie, Weltliteratur, Physik, Musik und Kunst. Ich war stark beeinflusst von Jorge Luis Borges, Hermann Burger, Daniel Kehlmann, Schopenhauer und Bestandteilen meines Philosophie- und Komparatistik-Studiums. Kurz gesagt: ich habe mich überhoben.

Das Ergebnis war eher verwirrend, aber immerhin originell. Leider wurde mir ein Knackpunkt meines Identitätsspiels (eine Verwischung der Ebenen von tatsächlichem Autor, Erzähler / fiktivem Autor und Figur) zu spät bewusst: niemand kannte mich bisher, weswegen sich niemand einen Scheiß um meine Identität kümmern würde. Der Kernpunkt konnte zu jenem Zeitpunkt unmöglich vermittelt werden – aber vielleicht irgendwann.

Einige Lektionen waren also gelernt. Mit Planung und viel Energie startete ich mein drittes Romanprojekt – es schwirrt zurzeit bei mehreren Literaturagenturen herum, weshalb ich den Titel und Details beiseite lasse. Viele Ideen ergaben sich auch hier erst beim Schreiben, jedoch standen die komplette Struktur, sämtliche Grundgedanken, Themen und Figuren im Vorfeld fest. Es gelang endlich.

Dieses Manuskript betrachte ich als gut genug, um veröffentlicht zu werden. Sartre schrieb, sein bestes Buch sei immer das, an dem er gerade schreibe. Dann setzte er hinzu: in einigen Monaten sei ihm dieses Buch dann auch wieder peinlich. Dieses Gefühl kommt zwangsläufig auf – es sei denn, man bleibt in seiner Entwicklung stehen. Das macht jedoch das Manuskript nicht schlecht, sondern deutet auf die Geschwindigkeit, mit der man vorwärts schreitet. Dürrenmatt beschrieb Literatur als Kunstwerke im Zeitfluss – man kann ein einzelnes Buch jeden Tag neu überarbeiten und würde niemals fertig werden, weil man selbst nicht fertig wird; man kann es bloß an geeigneter Stelle abbrechen und ein neues Projekt beginnen.