Jahresrückblick 2020: Mein literarisches Jahr

Literarischer Jahresrückblick 2020: Veröffentlichungen, Zeitungsartikel, Blogeinträge, Interviews, Podcasts …

Zum Abschluss der dreiteiligen Reihe zum Jahresrückblick auf das turbulente Jahr 2020 schreibe ich über das Schreiben, besser: über das Geschriebene, über Veröffentlichungen, Projekte, Erfolge und Rückschläge. Einmal im Jahr darf man sich selbst feiern und das werde ich hier an manchen Stellen auch tun – aber nicht überall. Schauen wir mal.

Das Chaos, die Seuche und ihre Auswirkungen

Kaum jemand wird damit gerechnet haben, dass das Jahr 2020 einen derartigen Überfluss an Bullshit über Menschheit und Erde auskippen würde. Ich werde jetzt nicht anfangen über Politik und Verhalten der Menschen zu schimpfen, sondern erwähne lediglich, dass mich (hauptsächlich) die Pandemie stark beeinflusst hat. Zu diesen negativen Einflüssen gehört, dass ich mehr Zeit für alles brauchte, zeitweise kaum zu arbeiten vermochte und sich entsprechend meine Pläne nicht einhalten ließen. Im Lichte der Gegebenheiten kann ich dennoch stolz sein auf meinen Output, auf alle Veröffentlichungen, Buchgeburtstage und Kooperationen, die 2020 zustande gekommen sind. Schieben wir einfach mal den ganzen Dreck beiseite und feiern mich, okay? Ich brauche das zum Jahresabschluss.

Die Jährung der ersten Bücher

Im Mai 2020 jährte sich die Veröffentlichung meiner allerersten Veröffentlichung. Mein erster Roman Sorck feierte Buchgeburtstag. Dank einer Preis- und Werbeaktion konnte ich noch einige neue Leser*innen hinzugewinnen. Ansonsten, muss ich leider zugeben, scheint die Zeit meines skurrilen Romans vorerst vorbei zu sein, jedenfalls was Verkäufe angeht. Als Selfpublisher*in kann man ohnehin nicht mit großen Erfolgen rechnen, schon gar nicht außerhalb der gängigen SP-Genres. Schade ist es dennoch. Vielleicht sollte ich mich mehr auf Marketing konzentrieren. Es hat allerdings auch im Jahre 2020 eine Rezension gegeben auf dem Reisswolfblog.

Auch der Gedichtband Alte Milch hat 2020 Geburtstag gefeiert, wurde allerdings nicht nur von der Welt, sondern sogar von mir vergessen. Peinlich. Im Unterschied zu Sorck ist für Alte Milch die Zeit nicht wirklich abgelaufen, weil es nie eine Zeit hatte. Es wartet geduldig auf Zeiten, in denen wieder Lyrik gelesen wird. Ich bin dennoch stolz auf beide Bücher. Sie sind ein Teil von mir und werden es immer bleiben. Für einige Leser*innen bedeuten die Bücher viel. Das weiß ich. Das freut mich immer wieder. Wenn sich gelegentlich noch neue Leser*innen für die beiden finden sollten, werde ich mich freuen.

Neue Bücher

Im März habe ich mich zurückgemeldet mit einer kleineren Veröffentlichung: Das Maurerdekolleté des Lebens. Diese drei zusammenhängenden Erzählungen, die in der limitierten Printversion 54 Buchseiten einnahmen, sollten einerseits aufgrund einer angestrebten Regelmäßigkeit, was Neuerscheinungen angeht, alleinstehend herausgebracht werden. Andererseits wollte ich Leser*innen die Chance bieten, für sehr wenig Geld über Leseproben hinaus in meine Werke zu schauen. Rein pragmatisch könnte ich auch noch anführen, dass diese drei Geschichten mit ihrer Länge in einem Sammelband einen großen Anteil eingenommen und deshalb nicht recht reingepasst hätten. Rezensionen hat es gegeben beim Reisswolfblog sowie auf KeJas Wortrausch.

Dieser Sammelband ist dann mit Erschütterungen. Dann Stille. im November erschienen. Eine Weile war angedacht, die Erzählungen aus Das Maurerdekolleté des Lebens doch noch einzufügen und die vorherige Veröffentlichung als eine Art Single-Auskopplung zu betrachten. Allerdings konnte ich 29 Geschichten auf meinem PC finden, die innerhalb der letzten zwei Jahre entstanden sind und mir noch immer gefallen. 29 sind genug. Sonst hätte ich eher noch eine der weiteren 10-30 Erzählungen hinzugefügt, die ich zuvor aussortiert hatte. Auch auf Erschütterungen. Dann Stille. und auf Das Maurerdekolleté des Lebens bin ich ausgesprochen stolz. Ich finde, sie zeigen, dass ich vielseitig schreiben kann, permanent arbeite, permanent liefere und niemals uninteressant werde dabei.

Eine Konsequenz der beiden neuen Veröffentlichungen ist natürlich, dass ich mir 2021 vier Buchgeburtstage zu merken habe.

Zeitungsberichte, Interviews und Gespräche

Genau wie für Sorck und Alte Milch hat es auch zu Erschütterungen. Dann Stille. einen Zeitungsartikel der Ruhr Nachrichten gegeben, und wie immer einen Blogartikel dazu. Die Rückmeldung Bekannter und Verwandter sowie indirekt Bekannter und Verwandter von Bekannten und Verwandten hat mir Kraft gegeben und mich aufgebaut. Im Blogartikel habe ich erwähnt, dass dieser Effekt Teil meiner Idee dahinter gewesen ist. Man muss sich selbst Siege verschaffen, sofern es möglich ist. Dieses Jahr brauche ich Siege.

2019 hatte es bereits Interviews gegeben, in denen ich die Fragen von Blogger*innen beantwortet habe. 2020 sind weitere hinzugekommen. Nachzulesen sind die Interviews auf JenLovesToRead und Das Bambusblatt. Ich freue mich immer, wenn ich bei solchen Aktionen mitmachen darf. Welche*r Autor*in spricht nicht gerne über die eigenen Werke und den Schreibprozess? Unter ein bisschen Selbstverliebtheit leiden wir doch alle.

Wer lieber meine Stimme hören möchte, anstatt lediglich meine Antworten zu lesen, kann entweder die Tracks im Blogartikel Ton und Entfaltung: Lyrikfetzen anhören oder einen der mehreren Podcasts anschalten, bei denen ich dieses Jahr zu Gast sein durfte. Auf Kia Kawahas Patreon-Seite habe ich an den Podcasts Bücher und Leseempfehlungen und Unser Schreibprozess mitgewirkt. Das hat mir bereits Spaß gemacht. Noch mehr Spaß hatte ich allerdings beim Podcast von S.D. Foik und seinem Podcast Buch und Bühne. Unsere gemeinsame Folge hieß Der Krieg des Autors mit der leeren Seite und drehte sich zu meiner großen Freude zu einem erheblichen Teil um Musik.

Neue Netzwerke und eine Überraschung

Networking ist keine Spezialität von mir. Ich unterhalte mich einfach gerne mit anderen Autor*innen, Blogger*innen und Kreativen. Gezielt entwickelt sich da gar nichts, aber manchmal entstehen Projekte oder Kooperationen (wie die erwähnten Podcasts). 2020 hat direkt zwei größere Vernetzungspunkte gebracht. Lange musste ich geheim halten, dass ich eingeladen worden bin, für Nikas Erben zu schreiben. Dieses Autor*innenkollektiv veröffentlicht regelmäßig hochwertige Anthologien und ich wollte schon lange Teil des Teams werden, hatte aber nie angefragt. Nun bin ich dabei. In der nächsten Anthologie werden direkt zwei meiner Erzählungen, eine sehr kurze, eine etwas längere, erscheinen. Sie sind gewohnt düster und seltsam, aber in einem Fall horrorlastig und im anderen so etwas wie Fantasy mit Gesellschaftskritik und einem Moraldilemma vermischt.

Eine Weile später hat man mir die Freude gemacht, mich zu fragen, ob ich beim Buchensemble mitmischen wollte. Natürlich wollte ich! Das Buchensemble besteht aus Rezensent*innen, die allesamt auch Autor*innen sind. Wir lesen und rezensieren Bücher verschiedenster Art. Bisher sind folgende Rezensionen von mir veröffentlicht worden:

Außerdem werden immer mal wieder Themenartikel geschrieben. Von diesen durfte ich auch bereits einen schreiben mit Lesen und gelesen werden: Was macht das mit uns? Zu den im Themenartikel entwickelten Gedanken habe ich noch zusätzlich einen Blogartikel verfasst: Inspiration und Hommagen. Man könnte nun meinen, dass es für mich keinen großen Unterschied machen sollte, ob ich hier auf Papierkrieg.Blog Rezensionen veröffentliche oder mit mehr Reichweite beim Buchensemble, aber für mich ist der Unterschied enorm. Man schenkt mir Anerkennung und Reichweite, weil man meine Meinung für interessant und relevant genug hält, um auf einer fremden Plattform zu veröffentlichen.

Wie wichtig das Ego ist bei Autor*innen, die sich zu schnell dem Imposter Syndrom gegenüber sehen, sieht man spätestens daran, dass ich die Veröffentlichung beim Literaturmagazin Syltse im Titel als Überraschung bezeichnet habe. Bei einer Ausschreibung mitzumachen, bringt nunmal die Möglichkeit mit sich, dass man veröffentlicht wird. Es gibt Texte, auf die man besonders stolz ist, und dazu zählt für mich Ich rezensiere mich, den Text in der Winterausgabe des Syltse-Magazins.

Papierkrieg.Blog

Für Personen wie mich, die schon am Alltag zu kauen haben, wie aber auch für alle anderen Menschen, ist es neben all den bereits erwähnten Punkten allein schon eine Leistung, einen Blog zu betreiben und 2020 mindestens einen Blogeintrag pro Woche abzuliefern, der jeweils durchdacht, recherchiert und überarbeitet worden ist. Auch darauf bin ich stolz.

Es schmälert meinen Stolz keinesfalls, dass der am häufigsten geklickte und gelesene Blogeintrag dieses Jahr ein Gastbeitrag von June T. Michael gewesen ist: BDSM als Utopie. Gerne kooperiere ich mit den Betreiber*innen anderer Plattformen und arbeite genau so gerne mit Personen zusammen, die bei mir veröffentlichen wollen. Gerade dieser Beitrag ist sehr lesenswert, doch auch der Blogartikel All der Horror! Was stimmt denn nicht mit dir? von Michael Leuchtenberger ist spannend für alle Fans seiner Werke und Horrorfans allgemein. Wer in Zukunft gerne auf Papierkrieg.Blog veröffentlichen möchte, darf mich gerne kontaktieren über M.Thurau[at]Papierkrieg.Blog oder über Twitter (sollte schneller gehen).

Unter den beliebtesten Blogeinträgen 2020 befinden sich außerdem:

Was noch?

Die neu gegründete Plattform Indie-Buecher.com sorgt für mehr Reichweite für Selfpublisher*innen und bewirbt exklusiv Indie-Autor*innen. Ein derartiges Projekt musste ich selbstredend unterstützen. Man findet mich und meine Werbe dort ebenfalls repräsentiert, z.B. hier: Matthias Thurau: Erschütterungen. Dann Stille.. Wer mich direkt unterstützen möchte und entweder bereits all meine Bücher besitzt oder einfach nur jemandem etwas Gutes tun will, kann mich direkt über meine Seite auf Ko-Fi.com unterstützen. Kleinste Spenden werden bereits dankbar entgegengenommen, nicht nur weil ich stets knapp bei Kasse bin, sondern auch als Geste der Wertschätzung, die ich (und andere) schlicht und ergreifend benötigen, um die Energie aufzubringen, um weiterzumachen.

Die Zukunft

Neben der Fortführung der laufenden Projekte (Blog, Buchensemble, Nikas Erben) werde ich mich auf mein Romanprojekt stürzen. Ursprünglich ist der Plan gewesen, es 2020 fertigzustellen und an Verlage/Agenturen zu verschicken. Stattdessen ist all das oben Erwähnte geschehen, was auch cool ist. Da ich bereits sämtliche bisher geplanten Blogeinträge bis Mitte April fertiggestellt habe, ist genügend Zeit für eine ordentliche Überarbeitungsrunde vorhanden. Auf dem Blog wird es zu jeder einzelnen Erzählung in Erschütterungen. Dann Stille. einen eigenen Blogeintrag geben. Veröffentlicht werden diese Texte dann jeweils samstags und mittwochs. Eventuell werden noch weitere, bisher nicht geplante Artikel hinzukommen. Wir werden sehen. Das große Projekt 2021 ist allerdings der zweite Roman. Die Rohfassung steht längst, aber es muss noch einiges daran getan werden. Packen wir’s an (oder so)!

Jahresrückblick 2020: Musik

Musikalischer Jahresrückblick 2020.

Zu meiner großen Enttäuschung steht das Jahr 2020 im Zeichen einer globalen Pandemie, und das ist keine gute Voraussetzung für Konzerte. Stattdessen bin ich (noch) häufiger zuhause geblieben. Um dabei nicht (noch mehr) durchzudrehen, habe ich mir alte und neue Musik gesucht und empfehlen lassen. In diesem Jahresrückblick soll es um also um Songs und Alben gehen, die mein Jahr 2020 geprägt haben.

Alter Bestand

Die Bands, die ich 2019 gerne gehört habe und im musikalischen Jahresrückblick beschrieben habe, sowie jene, die ich auch vorher schon gehört habe, waren natürlich weiterhin Bestandteil des Musikrepertoires des Jahres 2020. Dazu zählen Genres wie Metal, Stoner, Sludge, Doom, ein wenig Punk, 70s Prog Rock, 60s Rock, Post Punk, Post Hardcore, Post Thrash, etwas Pop, etwas mehr Blues, Country, Western, Bluegrass, und ein kleines bisschen elektronische Musik. Wer sich generell für meinen Musikgeschmack interessiert, sollte im Klappmenü oder auf der Überblicksseite schauen. Nun weiter zum Jahr 2020 und seinen Einflüssen.

Workoutmusik

Üblicherweise trainiere ich zu einer Playlist aus hartem Metal, Hardcore und Punk. Aber in diesem Jahr habe ich festgestellt, dass ausgerechnet Happy Hardcore nochmal etwas mehr Leistung herauskitzeln kann. Das mag an der gebesserten Laune und der Nostalgie liegen oder an der Geschwindigkeit, aber es wirkt. Ob nun Charly Lownoise & Mental Theo, Dune oder Scooter, das kitschige Technogeballer hat mich zu neuen Höchstleistungen bewegt. Lieblingsmomente sind dann beispielsweise, wenn H.P. Baxxter I want to see you sweat ruft, während man ohnehin aus allen Poren schwitzt.

Dunkle Nostalgie

Happy Hardcore hatte ich hauptsächlich in meinen späten Kinder- oder frühen Teenagerjahren gehört: Mitte/Ende der 1990er. Etwas später war eine Goth-Phase angesagt. Vor einigen Jahren habe ich glücklicherweise einige Bands aus der Richtung für mich wiederentdeckt (Type O Negative, HIM, The 69 Eyes etc.). 2020 hatte ich dann erneut einen Goth-Lustschub, der bedient werden wollte. Dank meiner Kollegin Nika Sachs habe ich Kirlian Camera gefunden, die mir peinlicherweise zuvor unbekannt gewesen ist. Passenderweise – manche von euch werden wissen warum – habe ich im gleichen Zug auch wieder das Album Rebirth von Mechanical Moth zu hören begonnen. Schließlich habe ich mich der Vorband einer Vorband eines Konzertes des Jahres 2002 erinnert: Charon. Wikipedia erzählt mir, dass ich diese Band am 22.08.2002 gesehen haben muss, zusammen mit After Forever und Nightwish. Damals war ich gerade süße 17 Jahre alt. Gerade Charons Album Downhearted, das sie auf der Tour 2002 vorgestellt haben, lief 2020 wieder häufig bei mir.

Ganz neu (für mich)

2020 ist auch das Jahr guter Online-Musikempfehlungen gewesen. 4 davon werde ich vorstellen. Auf Twitter ist mir die Band Skott empfohlen worden. Einfühlsame Elektrotöne waren zuvor nie wirklich mein Ding. Doch manche Songs haben es mir angetan. Ganz vorne dabei sind Mermaid und Midas.

Ebenfalls elektronisch und doch ganz anders kommen Aesthetic Perfection daher. Eine schöne Mischung aus angeschmuddelter Verzweiflung und Musik, zu der man wunderbar strippen könnte. Wer möchte traurig in einem Käfig tanzen? Bitte hinten anstellen!

Weiter geht es mit Brutus. Diese Musikempfehlung ist eine von vielen, die ich von einer ganz besonders musikbegeisterten Person erhalten habe. Den Song War habe ich zuerst gehört und noch immer zählt er zu meinen Lieblingssongs von Brutus. Es ist wohl die Mischung aus Gefühl, Post-Irgendwas-Atmosphäre und Black Metal-artigem Brett, das mich überzeugt. Ich mag diese traurig-halbverzweifelten Gewaltlandschaften, die mich an Wutbesäufnisse in dreckigen Bars und gierige Küsse voller Hass, Abneigung und Leidenschaft erinnern. Zu empfehlen sind eigentlich alle Alben, aber müsste ich mich festlegen, würde ich Nest den Vorzug geben. Hört rein, legt los, geht mit!

Die vermutlich ungewöhnlichste Musikverliebung 2020 für mich ist Billie Eilish. Rein klanglich hauen mich die Bässe um. Aber auch textlich sind viele Songs ausgesprochen gut. Die Mischung macht’s bekanntlich. Bury a Friend ist ein gutes Beispiel für das, was ich an dieser Musik liebe. Es ist ein tanzbarer Song mit herrlichem Basssound (ich empfehle Kopfhörer oder eine dicke Anlage!), aber gleichzeitig haben die Lyrics einige zerstörerisch deprimierende Parts, allen voran die perfekte platzierte Zeile I wanna end me. Der Song Bury a Friend ist mein Songfavorit 2020. Ich hatte 2020 einige psychotisch-lange Ohrwurmnächte dank Billie Eilish und musste zeitweise aufhören, ihre Musik zu hören, um sie aus dem Kopf zu kriegen. Dennoch bin ich sehr froh, dass mir auch diese Künstlerin empfohlen worden ist. Danke an dieser Stelle an DuWeißtWerDuBist.

Kurz vor Ende noch mehr

Im Dezember sind noch weitere Entdeckungen hinzugekommen, die eigentlich keinesfalls neu sind. Ich habe endlich angefangen, Limp Bizkit, Linkin Park und Korn zu hören und zu würdigen. Irgendwelche diffusen und unbegründeten Abneigungen hatten mich jahrelang davon abgehalten. Endlich habe ich meine Feier-Palette wieder erweitern und Vorurteile abbauen können. Success!

Schließlich wurde ich noch an ein Album erinnert, das ich als Teenager besessen hatte und das einige großartige Songs enthält: The Score von Fugees. Neben (natürlich) Killing Me Softly und Ready or Not stehe ich sehr auf das Cover von No Woman, No Cry.

Fazit

Dieses Jahr ist nicht gut gewesen. Konzentriere ich mich allerdings rein auf die Musik, freue ich mich. Einige der Neu- und Wiederentdeckungen werden für lange Zeit zum Kunstschatz meiner Playlists zählen. Andere haben mir immerhin eine Weile viel Freude gemacht und werden es vielleicht hin und wieder erneut tun. Danke für die Empfehlungen!

Jahresrückblick 2020: Gelesene Bücher

Jahresrückblick 2020: Gelesene Bücher, Leseempfehlungen

Bereits Ende 2019 habe ich eine Reihe von Jahresrückblick-Blogartikeln veröffentlicht. Leider kann es 2020 aus offensichtlichen Gründen keinen Rückblick mit dem Thema Live-Musik geben – ich war 1 mal im Ballett zu Jahresbeginn und auf 1 (als Zahl, um es zu betonen) Konzert, was in normalen Jahren eher eine Monatszusammenfassung wäre. Es hat 2019 auch Blogartikel über Gelesene Bücher und eigene Veröffentlichungen/Erfolge gegeben und zu meinem großen Vergnügen kann ich das 2020 wiederholen. Hier wird es also den Lektürerückblick 2020 geben.

Infos vorweg

Seit diesem Jahr arbeite ich beim Buchensemble mit und veröffentliche dort Rezensionen. Zuvor habe ich bereits auf dem eigenen Blog Buchbesprechungen hochgeladen (siehe entsprechenden Menüpunkt im Klappmenü rechts). Es folgt eine Liste der von mir gelesenen Bücher, bevor ich auf einige gesondert eingehe, die mir wichtig waren. Sofern ich Rezensionen zu den Büchern veröffentlicht habe (hier oder beim Buchensemble), werde ich diese verlinken. Manche Bücher sind mit abgebrochen markiert, andere mit beiseitegelegt. Die Werke der ersten Kategorie bleiben abgebrochen, diejenigen der zweiten bekommen höchstwahrscheinlich später noch einmal eine Chance. Sie sind möglicherweise aufgrund von besonderer (Un)Stimmung, Stress oder ähnlichen Gründen nicht weitergelesen worden. Ich möchte betonen, dass besonders die zweite Kategorie (beiseitegelegt) kein Werturteil darstellt!

Liste 2020 (an)gelesener Bücher:

  • Nika Sachs – Schneepoet
  • Hans-Joachim Maaz – Das falsche Leben
  • Daniel Kehlmann – Der unsichtbare Drache
  • Christa Wolf – Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra
  • Berit Glanz – Pixeltänzer (Diskussion beim Buchensemble)
  • Beyer / Johnson – Star Trek – Picard – Countdown
  • Edgar Allan Poe – Tales of Mystery and Imagination
  • James Joyce – Dubliner
  • Benedict Wells – Vom Ende der Einsamkeit (abgebrochen)
  • Umberto Eco – Die Kunst des Bücherliebens
  • Daniel Kehlmann – Vier Stücke
  • Bernie Krause – Das große Orchester der Tiere
  • Fernando Pessoa – Das Buch der Unruhe (abgebrochen)
  • E.T.A. Hoffmann – Der Sandmann
  • Nika Sachs – Karmapoet
  • Tom Wainwright – Narconomics (engl.)
  • Miguel de Unamuno – Nebel (abgebrochen)
  • Henry David Thoreau – Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat
  • Rudy Rucker – Der Ozean der Wahrheit
  • Vladimir Nabokov – Die Schwestern Vane (Sammlung mit Erzählungen) (noch nicht durch)
  • Manu Larcenet – Blast 3
  • Samuel Beckett – Malone stirbt (beiseitegelegt)
  • Albert Camus – Erzählungen
  • Jorge Luis Borges – Spiegel und Maske (Reread)
  • William Shakespeare – The Tempest/Der Sturm (engl.) + Anmerkungen, Kommentare, Essay
  • Cees Nooteboom – Die folgende Geschichte
  • Elyseo da Silva – Paincakes und andere Kuriositäten (beiseitegelegt)
  • Cees Nooteboom – Mokusei!
  • Imre Kertész – Ich – ein anderer
  • Erwin Schrödinger – Mein Leben, meine Weltansicht
  • Toni Morrison – Gnade
  • Marc-Antoine Mathieu – Der Wirbel (Rezension folgt 2021)
  • Hilde Domin – Rückkehr der Schiffe (Rezension folgt 2021)
  • Cees Nooteboom – Gedichte (noch nicht durch)
  • Manu Larcenet – Blast 4
  • Ray Kurzweil – Menschheit 2.0
  • Sjón – Schattenfuchs (Rezension folgt 2021)
  • Marieluise Fleißer – Venusberg
  • Kübra Gümüsay – Sprache und Sein
  • Elisabeth Langgässer – Gang durch das Ried (abgebrochen)
  • Matt Dorff / Chris Koelle – Das Buch der Offenbarung (Graphic Novel)
  • Kenzaburo Oe – Eine persönliche Erfahrung (beiseitegelegt)
  • Peter Stamm – Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt
  • Michael Leuchtenberger – Caspars Schatten
  • Sjón – Der Junge, den es nicht gab (Rezension folgt 2021)
  • Michael Braun – Wem gehört die Geschichte?
  • Stjepan Sejic – Harleen
  • Anna Seghers – Der Ausflug der toten Mädchen
  • Hilde Domin – Nur eine Rose als Stütze (noch nicht durch)
  • Leo Perutz – Der Meister des Jüngsten Tages (Rezension folgt 2021)
  • Herfried Münkler – Kriegssplitter
  • Stephan Roiss – Triceratops (Rezension folgt 2021)
  • Adrian Daub – Was das Valley denken nennt
  • Hilmar Klute – Oberkampf (beiseitegelegt)
  • Andreas Speit (Hg.) – Reichsbürger: Die unterschätzte Gefahr (zum Zeitpunkt des Uploads noch nicht beendet)

Geänderte Lesegewohnheiten

Im Jahr 2020 habe ich anders gelesen als in den Jahren zuvor. Ich habe weniger Comics und Graphic Novels gelesen und bin jetzt brutal ehrlich, woran das liegt: 2019 habe ich nach Abschluss jeder größeren Arbeitsphase eine Art „Urlaub“ eingelegt, indem ich mich 1-2 Wochen lang mit kleinen Joints hingesetzt und dabei Comics/Graphic Novels gelesen habe. Das war eine Mischung aus Belohnung und Entschleunigung. Es hatte mir gutgetan, gerade weil ich mich niemals zudröhne und auch im restlichen Jahr nichts rauche. 2020 aber ist psychisch extrem belastend und ich hatte keine Lust auf drogeninduzierte Paranoia. Also habe ich es gelassen. Das hat meine Lesegewohnheiten geändert.

Ein andere und bewusstere Änderung besteht darin, dass ich 2020 mehr „neue“ Bücher gelesen habe. Bereits 2019 habe ich mich in dieser Richtung ein wenig umgestellt und das 2020 weitergeführt. Bisher habe ich es absolut nicht bereut. Warum ich früher Vorurteile gegen modernere Literatur hatte, kann ich nur auf fehlende Bildung und den albernen Literaturkanon + das uralte Gerade vom Kulturverfall schieben. Ich bin froh, dass ich mich wandele!

2020 habe ich außerdem mehr auf meine Ungeduld gehört und Bücher beiseitegelegt oder abgebrochen, die mir nicht gefielen oder die nicht in die Zeit passten, in der ich sie gelesen habe. Man muss sich nicht durch alles quälen, nur weil man es sich vorgenommen hat, und schon gar nicht, weil irgendjemand meint, man müsse ein bestimmtes Buch gelesen haben.

Besondere Bücher

Kokain & Liebeskummer

2020 war ein gutes Lesejahr, doch einige Bücher stachen aus verschiedenen Gründen heraus. Ich gehe lesechronologisch vor. Direkt zu Jahresbeginn habe ich das bisher beste Selfpublishing-Buch gelesen, das ich kenne, mit Schneepoet von Nika Sachs, nachdem ich kurze Zeit vorher noch ihre Novelle Namenlos gelesen hatte. Die Besonderheit von Schneepoet ist wohl, dass es mir selbst einige Verhaltensweisen erklärt hat, die ich in meinem Leben gezeigt, aber nie verstanden hatte. Es hat mich abgeholt. Definitiv lesenswert!

Der Roboterfisch

2019 durfte ich einer Lesung von Berit Glanz beiwohnen, in der sie aus Pixeltänzer vorgetragen hat. Abgesehen davon, dass sie eine sehr angenehme und intelligente Person zu sein schien, gefielen mir auch die gelesenen Passagen. Sie hat mit ihrem Roman dabei mitgeholfen, dass ich meine Meinung über moderne Romane geändert habe. Beim Buchensemble habe ich mit Magret Kindermann über Pixeltänzer diskutiert: Wie wichtig ist Figurentiefe? Seit der Lektüre habe ich außerdem Berits Twitteraccount sehr zu schätzen gelernt und bin zufriedener Abonnent ihres faszinierenden wöchentlichen Newsletters.

Freiheit & Schmerz

Die beste Graphic Novel des Jahres war für mich Blast von Manu Larcenet und das trotz (oder wegen?) der Heftigkeit vieler Passagen, vor denen hätte gewarnt werden sollen (wie ich es auch in der Rezension angemerkt habe). Es ist spannend zu sehen, was man mit relativ simplen Effekten wie farbigen Buntstiftszeichnungenn inmitten schwarzer-weißer Bilder auslösen (oder anrichten?) kann. Blast ist spannend und zerstörerisch, aber sollte aufgrund der (Neben)Themen aus den Bereichen psychischer Erkrankungen und sexueller Gewalt mit Vorsicht genossen werden.

Abschied

2020 ist für mich auch das Jahr der traurigen Bücher. Cees Nooteboom hat mit Die folgende Geschichte seinen Anteil an der herrlichen Misere. Ich bin üblicherweise nicht nahe am Wasser gebaut, aber Nooteboom hat mich erheblich näher ans nasse Element geschoben, als ich es gewohnt bin, und das mehr als einmal. Die langsam-triste Abschiedsstimmung des Buches hat mich gepackt und endgültig von Nooteboom überzeugt. Leider bin ich zu doof für seine Gedichte.

Zwischenbemerkung

Müsste ich die 4 Bücher nennen, die mir 2020 am meisten gefallen haben, wären das neben Die folgende Geschichte noch das als nächstes angesprochene Buch, Triceratops (dazu unten mehr) von Stephan Roiss, Schattenfuchs von Sjón (ebenfalls unten mehr) und Gnade von Toni Morrison. Ich bin unendlich froh, dass Bücher von Morrison bei meiner Mutter herumstanden und ich mich endlich an eines herangewagt habe. Im Lesestapel warten nun mehrere weitere von ihr. Die Mischung aus intelligenter Struktur, poetischer Betrachtung und Einfühlungsvermögen haben mich gepackt. Dazu darf man die Aktualität der Rassismusthematik nicht vergessen und die scheinbare Mühelosigkeit, in der Morrison Figuren verschiedenster Hautfarben, Hintergründe, sexueller Orientierung usw. ins Geflecht des Romans einbaut, ohne dass es jemals gezwungen wirken würde (was leider ein ständiger Vorwurf von Gegner*innen inklusiven Schreibens ist).

Schneegestöber

Ebenfalls Berit Glanz zu verdanken habe ich die Lektüre von Schattenfuchs von Sjón. Mehrmals hat die Autorin, die Skandinavistik studiert hat, erwähnt, dass ihr liebster Romanbeginn der von Schattenfuchs sei. Die umwerfend poetische Erzählstimme, das märchenhafte Erzählen, die Bilder schneebedeckter Wildnis und abgelegenen Dorflebens sowie die schicksalhaft wirkende nicht-chronologische Struktur des Romans haben mich absolut begeistert. Ich habe mir sofort alle Bücher von Sjón auf meine Kaufliste gesetzt und mit Der Junge, den es nicht gab bereits einen zweiten Roman aus seiner Feder gelesen, der zwar nicht 100 % mithalten kann, aber dennoch großartig ist.

Wie viele bin ich?

2020 ist auch das Jahr guter Empfehlungen. Kia Kahawa hat mir den Roman Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt von Peter Stamm empfohlen. Weder Peter Stamm noch seinen Roman hatte ich zuvor auf dem Schirm gehabt. Daher ist die verlinkte Rezension auch nicht von mir, sondern von Kia. Dem Roman steht die Frage zugrunde, die wir alle uns schon mindestens einmal gestellt haben: Was wäre, wenn ich XY im Leben anders gemacht hätte? Denken wir zu sehr über uns selbst nach? Inwiefern beeinflusst uns das wiederum? Gutes Buch. Sehr lesenswert.

Kurz & schön

Im Blogeintrag über Kurzprosa habe ich davon geschwärmt, wie gute Autor*innen – „gut“ in der entsprechenden Form, denn Romanciers machen andere Dinge großartig – ganze Schicksale auf wenigen Seiten darstellen können. Anna Seghers hat das mit Der Ausflug der toten Mädchen geschafft und zwar in vielfacher Hinsicht. Während man einen guten Eindruck des Lebens der Erzählerin erhält, bekommt man auch Einblick in die Leben ihrer Mitschülerinnen, der Lehrerinnen, der Jungs einer anderen Klassen und deren Lehrer, wie sie im Naziregime aufgestiegen oder abgestiegen, mächtig geworden oder gestorben sind. Die Mischung aus einem Schulausflug und den Schicksalen ganz normaler deutscher Kinder, die im Dritten Reich keine Kinder mehr waren, ist so gelungen wie schmerzhaft. Ich werde in Zukunft mehr von Anna Seghers lesen.

Wir sind gepanzert

Im Dezember hatte das Jahr 2020 noch ein hervorragendes Buch auf Lager, das tatsächlich erst 2020 erschienen ist. Triceratops von Stephan Roiss ist 2020 für den Deutschen Buchpreis nominiert gewesen. Hätte es gewonnen, ich hätte mich nicht beschwert. Neben der Nominierung hat mich hauptsächlich ein Tweet von Saša Stanišić inspiriert, Triceratops zu lesen:

Ob es für mich auch das beste Buch ist, das ich dieses Jahr gelesen habe, weiß ich nicht recht zu sagen, aber es ist ganz oben mit dabei. Es ist das traurigste und Trauergänsehaut-erzeugendste Buch, das ich jemals gelesen habe. Es ist so so traurig und genau so gut.

Fazit

2020 war für die Tonne. Es war psychisch verheerend und in vielerlei Hinsicht nicht gut. Aber ich habe gute Bücher gelesen und das ist etwas wert. F*ck dich, 2020, aber danke für deine Bücher!