Alte Milch: Schwarzer Wasserfall

Über das Gedicht “Schwarzer Wasserfall” aus dem Lyrikband “Alte Milch”.

Nachdem neulich mit Definitionen ein kurzes und eher vergeistigtes Gedicht besprochen wurde, soll es heute um Gefühle gehen:

Schwarzer Wasserfall

Wenn die Stille schmerzt
Die einst gut tat
Ist ein neuer Punkt erreicht
Sie will nicht reden
Mich nicht hören
Sich nicht vernehmen lassen

Mein Chaos mein Lärm mein
Krach im Kopf in mir überall
Mein Kriegsgetöse im Herzen
Sie will mich nicht
Sehen hören fühlen
In ihrer Nähe haben

Es steigert sich zur Entropie
Weißes Rauschen ohne Frieden
Schwarzer Wasserfall
Sie will nicht mehr reden
Sie will nicht mehr
Sie will nicht

Nichts als schwarzlärmendes Wasser
Nichts als grausames Herzpochen
In grausamer Stille
Ich höre mich zu laut
Ich höre mich
Ich
Schwarzer Wasserfall

Wenn ich arbeiten möchte, aber unkonzentriert bin und ruhelos, stört mich Musik und Stille lässt die flatternden Gedanken widerhallen. Dann schalte ich White Noise ein – unspezifisches Hintergrundrauschen, wobei es sich um meinem Fall um die Geräusche eines Eisbrechers handelt (Motor, Wind, Wasser, knackendes Eis).

Es gibt Theorien über Weißes Rauschen und die beruhigenden oder konzentrationsfördernden Eigenschaften, aber Details sind hier nicht wichtig: bei mir wirkt es.
Manche Menschen wirken wie Weißes Rauschen, sie helfen anderen sich zu sammeln, geben ihnen einen Ort der Ruhe an ihrer Seite, verwandeln Kopfchaos in Ordnung und helfen, aus dem endlosen Wiederkäuen überflüssiger Gedanken vorm Schlafen ein leises Wiegenlied zu machen. Sie werden zu menschlichen Tempeln und zum Fokuspunkt innerer Ruhe. Natürlich ist das ein rein subjektiver Eindruck und schafft neben wohltuenden Urlauben von der Welt auch eine Abhängigkeit, die umso schmerzhafter zutage tritt, wenn der vorherige Tempel plötzlich nicht mehr Ruhe schenkt, sondern durch Schweigen quält. Denn um einem Menschen zu helfen, größere Ruhe in sich zu finden, muss man mit ihm sprechen. Nicht viel, nicht lehrerhaft, nicht urteilend, sondern fragend, voller Interesse und Mitgefühl. Man muss zuhören können, um einem Menschen den inneren Lärm abzunehmen, und man muss mit dem Menschen sprechen, um ihn zum Reden zu bringen.

Darum geht es im Gedicht Schwarzer Wasserfall, das Teil des Gedichtbands Alte Milch ist: Weißes Rauschen und Ruhe gegen Lärm, Gedankenchaos und Schweigen. Das lyrische Ich hat mit der Bezugsperson die „Stille“ verloren, „die einst so gut tat“ und ist allein mit dem, was übrig bleibt: „Weißes Rauschen ohne Frieden“, dem Gegenteil der vorherigen angenehmen Ruhe, einem „schwarzen Wasserfall“. Es ist vollständig auf sich selbst zurückgeworfen, was sich besonders in der letzten Strophe zeigt, wenn es nur noch das eigene „Herzpochen“ hört. In dem Dreischritt von „Ich höre mich zu laut“, „Ich höre mich“, „Ich“ wird das besonders deutlich, eine Reduktion, in der dennoch der innere Lärm unausgesprochen bleibt. Es gibt nur noch das chaotische Gedankenströhmen in endloser Abfolge, nur noch einen „schwarzen Wasserfall“.

Die Idee ist simpel und fast jede*r kennt dieses Gefühl. In diesem Gedicht geht es also nicht um tiefschürfende Gedanken oder ausgefallene Bilder, sondern um ein Gefühl, das vermittelt werden soll. Es geht um Unruhe, Verlorensein, Verlassensein und Einsamkeit.

Soviel zum Kern des Textes. Vielleicht noch ein paar Worte zur „Entropie“. Entropie zählt zu meinen Lieblingswörtern. Es handelt sich um einen Begriff aus der Physik. Im Grunde bedeutet es Chaos oder Zerfall, das Gegenteil von Ordnung. Jedes System, dem nicht genügend Energie zugeführt wird, gelangt in einen Zustand der Entropie, bis es vollends verschwunden ist. Hört ein Mensch auf zu essen, zu trinken und zu atmen, endet der Herzschlag, er stirbt und der Körper zerfällt. Eine Wohnung, die nicht geputzt und gepflegt wird, versinkt im Chaos. Personen und Haustiere, denen man keine Zeit und Energie in irgendeiner Form schenkt, verwildern. Man könnte also aus der Verwendung dieses Wortes allein Rückschlüsse auf die Beziehung des lyrischen Ichs und dem Ende der Partnerschaft ziehen. Wurden zu wenig Energie investiert? Zerfiel die Beziehung mit der Zeit? Oder bezieht man es lieber auf das lyrische Ich direkt und fokussiert sich auf den inneren Zerfall und das Chaos, das entstanden ist, weil die Energie und Zuwendung des Partners/der Partnerin fehlt?

Mit diesem Gedicht verbinde ich hauptsächlich Unruhe, wie man merkt. Dass es dennoch deutlich in vier Strophen gegliedert ist (dreimal sechs Zeilen und einmal sieben), kann als Hinweis auf die zerfallende Ordnung verstanden werden. Auch diese zerbricht langsam, da sich der „schwarze Wasserfall“ in der letzten Strophe einmischt (direkt nach dem dreischrittigen Zerfall des Satzes „Ich höre mich zu laut“) und die Aufteilung unsauber werden lässt. Alles zerfällt zur Entropie. Man könnte sagen, dass es das lyrische Ich neue Energie (und große Mühe) kosten wird, den Zerfall zu stoppen und aus der „grausamen Stille“ wieder Weißes Rauschen zu machen, aber es scheint nicht so, als würde es daran glauben.

Appetit auf andere Welten

Über die Beziehung von Literatur und Wirklichkeit sowie über manche, die die Grenzen verwischt haben.

Wenn du keinen Bock hast, kannst du auch nach Hause gehen sagte mir einmal ein Vorgesetzter und der Unsinn dieser Aussage (natürlich hatte ich keine Lust, aber gehen konnte ich dennoch nicht) ärgert mich noch heute. Jetzt gerade führt mich die Erinnerung an diesen Satz aber zu einer höheren Ebene: Wenn du unzufrieden bist, ändere etwas. Auch so ein kluger Spruch. Was, wenn man mit sich selbst oder der Realität an sich unzufrieden ist?

Zu Zeiten Edgar Allan Poes war es üblich, dass kurze Erzählungen in der Zeitung abgedruckt wurden und nicht immer wurde darauf hingewiesen, dass es sich um eine Geschichte handelte. Das nutzten einige Schriftsteller. Poe verfasste Geschichten, die wie Berichte von Gelehrten aussahen, die Namen und Rang vorgaben, um dann eine fantastische Gruselerzählung auszubreiten. Er hat damit so manche Person verunsichert. Man könnte aber auch sagen, er habe die Welt der Lesenden bereichert. Plötzlich war wieder mehr möglich und es gab scheinbar Dinge, die sich der normalen Erfahrungswelt entzogen.

Jorge Luis Borges verfasste Besprechungen von Romanen, die nicht existierten und weckte so das Interesse der Lesenden an ebendiesen Werken. Unter den Lesenden befanden sich auch Schriftsteller*innen, die versuchten, Borges’ Visionen umzusetzen, oder sich anderweitig davon inspirieren ließen. Ironisch kommentierte Borges diese Texte mit der Aussage, er habe nicht die Geduld, um Romane zu verfassen, also warum sollte er nicht deren Essenz nehmen und direkt eine Rezension schreiben? Damit drehte er den Weg um und ließ andere das eigentliche Werk erfinden oder ausfüllen.

In beiden Fällen wurde das Reale um das Mögliche erweitert, weil die Ebenen unklar waren. Erinnert das nicht an die Magie alter Zeiten, in der Aberglaube und Mythologie die Wälder, Felder, den Himmel und das Haus in der Nacht lebendig machten?

Jedes Werk der fiktionalen Literatur ist eine Entführung in eine Welt des Möglichen. Darin liegt ihre Macht. Wir werden weggeleitet von dem, was ist, und hin zu dem, was sein könnte. Sei es furchtbar oder schön, es wird bei uns bleiben und unser Denken verändern. Durch das Anfüttern verbesserter Beobachtungsfähigkeit, dem Hinlenken unseres Blickes auf Probleme und Hindernisse und dem Aufzeigen möglicher Konsequenzen unserer Handlungen trainiert Literatur unsere Unzufriedenheit. Das ist nur für jene schlecht, die uns faul und unwissend halten wollen. Das Buch 1984 war in der Sowjet Union verboten, weil es antikommunistisch war, und in den USA, weil es prokommunistisch war. Keine der beiden Regierungen wollte zu viele Fragen gestellt bekommen.

Auf privater Ebene gilt natürlich das Gleiche. Zeigt uns die Literatur nicht, was wir im Leben vermissen? Interpretiert (oder verteufelt) man Literatur als Mittel zur Realitätsflucht, so schreibt man ihr auch eine Deutungshoheit zu. Flucht scheint angemessen oder wenigstens gewünscht. Warum? Was suchen wir in Büchern, das wir sonst nicht haben? Eine Flucht zeigt immer eine Richtung an: auch im Zickzack führt der Fluchtweg immer von dem weg, das uns Angst macht oder stört. Das gewünschte Mögliche wird zum Gegenteil dessen, was man hat, und damit zum Kompass, der den Lesenden den eigenen emotionalen Süden zeigt.

Damit liegt die Rechtfertigung eines jeden Werkes im Menschlichen begründet – auch Werke, die wir verabscheuen, lehren uns etwas. Hier wäre Romantisierung allerdings fehl am Platz. Hetzwerke und Propaganda bedienen sich der gleichen Technik, die Poe verwendet hatte: die Vermischung von Irrealem (Lügen, Übertreibung, Fokusverschiebung) und Realem (Nachrichten) oder dem Anschein des Realen durch Plattformen und Textarten, die wir für glaubhaft halten. Doch das hier führt von fiktiver Literatur weg und wo keine Literatur mehr ist, wollen wir nicht hin.

Was für Lesende gilt, gilt auch für Schreibende, aber auf andere Weise. Während die Leser*innen im Inhalt eines Werkes den (verkehrten) Kompass ihres Innenlebens finden können, ist die Literaturarbeit an sich für Schriftsteller*innen geboren aus Unzufriedenheit, welche sich nicht zwangsläufig im Inhalt widerspiegelt. Das sollte ich erläutern. Mit „Unzufriedenheit“ meine ich nicht unbedingt Leid oder bewusste Verstimmung, sondern vielmehr ein Erkranktsein an der Armut der Realität. Wir wissen, es sollte mehr geben, als es gibt. Es kann konkreter ausfallen, indem man wünscht, dass die Realität anders sei (freier, gerechter, bunter, glücklicher), aber die Grundunzufriedenheit, die die Menschheit immer vorangetrieben hat, ist uns eigen. Davon bin ich überzeugt, selbst wenn man um dieses Wissen oder Gefühl eben nicht bewusst weiß. Vielleicht erwächst gerade aus dieser Paradoxie die schönste Ideenwelt. Zufriedenheit korrumpiert, auch wenn wir sie alle anstreben. Wer ernsthaft meint, alles sei in bester Ordnung, wird still sein und sich nicht in die Fiktion wagen.

Wir arbeiten hart, um Alternativen zu bieten. Das berühmte „Was wäre, wenn …“ ist der Anfang jeder literarischen Arbeit, jeder wissenschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Neuerung. Wir müssen uns dessen nicht bewusst sein. Unser Pflicht besteht einzig darin, unseren Weg zu gehen. Er ist es wert, gegangen zu werden.

Alte Milch: Definitionen

Über das Gedicht “Definitionen” aus dem Lyrikband “Alte Milch”.

Mit nur 14 Wörtern (inklusive Titel) ist Definitionen das kürzeste Gedicht in Alte Milch. Seine Kürze lässt es simpel erscheinen, durchschaubar auf einen Blick, aber so einfach ist es nicht. Ich wurde gebeten, ein paar Gedanken dazu aufzuschreiben und gehe der Bitte hiermit nach.

Definitionen

manche machen mich
zu einem
von euch

diese
zum beispiel

irren
ist menschlich

Ein Wesen außerhalb der menschlichen Sphäre, ein Unmensch, ein Monster, ein Außenseiter. So betrachtet sich das lyrische Ich in diesem Text. Was steht wirklich im Gedicht? Der Inhalt an sich ist sehr simpel und kann in zwei Sätzen ausgedrückt werden:

Manche allgemein anerkannten und existierenden Definitionen des Menschseins schließen mich (→ lyrisches Ich) in die Gruppe der Menschen mit ein. Ein Beispiel für eine dieser Definitionen lautet: Irren ist menschlich.

Da mehr nicht gesagt wird, muss es sich um einen dieser nervigen Texte handeln, bei denen man selbst denken oder zwischen den Zeilen lesen muss. Nicht alle Definitionen machen das lyrische Ich zu einem Menschen. Das heißt, dass es entweder manche Definitionen explizit ausschließen oder dass Definitionen für andere Wesen als Menschen existieren, die das lyrische Ich einschließen. Da die gewählte Definition ausgerechnet irren ist menschlich lautet, wird das lyrische Ich sich kaum für etwas Besseres halten als den Rest der Menschheit. Sein Ausschluss beinhaltet also keine Arroganz, sondern ein Gefühl von Minderwertigkeit. Das lyrische Ich fühlt sich hier nur durch sein Irren, also eine Verfehlung an sich, mit den anderen verbunden.

Die Perspektive ist eine distanzierte. Eine kühle Sprache ohne Ausschmückungen, keine Reime, keine Großbuchstaben, nicht einmal ein durchgehender Rhythmus. All das unterstützt die ereignislose Kühle und Ausgeschlossenheit des lyrischen Ichs. Es spricht die Leserschaft direkt an oder die Menschheit oder einfach eine Gruppe von Menschen, aber gleichzeitig bekommt man nicht das Gefühl, dass ein Dialog möglich wäre. Hier lässt sich kein Einstieg zu einem Gespräch finden, sondern ein Monolog wie er im Kopf stattfindet oder in einem Abschiedsbrief.

Die Grund- und Eigendefinition des lyrischen Ichs ist unmenschlich und minderwertig. Was macht es noch zum Menschen? Das Irren, also weitere Fehlerhaftigkeit. Doch bedeutet dies nicht auch einen Funken Hoffnung? Wenn sich die Menschheit (unter anderem) über fehlerhafte Schlüsse definiert und das lyrische Ich genau in diesem Punkt mit ihr übereinstimmt, besteht die Möglichkeit, dass alle oder wenigstens eine der Schlüsse, die es in diese Außenseiterposition gebracht haben, fehlerhaft sind. Man könnte noch weiter gehen. Eine Außenseiterposition aufgrund des Gefühls von Minderwertigkeit ist immer Kopfsache, fiktiv, eingebildet. Menschen sind nicht minderwertig, sie fühlen sich minderwertig. Es handelt sich also um einen grundsätzlichen Irrtum, der ganze Leben definieren und kontrollieren kann. Dieser Irrtum ist nicht selbstverschuldet und fast immer von außen aufgezwungen und dennoch nicht weniger inkorrekt.

Was bedeutet es, dass Irren menschlich sei? Es bedeutet, dass wir alle Fehler machen. Es bedeutet aber auch, dass wir befähigt sind, diese Fehler und Irrungen einzusehen und damit in der Lage sind, uns zu ändern und zu bessern. Dies gilt für diejenigen, die sich für weniger wert halten, und für auch für diejenigen, die sie dazu gebracht haben. Die Menschheit existiert seit jeher nach dem Prinzip trial and error: Eine Mutation, die sich durchgesetzt hat und dann das gleiche Prinzip auf Gesellschaften, Erfindungen und alle weitere Bereiche ausgedehnt hat. Im Kleinen führen wir es weiter, wenn wir Beziehungen durchtesten, hier und dort Dinge ausprobieren, unausgegorene Entscheidungen treffen oder uns anderweitig dumm verhalten. Trial and error. Jemandem das Selbstwertgefühl zu zerstören fällt eindeutig in den Bereich „error“, ganz egal was vorher versucht wurde. Sollte es sogar das Ziel gewesen sein, ist auch das Ziel ein Fehler. Seht es ein und fühlt es nach – es wird euch menschlicher machen.

Die Illusion des entscheidenden Punktes

Über die Wahrnehmung von Lebensgeschichten.

Von Zeit zu Zeit durchlebe ich Phasen, in denen ich wenig bis gar nicht arbeite. Diese Phasen sind keine Erholungspausen, sondern Einschnitte, die mich unzufrieden stimmen und von denen ich hoffe, dass ich sie möglichst schnell überwinden kann. Dann führe ich ein Gespräch oder habe eine Einsicht, lese etwas oder habe eine Idee und plötzlich ist es wieder da: ich setze mich hin und arbeite. Ein kleiner Punkt in der Zeit ändert alles.

Aber ist das wirklich so? Wir verwechseln häufig Grund und Auslöser. Frustriert über meine Untätigkeit war ich doch die ganze Untätigkeitsphase hindurch. Es brodelte in mir und kulminierte schließlich, ausgelöst durch das Gespräch, die Einsicht, das Gelesene oder die Idee. Wenn ich mich genauer beobachte, merke ich sogar, dass ich mir die Auslöser selbst erschaffe. Ich beginne Gespräche mit anderen Autor*innen und spreche diese Phase an oder lese Werke von anderen, denen ich nacheifere. Mir mag das nicht bewusst sein, aber ich steuere selbst auf den erlösenden Moment zu. Doch die Illusion ist wichtig.

Denkt an die Narrative von Biographien: In diesem Moment wusste sie, dass sie Ärztin werden wollte oder Dieser Moment hat sein Leben für immer verändert oder Seitdem war nichts mehr wie vorher. Gegeben, dass es sich nicht um einen äußeren Reiz handelt, der völlig überraschend, dominant und gewaltsam auf das Leben einer Person einwirkt, sind die Momente oder kurzen Zeitspannen, die uns definieren, Umbrüche oder Wendepunkte größerer Bewegungen. Selten kommen die definierenden Momente aus dem Nichts und da sie definierend sind, enden sie nicht sofort wieder, sondern wirken nach. Aggressive plötzliche Einwirkungen von außen haben selten eine Vorgeschichte, aber umso größere Nachwirkungen. Die Nachwirkung wiederum ist keine einzelne Linie, keine direkte Verbindung von Punkt A damals und Punkt B jetzt, sondern ist eine Kombination endlos vieler Einflüsse und Entscheidungen. Wir entscheiden uns, einen Erzählstrang als Hauptstrang zu wählen, um unser Leben zu erklären. Die Erzählung kann sich wandeln, aber die wichtigsten Punkte bleiben.

Wir sind nicht in der Lage alle Einflüsse, die auf uns wirken, zu sehen und zu verstehen. Stellt euch einen Fußpfad vor, den ihr einmal gegangen seid! Er muss nicht lang sein. Er führt geradeaus und schlängelt sich nach links und rechts, daneben sind Büsche oder Bäume oder Wiesen. In der Vorstellung findet ihr euch zurecht, ihr kennt die Kurven und die Bäume, alle wichtigen Wegpunkte. Aber der Pfad besteht aus so viel mehr als aus diesen Punkten. So gern ihr vielleicht würdet, ihr könnt euch nicht jedes Detail des Weges merken, ihr könnt nicht einmal jedes Detail wahrnehmen. Also entscheidet ihr euch für markante Stellen, an denen ihr euch entlanghangeln könnt: Wegpunkte.

Das Leben ist eine Geschichte ist ein Weg. Sartre behauptete in Die Wörter, er habe als Kind begriffen, dass das Leben eines Menschen vom Tode aus beurteilt werden würde. Er wollte Schriftsteller werden, also würde man sein Leben als das eines Schriftstellers beurteilen und jeden Schritt darin im diesem Licht beleuchten. Er sagte als Kind deshalb Dinge daher, die intelligent wirkten, aber nichts bedeuteten, um seine Familie und Bekannte zu beeindrucken, die im Nachhinein und in Erinnerung daran, ihn im Gedächtnis behielten mit er war immer schon zum Schriftsteller gemacht. Wann auch immer er diese Erkenntnis tatsächlich gehabt haben mag, sie ist korrekt. Wir interpretieren Taten und Worte im Lichte dessen, was danach kommt – oder besser: was danach gekommen ist. Er hat schon als Kind lieber Fußball gespielt als zur Schule zu gehen. Diesen Satz habe ich vor einer ganzen Weile im Radio gehört. Er trifft auf unglaublich viele Menschen zu, aber die angesprochene Person wurde Profi-Fußballer, also interpretiert man es anders: nicht als kindliche Spielerei, sondern als Vorbereitung auf ein größeres Ziel. Das Leben ist eine Geschichte ist ein Weg.

Diesen Satz könnt ihr kombinieren, wie ihr wollt. Da hier hauptsächlich Autor*innen lesen, sagen wir mal: Eine Geschichte ist ein Weg ist ein Leben. Es gibt für jede Figur und für den Plot an sich entscheidende Punkte, auf die alles hinarbeitet, damit am Ende ein anderer Zustand (und sei es ein geistiger) herrscht als am Anfang. In der Literatur muss die Illusion von Wegpunkten (oder die Illusion ihrer unerschütterlichen Wichtigkeit) bewahrt und genährt werden. Man muss sich auf einen Narrativ konzentrieren, der Taten und Gefühle erklärt und dabei nicht zu komplex ist, um ihn zu verstehen. Ein dargestelltes Leben darf nicht so kompliziert sein wie ein tatsächliches. Die unglaubliche Menge an Einflüssen, Gedanken, Wahrnehmungen eines einzelnen Menschen ist unmöglich in eine Geschichte zu fassen, weshalb wir den Großteil dessen ignorieren und unser Augenmerk auf das Entscheidende werfen. Wir riskieren dabei, die Motivation von Figuren zu flach erscheinen zu lassen oder die Wegpunkte zu kitschig zu gestalten. Über welche Plotpunkte definiert ihr euer Leben? Wirkten diese Punkte für eine Romanfigur glaubhaft, interessant, klischeehaft, kitschig, realistisch?

Ein Weg ist eine Geschichte ist ein Leben. Vielleicht stammt unsere Aufteilung in Sinnabschnitte und Wegpunkte ursprünglich von unserem Orientierungssinn in der Natur. Wir gehen einen Weg und erzählen uns die entscheidenden Stellen wie eine Geschichte. Denken wir kurz an die Aborigines, die jedem wichtigen (und vielleicht für uns unwichtig wirkenden) Punkt im Land eine Bedeutung zugewiesen haben innerhalb ihrer großen Erzählung: Dreaming. Stellt euch einmal vor, ihr bewegt euch jeden Tag in einem riesigen Netzwerk aus Geschichten, die zusammen eine Landkarte bilden und eine Ahnentafel und die gesamte Göttergeschichte und die Historie eures Volkes der letzten 40.000 Jahre. Wer die Geschichte kennt, verläuft sich in ihr nicht.

Vielleicht ist die ständige Suche nach neuen Geschichten und die Ausarbeitung bestehender nicht mehr als ein Versuch, Ordnung in einer Welt zu schaffen, in der man sich verlaufen hat.

Sorck: Zwei Vögel und die Ordnung im Chaos

Über eine Szene aus dem Roman “Sorck” sowie ihre Hintergründe.

Eine winzige Szene aus dem Roman Sorck, slawische Mythologie und ein verstecktes Statement sind Thema dieses Artikels. Ohne Spoiler wird es nicht abgehen können. Seid also gewarnt!

Situation: In Sankt Petersburg hat Martin Sorck eine unangenehme Einreise überstanden und steht nun im Freien.

„Der Himmel schimmerte grau und schien sich direkt an den Boden anzuschließen, ohne Horizont, ohne Trennlinie. Ihm fielen zwei Vögel auf, die als Paar zum Hafenbecken flogen, einer hell, einer dunkel. Am Ziel angekommen schwebten sie auf der Stelle, um dann ihre Flügel anzulegen und sich ins Wasser zu stürzen. Einen Moment später tauchten sie wieder auf, schlugen wild mit dem Gefieder und erhoben sich in die Luft. Ihr Rückweg führte über Sorck hinweg und als sie genau über ihm flogen, rieselte feuchter Sand auf seine Stirn.“

Um diesen kurzen Moment innerhalb einer turbulenten Geschichte soll es gehen. Was hat es damit auf sich? Wieso Vögel? Wieso dort?

In Sorck tauchen immer wieder Bezüge zu Religion und Mythologie auf. So auch hier. In der slawischen Mythologie, genauer gesagt in der slawischen Kosmogonie, gibt es eine Schöpfungsgeschichte in verschiedenen Versionen. Kurz zusammengefasst: Aus dem Nichts entsteht mit Beginn des Zeitflusses das Weltenei, aus dem Bieleboh und Czorneboh entstehen. Diese beiden, der weiße Gott und der schwarze Gott, bauen unsere Welt. In manchen Darstellungen werden sie als zwei Vögel dargestellt, die Erde vom Meeresgrund holen und an Land tragen.

Wir Menschen suchten schon immer nach einer Erklärung für unsere Existenz und erfanden sie in Form von Geschichten. Das ist der Kern jeder Religion. Die Erklärung für die Existenz von Martin Sorck ist die Geschichte, die ich erfinde. Schöpfung in zweiter Potenz, wenn man so will. Ich bin bei meiner Figur zu jeder Zeit und bin verantwortlich für alles Gute und alles Böse, das ihr zustößt. Aber nicht aus einem Gotteskomplex heraus habe ich mich als Schöpfer in die Geschichte geschrieben, sondern als Statement der Planmäßigkeit im Chaos der Geschichte.

Wie eine Segnung fällt der Sand von den göttlichen Vögeln herab auf die Stirn Sorcks. Es gibt einen Plan für ihn. Während seiner Reise sucht er nach Sinn und Bestimmung. Es gibt Sinn und Planmäßigkeit, aber nicht auf einer Ebene, die er überblicken könnte. Ein weiterer Kommentar dazu steht auch im Artikel Sorck: Die Dachbogenszene.

Dass die Szene in Russland angesiedelt ist, erklärt ihr Bezug zur slawischen Mythologie, so wie Bezüge zur nordischen Mythologie beispielsweise in Stockholm auftauchen.

Was Martin Sorck nicht merkt und wohl auch kaum jemand sonst: die beiden Vögel tauchen mehrmals auf. Noch auf dem Kreuzfahrtschiff sieht er sie auf dem Monitor an seiner Kabinenwand.

„Zwei sandige Vögel und ein Mann in einem Trenchcoat. Er fragte sich, ob es das selbe Rorschachbild wie zuvor war, […]“

Ihm wurde ein Blick in die Zukunft gewährt, den er nicht verstehen konnte. Dadurch wurde den Lesenden der gleiche Blick gewährt und sie teilten das gleiche Unverständnis mit ihm. Gibt es Zeichen und gibt es einen Sinn in der Welt, so übersteigen sie unser Verständnis. Anders ausgedrückt: Sollte es tatsächlich einen Gott geben, der alles lenkt, hat das für uns keine Bedeutung, da wir weder verstehen können, was er tut, noch ändern können, was geschieht. Man könnte es als Zeichen der gleichen Ansicht betrachten, dass die frühe christliche Theologie darauf bestand, dass Gott bereits vor der Erschaffung der Welt festgelegt hatte, welche Menschen in den Himmel kommen und welche in die Hölle. Weit vor der Geburt einer Person steht sein Schicksal fest und was sie auf Erden tut, ändert nichts daran. Für einen allwissenden Gott scheint das passend, aber für die Kirche war das unpraktisch. Warum sollte man sich gut verhalten, wenn man nichts am Ergebnis ändern kann? Plötzlich musste man sich seinen Platz im Himmel verdienen. Das als kleiner Ausflug in die Theologie.

Eine Parallele dazu gibt es in Form folgender Weltsicht: Die Welt basiert auf physikalischen Regeln, ist also eine riesige Kauselverkettung. Wir Menschen bilden unsere Entscheidungen (unseren freien Willen) aufgrund von Erfahrungen und Reizen, die wiederum Teil der Kausalverkettung sind. Damit wäre jede Handlung, jeder Gedanke und jedes noch so zufällig wirkende Ereignis von vornherein vorherbestimmt, wenn auch nicht geplant. Es gab die Ansicht, dass man jeden Zustand des Universums zu jeder Zeit berechnen könnte, wenn man in der Lage wäre, den kompletten Weltzustand zu einem bestimmten Zeitpunkt zu bestimmen. Laplacescher Determinismus. Die Heisenbergsche Unschärferelation hat dem einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber das führt jetzt zu weit.

Zurück zu den Vögeln: Passenderweise tauchen diese auch in einer Kirche auf. Martin Sorck entdeckt eine kleine Statue.

„Eine Frauengestalt in langer, heller Robe erhob den schlanken Zeigefinger ihrer rechten Hand und deutete auf zwei Vögel, die über ihr flogen. Einer von ihnen war wiederum mit Gold überzogen, der andere, dunklere, nicht.“

Hier wurden sogar mehrere mythologische beziehungsweise story-eigene Bezüge miteinander verknüpft. Eva, die Frau, die Sorck kennenlernt, begegnete ihm in der gleichen Pose wie hier Mokosch, die slawische Fruchtbarkeitsgöttin. Dass es sich um Mokosch handelt, sieht man übrigens an der lateinischen Widmung unter der Statue, die sich auf einen ihrer Beinamen bezieht. Die Verbindung zwischen Martin Sorck und Eva wird hier ebenso gezeigt wie die Planmäßigkeit ihrer Zusammenführung. Es gibt Ordnung im Chaos.

Vielleicht noch ein paar persönlichere Notizen dazu:

Ich liebe diese kleinen versteckten Geheimnisse in Büchern. Ob ich sie selber gestalte oder jemand anders (wie Kehlmann, der mit Du hättest gehen sollen seine eigene Shining-Version geschrieben hat und an einer Stelle versteckt auf das Buch und den Film hinweist), ist dabei gleich. Daher wollte ich das besprochene Detail am liebsten schon direkt nach der Veröffentlichung verraten. Aber jetzt, da mehr Leute Sorck gelesen haben, ist der Zeitpunkt passender.

Man könnte meinen, ich sei religiös oder beschäftigte mich viel mit Gott, aber dem ist eigentlich nicht so. Ich glaube nicht an Gott. Allerdings ist es für mich ausgesprochen wichtig, einen Sinn in den Dingen zu sehen, die ich tue. Ein Leben ohne höhere Bedeutung ist bedeutungslos, sinnlos, also schwer zu leben. Daher habe ich immer nach Sinn gesucht und ihn in der Literatur gefunden. Auf einer lebenslangen Sinnsuche stolpert man zwangsläufig über Religionen, da andere ihren Sinn darin gesucht und gefunden haben. Dieser Aspekt und die deutliche Verbindung zwischen göttlicher Schöpfung und menschlicher Schöpfung und Kreativität bringen mich immer wieder zu religiösen Themen.

Mir ist bewusst, dass ich in diesem Artikel riesige Themenkomplexe angerissen habe (Mythologie, Religion, Determinismus, Literatur, Sinnsuche), mit denen man sich ein Leben lang beschäftigen könnte. Daher bitte ich um Verzeihung für die vage Darstellung. Sicherlich werden alle Themen nochmal besprochen genauer werden, aber für einen Überblick über die Idee hinter dieser winzigen Szene sollte das reichen.

Süchtige Gesellschaft

Über die verschiedenen Süchte in unserer Gesellschaft und warum sie Themen meiner Werke sind.

I – Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist eine Kneipe. Menschen gehen hinein, trinken, stellen sich für eine Zigarette vor die Tür und trinken weiter. Mindestens einmal monatlich gibt es Streit, Leute brüllen sich gegenseitig an oder der Wirt schmeißt jemanden raus. Ganz normal.

II – In der Eingangszone des Jobcenters sitzt ein Mitarbeiter am Schreibtisch, blickt hektisch und übermüdet auf dem Monitor hin und her, trinkt einen Schluck Red Bull und versucht seine Wut im Zaum zu halten. Es ist 8 Uhr morgens. Ganz normal.

III – Ein Teenager kommt nach einem stressigen Schultag nach Hause. In der Nacht hatte er zu wenig geschlafen, in der Schule wurde er gemobbt und von Lehrern angeschrien. Er hat 500 Follower auf Instagram, aber keine Freunde, die ihm zuhören. Mit drei Klicks landet er auf Pornhub, sein Belohnungszentrum feuert wie wild, er vergisst für eine Weile die quälende Einsamkeit und fragt sich hinterher, was zur Hölle er sich da angesehen hat. Ganz normal.

Beispiele kann man ohne enden finden und erfinden, um zu zeigen, wie viel ungesunde Verhaltensweisen und wie viel Suchtmittelkonsum in unserer Gesellschaft akzeptiert und häufig sogar gefördert wird. Mir selbst ist etliche Male passiert, dass ich gefragt wurde, warum ich nicht (mehr) trinke. Fragen wie: Bist du krank? Musst du noch fahren? Oder Aussagen wie: Ein Bier kann doch nicht schaden. Gehe ich am Wochenende abends durch Dortmund, begegnen mir irgendwann nur noch Betrunkene. Das ist deren Recht, aber vielleicht sollte man mal darüber nachdenken.

Ich habe Freunde zugrunde gehen sehen und war stand selbst am Abgrund. Ich bin kein Heiliger. Mein Blog trägt den Titel Autorsein als Kampfakt und ein Teil meines permanenten Kampfes ist der mit Fressattacken, Suchtdruck, Stress, Bingewatchen und anderen Verhaltensweisen, die ungesund sind und die mich auf Dauer unzufrieden stimmen, auch und besonders weil sie kurzfristig lohnenswert scheinen.

Daher ist das Thema der süchtigen Gesellschaft für mich interessant und wichtig. Im Roman Sorck taucht es auf in Form von Alkohol- und Drogenkonsum sowie übermäßiger Esserei. Im Gedichtband Alte Milch kommen ebenfalls Alkohol und Drogen vor (diesmal auch in Form von Zigaretten und Koffein). Außerdem wird noch Pornokonsum (oversexed and underfucked), das scheinbar Soziale und manchmal den Selbstwert angreifende von Social Media, Stress und Einsamkeit, die aus all dem erwachsen können, oder von denen man sich ablenkt, behandelt.

Adolf Muschg sagte einmal sinngemäß, man behandele gesellschaftliche Probleme, indem man persönliche Probleme verarbeite. Dem stimme ich zu. Die Probleme der Gesellschaft, in der ich lebe, werden zwangsläufig meine Probleme (ob nun direkt oder indirekt). Daher erscheint es passend, sie wenigstens in der Lyrik in Ich-Perspektive zu behandeln. Nicht jedes behandelte Thema ist eines, das mich direkt und persönlich betrifft, sondern eines, das mich beschäftigt und über das man nachdenken sollte. Über den Unterschied zwischen Erzähler/lyrischem Ich und mir als Person habe ich im Artikel Der Erzähler, das lyrische Ich und Ich mehr geschrieben. Entgegen mancher Meinung sind Suchtprobleme kein Zeichen persönlicher Schwäche, sondern Ausdruck größerer Problematiken, die man als Sozialgemeinschaft zu lösen hat. Sie auf die Betroffenen abzuwälzen, ist faul und unfair.

Ursprünglich war es nicht das Ziel gewesen, mit meiner Literatur Kritik zu üben oder Veränderungen herbeizuführen, aber es ergab sich zwangsläufig, weil es mich beschäftigte. Inzwischen sollen meine Texte zum Nachdenken anregen, Fragen aufwerfen und Probleme aufzeigen. Einer dieser Problemkomplexe ist die süchtige Gesellschaft. Weitere habe ich bereits besprochen oder werde es noch tun.

Der Erzähler, das lyrische Ich und ich

Über den Unterschied zwischen Erzähler bzw. Lyrischem Ich und Autor*in sowie das Spiel mit der Verwechslung beider.

Das Schöne an Fiktion ist, dass sie fiktiv ist. Niemand braucht zu wissen, wer ich bin, wie ich mich fühle, was ich den ganzen Tag treibe oder was ich über die Welt und die Menschen denke.

Ein Erzähler ist nicht sein*e Autor*in und das lyrische Ich ebenfalls nicht. Das ist eine uralte Wahrheit, die man bereits in der Schule lernt und die wieder und wieder vergessen wird. In manchen Genres scheint es offensichtlicher als in anderen, doch neulich stolperte ich über einen Tweet: eine Science-Fiction-Autorin wurde gefragt, ob ihre Geschichte autobiographisch sei. Dieser Tweet und einige Interpretationen meines Gedichtbands Alte Milch und Fragen zu ebendiesem forderten geradezu einen Artikel zum Thema.

Es ist selbstverständlich, dass Schreibende sich nicht aus dem Geschriebenen heraushalten können. Ich schlüpfe jedoch in eine andere Rolle, wenn ich Literatur erschaffe. Man kann es vergleichen mit manchen Alltagssituationen oder einem Job-Interview. Während ich versuche, einen Job zu ergattern, werde ich mich nicht verhalten, wie ich mich bei Freunden verhalte, dort wiederum nicht wie im Familienkreis und nirgends bin ich, wie ich in meinem Kopf bin. Hinzu kommt die Diskrepanz zwischen Innen- und Außenwelt. Mein Denken ist nicht mein Verhalten und umgekehrt. Eine Person wirklich zu kennen ist also immer schwierig. In der Literatur bauen wir noch sehr viel mehr Schichten zwischen uns und die Öffentlichkeit. Das, was von unserem Inneren übrigbleibt, variiert, aber niemals erzählen wir direkt von uns. Ein Erzähler ist angepasst an eine Geschichte, genau wie die Figuren auch. Auch der Ich-Erzähler bin nicht ich.

Lyrik thematisiert nicht selten Bereiche, die üblicherweise als persönlich empfunden werden. Seien es nun Gefühle wie Liebe und Hass, privates Verhalten oder Sexualität. Addiert man dazu die Ich-Perspektive, die in der Lyrik gängig ist, wird schnell der Eindruck erzeugt, jemand schreibe über sich selbst. Doch Schreibende lassen sich zwischen den Zeilen finden und nicht in ihnen. Beispielsweise schreibe ich selbst häufig über Alkohol und man kann und darf daraus interpretieren, dass ich eine persönliche Geschichte mit dieser Droge habe. Was man nicht schließen sollte, ist, dass die lyrisch oder prosaisch veröffentlichten Vorkommnisse eigene Erlebnisse seien.

Fairerweise sollte ich zugeben, dass ich gerne mit diesem Phänomen spiele. Das Image des gequälten Künstlers liegt mir und es ist nicht nur ein Image. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich autobiographisch schreibe. Die tiefsten Wahrheiten eines Menschen sind am weitesten von der Sprache entfernt. Lyrik macht es möglich, sie anzudeuten oder darauf hinzuweisen, dass es sie gibt. Sie lässt im Bestfall spüren, wie es sich anfühlt, diese Wahrheiten in sich zu tragen. Das kann sie jedoch nur dann, wenn sie vage oder trügerisch bleibt, anstatt explizit zu nennen zu versuchen, was Sache ist. Das Unaussprechliche ist manchmal nicht unaussprechlich aufgrund seiner Ungeheuerlichkeit, sondern weil es schlichtweg keine Sprache gibt, die Gefühle und Wahrheiten vollends auszudrücken vermöchte.

Im Vorwort zu Alte Milch heißt es: „Ich verspreche, ich sage die Wahrheit, aber nicht wirklich.“ Das kann auf zwei Weisen gelesen werden. Entweder ich spreche nicht wirklich die Wahrheit oder ich verspreche es nicht wirklich. Beide Varianten sind richtig. Man könnte es aber noch auf eine dritte Art lesen. Vielleicht „sage“ ich auch nichts Wirkliches, weil die Wirklichkeit hinter unserer Interpretation verborgen bleibt und eine persönliche Realität (verstanden als Zusammenspiel aus äußerer Wahrnehmung von Gegebenheiten und innerer Verarbeitung derselben) nicht durch Sprache auszudrücken ist. (Anmerkung: Einige Gedanken dazu finden sich auch im Eintrag Der Traum ist Teil der Realität.) Das heißt, kurz gefasst, dass ich Shit verändere oder erfinde, weil es anders nicht geht. Ich schreibe nur indirekt über mich.

Um zu wissen, wie ich bin, muss man ich sein.

Der Traum ist Teil der Realität

Über die Verbindung von Fantasie und Realität in unserer Wahrnehmung sowie der literarischen Umsetzung dieser Verbindung.

Im Laufe eines Tages sammeln sich fast unendlich viele kleine und große Erlebnisse, Gedanken und Bilder im Kopf an, die nachts verwertet werden. Die Träume bilden neue Erlebnisse und Bilder, die wiederum den nächsten Tag beeinflussen. Dadurch formt sich die Realität für jede*n anders.

Menschen haben Glaubenssysteme und Überzeugungen, durch die sie ihre Realität sortieren und bewerten, was diese Realität wiederum verändert. Es wird gefiltert und gefühlt und abgespeichert. Während die eine Person durch einen Supermarkt geht und in Gedanken schwelgt, konzentriert sich die nächste auf die großartige Auswahl, eine weitere auf die Gerüche und noch eine sieht überall eine Weltverschwörung, die durch Chemie in Lebensmitteln versucht, die Menschheit zu vergiften. Der gleiche Supermarktbesuch führt zu völlig unterschiedlichen Erlebnissen. Die Psyche eines Menschen und sein körperlicher Zustand beeinflussen maßgeblich, wie er die Welt wahrnimmt.

Es gab und gibt viele Versuche, diese Gegebenheit in der Literatur darzustellen. Im als „Bewusstseinsfluss“ bezeichneten Ansatz stellen Autor*innen parallel die Geschehnisse, die Gedanken der Figur und ihre Gefühle dar. Ohne klare Abtrennung werden diese Ebenen vermischt. Ein gutes Beispiel dafür wäre Tauben im Gras von Wolfgang Koeppen. Allerdings ist diese Technik nicht bloß schwer anzuwenden, sondern auch anstrengend für die Lesenden.

Der Magische Realismus wiederum verbindet Elemente aus Religion, Mythologie und Fantasie mit jenen der allgemein anerkannten Realität. Gleichberechtigt stehen sie nebeneinander. Diese Tradition hat meiner Meinung nach einen natürlichen und ungezwungenen Kern und Ursprung. Liest man beispielsweise Celtic Twilight von William Butler Yeats, eine Zusammenstellung von Mythen seiner Heimat Irland, die durch Gespräche mit Einheimischen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist, findet man in den Erklärungen und Erzählungen der Menschen bereits die Vermischung aus Glauben und Realität. Sie glauben noch fest an Teufel, Hexen, Kobolde, Feen und andere mythologische Figuren. Der Glaube führt so weit, dass sie im Nebel, im dunklen Wald oder in der Ferne diese Wesen sehen. Besondere Geschehnisse oder auch alltägliche werden durch das Vorhandensein einer kaum oder gar nicht sichtbaren zweiten Welt erklärt. Die Realität der Iren zu jener Zeit war magisch. Die Aussage, dass Magischer Realismus im Grunde Fantasy mit höflicherem Namen sei, wurde mehrfach getroffen. Was wir heutzutage allerdings zuallererst mit dem Fantasy-Genre verbinden, ist wohl etwas anderes. Die Parallelen sind jedoch gegeben.

Surrealismus ist im Kern gezwungener und bewusster. Die Grenzen zwischen „objektiver“ und subjektiver Realität werden verwischt, Träume dringen ins Leben ein, Drogentrips sind Teil der Geschehnisse. Es gibt einen relativ großen philosophischen Unterbau für den Surrealismus, der im Grunde besagt, was ich in der Einleitung geschrieben habe: die Gesamtheit unserer inneren und äußeren Eindrücke bildet die Realität. Ändert man diese Gesamtheit beziehungsweise Parts davon, verändert man die Realität. Das war der Auftrag des Surrealismus: eine neue Literatur/Kunst, eine neue Sprache und am Ende eine neue Realität zu schaffen.

Derart hochgesteckte Ziele habe ich nicht. Mir fehlt weitestgehend die Überzeugung dafür (aber nicht vollkommen). Dennoch vermische ich Welten und trudele irgendwo zwischen Magischem Realismus, Surrealismus und anderen Dingen (wie auch immer sie heißen mögen). Warum? Weil es sich richtig anfühlt. Meine Welt ist dunkel und bunt und voller Bilder, die in „Wirklichkeit“ nicht da sind, voller Assoziationen und Bezüge und Verbindungen. Denke ich an meine Werke, verbinde ich sie mit verschiedenen Farbschattierungen. Es wäre zu schade, würde ich nur darstellen, was ich mit den Augen sehen kann. Der große Reichtum steckt hinter den Augen.

Der Erfolgsgeheimnis des Menschen war immer sein Einfallsreichtum. Mit ihm sind wir an die Spitze jeder Nahrungskette gestiegen, aber haben auch so manches Ökosystem ruiniert, weil wir immer die Realität an uns und unsere Bedürfnisse anpassen. Wir können das gleiche in der Literatur schaffen: die Wahrnehmung der Lesenden ändern und damit die Welt – zum Guten oder zum Schlechten. Doch wer bin ich, dies zu bewerten? Ich zeige als Autor Möglichkeiten auf, andere ziehen Schlüsse.

Teil von etwas Größerem

Über das Gedicht “Alpha I” aus “Alte Milch” und Gedanken die Zugehörigkeit der Menschheit zu etwas Größerem betreffend.

Was bedeutet meine Liebe für die Menschheit?
Ist mein Hass gerechtfertigt
Als schmerzhafter Reiz?

Das ist ein Ausschnitt aus Alpha I, einem der philosophischeren Texte im Gedichtband Alte Milch.

Every living creature on earth dies alone.

Das flüstert Roberta Sparrow dem jungen Donnie Darko im gleichnamigen Film ins Ohr.

Lassen wir Gott für einen Moment aus dem Spiel. Was bleibt, wenn wir einen Plan, ein lenkendes Wesen, Schicksal, Himmel, Hölle, Wiedergeburtssysteme und Prädestination aus der Rechnung nehmen? Denn, seien wir mal ehrlich, wir glauben nicht mehr daran. Zuerst einmal werden wir auf uns selbst als Einzelwesen zurückgeworfen. Wir sind allein, eine abgekapselte Einheit umgeben durch Sinne gefilterter Endlosigkeit. Tatsächlich kann mir niemand beweisen, dass es außerhalb meines Geistes noch andere Dinge oder Wesen gibt. Das wusste schon Descartes. (Er allerdings brachte wieder Gott ins Spiel, um seine Probleme zu lösen.) Schopenhauer war weniger skeptisch und meinte bloß, man könne nur vor die Dinge schauen, nicht in sie hinein. Man müsse also von sich auf die Welt schließen. Ein interessanter Gedanke. Dummerweise hat Schopenhauer zu seiner Zeit auch noch nicht richtig in sich selbst schauen können und zeitigte der Ansatz schöne und falsche Ergebnisse.
Gehen wir davon aus, dass unsere Sinne uns nicht täuschen, ich kein Gehirn im Tank bin und auch kein bösartiger Dämon mich veräppelt. Neben unserem Dasein als Einzelwesen sind wir Gruppenwesen, programmiert Gemeinschaft zu suchen und uns an sie zu klammern. Man könnte eine Kette oder ein Netzwerk bilden: Ich – Familie – Freunde/Bekannte – Dorf/Stadt/Staat – Weltpopulation. Sehr grob gehalten. Versuchen wir es uns optisch vorzustellen: Ich bin ein Punkt im Dunkel. Familie und persönliche Kontakte sind weitere Punkte. Es gibt direkte Verbindungen zwischen diesen Punkten. Manche Menschen haben mehr Außenkontakt und leuchten stärker. Dorfgemeinschaft, Stadtpopulation, Staatsbürger ergeben viele weitere Punkte und zwischen allen weitere Verknüpfungen. Ausgedehnt auf die Weltpopulation ergibt das ein komplexes Netzwerk, in dem jede*r mit jedem indirekt verbunden ist. Addieren wir moderne Kommunikationsmittel (Internet usw.) hinzu, werden einerseits die Verbindungen verstärkt und andererseits neue geschaffen. Seht ihr es vor eurem inneren Auge? Ein riesiges, dichtes, leuchtendes Netzwerk aus Individuen.
Legen wir dieses leuchtende Netz um eine Kugel, die Erde, erhalten wir ein Bild, das einem Gehirnscan ähnelt. Jeder Punkt ist ein Mensch. Jeder Punkt ist eine feuernde Zelle im Hirn. Unaufhörliche Kommunikation zwischen Einzelzellen erzeugt Leben auf höherer Ebene und endlich Bewusstsein.
Es gibt die Theorie, dass die Menschheit oder die Natur auf der Erde auf höherer Ebene Bewusstsein erzeugt, wie eben der Zusammenschluss von Einzelwesen (zuerst zu Zellen und dann zu komplexeren Wesen) zu unserem Bewusstsein geführt hat. Was würde dies für uns bedeuten? Einerseits gäbe es unseren Handlungen Sinn. Jede unserer Handlungen wäre ein Signal im übergeordneten Bewusstsein. Entsprechend hätten meine Veröffentlichungen, besonders wenn sie gelesen werden, eine Bedeutung, die nicht abzusehen ist. Einige Zellen feuern und ein Gedanke, Gefühl oder eine Handlung entsteht.
Das für uns nicht überschaubare Netzwerk von gegenseitiger Beeinflussung, besonders wenn man die Natur noch mit ins System einschließt, käme komplexen Gedanken gleich. Dies bedeutet, dass unsere Handlungen ebenfalls Teil des Ganzen und damit sinnvoll und damit wiederum unabdingbar wären. Es würde bedeuten, dass wir ein winziges Blitzen im Geist von etwas Größerem wären, aber als solches notwendig. Wir sind nicht allein und unser Leben spielte eine Rolle.
Gehen wir noch weiter. Umweltzerstörung, technologische Entwicklung und Klimawandeln könnte innerhalb dieses Bedeutungsfeldes neu interpretiert werden. Entweder als eine Art von Weiterentwicklung, Evolution, für das übergeordnete Bewusstsein, oder als Krankheit, Tumor, in ebenjenem Bewusstsein. An dieser Stelle breche ich ab. Bereits die vorhergehende Argumentation ist schwierig bis unmöglich aus dem System heraus, in dem man steckt, reine Spielerei. Stellt euch vor, eine eurer Gehirnzellen versuchte zu interpretieren, was ihr seid. Als Teil des Systems kann man unmöglich das Gesamtsystem überblicken.
Aber worum geht es hier überhaupt? Es geht um Sinnsuche. Ich brauche Sinn, um existieren zu können. Gott taucht häufiger in meinen Texten auf, als es mir lieb ist. Aber ich glaube nicht. Gedankenspiele wie das in diesem Blogartikel oder im Gedicht Alpha I helfen mir, irgendeine Art von Glauben aufrechtzuerhalten, der mein Leben rechtfertigt. Eine Zusammenstellung verschiedener Argumentationen, aus denen ich je nach Stimmung auswählen kann, um weiterzumachen und den Mut nicht zu verlieren. Ich brauche das.
Vielleicht beantwortet das auch die Frage, warum manche Menschen sich überhaupt mit Philosophie beschäftigen. Hier habe ich allerdings nur für mich allein gesprochen.

Alte Milch: Nahrungsmittelmetaphern

Über die Idee der Verwendung von Metaphern aus dem Bereich der Lebensmittel in Gedichten.

Bereits im Titel des Gedichtbands Alte Milch findet sich der erste Hinweis auf eine Eigenheit des Werkes: Vergleiche, Bilder und Metaphern aus ungewöhnlichen Bereichen, beispielsweise Essen. Wieso ich diese Bilder wählte, möchte ich kurz erläutern.

Jede*r Schreibende möchte sich auszeichnen, möchte anders sein als andere, möchte einzigartig sein. Das ist bereits der wichtigste Grund dafür, dass ich selten (und meist nur ironisch) bekannte und ausgelutschte Bilder in meinen Texten verwende. Ich will eigene Wege gehen. Das Gleiche gilt neben der angesprochenen Ebene auch für andere Bereiche des Schreibens. Es gibt allerdings abseits gängiger Komplexe (z.B. Blumen, um es auf die Spitze zu treiben), aus denen man Bilder wählen könnte, unzählige andere Möglichkeiten.

Dass ich mich bei manchen Texten für Nahrungsmittel entschieden habe, erwuchs aus mehreren Faktoren. Ernährung ist ein Thema, mit dem ich mich phasenweise viel beschäftige und mit dem ich zu kämpfen habe. Meine Impulssteuerung ist daneben, wenn es um Rauschmittel und Süßigkeiten geht. Essen war also bereits in meinem Kopf als Themenkomplex dominant. Das wäre der eine Faktor. Der andere entscheidende Punkt war ein Gefühlsdilemma. In einer Beziehung jedweder Art fühlt man meist ein einziges Gefühl, das alle weiteren in den Schatten stellt: Liebe, Freude, Wut etc. Zwar gibt es immer einen Mix, aber üblicherweise dominiert eine Emotion oder ein Emotionsverbund. Was mir zu schaffen machte, war ein in sich widersprüchlicher Mix aus verschiedensten Gefühlen, von denen jedes erfolglos um die Vorherrschaft kämpfte. Es war ein einziger, nicht mehr auftrennbarer Brei. Da sind wir bereits im richtigen Bereich. Was man mit Brei verbindet, ist zuerst die Konsistenz, aber ansonsten verknüpft man kaum negative Aspekte damit. Dieses Bild ist also unvollständig. Mein Gefühlsbrei war Gefühlshack, durch den Fleischwolf gedreht, blutig, matschig und klebrig, aber ein Nahrungsmittel, Grundlage für leckere Burger, nicht unbedingt ungesund, sofern es rechtzeitig verarbeitet wird. Es schien mir damals so einleuchtend. Dieses Bild passte.

Die letzten Zeilen des ersten Gedichts, in dem Nahrungsmittelbilder im Vordergrund standen, lauten:

Und sie lächelte so süß
So bitter

Zwei Geschmacksrichtungen tauchen auf, von denen die eine meine Impulse durcheinander bringt, von der ich immer mehr will, als gut für mich ist. Die andere erinnert an Medizin. Oder den Schierlingsbecher? (Denken wir auch an die letzten Worte des Sokrates.) Die Vermischung endet nicht.

Dieses erste Gedicht voller Lebensmittelbilder hat es aus mehreren Gründen nicht in den Gedichtband geschafft. Aber es hat mir gezeigt, wie weit ich damit gehen kann. Gerade die ungewöhnliche Mischung aus unappetitlichen Schlachtbegriffen und Liebe(skummer) faszinierte mich eine ganze Weile. Es existieren dermaßen viele Gefühle und Zustände rund um die Liebe, die nicht passend beschrieben werden können, wenn man abstoßende, aggressive und morbide Bilderwelten meidet. Mit Dunkelheit und Regen ist es einfach nicht getan.

Alte Milch ist nicht vollgestopft mit unappetitlichen Wortspielen. Keine Sorge. Aber sie kommen vor, weil sie nötig sind, wie in anderen Texten Anglizismen, Neologismen oder Aufzählungen nötig sind.

Wäre es nicht so furchtbar kitschig, könnte man zuletzt noch fragen: Ist Liebe nicht auch ein Lebensmittel?

Unter der Kategorie “Alte Milch” im Klappmenü rechts finden sich weitere Beiträge zum Buch.

Erhältlich ist Alte Milch überall als Taschenbuch (z.B. bei Amazon oder bei Books on Demand) und in Kürze auch als Ebook.