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Coversongs

Über Coversongs, die besser sind als das Original.

Im Blogeintrag über die Band Grantig habe ich deren Cover vom Ton Steine Scherben Song Warum geht es mir so dreckig? erwähnt. In der Folgezeit sind mir mehr und mehr Coversongs in meiner üblichen Playlist aufgefallen, von denen einige signifikante Bedeutung für meine Hörgewohnheiten hatten. Hier möchte ich über einige gelungene Coversongs schreiben. Aufgrund meines persönlichen Geschmacks sind die Genres Rock und Metal verstärkt vertreten, aber nicht ausschließlich.

Ich erinnere mich vage an eine Nacht als Teenager, ich war vielleicht betrunken, stoned, deprimiert oder alles zusammen, mit Sicherheit deprimiert, und hing vor dem Fernseher. Da nichts Besseres lief, schaltete ich MTV ein und da begegnete ich zum allerersten Mal Johnny Cash. Ein alter Mann, der mit beinahe gebrochener Stimme sein Lied mit I hurt myself today begann. Hurt ist bekanntlich im Original von Nine Inch Nails, doch damals war mir das eben noch nicht bekannt. Ich hatte mir sofort aufgeschrieben, wie der Song hieß, kurz darauf das passende Album gekauft und habe nie wieder aufgehört, Johnny Cash zu hören. Ich glaube, seine Songs wurden selbst auch etliche Male gecovert. Ein anderer Country-Sänger, dessen Songs häufig neu aufgenommen worden sind, ist Towns Van Zandt. Bei weitem nicht alles von ihm mag ich, aber einiges dafür sehr und ebenfalls einige Cover. Ganz vorn in diesem Bereich wäre wohl Colter Walls Version von Snake Mountain Blues. Nothin’ hat er ebenfalls neu eingespielt, genauso wie Wino (dem ehemaligen Sänger von Saint Vitus) es auf dem Album Songs Of Towns Van Zandt es tat, zusammen mit Scott Kelly und Steve Von Till. Für Fans langsamer, trauriger Musik wäre das vielleicht etwas.

Als Frontmann von Saint Vitus hat Scott „Wino“ Weinrich außerdem 1987 einen weit weniger ruhigen Song gecovert: Thirsty and Miserable von Black Flag. Die rohe Ehrlichkeit dieses Punksongs über Alkoholismus hat mich immer gepackt und verkörpert recht gut die Paradoxie der Szene, die Saint Vitus mitbegründen und prägen sollten. Lieder über Drogenmissbrauch, Abstürze, Alkoholismus und Depression, zu denen Bands wie Fans betrunken und high feiern. Diesen inneren Widerspruch empfand ich immer als faszinierend, auch und weil ich mich nie ausschließen konnte.

Kommen wir zu einer meiner Lieblingsbands: Crowbar. Crowbar haben im Laufe der Zeit gleich zwei großartige Coversongs aufgenommen. Ihre Umsetzung von Dream Weaver (im Original von Gary Wright) auf dem Album Equilibrium ändert die Bedeutung des Songs, der nicht mehr seicht und hoffnungsvoll I believe you can get me through the night daherschalmeit, sondern es verzweifelt und hart herausballert, was völlig anders wirkt. Einen ähnlichen Effekt hat ihr Cover des Led Zeppelin Songs No Quarter, den Crowbar auf ihrem Selftitled Album veröffentlicht haben. Zu diesem Lied habe ich eine persönliche Geschichte. Ein guter Freund, der leider inzwischen verstorben ist, brachte zu gemeinsamen Kiffabenden eine CD mit, auf der etwa 15 Tracks waren. Ein Gutteil davon bildeten im Laufe der Zeit die Grundlage meines Musikgeschmacks. Einer dieser Tracks war No Quarter in der Version von Crowbar.

Wenn wir schon bei Led Zeppelin sind, müssen wir unbedingt über Black Sabbath sprechen. Ich kenne keine Band, die so häufig gecovert worden ist wie Black Sabbath, ob nun von Pantera, Exhorder, Type O Negative oder wem auch immer. Meine zwei Favoriten sind jedoch einmal Goatsnake mit Who Are You (wegen des zerschmetternd traurigen Streicher-Breaks) und Charles Bradley mit Changes, der es geschafft hat, einen altbekannten Sabbath-Song völlig neu zu interpretieren.

Erheblich weniger bekannt als alle bisher genannten ist heutzutage leider Screamin’ Jay Hawkins, das Original jedweder Schockrocker-Pose. Vermutlich kennt man ihn besser durch Songs, die gecovert wurden. Allen voran tippe ich auf I Put A Spell On You, der unter anderem von Creedence Clearwater Revival und Marilyn Manson nachgesungen worden ist. Alle drei Versionen mag ich sehr gern, weil sie sehr unterschiedlich sind.

Weiter oben habe ich beschrieben, wie ich über Hurt zu Johnny Cash gekommen bin. Von der Band Oceans of Slumber habe ich ebenfalls zuerst ein Lied gehört, das im Original nicht von ihnen stammt: Solitude. In diesem Fall kann ich sagen, dass das Cover das Original von Candlemass verbessert hat. Es gibt noch weitere schöne Cover von Oceans of Slumber. Für gelungen halte ich beispielsweise Nights In White Satin, wobei ich das Original von The Moody Blues auch immer geliebt habe.

Abschließend möchte ich noch auf eines meiner absoluten Lieblingscover hinweisen, das wegen des Vortrags genial ist. Obwohl wiederum durch das Cover von Sinéad O’Connor damals bekannt geworden, ist Nothing Compares 2 U im Original von Prince. Aber mir geht es um eine weitere Version. Auf Youtube findet man den Song live gesungen von Chris Cornell und ich werde den Song einfach mal anhängen. Ich denke, er spricht für sich selbst:

Bernie Krause: The Great Animal Orchestra

Rezension des Buches “Das große Orchester der Tiere” von Bernie Krause.

Atmet durch und hört auf, die Geräusche um euch zu filtern. Was hört ihr? Läuft Musik? Fahren Autos? Arbeitet die Lüftung des Laptops? Wird draußen der Rasen gemäht? Jetzt achtet darauf, was diese Geräusche in euch auslösen.

Ich habe Bernie Krauses Buch in den ersten Tagen meiner freiwilligen Corona-Quarantäne gelesen. Das Wetter war sonnig, es gab weniger Verkehr, keine Betrunkenen an der Kneipe gegenüber, weniger Spaziergänger, und die Vögel sangen. Am offenen Fenster habe ich gelesen und konnte halbwegs nachfühlen, wie Krause sich gefühlt haben musste, als er zum ersten Mal die Geräusche der freien Natur bewusst erlebte. Als ich zwei Tage später das Ende des Buches las, hörte ich erst einen Hochdruckreiniger, dann Menschen, die sich lautstark unterhielten, und einen Rasenmäher. Ich war angespannt – zugegebenermaßen bin ich recht geräuschempfindlich – und es passte gut zu den Infos über Lärmverschmutzung und die Zerstörung natürlicher Klangwelten durch menschliche Eingriffe.

Bernie Krause ist Bioakustiker und nimmt natürliche Klanglandschaften, Soundscapes, auf, um sie, das heißt einen Ausschnitt von ihnen, für die Nachwelt zu erhalten sowie akustische Vergleichsdaten zu sammeln, um Entwicklungen aufzuzeigen, Einflüsse und Zerstörungen zu verdeutlichen und zu verstehen, wie es zu diesen hochkomplexen Geräuschkombinationen kommt, bevor sie verstummen. Er zeigt auf, dass die Klänge der Natur nicht bloß aus verschiedenen Tierlauten bestehen, die willkürlich losbrüllen, sondern dass je nach Habitat sämtliche Lebewesen akustisch aufeinander abgestimmt sind und bestimmte Gebiete auf der Klangskala oder zeitlich besetzen. Jeder Eingriff, beispielsweise durch ein vorbeifliegendes Flugzeug, stört die Abstimmung, bringt sie durcheinander oder lässt sie verstummen, was die Kommunikation, Orientierung und Paarung der Lebewesen im Habitat beeinträchtigen kann. Das Besondere an diesem Buch ist wohl, dass nicht bloß trocken über diese Dinge berichtet wird, sondern dass man auf der Homepage des Verlages passende Tracks zu Stellen des Textes finden kann. Diese sind leider etwas durcheinander geraten in der Reihenfolge, aber das ist halb so wild.

Im Rahmen seiner Untersuchungen geht Bernie Krause, der ursprünglich Musiker gewesen ist, auch auf kulturelle Aspekte ein, theoretisiert über die Entstehung der Musik, unterstützt seine Gedanken mit Aufnahmen und Beschreibungen der Musik von naturverbundenen Völkern, gibt einen historischen Überblick über das Verhältnis der westlichen Welt zu Musik und Naturgeräuschen und gibt nebenbei Auskunft über die großen Etappen seines Lebens. Das klingt hochinteressant und etwas durcheinander, oder? Ist es auch. Beides. Gelegentlich wiederholt sich Bernie Krause und einiges hätte er besser strukturieren können. Das störte mich aber weniger als die Übersetzung. Einige Stellen, über die ich gestolpert bin, kann ich nicht klar zuordnen. Lag es am Original oder Übersetzung, dass manchmal das Tempus nicht ganz korrekt war? Hätte man es in der Übersetzung korrigieren sollen/dürfen? Was jedenfalls an der Übersetzung lag, waren Dinge wie, aus The Who, die Who zu machen, und aus Muscle-Cars, Muskelautos, den Filmtitel No Country For Old Men, der im Deutschen auch so heißt, zu übersetzen oder auch die etwas unglückliche Wahl mancher Kapitelüberschriften (Jedem Tierchen sein Pläsierchen – im Original: Different Croaks for Different Folks) und des deutschen Titels, der nach einem Kinderbuch klingt: Das große Orchester der Tiere. Manche Übersetzungen würde ich als Fehler einstufen, da es sich um Eigennamen (oder Teile davon) handelt, die nicht übersetzt werden dürften, und anderes scheint einfach ungeschickt gewählt zu sein. Wie treu soll/darf/muss man dem Original sein bei der Übersetzung? Für die Debatte ist hier kein Platz.

Dass es hier und da lange Aufzählungen von Tieren und Pflanzen gibt, sehe ich als Zeichen für Krauses Leidenschaft und Sorgfalt, und wird manche interessieren und manche nicht (die können das überspringen).

Es handelt sich um ein Sachbuch und das Wichtigste an einem Sachbuch ist die Sache, um die es geht, oder? Ich habe viel gelernt, habe Interessantes erfahren und für eine Weile ein aufmerksameres Gehör gewonnen (um mir des Lärms um mich herum noch stärker bewusst zu werden, aber auch angenehme Feinheiten zu bemerken). Deswegen gefiel mir das Buch trotz etlicher kleiner Macken, die sich anhäuften.

Daniel Kehlmann: Vier Stücke

Rezension des Buches “Vier Stücke” von Daniel Kehlmann.

Dass ich gerne Werke von Daniel Kehlmann lese, ist kein Geheimnis. Ich schreibe absichtlich „Werke“ statt „Romane“, denn auch die Erzählungen, Vorlesungen und Gespräche gefallen mir. Jetzt habe ich das Buch Vier Stücke gelesen, in dem die vier Theaterstücke Geister in Princeton, Der Mentor, Heilig Abend und Die Reise der Verlorenen abgedruckt sind.

Das erste der vier Stücke dreht sich um den Logiker Gödel, einen Mann der Wissenschaft, der jedoch an Geister glaubte und daran, dass er vergiftet werden würde. Diese Angst trieb ihn dazu, im Alter komplett die Nahrungsaufnahme zu verweigern, bis er verhungerte. Bereits in der Vorlesung Kommt, Geister erwähnt Kehlmann dieses Zusammentreffen absoluter Logik und paradoxen Handelns.

Der Mentor behandelt die Probleme unerfahrener und eigentlich längst überholter Autor*innen, die Fehler, die beide Gruppen begehen, die Gemeinsamkeiten, die sie haben, und was sie voneinander lernen können. Als noch unbekannter Autor habe ich mich häufig erwischt gefühlt.

Man könnte die vier Stücke in zwei Hälften teilen, denn Der Mentor und die Geister von Princeton könnte man grob philosophisch/literarisch verorten, während Heilig Abend und Die Reise der Verlorenen eher politischer Natur und gerade im Rahmen der Flüchtlingsproblematik und um sich greifender rechter Tendenzen in Europa zu verstehen sind. Heilig Abend ist angelegt als Verhör. Ein Aspekt, der für mich besonders hervortritt, ist Macht der Behörden beziehungsweise die Willkür in der Ausübung von Rechten und Pflichten. Wie weit darf man gehen, um eine wichtige Information, ein Geständnis, zu bekommen? Rechtfertigt die Feststellung der Schuld von Verdächtigen, wie die Schuld festgestellt wurde? Letztlich geht es um Moral und strukturelle Gewalt.

Am beeindruckensten der vier Stücke empfand ich Die Reise der Verlorenen, das vollständig (und das wird als Stilmittel häufig wiederholt) auf realen Begebenheiten basiert, auf historischen Dokumenten, Tagebucheinträgen, Telefonprotokollen usw. Das Kreuzfahrtschiff St.Louis legt 1939 mit knapp 1000 jüdischen Flüchtlingen, die ihre Tickets zu horrenden Preisen kauften, von Hamburg Richtung Kuba ab. Es geht um die Behandlung der Passagiere, die Tugend mancher Crew-Mitglieder, die Untugend anderer, den Unwillen vieler Regierungen, die Flüchtlinge aufzunehmen, um Propaganda und ein brutales Schicksal. Es werden keine großen Reden geschwungen, wie man es manchmal von Theaterstücken befürchtet. Die Figuren berichten über ihr Leben und ihren Tod wie Geister, die alles gesehen haben, und mit einer Ruhe, die nicht emotional kalt wirkt, sondern die Brutalität der Situation unterstreicht.

Ich bin kein Theatergänger, aber ich lese gelegentlich Theaterstücke. Manchmal passen die Regieanweisungen zu den Bildern in meinem Kopf und manchmal nicht. Kehlmanns Stücke sollen minimalistisch aufgeführt werden: leere Räume, mal ein Tisch und zwei Stühle. Gerade in den geisterhaften Monologen oder Dialogen, wenn eine Figur vorgreift und vom eigenen Tod spricht, passt diese Leere perfekt. Ich stelle sie mir losgelöst von allem vor, ruhig und sich dennoch der Ungerechtigkeit bewusst, die sie zu durchleben hatten, ohne Verurteilung, ohne Rachegelüste.

Shibari-Ästhetik

Über die besondere Ästhetik des Shibari.

Der wichtige Begriff hier lautet Kunst. In einigen früheren Artikeln habe ich bereits über BDSM und teilweise über die Ästhetik der Szene geschrieben. Hier könnt Ihr die Texte nochmal nachlesen:

Freiheit, Geborgenheit, BDSM

Sorck: Frau Major

Seit zwei Tagen habe ich eine vage Idee im Kopf, der ich in diesem Beitrag nachgehen möchte, weil ich weiß, dass ich schreibend anders denke. Beim Shibari geht es nicht darum, jemanden einfach zu fixieren, sondern darum, dies kunstvoll zu tun. Praktisches wird mit Ästhetischem verbunden und dieses Praktische wiederum dient üblicherweise der Erotik. Wo immer derart unterschiedliche Aspekte aufeinanderprallen, droht Kunst zu entstehen.

Shibari ist das Einfangen einer lebendigen Fotografie. Die künstlich hergestellte Position der gefesselten Person wird mithilfe von Seilen fixiert, wie eine in Pose gesetzte Person mithilfe von Pinselstrichen (einzelner Haare, wie kleine Seile, in Farbe getaucht) auf die Leinwand gebunden wird. Durch die zusätzliche Dimension, die die Malerei nur andeuten kann, ähnelt Shibari-Kunst eher Bildhauerei: Eine Figur, fixiert im Augenblick. Doch die Bildhauerei unterscheidet sich wiederum durch ihre Beständigkeit vom Shibari, denn dieses ist beschränkt durch die Vergänglichkeit des Materials – der Mensch ist vergänglich und die Position, in die er geschnürt wird, kann ohne gesundheitliche Schäden nicht ewig gehalten werden. In diesem Sinne wäre Shibari verwandt mit Street Art, dessen Essenz die Vergänglichkeit ist. Sie wird übermalt von anderen Künstler*innen oder Gegnern dieser Kunst, zerstört durch das Wetter oder durch den Abriss der Wände, die ihr als Untergrund dienen. Es wäre für Street Art-Künstler*innen aber eher ungewöhnlich, wenn sie ihre eigenen Kreationen selbst auflösen würden, wie man es beim Shibari tut.

Aussage ist ein wichtiger Punkt von Kunstwerken, doch gibt es etliche Beispiele, in denen Aussage keinerlei Bedeutung besitzt, sondern Konsequenz (im Sinne einer Entwicklung, beispielsweise monochrome Gemälde als Höhepunkt des Reduzierungszwangs in der modernen Kunst), Technik, Provokation oder reine Ästhetik. Shibari könnte man als aus einem Handwerk entwickelten Kunstform definieren, in der Aussage hinter Technik und Ästhetik zurücktritt, wobei die Technik wiederum sowohl im Dienste der Ästhetik steht als auch für sich Bedeutung trägt. Das Material könnte interessanter kaum sein: Der Mensch, verschnürt zu einem Gemälde. Durch die ständige Veränderung des Menschen wird jede noch so perfekte Shibari-Installation mit jeder Wiederholung zu einem neuen Werk, immer einzigartig.

In Bezug zum Beitrag über den Begriff der Begrenzung wäre noch interessant, dass dieser Aspekt besonders stark beim Shibari hervortritt. Der Körper wird in Segmente eingeteilt, Seile werden zu Bilderrahmen und die Haut zum Gemälde, der Körper wird zu einem Mosaik, und doch ist das Werk nur als Ganzes Kunst. Am Ende hat man einen Ausschnitt aus einem Leben, einen begrenzten Menschen, frei und vollständig, befreit von Verantwortung für eine Weile, freiwillig zum Objekt gemacht, das den eigenen Willen beurlauben darf.

Ich darf nicht unerwähnt lassen, dass es im Roman Sorck eine Szene mit Bondage-/Shibari-Elementen gibt. Die Passagiere sind nicht gefesselt, aber bewegungsunfähig und wehrlos, während die Kellner zum Teil verschnürt sind, sich aber frei bewegen. Das menschliche Leben ist eine Ansammlung von Widersprüchen, und häufig sind jene unfrei, die frei scheinen, und umgekehrt.

Es gibt etwas an diesem Themenfeld, das ich nicht recht greifen kann und das mich beschäftigt. Worauf möchte ich hinaus? Wonach suche ich? Vielleicht ist es wieder die Frage nach Freiheit, Kontrolle und Realität (beziehungsweise der subjektiven Wahrnehmung dieser). Was dem einen Menschen eine Höllenvorstellung ist, ist dem anderen eine Erlösung. Niemand möchte sich wehrlos fühlen. Doch was sind wir anderes als wehrlos, wenn wir jemandem vollends vertrauen und uns nackt zu ihnen legen, schlafend oder wachend, Hände an verletzlichen Stellen des Körpers zulassen? Vertrauen ist wohl der Knackpunkt, Vertrauen und Hingabe. Damit wäre beim Shibari nicht bloß der Künstler/die Künstlerin dem Werk ergeben, sondern auch das (lebendige) Werk dem Künstler/der Künstlerin. Wenn Literatur als Dialog zwischen Autor*in und Leser*innen verstanden werden kann, wäre Shibari der Dialog zwischen Werk und Künstler*in – ein echter Dialog, nicht ein indirekter. Oder?

Möglicherweise werde ich Antworten auf meine Fragen und zufriedenstellende Endpunkte für meine Gedankengänge zu diesem Thema finden. Dann teile ich sie mit euch. Sollte ich keine Endpunkte finden, werden weitere schlecht verknüpfte Seile in meinem Kopf herumtreiben. Was ist besser? Lose Seile, die man vielleicht niemals verknüpfen kann, oder ein gordischer Knoten, der sich nur lösen lässt, indem man ihn zerstört?

„Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland“: Eine Analyse

Eine Analyse des Songs “Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland” der Band “Terrorgruppe”.

1997 hat die inzwischen zum musikalischen Kanon Deutschlands gehörende Kapelle Terrorgruppe ein episches Meisterwerk von knapp 3 Minuten Länge unter dem Namen Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland veröffentlicht. In diesem Blogartikel möchte ich eine dosenbierzischende Analyse versuchen.

Weder ein Vergleich mit der orchestralen Schwere von Brahms noch mit der tänzerischen Leichtigkeit Mozarts werden Terrorgruppe wirklich gerecht. Dies mag daran liegen, dass sie Deutschpunk spielten oder aber an der Tatsache, dass sie die Klassik und die mit ihr verbundenen Einschränkungen längst hinter sich gelassen haben.

Der Songtext beginnt mit der Verkündigung der Unwissenheit des Großteils der deutschen Bevölkerung, die Tätigkeiten des lyrischen Ichs anbelangend,

Millionen dumme Deutsche wissen nichts davon.
Tausend Politessen hab’n nichts mitbekommen.

gefolgt von einem Ausdruck des Außenseitertums, der fehlenden Wertschätzung eines einschränkenden Systems bis hin zum völligen Unverständnis für dessen Regeln und die Akzeptanz jedweder daraus erwachsenden Konsequenz:

Ich breche alle Regeln, Ampeln kenn’ ich nicht,
Fahr täglich eine Oma um, die dann zusammen bricht.

Die spüren die Ehrlichkeit der Aussage und irgendwo tief in uns regt sich das Verlangen, es dem rebellischen lyrischen Ich gleichzutun, durch die Straßen zu gleiten, frei zu sein von der Oppression der Politessen und der eingefahrenen Meinung von Millionen dumme(n) Deutsche(n). Die simple Erkenntnis, dass ein Brett mit Rollen, ein sogenanntes Skateboard, die Freiheit repräsentieren und damit wichtiger werden kann als alles andere im Leben, verdient einer mehrfachen Betonung, und mit Recht ist der lyrische Ich stolz auf seine Entdeckung:

Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland uuhuuhu
Das hab ich schon vor vielen Jahren erkannt uuhuuhu

Man beachte die lautmalerische Unterstützung der Worte! Klingt nicht der Schrei eines Vogels in freier Natur heraus? Hören wir nicht das Zischen des Skateboarders und damit seine Kritik an der Schnelllebigkeit unserer Zeit? Möglicherweise. Das lyrische Ich jedenfalls gibt sich mit einem einfachen Leben zufrieden, denn es will nur gleiten, nach allen Seiten, schließlich sei das Skateboard […] wichtiger. An dieser Stelle, Ende der ersten Strophe, wird noch offen gelassen, was am anderen Ende des Vergleiches steht: wichtiger als was?

Strophe Zwei verdeutlicht die Nichtanerkennung und den offen ausgesprochenen Widerstand der Öffentlichkeit gegen das Vorhaben freien Lebens innerhalb einer indoktrinierten Gesellschaft, bis hin zur Forderung nach einer Rückkehr zum dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. Diese Forderung kann als Aufgabe der Freiheit und der Akzeptanz sich als Sicherheit verkaufender einschränkender und quasi-faschistoider Überwaschungsstrukturen gelesen werden. Die Frage wird aufgeworfen: Sind wir bereit, unsere Freiheit für etwas mehr Sicherheit zu verkaufen? Sind wir bereit, unsere Jugend, verkörpert durch das lyrisch Ich, der uniformen Gesellschaftsordnung zu unterwerfen, notfalls mit Gewalt? Ist es wirklich das, was wir wollen? Angesichts der Veröffentlichungszeit (1997), also vor 9/11, erscheint der aufgeworfene Gedanke beinahe prophetisch. Hier nun die eben analysierten Zeilen:

Millionen dumme Deutsche haben ein Problem,
Wenn sie mich auf meinem Skateboard fahren seh’n.
Sie schreien mir nach der gehört ja ins KZ,

Doch Obacht! Hier kommt der Konter, der Präventivschlag des lyrischen Ichs und die Betonung der in Sexualität ausgelebten Freiheit, die mit der im Text propagierten Lebensform einherkommt und diese betont:

Dabei hatte ich schon fast alle ihre Töchter im Bett.

Können wir eine Andeutung der Vermehrung des freiheitlichen Gedankenguts herauslesen? Ist es möglich, dass nicht bloß Hedonismus gepriesen, sondern sogar Missionsarbeit für die freie Liebe gefordert wird? Vergessen wir nicht die bekannte Missionarsstellung! Vergessen wir auf der anderen Seite nicht ein weiteres Lied von Terrorgruppe: Hedonistische Heilsfront.

Was nun folgt, ist die ultimative Erklärung der Wichtigkeit der individuellen Freiheit, besonders aber nicht ausschließlich im Vergleich mit anerkannten und nicht mehr hinterfragten Institutionen. Außerdem Religionskritik.

Mein Skateboard ist wichtiger…
…als…
…Deutschland…
…Europa…
…Amerika…
…die Welt…
…das Universum…
…der Verkehrsminister…
…Gott……und das Geld

Nachdem wir diese eindrucksvollen Zeilen auf uns haben wirken lassen, betrachten wir für einen Moment die Reihenfolge der Aufzählung. Erkennen wir eine Klimax? Eindeutig. Das Skateboard, das heißt die Freiheit, ist wichtiger als der Staat, wichtiger als die Völkerverständigung (repräsentiert durch Europa), wichtiger als die Popkultur und die kulturell-hegemonisch verbreiteten und akzeptierten Kulturgürter (Amerika – gemeint sind natürlich die USA, die sich selbst häufig als America bezeichnen und damit den Kontinent als ihnen zugehörig betrachten; es liegt also eine doppelte Kritik und Betonung der kulturellen Hegemonie vor), wichtiger als all das, sogar als der Verkehrsminister (hier, um im Bild zu bleiben, die Sicherheit, die Kontrolle, die Staatsgewalt) und die Religion. Dass das Geld noch nach Gott und dem Staat (Verkehrsminister) aufgezählt wird, also Höhepunkt der Liste, verdeutlicht nicht bloß eine allgemeine Kapitalismuskritik, sondern sagt aus, dass Kapitalismus der Freiheit des einzelnen im Wege steht. Des Weiteren wird das sich gegenseitig stützende Dreigespann aus Religion, Staat und Wirtschaft in dieser Aufzählung entblößt.

Doch das lyrische Ich zeigt durch das singuläre Verlangen (Ich will nur gleiten) die Bedeutungslosigkeit der kritisierten Institutionen im Angesicht der individuellen Freiheit. Und wird hier nicht eine tiefe Wahrheit offenbart? Wollen wir nicht alle gleiten? Wollen wir nicht alle schwerelos sein in unserer eigenen Geschwindigkeit und losgelöst von Normen und Vorschriften? Mir jedenfalls geht es so. Mein metaphorisches Skateboard ist wichtiger. Vielen Dank.

Verlaufen

Über das Verlaufen, die Orientierungslosigkeit und “Das Maurerdekolleté des Lebens”.

Der Begriff verlaufen hat mich im Rahmen des Schreibens von Das Maurerdekolleté des Lebens, auf der Suche nach einem passenden Cover sowie während des allgemeinen Veröffentlichungsprozesses sehr beschäftigt.

Als Kind habe ich mich einmal verlaufen. Ich erinnere mich an gelbe Felder und eine schmale Straße. Als ich einen Punkt fand, den ich wiedererkannte, musste ich feststellen, dass ich nicht besonders weit abgekommen war. Viele Jahre später passierte es mir nachts häufiger als mir lieb ist, dass ich mich betrunken auf dem Heimweg verlief. Es handelte sich fast immer um die gleiche Strecke, jedoch suchte ich Abkürzungen, die den Weg stets verlängerten und die gelegentlich komplett im Kreis verliefen. Es existieren Heimweg-Handyfotos von Bächen und Waldlichtungen, von denen ich noch heute nicht weiß, wo sie liegen. Mein Orientierungssinn war in dieser Zeit legendär unterentwickelt und hat sich nicht groß verbessert.

Schlimmer als dieses Verlaufen ist meiner Meinung nach das transzendentale Verlaufen in doppelter Hinsicht, die Orientierungslosigkeit in Sinnfragen (oder der Sinnfrage) und das Verwischen der Linien, das mit einem Sinnverlust und kompletter (scheinbarer) Gleichgültigkeit einherkommt. Wenn die Sicht unklar wird und alle Richtungen, auch die grausamsten, begehbar scheinen, wünschen sich die meisten irgendeine Art der Orientierung zurück – einen Strick zum Festhalten, wenn es sein muss. Man sucht und man findet oder eben nicht. Das ist der (Ver)Lauf des Lebens.

Verlaufen im Sinne eines Verwischens können auch die Realitätsebenen – gewollt und kontrolliert in der Literatur oder gewollt und unkontrolliert durch Drogen. In Sorck passiert beides. Martin Sorck feiert mit der Crew des Kreuzfahrtschiffs und lässt sich eine Kombination verschiedener, ihm unbekannter Substanzen verabreichen. Warum interessiert ihn nicht, was er da nimmt? Auch er kennt seinen Weg nicht, weiß nicht, wo er hinzugehen hat. In Das Maurerdekolleté des Lebens verliert Protagonist Theo Schritt für Schritt die Orientierung, während er tiefer ins Labyrinth gerät. Theo glaubt, dass er seinen Weg kennt, dass er in gewisser Weise vorbestimmt ist. Man hat ihm gesagt, wo er hinzugehen hat. Aber so einfach ist es nie, oder? Es gibt Vorgaben und Karten, es gibt die Entscheidungsfreiheit. Aber was nutzt das alles, wenn man die Karten nicht lesen kann und alle Entscheidungen auf vagen Vermutungen darüber beruhen, was sich hinter der nächsten Ecke befinden könnte? Ich weiß, dieses Bild verliert seine Wirkung in Zeiten von Smartphones und Google Maps. Aber hey, ich hatte auf meinen Suff-Verirrungen immer mein Smartphone dabei und nicht ein einziges Mal daran gedacht, dass ich mich hätte nach Hause navigieren lassen können.

Findet ihr es nicht faszinierend, dass die Mathematik über zwei Linien aussagen kann, dass sie sich unendlich weit annähern, aber niemals berühren werden? So wird der Verlauf von Parallelen zur Metapher für die Unmöglichkeit der totalen Annäherung einer Person an eine andere. Man kann schier daran zerbrechen, jemanden an sich zu pressen und ihn doch niemals nah genug haben zu können. Es gibt eine wunderschöne Liebesszene bei Remarque (Die Nacht von Lissabon?), in der er genau diese Situation beschreibt, aber konvexe und konkave Formen als Bild wählt. Mithilfe von Vergleichen mit Farbverläufen könnte man sich aus der Parallelen-Bredouille wieder retten: aus zwei verschiedenen Farbflächen kann sich eine dritte bilden. One and one is one, haben schon Medicine Head festgestellt.

Immer mal wieder sollte man innehalten und sich neu orientieren. Es ist ganz egal, ob es sich um einen Blogeintrag oder die Ausrichtung des gesamten Lebens handelt. Voranzugehen ist erheblich angenehmer, wenn man weiß, wo man hingeht. Ein Teil von mir möchte hinzufügen: … und man wissen könnte, wann man angekommen ist.

Meine Orientierung und meine Aufgabe habe ich dank des Schreibens weitestgehend (wieder)gefunden. Theos Aufgabe in Das Maurerdekolleté des Lebens ist es, zu suchen, damit andere finden können.

Sorck: Frau Major

Über die Figur “Frau Major” aus dem Roman “Sorck”.

Frau Major Alexa Enesseiova, eine Nebenfigur im Roman Sorck ist die Hauptfigur dieses Beitrags.

Steigen wir direkt ein: Warum Frau Major und nicht Frau Majorin? Tatsächlich habe ich darüber lange nachgedacht und mit Freund*innen diskutiert, was korrekt, was angemessen, was in Ordnung und was passend sei. Die Figur ist weiblich und Offizieren, also wäre Majorin passend, sollte man meinen. Bei meiner Recherche fand ich jedoch Majorin jedoch nur als Rang bei der Heilsarmee, und Enesseiova ist weit entfernt davon, eine Heilsarmee-Offizieren zu sein. Sie ist streng und hartherzig. Der Klang der Kombination Frau Major passt absolut. Daher bin ich bei dieser Form geblieben und hoffe, dass man den Grund für diese Entscheidung im Buch ebenfalls erkennen kann.

Gehen wir von ihrem Rang zu ihrem Namen: Alexa Enesseiova. Dafür muss ich etwas weiter ausholen, obwohl es eigentlich sehr simpel ist. Sorck ist dystopisch angehaucht, das Grundthema ist Kontrolle, und eine Form von Kontrolle ist Information. Beim ersten Kontakt mit dem Schiffspersonal wird Martin Sorck unmissverständlich klargemacht, dass man zu ihm ein Profil angelegt hat, das beispielsweise die von ihm besuchten Websites umfasst. Die Reisegesellschaft sowie ihre Partner haben Zugriff zu diesen Informationen. Später erfährt man, dass ebendiese Reisegesellschaft mit Russland zusammenarbeitet. Im Grundkonstrukt der Geschichte ist Russland der Höhepunkt der Fremdkontrolle beziehungsweise die Station des größten Kontrollverlusts für den Protagonisten. Daher wird auch die dystopische Informationsproblematik bei der Einreise nach Sankt Petersburg besonders deutlich. Auftritt Major Enesseiova. Alexa, dieser Vorname sollte inzwischen allen Menschen bekannt sein, weil er auch eine der verbreitetsten Abhörmaschinen und Datensammelanlagen der Welt bezeichnet. Kund*innen kaufen Geräte mit diesem System selbst und machen sich für ein bisschen Bequemlichkeit wiederum zur Ware, sie verschenken Privatsphäre. Ob man das tut, muss jede*r für sich selbst wissen, aber häufig hat man gar keine Wahl mehr. Smartphones haben und brauchen die meisten und wenn es nicht Alexa ist, ist es ein anderes Abhörprogramm, das man damit herumträgt. Hat man kein Smartphone, sind diese Programme im Betriebssystem integriert oder mit den Websites verbunden, die man besucht. Hat man auch kein Internet, wird man indirekt über die Geräte der anderen überwacht. Es klingt fast nach Verschwörungstheorie und ist doch einfach Fakt.

Nicht nur Firmen nutzen die gesammelten Informationen, sondern auch Nachrichtendienste, deren Job nunmal Informationsbeschaffung ist. Durch etliche Skandale am bekanntesten ist wohl die NSA. Enessei ist die ungefähre lautmalerische Variante von NSA – man muss natürlich die Buchstaben e und i einzeln aussprechen. Das Suffix -owa (oder -ova, was ich optisch schöner finde) deutet im Russischen schlicht auf einen Frauennamen hin.

Dass Bereiche des BDSM in mehreren Bildern im Roman auftaucht, besonders im Kontext der Kontrolle beziehungsweise der freiwilligen Aufgabe dieser, habe ich mehrfach erwähnt. Nachzulesen beispielsweise hier: Freiheit, Geborgenheit, BDSM. Die Figur der Frau Major passt ebenfalls in diesen Kontext. Inwiefern eine Figur, die Alexa heißt und ein Fetisch-Outfit trägt, das die meisten direkt mit BDSM assoziieren, einen Bezug zur freiwilligen Abgabe der Kontrolle (in Form von Informationen und Überwachung allgemein) hat, ist vermutlich offensichtlich, wenn man die Verbindung einmal hergestellt hat. Im BDSM-Zirkeln ist eine eigene Ästhetik vorherrschend, die einen klaren Zweck erfüllt: Die Rolle innerhalb der Machtspiels zu verdeutlichen. Es gibt selbstverständlich Überschneidungen mit dem Fetisch-Bereich, in dem bestimmte Materialien oder Outfits einem eigenen Zweck dienen, und man sollte sich der Trennungen bewusst sein. Die Assoziation, die die allermeisten Menschen jedoch mit dem Auftreten der Figur der Frau Major haben werden, ist die einer Domina: schwarzes Latex, Reitergerte, streng aus dem Gesicht gestrichene Haare. In Anbetracht der Verwendung von BDSM-Optik oder -Vergleichen im Roman ergab es Sinn, dass eine derart strenge und mächtige Figur wie diese ebenfalls in der passenden Optik auftreten würde und dass diese Optik auf gleiche Weise genutzt würde wie in BDSM-Zirkeln auch. Es dreht sich alles um Macht, um Kontrolle, um die Verstärkung der dazugehörigen Gefühle und Rollenbilder, um die perfekte Ausgestaltung des Spiels.

Ein winziges Detail, das in der Szene mit Enesseiova auftaucht, verdient auch noch eine Erwähnung. Bei ihrem Auftritt verhaftet sie einen der Kreuzfahrt-Passagiere namens Hermann. Dieser Hermann trägt nicht ganz zufällig die äußeren Eigenschaften Hermann Burgers, der in seinem Roman Die künstliche Mutter ebenfalls einige überdimensionale Frauenfiguren hatte, die durch ihre Macht und ihr Auftreten allerdings eher eine Aussage über Mutterkomplexe sein sollten. Die Vermischung verschiedenster, scheinbar nicht zusammengehöriger Elemente und eine Sprache, die man wohl als ungewöhnlich bezeichnen kann, hat Burger stets verwendet und mich damit inspiriert. Eine kleine Hommage schien mir also angebracht zu sein.

Grund für die Verhaftung Hermanns ist natürlich, dass die Reisegesellschaft Daten gesammelt und geteilt hatte, die der fiktiven russischen Regierung nicht gefallen.

Frau Major Alexa Enesseiova könnte also als die Personifizierung von Unterdrückung und Macht gelesen werden. Im Spiel der BDSM-Bilder und im Kontext freiwillig aufgegebener Freiheiten und freiwillig abgegebener Daten muss sie aber auch anziehend sein. „Heimlich gafften die Umstehenden sie an und erkannten ihre eigenen Wünsche nicht mehr. Sie war L‘appel du vide als Person“, heißt es im Roman. Es ist fraglos angenehm, Geräte und Programme zu haben, die jeden Lebensschritt bequemer gestalten, aber solche Dinge müssen wir bezahlen. Eine wunderbare Aussicht zahlt man mit der Nähe zum Tod durch einen Sturz in die Tiefe, und manchmal erwischen wir den aufblitzenden Gedanken, wirklich springen zu wollen: L‘appel du vide, der Drang zu springen, der Ruf der Tiefe. Eigentlich wollen wir nicht springen, aber der Sog ist da. Auch wenn man die eigenen Daten nicht weitergeben möchte, will man die damit verbundenen Services nutzen. Sie sind doch so praktisch. Für ein bisschen Bequemlichkeit haben wir uns alle selbst zur Ware gemacht, mit der andere handeln. Solche und ähnliche Gedanken sollte diese Offizierin auslösen.

Das Maurerdekolleté des Lebens: Leseprobe

Leseprobe des E-Books “Das Maurerdekolleté des Lebens”.

Der Beginn von Das Maurerdekolleté des Lebens als kurze Leseprobe:

»Einen Apfel, Papiere und das Einladungsschreiben verstaute Theo sorgfältig in der Tasche. Er fühlte sich gut. Seine Kleidung war neu und sauber, die Haare gekämmt, die Fingernägel gereinigt und sein erster Job wartete auf ihn. Was genau er dort zu tun hätte, wusste er nicht. Er hatte am Telefon vor lauter Aufregung vergessen zu fragen. Immerhin hatte er eine Wegbeschreibung in der Tasche. Ordentlich zusammengefaltet. Theo hatte sie selbst angefertigt. Eine kleine Zeichnung und einige Pfeile: links, rechts, geradeaus. Sein Ziel war nicht weit entfernt, nicht schwer zu finden.

Ein kleines Problem trat jedoch auf. Er hätte an der Ampel vorm Haus die Straße überqueren müssen, doch war diese ausgeschaltet und ein unsympathischer Mann schraubte daran herum. Theo überlegte, ob er nicht einfach herübergehen sollte, ließ es aber bleiben, da ihm der Verkehr zu heftig schien. Brummend schossen kleine und große Autos vorbei. Von außen konnte man kaum erkennen, was in ihnen vorging. Er versuchte hineinzusehen, während er die nächsten Schritte plante. Sie rasten vorbei mit getönten Scheiben. Manche Fahrer trugen Sonnenbrillen. Wie ein reißender Fluss strömte der Verkehr vorbei
Unsicher fragte Theo den Bauarbeiter, wo er denn über die Straße käme. Dieser blickte ihn gar nicht erst an, zuckte mit den Schultern und deutete unbestimmt in Richtung der nächsten Kreuzung. Dennoch bedankte sich Theo brav und lief los.
Um den ursprünglichen Richtungsanweisungen noch folgen zu können, achtete er von Anfang an auf sämtliche Abweichungen und prägte sie sich ein. Ein paarmal zusätzlich abbiegen zu müssen, sollte kein großes Problem darstellen.«

Das Maurerdekolleté des Lebens ist als E-Book über Amazon und alle an das Tolino-Netzwerk angeschlossenen Plattformen (z.B. Thalia) zu haben. ISBN: 9783739490823

Blogeinträge zum Cover sowie zur Geschichte allgemein findet Ihr hier:

Das Maurerdekolleté des Lebens: Cover-Safari

Das Maurerdekolleté des Lebens: Drei surreale Geschichten

Ameisen

Über Ameisen als Symbol in der Literatur.

In der Anime-Serie Neon Genesis Evangelion gibt es eine Szene, in der Shinji in der Bahn sitzt, durch die Stadt fährt und eine Ameise sieht. Er sagt, dass es ein Zeichen der wirklich Einsamen sei, dass sie Ameisen sähen. Dieses Bild habe ich immer geliebt und nie wieder vergessen. Es gibt nichts Einsameres als eine einzelne Ameise ohne Anschluss an die anderen.

Wenn in einem meiner Texte eine Ameise auftaucht, kann man sich sicher sein, dass Einsamkeit eine Rolle spielt. In Das Maurerdekolleté der Gefräßigkeit, der dritten Geschichte in Das Maurerdekolleté des Lebens, läuft Theo an Verletzten vorbei, die sich wie verletzte Schnecken über den Boden schleifen, während er wie eine Ameise an ihnen vorbeiläuft. Hier steht die Ameise auch für das Kriegerische in ihm und schlicht die Art, wie er stakst. Doch die Friss oder stirb-Attitüde, die er an den Tag legt, führt zwangsläufig zu einer Abkapselung, auch wenn diese nicht groß thematisiert wird. Sie klingt jedoch in der Kälte des Umgangstons, den er pflegt, mit, wie ich finde.

Ameisen überleben durch Zusammenarbeit, ein gemeinsames Ziel und klare Aufgabenverteilung. Jede einzelne Ameise ist Bestandteil von etwas Größerem. Denken wir besonders an jene Ameisenarten, die keine festen Bauten haben, sondern Konstrukte aus ihren eigenen Leibern erstellen, um sich zu schützen. Alle ineinander gehakt, alle gemeinsam. Das einzelne Wesen ist nur im Zusammenhang mit den anderen von Bedeutung. Ohne die anderen verliert eine Ameise alles. Das ist der Kern des Bildes der einsamen Ameise: Nicht nur ist eine Ameise meist mit Artgenossen zusammen, sondern sie verliert jeden Lebenssinn, jede Aufgabe, wenn sie von den anderen getrennt ist. Fühlt sich echte Einsamkeit nicht genau so an? So abgekapselt zu sein, dass jeder Sinn sich auflöst.

Uns im Westen könnte der Vergleich mit Ameisen übel aufstoßen, da wir viel von unseren Individualität halten. Wir sehen uns zuallererst als Einzelwesen und erst danach als Teil der Gesellschaft, in der wir leben. Ich bin Künstler, ich sehe das mit Sicherheit so. Doch nicht überall auf der Welt trennt man das eigene Wesen so sehr von Gesellschaft und Staat. In Kulturen, die diese Einbindung des Individuums in die Gesellschaft und seine Identifikation mit dieser stärker ausgeprägt leben, werden Menschen den Lebenssinnverlust durch Vereinzelung deutlicher spüren, vermute ich. Dennoch können auch wir das Bild verstehen.

Manchmal frage ich mich, ob die Suche oder Frage nach einem Lebenssinn nicht erst mit der Einsamkeit kommt, oder ob diese Suche Einsamkeit verursacht beziehungsweise verstärkt. Findet man keine Antwort auf die Frage, hilft es dem Ego sicherlich nicht.

Mir ist gerade ein anderer Ameisen-Vergleich eingefallen. Vorweg: Ich bin kein Biologe und erzähle das Folgende aus meiner Erinnerung an Dokumentationen. Also: Im Regenwald gibt es interessante Pilzarten, die sich auf Insekten (einige auf Ameisen) spezialisiert haben für ihre Fortpflanzung. Die Sporen des Pilzes setzen sich in einer Ameise fest und manipulieren diese wie ein Parasit. Eine befallene Ameise wird sich in der Nähe anderer Ameisen auf eine Erhöhung begeben. Dort sprießt der Pilz aus ihrem Körper heraus und verbreitet schließlich neue Sporen, die Ameisen befallen. Dies kann eine ganze Kolonie auslöschen. Daher wird eine befallene Ameise, sobald sie entdeckt worden ist, von anderen Ameisen aus dem Bau getragen und in ausreichender Entfernung liegen gelassen. Wo ist das Bild? Betrachten wir die Sporen als Ideen und jede Ameise, aus der ein Pilz bricht, als Ideen-Multiplikator (Künstler*innen, Politiker*innen etc.) wird es interessant. Vor manchen Ideen muss man den Bau schützen und manchmal werden neuartige Ideen mundtot gemacht, die gehört werden sollten. Man könnte die befallenen Ameisen auch als Außenseiter in Sachen Kunst oder Mode betrachten, deren Ideen, Optik, Sound o.ä. schließlich vom Mainstream absorbiert wird, wenn sie populär genug geworden sind (also wenn die Sporen weit genug getragen worden sind). Durch die Ausrottung der Ameisenkolonie als Folge wären allerdings giftige Ideen die bessere Wahl als implizierte Bedeutung. Generell sollte man vorsichtig sein, Menschen mit Tieren und besonders mit parasitären Lebensformen zu vergleichen.

Was mache ich jetzt mit diesen Gedanken? Was macht ihr damit? Vielleicht sitzt ihr bald auf einer Wiese (mit ausreichend Abstand zu anderen Personen), schaut auf den Boden, seht eine Ameise und stellt fest, dass ihr weniger einsam seid, als ihr sein könntet. Seht euch um! Ihr seid noch immer Teil der Kolonie.

Sorck: Eva

Über die Figur Eva im Roman “Sorck” und ihre mythologische Herkunft.

Für diesen Artikel werde ich weit ausholen müssen, einige Spoiler nicht umgehen können und mehrere Bilder des Buches aufschlüsseln. Daher empfehle ich dringend, nur weiterzulesen, wenn man das Buch bereits kennt.

Es soll um Eva gehen, die zentrale weibliche Figur des Romans Sorck. Ich werde weniger über ihre Auftritte im Buch schreiben als mehr über ihre Bedeutung, ihre Namensgebung und einige Details, die viele überlesen haben mögen.

Im Roman gibt es etliche mythologische und religiöse Bezüge, die man kaum übersehen kann. Dass der Name Eva aus der christlichen Tradition stammt, kann man sich denken. Eva war laut der heutigen Bibel die erste Frau, die Gott geschaffen hat (und zwar aus Adams Rippe). Meine Figur Eva ist in der Hierarchie der auftretenden Figuren die erste weibliche Figur, die wichtigste. Allerdings ist sie nicht wie die biblische Eva eine Dienerin des Mannes, sondern sehr viel mehr als das. Daher wird sie an einer Stelle beschrieben als die gezähmte Lilith, die freie Eva. In einer Version der Bibel, gegen die sich die (männlichen) Anführer der damaligen Christensekten entschieden haben, als sie die heute Bibel zusammenstellten, gab es eine Frau vor Eva – Lilith. Lilith war nicht aus Adams Rippe entstanden, sondern ihm gleichwertig geschaffen worden. Allerdings war sie zu gleichgestellt, was zu Stress führte, und dann wurde sie verbannt. Später tauchte Lilith als Dämonenfigur auf und wurde noch erheblich später hier und da als Symbol der Emanzipation verwendet. Die Umschreibung der gezähmten Lilith und der freien Eva habe ich verwendet, um meine Figur von den Charakterisierungen ihrer Namensgeberin loszulösen und gleichzeitig auch von denen ihrer Vorgängerin. Meine Figur Eva ist nicht die christliche Eva und auch nicht die (vor)christliche oder dämonische Lilith, sondern beides oder keine davon. Sie ist weder Symbol ungezügelter, kampflustiger Freiheit noch ist sie Symbol der Unterordnung und Anpassung, denn sie hat ihren Weg und ihren Frieden gefunden, indem sie sich gerade so viel anpasst, wie sie muss, gerade so viel unterwirft, wie sie möchte, und in alledem ihre Freiheit und ihre Eigenwilligkeit behält. Sie ist die freieste und zufriedenste Figur des Buches. Sie repräsentiert den Zwischenweg, den Martin Sorck nicht sehen kann – tatsächlich kann er sie beim ersten Auftritt nicht richtig sehen, da immer ein Lichtstrahl ihn blendet.

Der Roman Sorck kann als absurdistisches Werk gelesen werden. Der Protagonist hat alles verloren, inklusive einem Lebenssinn beziehungsweise dem Glauben an einen Lebenssinn. Laut der Philosophie Albert Camus’ gibt es drei Lösungen für dieses Problem: Selbstmord, Religion, Akzeptanz (und damit ein Sinnersatz). Diese drei Wege, besonders die ersten beiden, ziehen sich durch das gesamte Werk. Sorck zieht Suizid als Option in Betracht, ist umgeben von religiösen und mythologischen Bildern und besucht Kirchen. Eva ist ebenfalls in alle drei Wege verstrickt und zieht sich auf ähnliche Weise durch das Werk. Ihr allererster Auftritt auf der Party im Schiffsinneren enthält eine Beschreibung, die extrem aufmerksamen Leser*innen später wieder begegnet. Sie steht im Licht, trägt ein Kleid und richtet ihren Finger gen Himmel. Das ist die gleiche Pose, die die Heilige im Schrein in der Tallinner Kirche hat, die Martin besucht. Auf der Party bereitet Eva die Drogen vor (übrigens eine Verknüpfung zum wenigstens parasuizidalen Lösungsweg des absurdistischen Ansatzes), die Martin nimmt, und im Schrein hält die Heilige ein Weinfass – Symbol auch der Fruchtbarkeit. Unter der Heiligenfigur ist die lateinische Inschrift Terrae Mater Umidae, (gewidmet) der feuchten Mutter Erde, sowie ein Name in kyrillischer Schrift, die Martin nicht lesen kann. Der Name, der dort steht, lautet Mokosch. Mokosch ist eine Göttin im Pantheon der slawischen Mythologie, die Fruchtbarkeitsgöttin. Der Wortstamm ihres Namens ist mok = feucht und deutet auf den feuchten, fruchtbaren Ackerboden, die feuchte Mutter Erde, hin. Damit ist Mokosch inetwa die slawische Version der Aphrodite, der griechischen Fruchtbarkeitsgöttin und Mutter der Harmonia, die wiederum die Namensgeberin des Kreuzfahrtschiffes im Buch ist. Evas Verknüpfung mit allen Ebenen der Geschichte ist auch daran zu sehen, dass ihre Darstellung als Mokosch im Schrein auf die beiden Vögel weist, die die Gottheiten Bieleboh und Czorneboh repräsentieren. (Den entsprechenden Eintrag zu den beiden findet ihr hier: Zwei Vögel und die Ordnung im Chaos) Mokosch wurde häufig in Verbindung mit Wassergeistern, den sogenannten Vilen, dargestellt, was eine weitere Verbindung zum Schiff und dem Element des Wassers, das alle Stationen der Geschichte verbindet, zeigt.

Diese Verknüpfung Evas und Mokoschs, besonders in einer christlichen Kirche, bindet sie klar in den mythologischen und religiösen Kontext des Werkes ein. In Betracht auf die absurdistische Grundphilosophie des Werkes hat sie also eine Verbindung zu einem der rettenden Wege und rettet ihn ja tatsächlich am Ende. Allerdings repräsentiert sie, wie oben erwähnt, einen Zwischenweg. Eva ist nicht der Weg der Religion, sie ist schließlich nicht Mokosch, sondern teilt nur Eigenschaften mit ihr, beide stehen sich nahe, sind aber nicht eins. Eva ist nämlich auch, um es mit diesem grässlichen Begriff zu beschreiben, Martins Love Interest. Man könnte also sagen, dass die Liebe Martin rettet oder dass Liebe als Religionsersatz dient, aber das wäre mir zu kitschig. Eher würde ich folgendes sagen: Wer Sinn nicht auf höherer Ebene finden kann, findet ihn vielleicht auf der Erde, in anderen Menschen. Wenigstens Trost und Glück kann man dort finden. Das repräsentiert Eva – einen Gegenpart, der alles ersetzen kann. Hierbei geht es nicht um die Rettung des Mannes durch die Liebe der Frau, sondern um die Rettung oder Bekehrung des Menschen (oder bloß Hilfe für den Menschen) durch die Liebe. Mokosch ist die Göttin der Fruchtbarkeit und der Weiblichkeit – übrigens auch des Schutzes der Schafe, was eine witzige Nebenerscheinung ist, wenn man daran denkt, dass Martin sich häufig wie ein dummer Bock anstellt. Diese Weiblichkeits- und Fruchtbarkeitssache will ich nicht verstanden haben, wie oben erwähnt, als Rettung des Mannes durch die Frau oder durch die Liebe. Dass dem nicht so ist, sieht man wohl gut daran, dass Martin sie dafür hält und sie nach der Liebesnacht einfach geht. Es ist nicht ihre Rolle, ihn zu retten, sondern ihm zu zeigen, dass es auch anders geht. Ich sehe es so, dass Eva einen Widerpart darstellt, eine andere Seite, vielleicht eine andere Seite an Martin, die er erst entdecken muss. In der Spiegelfigur des Arsonovicz kann Sorck sich selbst reflektieren, während er in Eva Neues entdecken kann, und das ist es, was er braucht: etwas Neues, einen anderen Weg. Hier könnte ich nochmals auf die Verbindung der Mokosch-Darstellung im Schrein mit den Schöpfungsgöttern Bieleboh und Czorneboh eingehen, dem hellen und dem dunklen Gott, die sozusagen aus der Mischung beider die Welt erschaffen. Martin sieht alles dunkel und Eva ist anfangs das Licht und am Ende sind beide menschlicher: Er weniger dunkel, sie weniger hell. Die Fruchtbarkeitsgöttin erschafft neues Leben oder inspiriert dazu und neues Leben bedeutet eben auch wieder neu begonnenes Leben, Felder, die nach dem Winter wieder blühen, und Menschen, die nach kalten Phasen wieder am Leben teilnehmen können. Schöpfung und Wiederbelebung sind nahe verwandt, ganz besonders in der Literatur.

Eine kleine Bemerkung am Ende:

Früher gehörte ich zu den Schülern, die glaubten, dass all die Interpretationen Unfug seien, weil kein*e Autor*in sich wirklich derartige Gedanken machen würde. Nun, ich lag offensichtlich falsch.