Hinweis: Rückkehr der Schiffe. Rezension

Hinweis auf die Rezension des Buches “Rückkehr der Schiffe” von Hilde Domin beim Buchensemble.

Meine erste Lyrik-Rezension wurde auf dem Buchblog vom Buchensemble veröffentlicht. Es geht um das Buch Rückkehr der Schiffe von Hilde Domin.

Wunderbare Ungereimtheiten – Rückkehr der Schiffe

Hinweis: Memoirs and Misinformation (Rezension)

Eine Rezension von Jim Carreys Roman Memoirs and Misinformation (Memoiren und Falschinformationen) ist seit heute beim Buchensemble online. Lesen könnt ihr die Rezension hier:

Die große Weirdness: Memoirs and Misinformation

Hinweis: Der Wirbel (Rezension)

Für das Buchensemble habe ich die Graphic Novel Der Wirbel von Marc-Antoine Mathieu rezensiert. Weshalb ich Mathieu und besonders dieses Buch schätze, kann man hier lesen:

AUF DER SUCHE NACH DEM VERLORENEN TRAUM – DER WIRBEL

Hinweis: Der Meister des Jüngsten Tages

Für das Buchensemble habe ich eine Rezension des Romans Der Meister des Jüngsten Tages von Leo Perutz geschrieben. Was mich daran faszinierte und was nicht, kann man hier lesen:

Ehrensache: Der Meister des Jüngsten Tages

Die Grenzen der Rezension

Was können Rezensionen auf Buchblogs leisten und wo liegen die Grenzen? Bieten sie eine Alternative zur klassischen Literaturkritik?

Wo liegen die Grenzen einer Rezension?

Immer mal wieder wird über die Zukunft (oder fehlende Zukunft) der deutschen Literaturkritik diskutiert. In diesem Rahmen taucht auch stets ein Seitenhieb gegen Buchblogs und Rezensionsportale auf. Das Argument dabei: Rezensionen sind nicht mit dem Feuilleton gleichzusetzen, weil sie subjektiv-unprofessionell statt objektiv-professionell sind. Stimmt das? Zerstören Buchblogs den Feuilleton, ohne eine bessere Alternative zu bieten/sein? Was können, was wollen Rezensionen online leisten und wo liegen ihre Grenzen?

Veraltetes Denken

Die Verlagerung irgendwelcher Themengebiete aus gedruckten Zeitungen ins Internet heutzutage noch anzuprangern oder das gesamte online verfügbare Material sowie die online geführten Diskussionen als minderwertig zu betrachten, ist im höchsten Grade unzeitgemäß. Schließt man das Internet kategorisch aus der Literaturlandschaft aus, steht sie tatsächlich kurz vor dem Ende.

Das Internet bietet unzählige Wege, um Meinungen und Gedanken ungefiltert zu verbreiten. Je mehr Menschen (auch Leser*innen) dies nutzen, desto mehr Müll wird verbreitet. Das ist logisch. Gleichzeitig wird mit steigender Nutzung allerdings auch mehr Qualität geliefert. Wir sind inzwischen an einem Punkt, an dem wenigstens hierzulande praktisch jede*r das Internet nutzt und ein Großteil aller Diskussionen rund um Themen wie Literatur online stattfinden. Welche Qualität das erreichen kann, sieht man beispielsweise an Blogs wie 54books.de. Abtun kann man diese Entwicklung nicht mehr.

Was leisten Rezensionen?

1. Meinungsfindung

Person A liest ein Buch und schreibt ihre Meinung auf. Person B liest die Meinung und entscheidet, ob sie das Buch ebenfalls lesen möchte. So simpel ist das. Rezensionen dienen also der Entscheidungsfindung potenzieller Leser*innen. Das ist besonders nützlich, wenn man an die fast unendliche Auswahl auf Suche nach einem neuen Buch denkt. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels verzeichnete für 2018 insgesamt 71548 Erstauflagen, 70395 für 2019. Dabei sind die meisten der vielen Selfpublishing-Werke nicht mitgerechnet. Außerdem kamen in beiden Jahren noch ziemlich genau 9800 Übersetzungen ins Deutsche dazu. Zusätzlich darf man nicht vergessen, dass auch in anderen Sprachen gelesen wird und dass die Titelproduktion seit Jahrhunderten läuft.

Findet man einen Buchblog, dessen Rezensent*innen einen ähnlichen Geschmack wie den eigenen bewiesen haben, hilft dies ungemein, denn jede Entscheidung im Leben kostet Zeit und Kraft.

2. Meinungsabgleich

Ab und an liest man ein Buch und möchte eine zweite Meinung hören oder eben lesen. Nicht immer finden sich Freund*innen, mit denen man sich darüber unterhalten kann. Eine Tour durch einige Buchblogs kann da helfen. Manchmal wird die eigene Meinung bestätigt (was immer gut tut), manchmal wird sie verändert (weil andere Aspekte, die man nicht bedacht hatte, erwähnt werden) und manchmal wird der eigenen Meinung vollständig widersprochen. Das kann interessant oder frustrierend sein. Wenn wir mal davon ausgehen, dass man nicht mit beleidigenden Kommentaren reagiert, könnte alles, was sich nicht komplett mit der eigenen Meinung deckt, zu Punkt 3 führen:

3. Diskussion

Dank Kommentar-Funktion, Social-Media-Verknüpfungen und anderen Kontaktmöglichkeiten können Leser*innen direkt und schnell mit Rezensent*innen ins Gespräch kommen. Das ist (meistens) eine gute Sache. Es kommt zum Austausch, Perspektiven werden erweitert. Dieser Part war immer ein grundlegender Teil des Kulturbetriebs.

3.a Keine Diskussion

Da leider viel zu viele Menschen die scheinbare Anonymität des Internets nutzen, um beleidigend und verbal-aggressiv die eigene Meinung zu verfechten, anstatt argumentativ zu diskutieren, kommt es zu einem traurigen Phänomen. Es gibt wenige negative Rezensionen, um 1. den Autor*innen nichts vermeintlich Böses zu tun und 2. keinen Streit mit Fans dieser Autor*innen zu provozieren. Obwohl das sehr gut nachvollziehbar ist, hat das unschöne Konsequenzen: Diejenigen, die laut und beleidigend sind, gewinnen, und die positiven Bewertungen verlieren an Wert, weil es keine negativen mehr gibt. Wenn alles gut ist, ist nichts besonders.

Aber wer will von Menschen, die aus Leidenschaft und unbezahlt arbeiten, verlangen, dass sie sich ständig Streitereien aussetzen? Damit kommen wir zum nächsten Punkt.

Was können Rezensionen nicht leisten?

Buchblogs werden, wie gesagt, in den allermeisten Fällen betrieben von Privatpersonen, Leser*innen, Fans. Das bedeutet, dass sie nicht nur nicht davon leben können, sondern häufig sogar nichts verdienen und noch draufzahlen. Sie lesen gerne und teilen ihre Meinung. Mehr wollen sie nicht und mehr sollte man auch nicht verlangen. Da Buchblogs allerdings (angeblich?) den Feuilleton verdrängen und ihr Einfluss in der Literaturszene wächst, sollte man sich bewusst machen, was sie nicht können.

1. Objektive Kritik üben

Man könnte jetzt fragen, ob man Literatur überhaupt objektiv bewerten kann. Ich sage: zum Teil ja. Es gehört Handwerk zum Schreiben. Außerdem gibt es eine lange Literaturgeschichte. Wer die Feinheiten des Handwerks erkennen und bewerten möchte, braucht eine entsprechende Ausbildung sowie Zeit und Muße, um sich weiterzubilden. Ohne Bezahlung ist das kaum möglich. Wer erkennen möchte, ob Stilmittel, Story, Aufbau und andere Elemente eines Buchs neu oder selten sind, braucht die gleichen Voraussetzungen, welche Buchbloggern üblicherweise fehlen.

2. Feindseligem Ansturm standhalten

Mit Sicherheit gibt es Buchblogger, die ihre Meinung deutlich formulieren, nichts schönen und jeder Attacke standhalten können. Aber diesen Stress, gerade in der Öffentlichkeit des Internets, wollen sich viele nicht antun. Warum auch? Es handelt sich um ein Spaßprojekt. Bezahlte Kritiker*innen allerdings können, sollen, müssen dies leisten. Sie stellen sich hin und kritisieren. Aus meiner Sicht werden sie zum Teil für ihre Zeit und Arbeit, zum Teil für die Angriffe von außen, die Diskussionen und die Wut von Autor*innen bezahlt.

Wollen Rezensionen das leisten?

Nein, jedenfalls meistens nicht. Mit dem Wissen, das ich mir angeeignet habe, versuche ich, den Rezensionen beim Buchensemble einen hohen Standard zu geben und mehr zu verbreiten als bloß meine Meinung. Diskussionen sind mir willkommen, Streit brauche ich nicht. So wird es vielen Buchbloggern gehen.

Abschlussworte

Der Feuilleton hat seine Berechtigung. Geistige Arbeit sollte gewürdigt und bezahlt werden! Nur weil etwas online abläuft, sollte es nicht kostenlos sein. Entsprechend sollte auch der Online-Feuilleton besser vergütet werden. Buchblogs bedienen, denke ich, in den allermeisten Fällen ein anderes Publikum, lesen andere Titel und sind daher kein Ersatz. Sie können und wollen keine Alternative sein, sondern ein gänzlich anderes Medium. Vielleicht sollte die kränkelnde Literaturkritik die Schuld an ihrer Misere nicht bei anderen Elementen der Literaturszene suchen, sondern beim schwindenden Interesse der Leserschaft sowie jenen, die die Praxis unbezahlter und schlecht bezahlter geistiger Arbeit aufrecht erhalten.

Hinweis: “Gnade”

Beim Buchensemble ist soeben eine weitere Rezension von mir erschienen. Diesmal geht es um den Roman “Gnade” der amerikanischen Autorin und Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison.

Die Wildnis in uns – Gnade

Um alle meine Rezensionen beim Buchensemble zu sehen, könnt ihr auf dieser Seite nachsehen: Matthias Thurau: Rezensionen

1. Buchensemble-Artikel

Hinweis auf meinen 1. Artikel beim Buchensemble, eine Diskussion mit Magret Kindermann über den Roman Pixeltänzer von Berit Glanz.

Ab heute ist es offiziell: Ich bin aktives Mitglied des Buchensembles. Mit einem gemeinsamen Artikel von Magret Kindermann über den Roman Pixeltänzer von Berit Glanz geht es los:

Wie wichtig ist Figurentiefe? – Pixeltänzer

Auslöser für diesen Artikel war eine Diskussion, die Magret und ich über das Buch geführt haben. Sie wusste aus dem Blogeintrag Berit Glanz: Pixeltänzer, dass mir der Roman sehr gefallen hatte. Magret hat Pixeltänzer dann ebenfalls gelesen und war anderer Meinung. Welche Gründe aus ihrer Sicht gegen den Roman sprechen und was ich darauf erwidere, könnt ihr im Artikel fürs Buchensemble lesen.

Cees Nooteboom: Die folgende Geschichte

Rezension des Romans “Die folgende Geschichte” von Cees Nooteboom.

Wie schreibe ich über dieses Buch, ohne die Auflösung zu verraten? Ich bin mir noch nicht sicher, werde es aber versuchen.

Oft gehe ich wenig emotional an Texte und besonders Buchbesprechungen heran. Im Falle von Die folgende Geschichte wird das schwierig werden. Es wäre keine Schwierigkeit, die Brillanz und Tiefe dieses Werkes aufzuzeigen und es rein sachlich zu analysieren. Aber ich habe das Buch vor 5 Minuten ausgelesen und meine Augen sind noch ein wenig feucht.

Neulich habe ich einen kurzen Absatz des Buches besprochen. Dort ging es weniger gefühlsduselig zu: Ein einziger Ansatz von Cees Nooteboom. Noch davor hatte mich die Geschichte zu Überlegungen über Figurenbeschreibung und -kommunikation animiert. Hier wird es möglicherweise anders aussehen.

147 Buchseiten umfasst meine Ausgabe von Die folgende Geschichte und ich habe 4 Tage gebraucht, um sie durchzulesen. Einer der Gründe dafür war, dass Stil und Rhythmus der Geschichte wie ein einziger, ruhiger Abschied wirken. Oder wie ein Tanz. Die Sätze bewegen sich in leichten Erhebungen und nach jedem einzelnen setzt man kurz ab. Eine Bewegung, eine Pause, die nächste Bewegung, immer einfühlsam, immer leichtfüßig. Wie ein Paar beim Tanz.

Grundthema des Buches ist Verwandlung, Veränderung. Herman Mussert, ehemaliger, begeisterter Lateinlehrer, einer von denen, die wirklich in ihrem Stoff aufgehen, übersetzt passenderweise in seiner Freizeit Ovids Metamorphosen. Immer wieder erwähnt er dieses Werk sowie andere Werke aus der griechischen und römischen Antike. Wenn er seine Schülerinnen und Schüler unterrichtet, durchlebt er die Szenen, als würde er sich an sie erinnern, als wären es seine Erlebnisse und nicht die Erfindungen von Menschen, die seit Jahrtausenden tot sind. Nooteboom schafft es, die Begeisterung, die Mussert als Lehrer vermitteln kann, darzustellen und die Leserschaft mitfühlen zu lassen.

Mussert erinnert sich an sein Leben, an den Unterricht, eine besonders gute Schülerin und an eine Liebesbeziehung.

– CUT –

Es sind 2 Wochen vergangen, seit ich diesen Artikel zu schreiben begonnen hatte. Noch immer habe ich das Buch positiv in Erinnerung, aber die emotionale Distanz ist längst hergestellt. Ich finde diesen Cut passend, da Nooteboom in seinen Büchern gern den einen oder anderen Schnitt einbaut, der keine echte Kapiteleinteilung darstellt, sondern beispielsweise einen Perspektivwechsel zwischen den Figuren einleitet oder plötzlich auf die Sicht des Autors statt des Erzählers wechselt. Manchmal klärt erst dieser Wechsel die Geschichte auf und vervollständigt sie. Da ich nun ebenfalls eine andere Perspektive – von emotional beeinflusst zu emotional Abstand haltend – einnehme, erlaube ich mir diesen Schnitt.

Ein (Neben)Thema, das in Die folgende Geschichte vorkommt und das mir gefallen hat, vielleicht weil ich selbst gelegentlich darüber nachdenke, ist die Gegenüberstellung eines Buchmenschen und einer Realistin, zwischen fiktiven Welten und realem Leben. Verpasst man etwas im Leben, wenn man seine Zeit mit Büchern verbringt, anstatt die Welt real zu erkunden? Mussert, könnte man argumentieren, hat nicht richtig gelebt, sondern nur gelesen. Aber er liebt seine Bücher. Und es stimmt auch nicht ganz, denn im Alter reist er viel, um für Reiseführer zu schreiben, verbindet die Elemente, die er aus den Büchern mit sich trägt, mit der Realität. Er erlebt die Welt anders. Seine Liebesbeziehung, die zeitlich vor den Reiseführern angesiedelt ist, währendderer er ebenfalls reist (wenigstens nach Lissabon), scheint oft definiert durch den Unterschied zwischen Mussert als Kopfmenschen, der alles als Referenz zu alter Literatur betrachtet, und seiner Partnerin Maria Zeinstra, die seine Träumereien und Literaturbezüge mit pragmatischen (und teils groben) Äußerungen lächerlich zu machen versucht oder als unsinnig darstellt. Kurzer Einschub: Im Artikel über Figurenbeschreibung und – kommunikation habe ich erwähnt, dass Mussert recht unsympathisch dargestellt wird in manchen Aspekten. Seine Partnerin, wie ich finde, kommt erheblich schlechter weg – nicht in den Augen von Mussert, aber in denen der Leser*innen, durch ihre fiese, beleidigende Art mit Mussert umzugehen. Man bekommt den Eindruck, dass Nooteboom selbst keine Antwort gefunden hat auf die Frage, ob Mussert – vermutlich stellvertretend für ihn selbst – sein Leben gut verbracht oder verschwendet hat. Er sieht wunderschöne Dinge, wo andere nur Touristenattraktionen sehen und wo er ihnen in den Reiseführern nur diese vermitteln kann, weil seine Assoziationen kaum jemand nachempfinden kann. Hier könnte man eine gewisse Hochnäsigkeit herauslesen, muss man aber nicht.

Ich persönlich tendiere dazu, Mussert als gutes Leben zu attestieren, in dem er getan hat, was er liebt, und dadurch eine einzigartige Sicht auf die Welt erlangt hat. Allerdings kann ich nicht umhin die innere Diskussion immer mal wieder selbst zu führen – sollte ich mehr leben, anders leben, besser leben? Die Antwort ist: Nein. Ich lebe ein gutes Leben, wenn ich tue, was ich liebe.

So kann man sich in Texten und Gedanken verlaufen. Es gibt wichtigere und dominantere Aspekte in Die folgende Geschichte als die genannten. Die Erinnerung Musserts an die Liebe, an Maria Zeinstra, und an die Zuneigung zu seiner Lieblingsschülerin. Auch wenn das Menschliche für den in Büchern lebenden Protagonisten nie einfach ist, ist dieser Teil des Lebens auch für ihn von größter Bedeutung.

Was fangt ihr jetzt mit dieser chaotischen Buchbesprechung an? Ich weiß es nicht, hoffe aber, dass sie mindestens als Leseempfehlung und bestenfalls als Denkanregung nehmt.