Cees Nooteboom: Die folgende Geschichte

Rezension des Romans “Die folgende Geschichte” von Cees Nooteboom.

Wie schreibe ich über dieses Buch, ohne die Auflösung zu verraten? Ich bin mir noch nicht sicher, werde es aber versuchen.

Oft gehe ich wenig emotional an Texte und besonders Buchbesprechungen heran. Im Falle von Die folgende Geschichte wird das schwierig werden. Es wäre keine Schwierigkeit, die Brillanz und Tiefe dieses Werkes aufzuzeigen und es rein sachlich zu analysieren. Aber ich habe das Buch vor 5 Minuten ausgelesen und meine Augen sind noch ein wenig feucht.

Neulich habe ich einen kurzen Absatz des Buches besprochen. Dort ging es weniger gefühlsduselig zu: Ein einziger Ansatz von Cees Nooteboom. Noch davor hatte mich die Geschichte zu Überlegungen über Figurenbeschreibung und -kommunikation animiert. Hier wird es möglicherweise anders aussehen.

147 Buchseiten umfasst meine Ausgabe von Die folgende Geschichte und ich habe 4 Tage gebraucht, um sie durchzulesen. Einer der Gründe dafür war, dass Stil und Rhythmus der Geschichte wie ein einziger, ruhiger Abschied wirken. Oder wie ein Tanz. Die Sätze bewegen sich in leichten Erhebungen und nach jedem einzelnen setzt man kurz ab. Eine Bewegung, eine Pause, die nächste Bewegung, immer einfühlsam, immer leichtfüßig. Wie ein Paar beim Tanz.

Grundthema des Buches ist Verwandlung, Veränderung. Herman Mussert, ehemaliger, begeisterter Lateinlehrer, einer von denen, die wirklich in ihrem Stoff aufgehen, übersetzt passenderweise in seiner Freizeit Ovids Metamorphosen. Immer wieder erwähnt er dieses Werk sowie andere Werke aus der griechischen und römischen Antike. Wenn er seine Schülerinnen und Schüler unterrichtet, durchlebt er die Szenen, als würde er sich an sie erinnern, als wären es seine Erlebnisse und nicht die Erfindungen von Menschen, die seit Jahrtausenden tot sind. Nooteboom schafft es, die Begeisterung, die Mussert als Lehrer vermitteln kann, darzustellen und die Leserschaft mitfühlen zu lassen.

Mussert erinnert sich an sein Leben, an den Unterricht, eine besonders gute Schülerin und an eine Liebesbeziehung.

– CUT –

Es sind 2 Wochen vergangen, seit ich diesen Artikel zu schreiben begonnen hatte. Noch immer habe ich das Buch positiv in Erinnerung, aber die emotionale Distanz ist längst hergestellt. Ich finde diesen Cut passend, da Nooteboom in seinen Büchern gern den einen oder anderen Schnitt einbaut, der keine echte Kapiteleinteilung darstellt, sondern beispielsweise einen Perspektivwechsel zwischen den Figuren einleitet oder plötzlich auf die Sicht des Autors statt des Erzählers wechselt. Manchmal klärt erst dieser Wechsel die Geschichte auf und vervollständigt sie. Da ich nun ebenfalls eine andere Perspektive – von emotional beeinflusst zu emotional Abstand haltend – einnehme, erlaube ich mir diesen Schnitt.

Ein (Neben)Thema, das in Die folgende Geschichte vorkommt und das mir gefallen hat, vielleicht weil ich selbst gelegentlich darüber nachdenke, ist die Gegenüberstellung eines Buchmenschen und einer Realistin, zwischen fiktiven Welten und realem Leben. Verpasst man etwas im Leben, wenn man seine Zeit mit Büchern verbringt, anstatt die Welt real zu erkunden? Mussert, könnte man argumentieren, hat nicht richtig gelebt, sondern nur gelesen. Aber er liebt seine Bücher. Und es stimmt auch nicht ganz, denn im Alter reist er viel, um für Reiseführer zu schreiben, verbindet die Elemente, die er aus den Büchern mit sich trägt, mit der Realität. Er erlebt die Welt anders. Seine Liebesbeziehung, die zeitlich vor den Reiseführern angesiedelt ist, währendderer er ebenfalls reist (wenigstens nach Lissabon), scheint oft definiert durch den Unterschied zwischen Mussert als Kopfmenschen, der alles als Referenz zu alter Literatur betrachtet, und seiner Partnerin Maria Zeinstra, die seine Träumereien und Literaturbezüge mit pragmatischen (und teils groben) Äußerungen lächerlich zu machen versucht oder als unsinnig darstellt. Kurzer Einschub: Im Artikel über Figurenbeschreibung und – kommunikation habe ich erwähnt, dass Mussert recht unsympathisch dargestellt wird in manchen Aspekten. Seine Partnerin, wie ich finde, kommt erheblich schlechter weg – nicht in den Augen von Mussert, aber in denen der Leser*innen, durch ihre fiese, beleidigende Art mit Mussert umzugehen. Man bekommt den Eindruck, dass Nooteboom selbst keine Antwort gefunden hat auf die Frage, ob Mussert – vermutlich stellvertretend für ihn selbst – sein Leben gut verbracht oder verschwendet hat. Er sieht wunderschöne Dinge, wo andere nur Touristenattraktionen sehen und wo er ihnen in den Reiseführern nur diese vermitteln kann, weil seine Assoziationen kaum jemand nachempfinden kann. Hier könnte man eine gewisse Hochnäsigkeit herauslesen, muss man aber nicht.

Ich persönlich tendiere dazu, Mussert als gutes Leben zu attestieren, in dem er getan hat, was er liebt, und dadurch eine einzigartige Sicht auf die Welt erlangt hat. Allerdings kann ich nicht umhin die innere Diskussion immer mal wieder selbst zu führen – sollte ich mehr leben, anders leben, besser leben? Die Antwort ist: Nein. Ich lebe ein gutes Leben, wenn ich tue, was ich liebe.

So kann man sich in Texten und Gedanken verlaufen. Es gibt wichtigere und dominantere Aspekte in Die folgende Geschichte als die genannten. Die Erinnerung Musserts an die Liebe, an Maria Zeinstra, und an die Zuneigung zu seiner Lieblingsschülerin. Auch wenn das Menschliche für den in Büchern lebenden Protagonisten nie einfach ist, ist dieser Teil des Lebens auch für ihn von größter Bedeutung.

Was fangt ihr jetzt mit dieser chaotischen Buchbesprechung an? Ich weiß es nicht, hoffe aber, dass sie mindestens als Leseempfehlung und bestenfalls als Denkanregung nehmt.

Leo Perutz: Der schwedische Reiter

Über den Roman “Der schwedische Reiter” von Leo Perutz.

Ausnahmsweise schreibe ich eine Buchbesprechung. Mir ist danach. Also los:

Zwei Männer scheinen am Ende zu sein, noch bevor die Geschichte beginnt. Ihre Lebenswege und alle Ziele, Anstrengungen, Schicksalsschläge und Zufälle darin sind miteinander verknüpft. Wenn die Geschichte tatsächlich endet, steht da eine rührende Szene, die von Liebe und Schicksal durchströmt ist.

Wie soll man Der schwedische Reiter einordnen? Man kann sagen, es handele sich um einen historischen Roman, der am Anfang des 18. Jahrhunderts in Schlesien spielt. Allerdings ist es auch ein Abenteuer- und Liebesroman, ein Kunstmärchen, ein Werk des Magischen Realismus und modern durch die Thematisierung von Flucht, Verfolgung, Leid und Lebenswillen.

Dies ist meine erste Buchbesprechung und deshalb werde ich doch lieber persönlicher im Ton und in der Gestaltung. Es gibt zwei Dinge im Buch, die anstrengend sind. Leo Perutz schrieb einmal, dass er in historischen Romane zu schreiben versuche, wie seine Großmutter erzählte. Die Sprache passt, soweit ich das sagen kann, zur Zeit, in der die Geschichte spielt. Trotz schönem Satzrhythmus kann das stören oder braucht wenigstens Gewöhnung. Die andere Sache ist, dass die beiden weiblichen Figuren naiv, unselbständig und auch mal rachsüchtig sind. Sie sind da, um hübsch zu sein und zu dienen, die eine etwas wilder, die andere brav. Eine Ursache dafür liegt wohl in Perutz’ Entscheidung, sämtliche Figuren typisiert zu konzipieren, sodass sie erst durch die schicksalhafte Verquickung der Handlung und durch die Fantasie der Leser*innen mit Charakter erfüllt werden müssen. Dies funktioniert im Falle der männlichen Figuren besser, da sie mehr Handlung und mehr Sprechanteil haben. Aber mit einer modernen Sichtweise ein Werk zu attackieren, das 1936 erschien und im frühen 18. Jahrhundert spielt, ist müßig. Es fällt allerdings auf.

Also zur Schönheit des Werkes! Der Aufbau vom Ende der Geschichte zum Anfang und wieder zum Ende, die Verknüpfung der einzelnen wichtigen Wegpunkte, die schließlich eine großartige Auflösung erlauben, ist unschlagbar. Dieser Aspekt erinnert mich an die besten Filme von Guy Ritchie. Allerdings scheint Perutz’ Auflösung mehr von Leidenschaft getragen denn von Humor. Dies ist einer der Momente, in denen ich am liebsten spoilern würde. Ich liebe die Auflösung und den Aufbau dieses Romans.

In der Zwischenzeit, zwischen Aufwerfen des Rätsels und Erklärung, gibt es eine abenteuerliche Geschichte um Landstreicher, Räuber, Diebe, Soldaten und Liebe. Man fühlt sich hier und da an Till Eulenspiegel erinnert. Folgende mögliche Verbindung fiel mir beim Lesen auf: Das Buch erinnert mich an Till Eulenspiegel – Daniel Kehlmann hat mit Tyll einen Roman mit dieser Figur im Zentrum geschrieben – ich selbst kenne Leo Perutz aus Essays von Kehlmann – dachte Kehlmann dank Perutz an Eulenspiegel? Doch zurück zum Buch: Dieser Anteil des Buches ist spannend und unterhaltsam.

Hineingemixt wird nun auch noch eine Menge Aberglaube und Religion. Ein (möglicherweise?) toter Müller, Zaubersprüche, die eventuell wirken, ein göttliches Gericht, das aber keine der gängigen Sünden bestraft. Dies ist der magisch-realistische Anteil, die Verflechtung von Realität und Glauben, Aberglauben, Spiritualität zu einer neuen Wirklichkeit. Doch Perutz treibt Spielchen und weicht den Kern dieses Konstruktes auf. Christliche Moral ist nicht die Moral des Buches, sondern bloß eine Ansicht, die vertreten wird – und das nicht von den Mitgliedern der Kirche. Als Leser*innen sind wir in der moralischen Interpretation des Werkes auf uns gestellt. Uns bleibt nur die ästhetische Konstruktion, um uns entlangzuhangeln. Sie gilt es zu bewundern. Was das Leben wirklich bedeutet oder ob es etwas bedeutet, müssen wir nicht verstehen, können es vielleicht auch niemals.

Für Fans von Details sollte ich noch darauf hinweisen, dass Perutz, soweit ich das erkennen konnte, Kapiteleinteilung, Jahreszahlen etc. an in der christlichen Numerologie wichtigen Zahlen angepasst hat.

Am Ende einer Buchbesprechung sollten wohl eine Empfehlung oder Bewertung folgen. Ich gebe keine Punkte oder Sterne. Die Wahrheit ist, ich kann nicht einschätzen, ob heutigen Leser*innen Der schwedische Reiter zusagen wird. Aber im Grunde handelt es sich um einen Fantasyroman und sowas mögt ihr doch, oder?

Sorck: Fubar

In diesem Eintrag geht es hauptsächlich um einen einzigen Begriff, den ich als Namen für eine Kneipe im Roman Sorck verwendet habe. Achtung: Es wird ein wenig gespoilert werden.

Am Tiefpunkt von Martin Sorcks Reise, nachdem er vom schlimmsten Landgang der Kreuzfahrt zurückgekehrt ist, besucht er eine neu eröffnete Bar auf dem Schiff. Diese Bar nennt sich Fubar.

Im zweiten Weltkrieg entwickelten amerikanische Soldaten eine ganze Menge Slang-Wörter. Darunter war auch der Begriff „Fubar“, der eigentlich eine Abkürzung ist für „Fucked Up Beyond All Recognition“ – unwiederbringlich zerstört oder dermaßen verstörend, dass man es nie wieder vergessen wird. In Sorck spiele ich viel mit Kriegsbildern und -begriffen, um den inneren Kampf des Protagonisten darzustellen, der das Leben als ständigen Konflikt mit der Außenwelt erfährt. Zudem ist die Geschichte als Ganzes schon irgendwie fucked up. Eine Rückmeldung von einer Leserin sprach im positiven Sinne von „abgedrehtem Scheiß“. Außerdem treibt sich Martin Sorck häufig ins Bars herum, weshalb es naheliegend schien, „Fubar“ als Name einer dieser Bars, der schlimmsten von allen, zu verwenden.

Den Begriff selbst habe ich zum ersten Mal in Saving Private Ryan gehört, wo er, wenn ich mich recht erinnere, nicht erklärt wird. Also recherchierte ich ein wenig und fand heraus, was er bedeutet. In der Fubar begegnet man übrigens einer weiteren Kriegsfilm-Referenz. Es werden als Begrüßungsgeschenk rote Bandanas verschenkt, was vermutlich überflüssig erscheint, wenn man die Verbindung nicht herstellt. Im Film Deer Hunter sehen wir die Szene eines Veteranen, der psychisch nicht mehr in die normale Welt zurückkehren konnte, in der er Russisch Roulette spielt für Geld. Dabei tragen er und sein Gegenspieler rote Stirnbänder. Exakt diese Szene, auf die ich mich im Roman beziehe, wird auch aufgenommen im norwegischen Film Die Kunst des negativen Denkens, der wiederum am Anfang von Sorck erwähnt wird als einer der Gründe, aus denen er Skandinavien besuchen wollte. Beeindruckend an diesem Film war für mich immer die Mischung aus Humor, der sich direkt mit Szenen abwechselt, die furchtbar traurig sind. Durch dieses Wechselspiel schlagen die deprimierenden Stellen ganz besonders hart zu. Einen solchen Effekt wollte ich gerne in Sorck haben, aber ob ich das geschafft habe, weiß ich nicht recht.

Eigentlich wollte ich bloß über ein einziges Wort schreiben, Die Verknüpfungen zwischen dem Roman und anderen Kunstwerken und dieser Kunstwerke untereinander wiederum fällt eine solche Aufgabe nicht leicht. Ich hoffe, man wird mir vergeben.

PS: Das Titelbild dieses Eintrags zeigt übrigens eines der ersten Memes überhaupt, ebenfalls aus dem zweiten Weltkrieg.

 

 

 

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Das Taschenbuch kann man direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop bestellen.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.

Batman vs. Sorck

Gestern las ich in der Buchensemble-Rezension, man hätte Sorck zuerst für den Namen eines Sturms gehalten. Ganz falsch ist das in Bezug auf mein Leben auch nicht. Aber findet ihr nicht auch, dass Sorck ebensogut der Name einer Comic-Figur sein könnte? Vom Klang her käme er General Zod, einem Gegner von Superman, am nächsten. Das ist aber Zufall. Hier und jetzt möchte ich über Comics schreiben und inwiefern sie mitverantwortlich sein könnten für die erreichten und überschrittenen Skurrilitätslevel in Sorck: Ein Reiseroman.

Meine Beziehung zu Graphic Novels und Comics begann im Laufe meines Literaturstudiums. In einer Vorlesung wurden die Werke von Marc-Antoine Mathieu empfohlen. Für diejenigen, die ich ihn nicht kennen: stellt euch vor, Kafka hätte Bilder und weniger Worte verwendet, und gebt einen Schuss französischen Stil dazu. Die Bücher sind intelligent, abgefahren, witzig und auf traumartige Weise bedrückend. Sämtliche Grenzen werden gesprengt. Ich empfehle dringend, sich auf sein Werk einzulassen!

Danach folgte Batman. Ich liebe Batman. Ein Held ohne Superkräfte, aber mit inneren Dämonen, die ihn plagen und vorantreiben. Seine Gegner sind ebenfalls nur selten riesige Monster, sondern hochintelligente Menschen mit komplexem Innenleben und psychotischer Ausstrahlung. Batman ist nichts ohne Gotham oder ohne seine Feinde. In einer anderen Umgebung und mit weniger bestialischen Gegenspielern fiele eines schnell auf: Batman ist nicht so sehr anders als diejenigen, die er bekämpft. Aber ich verliere den Faden hier.

Wo bestehen denn nun Parallelen zwischen (Batman-)Comics und meinem Roman? Zunächst einmal das Drumherum und die Farbe. In meinem Kopf hat die Geschichte von Sorck ungefähr die gleiche Färbung wie das Cover und somit wie Gotham City. Es ist nicht immer Nacht und es ist nicht immer dunkel, aber der Roman ist für mich innerlich dunkel eingefärbt. Meist denke ich zuerst an Martin Sorck, wie er nachts über das Deck läuft. Dazu nasse Planken. Setzt Batman einige Meter über ihn und ihr habt ein Comic-Panel. Zur Farbe kommt das „Drumherum“, womit ich hauptsächlich die Orte und das Grundgefühl meine. Es gibt im Roman viele Orte, die einem bekannt vorkommen, und einige, die es sogar gibt, aber an allen stimmt etwas nicht. Sie sind anders, als sie sein sollten. Mir gibt das ein Gefühl von subtilem Grusel und einem unterschwelligen Unwohlsein. Die Welt ist nicht in Ordnung. Batman befindet sich ständig an solchen Orten und bewohnt sogar einige davon: Seine Höhle, in der er neben riesige Erinnerungsstücken (Joker-Karte, Riesen-Penny usw.) seine Rüstungen und Waffen ausstellt, oder sein Haus, das voller Erinnerungen und Traumata steckt. Die Krone des Umgebungshorrors stellt aber Arkham Asylum dar.

Den vermutlich wichtigsten Berührungspunkt zwischen Comics und Sorck ist die Skurrilität. Beides ist over-the-top und geht einen Schritt weiter, als man es für möglich hält. Figuren, die in Comics zum Standard-Inventar gehören, wirken losgelöst davon vollkommen abgedreht und falsch, weshalb viele Menschen Vorurteile gegenüber Graphic Novels haben und nicht hineinfinden können. Ich akzeptiere keine Grenzen für meine Werke. Man sollte sich auf alles gefasst machen. In Comics gibt es beinahe unbegrenzte Freiheit. Das Spektrum an verschiedenen Stilen, Themen und Erzählweisen ist riesig. Bleiben wir bei Batman: vergleicht man Year One mit Death of the Family und Arkham Asylum, sieht man den gleichen Protagonisten in einer romanesken Origin-Story, einer Psychohorror-Geschichte und (vom Stil her) dem Tagebuch eines Serienmörders. Und die Fans nehmen es dankend an. Diese Freiheit wünsche ich mir auch für meine Werke. Lasst mich tun, was ich für richtig halte, außerhalb, innerhalb und zwischen Genregrenzen, in ausgefallenem Stil, mit abgedrehten Figuren, Orten und Plots. Sorck kann als Statement für diese Form von künstlerischer Freiheit gelesen werden: ich lege Feuer.

In der zu Anfang erwähnten Rezension heißt es, das Buch meine alles und nichts ernst. Aber ich meine es bitterernst, ich nehme es nur nicht so. Sorck funktioniert ein bisschen wie der Joker: es gibt einen großen Plan, den man nur schwer erkennt, der aber durchgängig verfolgt wird, und zwischendurch bleibt Zeit für ein paar Witze und ein wenig Kollateralschaden.

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Das Taschenbuch kann man direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop bestellen.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.

Sorck: KeJas-BlogBuch

Hinweis auf die Rezension des Romans “Sorck” auf KeJas BlogBuch.

Es passiert zurzeit wirklich viel rund um Sorck. Gestern habe ich den Roman beim lokalen Buchladen angeboten und eine Rezension ist beim Buchensemble erschienen. Heute folgt direkt die nächste Buchblog-Rezension bei KeJas-BlogBuch:

Sorck | Matthias Thurau

Ich freue mich immer wieder, zu sehen, wie mein Buch bei Leser*innen ankommt und wie verschieden es gelesen wird. Zugegebenermaßen ist Sorck bis zum Rand voll von Ideen und Aspekten, auf die man sich konzentrieren kann. Die großen Übereinstimmungen bei allen Rückmeldungen sind immer:

  1. Anspruchsvolle Sprache.
  2. Es gefällt.

So kann es gerne weitergehen!

Sorck: Buchensemble

Für Sorck ist eine erste Buchblog-Rezension erschienen. Hier könnt Ihr sie lesen:

BIZARRE, TRAURIG-WITZIGE WELT DES INTELLEKTUELLEN MISSVERSTANDENEN – SORCK

Über die freundlichen Worte und die positive Aufnahme meines Werkes habe ich mich sehr gefreut. Ich bedanke mich herzlich! Autor*innen brauchen Bestätigung vermutlich mehr als die meisten anderen, weil sie so viel von sich selbst in ihre Werke stecken und auf die Welt blicken mit vorsichtigen Fragen: Wie gefallen Euch meine Gedanken? Könnt auch Ihr etwas damit anfangen?

Sorck: Wang Xizhi vs. The Nasty Boys

Am Rande wird auch dieser Eintrag zur Reihe über Kunstwerke im Roman Sorck gehören. Warum am Rande? Weil es in einem Text, der einen der größten chinesischen Kalligraphen und ein Wrestling-Tag-Team aus den 1990er Jahren bespricht, zwangsläufig um etwas Anderes gehen muss.

Wang Xizhi lebte im 4. Jahrhundert in China. Er war als Theoretiker und Künstler wichtig für die Weiterentwicklung der Kalligraphie (als Kunstrichtung) und der chinesischen Schrift an sich. Auf meinen China-Urlaub vor einigen Jahren bereitete ich mich ein wenig vor und las über Kunst, Architektur und Geschichte des Landes. Bei dieser Recherche lernte ich ein paar Dinge über Kalligraphie, die ich weitestgehend leider wieder vergessen habe. Dennoch beeindruckte mich die Idee einer Wortkunst, die mindestens zur Hälfte außerhalb des Inhalts auskommt. Ein guter Kalligraph realisiert in seinem Werk seinen Charakter, seinen Stil und seine Überzeugungen ebenso wie die Bedeutung der Worte, die er schreibt. Es handelt sich um eine sehr alte Form von Kunst, für die man viel Ahnung braucht, die ich nicht habe. Ich kratze nur an der Oberfläche und ziehe bereits daraus Genuss. Wang Xizhi diente mir als alter Meister stellvertretend für seine gesamte Kunstform. Möglicherweise stolpert jemand mehr als andere über seinen Namen und entdeckt plötzlich etwas, mit dem er nicht gerechnet hätte.

Kalligraphie eröffnet Chancen für Schreibende. Worte vermögen sehr viel zu bewirken, doch hat das Potenzial sein Limit. Dies gilt besonders, wenn man sparsam zu sein hat. Im Rahmen eines Romans vermag man fast alles, in einem Gedicht noch sehr vieles (und besonders anderes) auszudrücken. Die Entwicklung und Verwendung von Emojis in geschriebenen Gesprächen ergibt Sinn, da sonst Botschaften missverständlich würden oder eben mehr Text erforderten – und wer hat dafür schon Zeit? Kalligraphie nimmt nun sehr kurze Gedichte und erweitert sie um eine Dimension. Ist das nicht verdammt faszinierend? 😀

Was aber haben die Nasty Boys Randy Savage und Brian Knobbs damit zu tun? Absolut gar nichts. Wenn Kultur horizontal verliefe, stünden Kalligraphie und Wrestling an zwei verschiedenen Enden. Das ist genau der Punkt. Für Martin Sorck ist das Leben verwirrend und er muss trotzdem damit klarkommen, es irgendwie entwirren, um weitermachen zu können. Das ist seine Aufgabe. Wird er nun mit einem WCW-Tag-Team-Match und einer 1600 Jahre alten Kalligraphie zeitgleich konfrontiert, wird dieser Konflikt aufgezeigt. Ist es miteinander vereinbar? Wie ist es miteinander vereinbar? Diese Fragen stellt er sich kaum, aber beantwortet sie im Laufe des Romans. Übrigens stellten sich The Nasty Boys als besonders abscheulich, eklig und auch dumm dar, was meinen Punkt nochmal unterstreicht.

Als ich ein Kind war und noch bis in die Teenager-Jahre hinein, lief Wrestling regelmäßig im Fernsehen und ich erinnere mich vage, dass große Muskelmänner in Filmen, Serien und eben im Wrestling einen Teil meines damaligen Männlichkeitsbildes formten. Im Kindergarten malte ich große Kriegertypen. Zum Glück machte ich danach noch einige Veränderungen mit. Aber ich kannte und kenne Menschen, die mit selbstgesuchten Vorbildern aus Musik, Film und Wrestling aufwuchsen und noch heute ein klares Männlichkeitsbild haben, das ganz klar darauf zurückzuführen ist. Es fehlte ihnen an anderen, realeren Rollenvorbildern. So stupide ihre Rollenvorstellungen scheinen mögen, so gefestigt sind sie auch. Da gibt es keine Zweifel. Martin Sorck wiederum sucht nach Sinn und nach Wegen. Er würde manchmal gern derart einfache Wege gehen, um eben nicht mehr suchen zu müssen.

Diese etwas persönlicheren Ideen hatte ich bei der Wahl des Wrestling-Matches als Kontrast zur Kalligraphie. Kommt irgendjemand von alleine darauf? Vermutlich nicht. Daher zieht in der Szene hoffentlich mein letzter Punkt: ich finde es mal wieder witzig. Ein besoffener Typ auf hoher See, der zwischen einer Kalligraphie und einer Wrestling-Aufzeichnung hängt, ist als Bild einfach skurril. Oder nicht?

 

(PS: Auf dem Titelbild dieses Beitrages sieht man kein Werk von Wang Xizhi.)

 

 

 

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Das Taschenbuch kann man direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop bestellen.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.

Sorck: Munchs Schrei

Mit dem berühmte Schrei von Edward Munch (1863-1944) geht es weiter in der Reihe von Kunstwerken, die im Roman Sorck vorkommen (wenn auch manchmal nur sehr kurz). Zuvor ging es bereits um The Great Implosion von Nick Alm und um Der alte Gitarrenspieler von Picasso.

Der Schrei ist eigentlich nicht ein Bild, sondern mehrere. Es gibt verschiedene und in den meisten Fällen recht ähnliche Versionen des Bildes, die zwischen 1893 und 1910 entstanden. In meiner Wohnung hängt ein Kunstdruck der Version von 1910, die mir persönlich am besten gefällt. Zu sehen ist im Zentrum eine Figur, die Augen und Mund aufgerissen hat und beide Hände an den Kopf hält. Ich denke, jeder kennt das Werk. Der heutzutage geläufige Titel hätte Munch vermutlich missfallen. Mehrfach bezeichnete er selbst es auf Deutsch als Das Geschrei. Die Interpretation, dass die zentrale Figur selber schreie, war vom Maler nicht beabsichtigt, wird aber vom heute geläufigen Titel unterstützt. Munch verarbeitete eine Angstattacke, die ihn eines Tages auf einem Spaziergang überkam, als er einen Schrei hörte, der durch die Natur ging.

Der Schrei zeigt wunderbar, wie Munch es verstand, die Außenwelt als gespiegelte Innenwelt darzustellen. Nichts anderes, wenn auch mit anderen Mitteln (und weniger meisterhaft), tue ich, wenn ich die Umgebung einer Figur innerhalb einer Szene nutze, um eine Stimmung zu unterstützen oder eine Aussage zu einzubauen. Im Grunde entsteht eine Interpretationsspirale, wenn Munch die Innenwelt seiner Figur mit der Außenwelt innerhalb des Gemäldes darstellt und ich das gesamte Bild (Figur und Natur) verwende, um die Welt meiner Figur besser darzustellen. Gerne darf jemand in einem anderen Buch meinen Roman vorkommen lassen (beispielsweise auf einem Nachttisch liegend), um die Kette weiterzuführen.

Generell gibt es zwei Ansätze, um sich mit einem Bild zu beschäftigen. Entweder man informiert sich und interpretiert mithilfe von Hintergrundinformationen oder man leistet sich einen persönlicheren, weniger voreingenommenen Ansatz und lässt die Kunst pur auf sich wirken. Manche Werke verschließen sich dem zweiten Ansatz fast vollständig. Ich denke da zuallererst an monochrome Leinwände. Bei denjenigen, die sich nicht verschließen, kommt es doch häufig zu Missverständnissen oder – positiver ausgedrückt – zu neuen, ursprünglich nicht intendierten Interpretationen. Ohne die Informationen über die Angstattacke Munchs, die er verarbeitete, bezog ich die Reaktion der zentralen Figur immer auf die beiden dunklen Figuren im Hintergrund. Eine Idee, die ich hatte, ging in Richtung einer Sozialphobie, also einer Angstreaktion der Figur aufgrund der anderen. Häufiger aber sah ich mehr Verzweiflung als Angst. Entsprechend stellte ich mir den Weg, auf dem die Figuren sich befinden, als Rand einer Promenade vor, die voller Menschen ist, während die Zentralfigur vollkommen allein ist. Für mich passte Der Schrei immer gut zu Dostojewskis Aufzeichnungen aus dem Kellerloch.

Nach dieser Sicht auf das Bild wird der Bezug zu Matin Sorck erheblich deutlicher. Er ist ein Außenseiter durch und durch, leidet unter seinen Mitmenschen und würde sicherlich manchmal einfach losschreien. Natürlich hat er auch Angst. Er hat alles verloren, wo soll er hin? Man kann das Vorkommen des Bildes also als Unterstützung des Figurenverständnisses des Protagonisten verstehen, wenn man denn so weit interpretieren möchte.

Wie schon bei Picasso und Nick Alm verbaue ich mit Der Schrei aber auch eine alltägliche Ansicht, einen Teil meines Arbeitszimmers und meines Lebens in der Geschichte. Es verbindet die Welt von Sorck mit meiner eigenen. Und natürlich: ich mag das Bild sehr; die Dymanik, das Grauen, die Farben und die intensive, verzweifelt wirkende Pinselführung. Große Kunst wie große Literatur verarbeitet persönliche, individuelle Erfahrungen und Gefühle und wird genau dadurch für alle anderen verständlich. Das versuche ich mit meiner Arbeit, die ich allerdings noch nicht als „große Literatur“ bezeichnen würde, auch zu tun.

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Das Taschenbuch kann man direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop bestellen.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.

Sorck: Picassos Gitarrist

Wie bereits im Text über den Künstler Nick Alm bespreche ich heute ein weiteres Bild, das im Roman Sorck vorkommt. Diesmal ist der Maler bekannter und das Bild eventuell auch. Es handelt sich um den alten Gitarristen von Pablo Picasso (1881 – 1973).

Dieses Bild sorgt noch deutlicher für eine passende Hintergrundstimmung als The Great Implosion von Nick Alm. Gezeigt wird ein alter, blinder Gitarrist, der in gekrümmter Haltung im Schneidersitz mit seinem Instrument in der Hand an der Straße kauert. Abgesehen von der Gitarre ist das gesamte Bild in Blautönen, gemischt mit Grau und Schwarz, gehalten. Es wurde am Ende von Picassos Blauer Phase gemalt, die sich durch ihre tristen Motive (und natürlich die Farbgebung) auszeichnete. Picasso hatte vor Beginn der Blauen Phase einen guten Freund durch Selbstmord verloren und lebte in großer Armut. Entsprechend melancholisch stimmt der Anblick des alten Gitarristen und passt damit sehr gut zur zwischenzeitlich hoffnungslosen Stimmung des Protagonisten Martin Sorck.

Die erste Antwort auf die Frage, warum ich gerade dieses Bild in Sorck erwähnte, ist damit beantwortet. Eine weitere Antwort wäre, dass es eins meiner Lieblingsbilder ist. Ein Kunstdruck hängt an meiner Wand. Wenn ich also etwas, das ich täglich betrachte, in mein Buch einbaue, stecke ich auch ein bisschen mehr von mir selbst hinein. Viele Schichten liegen dazwischen und als Leser*in erkennt man mich nicht dahinter, doch das Bild ist im Buch, weil es hier hängt und es hängt hier, weil es zu mir passt.

Ein weiterer Aspekt ist der Fokus des Bildes auf die Kunst, hier in Form einer Gitarre. Der alte Mann ist angewiesen auf seine Kunst, um zu überleben, er klammert sich daran, wie es für Picasso vermutlich auch war. In meinem Leben ist die Kunst, diesmal als Literatur, ebenfalls im Zentrum. Alles andere ordnet sich konzentrisch darum.

Erwähne ich den alten Gitarristen in meinem Roman, handelt es sich also um Kunst in Kunst, um etwas über Kunst und Künstler auszusagen, wenn man so will. Schicht über Schicht über Schicht und Aussage in Aussage. Ich schreibe nicht über mich selbst, sondern erscheine hier und da in Details, die mich verraten.

Als letzten Punkt wäre noch zu erwähnen (wie schon bei Nick Alm), dass ich Dinge, die ich mag, gerne populärer machen möchte. Jeder kennt den Namen Picasso, aber nicht jeder kennt dieses Bild. Vielleicht tue ich ja jemandem etwas Gutes, indem ich ihn/sie auf Neues (oder neues Altes) aufmerksam mache. Nutzt man sozusagen das vollständige Potenzial meines Buches aus, wird es zu einem multimedialen Ereignis, das aus Literatur, Bildern, Filmen und Musik besteht. Auch wenn ich kein großer Technikfreund bin, kann es eine Menge bringen, das Smartphone in Griffweite zu haben, während man Bücher liest: Schlagt unbekannte Wörter nach, schaut euch angesprochene Bilder an und hört die erwähnte Musik! Ich habe unheimlich viel durch Bücher gelernt und möchte mit Sorck etwas weitergeben.

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Das Taschenbuch kann man direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop bestellen.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.

Sorck: Ein Zeitungsartikel

https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/matthias-thurau-34-aus-hombruch-hat-sein-erstes-buch-geschrieben–plus-1429473.html

Letzten Donnerstag wurde ich vom Journalisten Marc D. Wernicke von den Ruhrnachrichten besucht. Wie es dazu kam, wie ich es selbst erlebte und was ich noch ergänzen würde, erfahrt ihr in diesem Eintrag. Ich versuche es so einzurichten, dass man den Artikel nicht unbedingt gelesen haben muss, um meinen Text zu verstehen, da wohl nicht jeder sich dort anmelden möchte.

Fangen wir einfach mit dem Foto an, das ja jeder sehen kann. Abgesehen von meinem Blick, der mir etwas missfällt, kann man bereits viel über mich lernen. Ich trage ein Bandshirt der Band Boris und stehe vor zwei Regalen, von denen das eine voller Musik ist und das andere Ausgaben der Frankfurter Poetik-Vorlesungen, Kafkas Tagebücher und einige andere Bücher enthält.

Aber holen wir etwas aus: Um mein Buch Sorck zu promoten, habe ich mehrere lokale Zeitungen kontaktiert. Eine Weile später habe ich eine Email von Herrn Wernicke bekommen und wir verabredeten uns in meiner Wohnung. Auf diese Weise konnte er direkt meinen Arbeitsplatz sehen und einen Einblick in meinen Alltag gewinnen. Außerdem empfand ich den Treffpunkt als intimer und für ein Gespräch über mich und meine Arbeit geeigneter als beispielsweise ein Café. Nach der Terminvereinbarung folgte die Nervosität. Ich muss mich zu solchen Treffen zwingen, auch wenn ich weiß, dass ich es meistern werde. Es handelt sich um eine Notwendigkeit, die immer erst im Nachhinein als angenehm empfunden wird (wenn überhaupt). Also startete ich die größte Aufräum- und Putzaktion der letzten Jahre, was meine Wohnung vorzeigbarer machte, aber auch fast jedwedes kreative Chaos entfernte. Wenn ich schon Gäste erwarte, möchte ich auch, dass sie sich wohlfühlen. Daher schickte ich auch am Vormittag noch eine Warn-SMS raus, weil ich keinen Kaffee anzubieten vermochte.

Das Gespräch an sich verlief ruhig, sachlich und angenehm. Wir verstanden einander, was wohl auch daran lag, dass wir etwa gleich alt sind. Wie man es sich vorstellen würde, saß mir jemand mit einem kleinen Blick und Stift gegenüber und stellte Fragen. Ursprünglich wollte ich Antworten vorbereiten, aber ich ging korrekterweise davon aus, dass ich den meisten Fragen schon mindestens einmal begegnet war und improvisierte. Inzwischen kenne ich mein Buch und mich selbst gut genug, um vernünftig antworten zu können.

Meine Motivation hinter dem Schritt, an Zeitungen heranzutreten, war natürlich in erster Linie, dass ich Werbung brauchte. Zwar werbe ich auch bei Twitter und Instagram, arbeite mit Blogs zusammen und bin auf Lovelybooks vertreten. Allerdings habe ich häufig das Gefühl, dass die Literaturbubble insgesamt recht geschlossen ist. Ich wollte ein anderes Publikum erreichen. Sorck kann zwar von Personen jeder Altersstufe gelesen werden, ist aber eigentlich nicht als Jugendliteratur gedacht. Der Protagonist selbst ist 40+ Jahre alt und hat entsprechend viel hinter sich. Ich stelle mir vor, dass eine Leserschaft zwischen 25 und 50 am meisten vom Roman angesprochen werden. Außerdem ist das Buch für Leser*innen anspruchsvoller Literatur gedacht, von denen, so vermute ich, die meisten ihre Lektüre nicht online suchen. Entsprechend ergab es für mich Sinn, einen Teil der Leserschaft zuhause abzuholen und in einer Zeitung zu werben. Es geht mir also darum, mehr Menschen zu erreichen, die meinen Internetauftritt möglicherweise komplett verpassen. Die gleiche Motivation steckt hinter meiner Zusammenarbeit mit dem Laden Landgut, der lokale Lebensmittel vertreibt und nun auch mein Buch anbietet. Das Prinzip des Ladens und das Angebot sagen mir aber auch persönlich zu, so dass ich auch dafür werben würde, ohne Vorteile zu erwarten.

Übrigens habe ich erfahren, dass der Artikel online ist, als eine Freundin, von der ich lange nichts mehr gehört hatte, mir dazu gratulierte. Obwohl es eigentlich klar ist, merkte ich in dem Moment erst, dass ich tatsächlich Menschen mit dem Artikel erreichen könnte.

Zum Abschluss möchte ich noch sagen, dass es eine interessante und angenehme Erfahrung war, wenn ich die Nervosität in den Tagen davor verdränge. Es freut mich ungemein, dass meine Arbeit Interesse weckt und Menschen interessiert. Einen winzigen Einwand habe ich bloß gegen den Artikel: ich wollte niemals „etwas ganz anderes“ werden, sondern habe bloß einen Umweg eingeschlagen, um endlich dort anzukommen, wo ich eigentlich immer sein wollte.

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Das Taschenbuch kann man direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop bestellen.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.