Arbeitsdruck und -organisation: eine Art Krise

In diesem Eintrag soll es um ein sehr spezielles Arbeitsproblem – ein Überschuss an Arbeit, Ideen und Möglichkeiten – gehen. Also direkt hinein:

In diesem Eintrag soll es um ein sehr spezielles Arbeitsproblem – ein Überschuss an Arbeit, Ideen und Möglichkeiten – gehen. Also direkt hinein:

Meine persönliche Schreibproblematik besteht in letzter Zeit nicht im Mangel an Motivation oder dem Fehlen der richtigen Stoffe, sondern viel mehr in der schieren Abundanz möglicher Tätigkeiten rund um meine verschiedenen laufenden Projekte und bald auszuführenden Vorhaben, den Überarbeitungs- und Veränderungsmöglichkeiten vorhandener Texte sowie der Übungen zur Verbesserung des eigenen Stils, derallgemeinen und zielgerichtet literarischen Bildung und natürlichder Optimierung meiner Verbreitungswege und Veröffentlichungsträume.

Konkret bedeutet das, meine Arbeitszeit ist geteilt auf:

Erdenken und Verfassen neuer Blogeinträge, Erstellung von Tracks und Videos für die Reihe Sprachnachrichtenaus dem Kellerloch auf Youtube, dem Versuch präsent zu sein auf Social Media Kanälen zum Zwecke der Verbreitung ersterer beiden Punkte, Er- und Überarbeitung von Lyrik, Erzählungen / Kurzgeschichten, meinem aktuellen Romanprojekt, Bewerbung bei Agenturen und Verlagen für mein abgeschlossenes Romanprojekt, Recherche für Inhalte und Stil – dazu zählen beispielsweise auch Wörterlisten zur Verwendung in zukünftigen Texten und zur Erweiterung des Wortschatzes – und neuerdings ein Kurzfilmprojekt.

Möglicherweise interessiert mein Gedankengang, meine Überlegungen zur Krisenbewältigung, den ein oder anderen Leser und definitiv wird es mir helfen, ihn auszuformulieren.

Meine Form des Prokrastinierens ist also eher eine Form des Priorisierens öffentlich laufender Projekte zum Leidwesen der noch versteckten, aber im Grunde wichtigeren Text- und Stilarbeiten. Paradoxerweise verhindern also die Mittel zur Verbreitung meiner Prosa die Entstehung und Bearbeitung selbiger, was mich zunehmend befremdet und mir den Gedanken aufzwingt, mehr Zeit, mehr Energie, insgesamt mehr zu investieren in die Gesamtheit meiner Arbeiten. Doch ist das möglich? Ist das sinnvoll?

Auszubrennen und arbeitswütig auf Teufel komm raus zu produzieren, scheint mir kein vernünftiger Weg, um mittel- und langfristigerfolgreich zu sein. Meine Arbeiten sind keine Massenware, denke ich, nein, glaube ich fest.

Vorteile – neben der öffentlichen Präsens, des Stattfindens – ergeben sich selbstverständlich auch aus Blog und Youtube-Kanal, aus Filmprojekt und selbst Social Media Nutzung, nämlich in Form von Inspiration, Denkanstößen, Schreibübungen und Wechsel der Perspektive auf die eigenen Texte: Wie klingt ein geschriebener Text vorgelesen? Wie kann ich die Aussage oder den Inhalt bildlich darstellen? Beschreibe ich meine Arbeit, beschaue ich sie gleichsam von Außen, beantworte mögliche Fragen anderer, damit auch meine eigenen ungestellten.

Dennoch: was tun, um mein Hauptwerk – mir ist die überragende Größe und damit der ironische Klang des Ausdrucks bewusst – nicht nur nicht zu vernachlässigen, sondern voranzutreiben?

Eine Methode könnte die schubweise Konzentration auf eine bestimmte Tätigkeit für eine gewisse Dauer sein, beispielsweise einige Tage lang Blogeinträge vorzuverfassen für die nächsten Wochen, mehrere Tracks zu produzieren und mich dann in aller Ruhe – von Uploads unterbrochen – an meine größeren Schreibarbeiten zu setzen, die schließlich und eigentlich eine portionsweise Bearbeitung schlecht vertragen. Nach einer Arbeitsphase an öffentlichen Projekten käme also ein Quasi-Einsiedlertum des noch privaten, später öffentlichen Fortschritts. Immerhin ist eines meiner Ziele, nächstes Jahr ein Buch zu veröffentlichen – nötigenfalls und realistischerweise in Eigenproduktion.

Mein Gedankengang offenbart offensichtlich ein Schreiberluxusproblem, keine essentielle Krise, sondern eine Filterkrise im überbrandenden, aufgestauten Kreativfluss, ein Organisationsproblem im Endeffekt.

Seien wir für einen Moment ehrlich, denn bisher spiele ich mich auf, als täte ich nichts als zu arbeiten, was weder korrekt ist, noch gutwäre. Pausen sind notwendig, Ablenkung gleichzeitig (mögliche) Inspiration und zumindest doch Input, also Baumaterial. Auch dafür geht also Zeit drauf und das sollte man akzeptieren, also in die Planung einbeziehen.

Wie weiter oben prophezeit hat mir dieser Eintrag bereits geholfen, mich zu sortieren. Vielen Dank für das gnädige Mitlesen meiner inneren Vorgänge und generell den Besuch meiner Seite.

Jeder einzelne Besuch freut mich. Das meine ich vollkommen ernst.