Das Maurerdekolleté des Lebens: Cover-Safari

Über die Suche nach dem passendem Cover für “Das Maurerdekolleté des Lebens”.

Es soll heute um das Cover von Das Maurerdekolleté des Lebens gehen. Wie immer war es nicht ganz einfach, das Motiv zu entdecken.

Als die Frage nach dem Cover-Motiv anstand, fielen mir mehrere Möglichkeiten ein, die sich bei genauerer Betrachtung als nicht leicht umsetzbar oder als unpassend herausstellen sollten. Offensichtlich hätte man ein echtes Maurerdekolleté aufs Cover packen können. Aber wer würde das kaufen wollen? Es hätte außerdem den Eindruck erweckt, dass es sich um eine komische (und vermutlich platte) Geschichte handelte. Diese Option fiel also sofort wieder weg. Als passender empfand ich die Abbildung eines Labyrinths. Gezeichnete oder stilisierte Labyrinthe auf Buch-Covern kenne ich nur von Thrillern und aus ähnlichen Genres. Es wirkt außerdem schnell billig, wie ich finde. Ein Foto, eine Luftaufnahme, eines Labyrinths aus Baustellenteilen hätte mir gefallen. Doch fehlten mir dazu ein großer Platz, die Baustellenausrüstung, Mitarbeiter und eine Kamera-Drohne. Es sollte etwas Baustellenartiges sein. So viel stand irgendwann fest. Wir, mein guter und vielfältiger kreativer Freund Toby, der meine Cover erstellt, und ich, gingen auf eine erste Foto-Safari, machten Bilder, sammelten Ideen und unterhielten uns wie immer großartig. Danach folgten einige Tage mit Überlegungen.

Das ungefähre Motiv, nach dem wir schließlich auf der Suche waren, war ein langer Fußgängerweg aus Absperrungen (beispielsweise um eine auf dem Bürgersteig befindliche Baustelle herum), um den Beginn des Baustellenlabyrinths, in das der Protagonist Theo gerät, anzudeuten. Zu unserem Glück wuchsen in der Gegend rechtzeitig mehrere teils große Baustellen aus dem Boden. Wenn der Frühling kommt, blühen die ersten Blümchen und die Bagger befruchten den Boden mit neuen Internetkabeln oder so. Einige Tage vor der Realisierung, dass Corona in Deutschland angekommen war und man soziale Kontakte meiden sollte, gingen wir auf eine zweite Foto-Tour. Es entstanden einige sehr schöne Bilder (auch unabhängig vom Cover) an zwei verschiedenen Baustellen.

Ab diesem Zeitpunkt erreichten wir das nächste Level der Arbeit. Das beste und passendste Foto musste gefunden und bearbeitet werden. Ein Gehweg im Abenddunkel, begrenzt von Absperrungen, mit einem schönen Tunneleffekt. Das Bild zog den Blick bereits ohne Bearbeitung in sich hinein. So etwas hatte ich gesucht. Kurzfassung: Toby spielte mit dem Bild herum, bis das jetzige Cover nach etlichen Vorversionen fertig war. Bei diesem Herumspielen handelte es sich natürlich um viel Arbeit, die Zeit und vermutlich einige Nerven gekostet hat. Dafür bin ich sehr dankbar. Leider konnten wir aufgrund der Viruskrise die Feinarbeiten nicht gemeinsam erledigen, sondern waren gezwungen, auf Entfernung kommunizieren. Direkte, gemeinsame kreative Arbeit hat etwas Erfüllendes, finde ich.

Was mag ich besonders an diesem Cover? Auf mich wirkt das Cover ein wenig bedrohlich, was einerseits an der dunklen Färbung liegt und andererseits an den gedoppelten Lichtern oben und mittig, die mich an Augenpaare erinnern. Der Weg im Zentrum des Bildes lässt keine Abweichungen zu, öffnet sich jedoch am Ende. Es scheint, man könne nach links oder rechts abbiegen. Da das Bild jedoch gespiegelt ist, heben sich beide Optionen auf. Sie sind bloß Spiegelversionen voneinander. Das Ergebnis ist eine Entscheidungsillusion. Beide Wege sind der gleiche Weg in Variation. Ein letzter Punkt, der mir gefällt, ist, dass das Bild auf den ersten Blick nicht stark bearbeitet wirkt, sondern halbwegs normal. Gleichzeitig hat man das Gefühl, etwas stimme nicht damit. Es gibt einen Knick in der Realität, etwas anderes spielt mit hinein. Diese subtile Wirkung passt meiner Meinung nach gut zu den Geschichten und zum surrealistischen Genre. Etwas stimmt nicht mit der Welt, aber was nicht stimmt, fällt erst auf, wenn man bereits hineingeraten ist.

Die enge Zusammenarbeit, die mit Freunden möglich ist, führt manchmal zu den interessantesten Entwicklungen. Ich habe am Anfang der Cover-Gestaltung meist keine konkrete Vorstellung vom Ergebnis. Ideen und Entwürfe werden zwischen Toby und mir hin und her geschickt, diskutiert und weiterentwickelt, bis der Prozess ein Ergebnis ausspuckt, mit dem wir beide zufrieden sind. Der Prozess an sich macht die Arbeit bereits bezahlt, denn es ist ungemein interessant, wie aus einer Aufgabe mit vager Vorgabe ein gemeinsames Werk entsteht. Um meine Rolle in der Entstehung nicht hochzuspielen, stelle ich hier nochmal fest, dass die gesamte Bildbearbeitung (von etwas Herumgespiele meinerseits), das Schießen der Fotos, die Feinarbeiten (Schriftarten, Schriftgröße etc.) und viele Ideen nicht von mir erledigt werden. Meine Talente liegen woanders, rede ich mir ein.

Was haltet ihr vom Cover? Wenn ihr die Geschichten bereits gelesen habt: Findet ihr das Cover passend?

Das Maurerdekolleté des Lebens: Drei surreale Geschichten

Über “Das Maurerdekolleté des Lebens”, eine Sammlung von 3 surrealen Geschichten.

Ab sofort ist meine neueste Veröffentlichung, eine Sammlung von drei zusammenhängenden Erzählungen, unter dem Titel Das Maurerdekolleté des Lebens über Amazon (Kindle) und Tolino (ISBN: 9783739490823) zu haben. In diesem Blogeintrag möchte ich ein bisschen über die Grundidee der Geschichten herumspinnen.

Wie soll ich beginnen? Am Anfang stand eine Baustelle … oder: Alles Leben ist eine Baustelle …? Eines Tages kam ich nach Hause und fand die Straße vor meiner Wohnung aufgerissen, links und rechts waren Absperrungen, der Boden klaffte offen, aber ich konnte keine Bauarbeiter entdecken. Es war, als hätte man einen Teil der Welt für Unbefugte wie mich gesperrt und nebenbei ein wenig konstruktive Zerstörung angerichtet, deren Zweck ich nicht kannte, sofern es einen gab. Passiert das im Laufe eines Lebens nicht immer wieder? Irgendwo wird eine Entscheidung getroffen und im eigenen Leben entstehen Beschränkungen. Irgendjemand zerstört etwas (in dir), du weißt nicht warum und ab dem Zeitpunkt musst du um die Zerstörung herumexistieren.

Im Labyrinth einer Existenz, in der man selbst entscheiden darf, wohin man abbiegen möchte, aber nicht, ob man vom ursprünglichen Weg abbiegen, abweichen möchte, verlaufen sich die allermeisten, bis sie nur noch den Umleitungsschildern folgen. Viele vermeintliche Chancen sind bei genauerer Betrachtung die Wahl zwischen vorgefertigten Wegen.

Theo, der Protagonist der drei Geschichten, zieht los, um seinen neuen Job anzutreten. Die Ampel an der ersten Straße, die er zu überqueren hat, ist außer Betrieb. Er muss sich entscheiden: Rechts ausweichen? Links? Durch den rasenden Verkehr? Was kommt danach? Hier ist das nächste Problem: Wir können die Konsequenzen unserer Entscheidungen, besonders in langfristiger Hinsicht, kaum überblicken. Das Labyrinth ist immer größer als der kleine Ausschnitt, den man überblicken kann. Sofern man die Konsequenzen und Folgehandlungen nüchtern betrachten und berechnen kann, so ist dies mit den Handlungen aller anderen nicht mehr möglich. Es werden immer andere Menschen in die eigenen Pläne pfuschen. Ein Zurück gibt es nicht.

Dieses Gewirr aus Entscheidungen, Überschneidungen, Beeinflussungen, Vorgaben, Konsequenzen und Folgeentscheidungen liegt den Geschichten zugrunde. Der Titel Das Maurerdekolleté des Lebens entstammt aus der Welt der Baustellen, weist auf die Abwege hin, auf die man geraten kann, wenn man sich richtig verlaufen hat, bis man am Arsch der eigenen Welt angekommen ist, und auf die wenig schönen Aussichten, die man zwischendurch immer wieder haben kann. Gleichzeitig soll es ein Hinweis darauf sein, das Leben und die angesprochenen Probleme mit einem Zwinkern zu betrachten, und nicht alles zu ernst zu nehmen, auch sich selbst nicht. Das Leben besteht nicht aus dem Ziel des Weges, sondern aus dem Weg selbst.

Mit derart großen Themen könnte man ganze Bücherregale füllen. Jede Entscheidung für zu Entscheidungen, die zu Entscheidungen führen. Ich habe mich für drei recht kurze Erzählungen entschieden, um einen Ausschnitt zu zeigen, da das Gesamtbild unmöglich vollständig zu zeigen ist. Drei surreale Geschichten: Das Maurerdekolleté des Lebens, Das Maurerdekolleté des Todes und Das Maurerdekolleté der Gefräßigkeit, die ein Leben der Desorientierung, eines mit Ausstiegsversuch und eines ohne Rücksicht zeigen.

Aufgrund des geringen Umfangs (ca. 50 Seiten) habe ich mich für eine Veröffentlichung in Form von E-Books entschieden. Eine sehr kleine, nummerierte und signierte Auflage von Taschenbüchern wird ebenfalls hergestellt werden. Die Exemplare sind allerdings größtenteils bereits vor dem Druck vergriffen. Bei Interesse könnt ihr euch bei mir melden.

Es werden wie bei den anderen Büchern auch für Das Maurerdekolleté des Lebens weitere Beiträge im Blog folgen. Ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre!

Gastbeitrag: All der Horror! Was stimmt denn nicht mit dir?

Ein Beitrag des Horrorautors Michael Leuchtenberger über die Motivation, Horror-/Gruselliteratur zu schreiben.

Mein Name ist Michael Leuchtenberger, ich schreibe und lese mit Vorliebe Horror-geschichten und übersinnliche Thriller. Und manchmal denke ich darüber nach, warum eigentlich.
Wenn jemand zum Beispiel über eines meiner Werke schreibt: „Es ist schon lange her, dass ein Buch mich so viele Fingernägel gekostet hat“, macht mich das als Autor glücklich. Ich verbreite gerne Angst und Schrecken, lasse mit Vergnügen Monströses und Unbegreifliches auf mein Publikum los. Weil ich Leute quälen will? Nein. Ich bin einfach überzeugt, dass andere an Horror genauso viel Freude haben wie ich.

Horror, das gemütliche Heim

Ich kann Bücher durchaus aus anderen Gründen interessant finden. Wegen Themen, Figuren, dem Humor. Der Abwechslung und neuer Eindrücke wegen lese ich zwischendurch gern andere Genres. Aber immer wieder kehre ich sehr schnell zum Horror zurück, was sich anfühlt, wie nach Hause zu kommen.
Es ist gar nicht nötig, mich deswegen als Sonderling zu inszenieren. Horror ist ein Genre mit jahrhundertelanger Tradition und großer Anhängerschaft. Auch über den Reiz und die Funktion von Schauerliteratur wurde schon viel geschrieben, Stephen King tat dies in „Danse Macabre – Die Welt des Horrors“, Lovecraft in seinen Essays noch viel früher. Trotzdem möchte ich der Frage „Warum Horror?“ einmal persönlich und unbefangen auf den Grund gehen.
Denn ich kann verstehen, dass viele einen weiten Bogen um Horror machen. Wer hat schon gerne Angst?
Eine berechtigte Frage, aus der sich die nächsten ergeben: Was stimmt nicht mit mir, dass ich – zumindest beim Lesen und Schreiben – eine Freude daran habe, mich zu fürchten oder zu ekeln? Warum kriege ich nicht genug von Geschichten, in denen andere Todesängste ausstehen, wahnsinnig werden oder qualvoll umkommen? Und warum muss es auch in meinen eigenen Geschichten düster und bedrohlich zugehen?

Horror beruhigt!

So sehr das Lesen als Leidenschaft Menschen vereint, so divers scheinen zumindest auf den ersten Blick die Bedürfnisse zu sein, die die erzählten Geschichten befriedigen. Sie bewegen sich zwischen zwei Extremen: Will ich etwas lesen, das mich beruhigt, oder etwas, das mich beunruhigt? Sollen Bücher mir ein Gefühl der Bestätigung, Geborgenheit und Sicherheit geben? Oder mir suggerieren, dass möglicherweise etwas „da draußen“ ist, das genau diese Sicherheit bedroht?
Ich habe mich schon immer für die zweite Option entschieden. Aber etwas daran erscheint mir widersprüchlich: Auch ich lese doch, um mich abzulenken. Auch ich will dabei den Alltag zurücklassen. Warum lese ich dann etwas, das mir Furcht einflößt?
Doch vielleicht ist da gar kein Widerspruch. Denn ich schalte ab, gerade weil die Geschichten spannend und gruselig sind. Sie fesseln mich – während Bücher, mit denen andere sich pudelwohl fühlen, in denen aber nur Alltägliches geschieht und Harmonie herrscht, mich sofort langweilen. Von Abschalten kann dann bei mir keine Rede sein.
Als Beispiel: Eine realistische Erzählung über die Donner Party, die 1846 tatsächlich in Nordamerika verschwand, mag an sich schon interessant sein. Aber wenn die Reisenden plötzlich von fremdartigen Bestien heimgesucht werden, wie in Alma Katsus Roman „The Hunger“, fängt für mich der Spaß erst richtig an. Andere dagegen verstört es allzu sehr oder sie rollen ob dem Dreh ins Phantastische abschätzig mit den Augen.
Zugespitzt kann ich sagen: Die Unruhe einer Horrorgeschichte beruhigt mich. Habe ich also doch das gleiche Grundbedürfnis wie die, die Liebesromane oder die Känguru-Chroniken lesen?

I want to believe – but I can’t

Dass ich Horror überhaupt so erleben kann, liegt daran, dass ich zwischen Realität und Fiktion sehr klar trenne. Das ist keine besondere Leistung, sondern mein Wesen. Ich kann gar nicht anders. Ich neige nicht zu Albträumen und habe – auch nach einem gruseligen Film – noch nie Angst gehabt, einen langen, dunklen Flur entlang zu gehen. Ja, beim Schreiben habe ich eine blühende Fantasie. Aber dafür lege ich einen Schalter um. In meinem Alltag bin ich Realist. Und manchmal fast neidisch auf Leute, die mehr sehen als das, was in meiner Wirklichkeit existiert.
Die Anspannung, die ich beim Ansehen eines gruseligen Film verspüre, empfinde ich als sehr positiv. Diese Spannung macht den Reiz am Horror für mich aus, während ich mit Splatter nichts anfangen kann und bei explizitem Body Horror schnell an eine Ekelgrenze stoße. Echte Angst empfinde ich nicht, oder zumindest überträgt sie sich nicht von der Fiktion in meine Realität.
Vielleicht gerade weil das so ist, habe ich schon immer eine Sehnsucht nach fiktiven Welten verspürt. Schon als Kind habe ich Märchen und fantastische Geschichten geliebt, in denen Reales auf Phantastisches trifft, allen voran „Die unendliche Geschichte“, später die Reihe „Wintersonnenwende“ und Jules Vernes Erzählungen über abenteuerliche Reisen.

Das morbide Kind

Schon damals haben mich die finsteren Elemente, die Geister und Ungeheuer, am meisten fasziniert. Ygramul und Gmork. Der Afanc. Die kreischenden Wilddruden in „Ronja Räubertochter“. Oder die Vorstellung, wie Professor Lidenbrock in einen Vulkan hinabzusteigen, der direkt in den Mittelpunkt der Erde führt – höllische Assoziationen inklusive.
Der Hang zum Morbiden setzte sich nahtlos fort, als ich Stephen King entdeckte, etwa seine Reihe „Der dunkle Turm“, später die Klassiker von Poe, Lovecraft und E.T.A. Hoffmann. In die gleiche Zeit fiel der Hype um die Serie „Akte X“, der auch mich voll erwischte. Der Kosmos voller Monster, Mutanten und sonstiger unerklärlicher Phänomene hatte es mir angetan. Der spezielle Reiz lag für mich auch hier wieder im Einbruch des Übersinnlichen in eine ansonsten realistische Welt.
Und natürlich stehen auf der Liste meiner Lieblingsfilme die schaurigen und rätselhaften ganz weit oben. „The Shining“ zieht mich vor allem mit seinem unheimlichen Ort in seinen Bann: das labyrinthische Overlook-Hotel spricht eine Urangst an, die mir auch in meinen Träumen und eigenen Texten immer wieder begegnet. Oder „Mulholland Drive“, das mir als Musterbeispiel dafür scheint, wie nah eine Geschichte an einem verwirrenden Albtraum sein, wie sie mit Identität und Realität spielen und damit das Publikum verunsichern kann.

Ist die Realität nicht schlimm genug?

Für die Sehnsucht nach dem Phantastischen habe ich schon eine mögliche Erklärung genannt, aber warum dieser ständige Hang zur Düsternis? Das ist eine Veranlagung, die nicht nur mit Geschichten zu tun hat. Auch Musik hat eine große Bedeutung für mich, und von ein paar Ausnahmen abgesehen sind es dunkle, melancholische Klänge, die mich besonders anziehen, Richtungen wie Darkwave, Coldwave und verwandte. Erkenne ich mich darin wieder? Bestätigen dunkle Geschichten und schwermütige Musik meine Weltsicht?
Während ich das schreibe, merke ich, wie es mir widerstrebt, in eine Schublade gesteckt zu werden. Ja, ich bin introvertiert und kein Partymensch. Aber nicht spaßbefreit oder ständig deprimiert. Nicht nur Grusel und Gothic haben mich geprägt, sondern auch Loriot und „Friends“. Ich liebe den Sommer und höre auch mal normale Popsongs.
Aber mir wäre eine reine Spaßgesellschaft zuwider, in der alles, was dunkel und bedrohlich ist, verdrängt wird. Ja, die Realität ist schlimm genug, und vielleicht will ich das Böse gerade deswegen auch in Geschichten erleben, das Nachdenkliche in der Musik hören. Davon lesen, sehen oder hören, dass Menschen Angst haben, weil das zu jeder Existenz dazugehört. Bei zu viel Happiness klingen in mir Alarmglocken: Oberflächlich! Heuchlerisch!

Das Ventil oder: Horror ist ein Kinderspiel

Das läuft nicht immer bewusst ab. Und es ist vor allem nichts darüber gesagt, ob ich mit dem Grauen im realen Leben besser umgehen kann als andere, nur weil ich mich in der Fiktion ständig damit konfrontiere. Denn das bezweifle ich. Nicht umsonst ist es meist phantastischer Horror, der mich besonders begeistert, seltener die Stories über Serienkiller oder andere, ganz irdische Gräueltaten.
Ich stimme King daher zu, wenn er – wie in “Danse Macabre” – Horrorgeschichten als eine Art Sicherheitsventil für reale Ängste beschreibt. Er spricht an dieser Stelle von den Konsument*innen von Horrorfilmen, aber ich glaube, es lässt sich auf Lesende und auch die Autor*innen übertragen.
Das Ventil scheint bei mir zudem seinen Zweck zu erfüllen, obwohl oder gerade weil ich die Angst in der Fiktion nicht als real Angst erlebe. Sind es am Ende dann also doch wir Horrorfans, die vor der Realität flüchten? Haben andere das Überdruckventil gar nicht nötig, weil sie die wahren Schrecken unserer Welt besser verarbeiten?
Wahrscheinlich ist es so, wie Matthias, der Betreiber dieses Blogs, es gedeutet hat (nachdem ich ihm den ersten Entwurf dieses Artikels zum Gegenlesen zuschickte, der an dieser Stelle endete): Horror hat etwas von einem Kinderspiel, von einer Probe für den Ernstfall. Ich weiß um das Übel in dieser Welt und habe Angst davor, damit eines Tages unvorbereitet konfrontiert zu sein. Mit diesem Gedanken kann ich mich sehr gut anfreunden, da ich beispielsweise auch nicht selten über den Tod nachdenke.

Von Horrorfans wie Nicht-Horrorfans würde mich interessieren: Was sind eure Gedanken dazu?

Portrait Michael Leuchtenberger - Foto von Matthias Hewing

Michael Leuchtenberger (Jahrgang 1979) veröffentlichte 2018 als Selfpublisher seinen Debütroman, den geisterhaften Thriller Caspars Schatten. 2019 gewann er mit seiner Kurzgeschichte Lampionfest den Schreib-wettbewerb zum Thema Zeitgeist 2020 von Litopian e.V. Ebenfalls 2019 erschien mit Derrière La Porte – elf sonderbare Kurzgeschichten sein erster Erzählband. Aktuell arbeitet er an einer Fortsetzung seines Debütromans mit dem Arbeitstitel Pfad ins Dunkel.

(Fotograf: Matthias Hewing)

Auf Papierkrieg.Blog bisher über Michael Leuchtenberger erschienen:
Michael Leuchtenberger: Derrière la Porte | Alte Akten und wilde Spekulationen

Rache durch Kunst

Über eine mögliche Motivation hinter dem Schreiben.

Rache durch Kunst. Ist das überhaupt möglich? Ich hoffe es doch.

In Das schwarze Bild aus dem Erzählband Derrière La Porte von Michael Leuchtenberger (eine Rezension findet Ihr hier: Michael Leuchtenberger: Derrière La Porte) malt eine Künstlerin ein verfluchtes Bild, das für sie Rache nimmt. Die Geschichte hat mich an einen Ansatz meiner eigenen Arbeit erinnert, den ich inzwischen fast vergessen hatte. Ich bin ein wütender Mensch und hege mehr Groll, als man mir vermutlich zutraut. Daher war ein fast zwanghafter Gedanke zu Beginn meiner großen Schreibphase vor einigen Jahren, dass die Menschen einmal die Welt aus meinen Augen sehen sollten, um mich besser zu verstehen und (in einigen wenigen Fällen) um zu verstehen, was sie mir angetan haben. (Hier liegen bereits zwei Denkfehler vor: 1. Meine Werke sind keine Wiedergabe der Welt, wie ich sie sehe. 2. Diejenigen, an die ich dabei dachte, werden meine Werke vermutlich niemals lesen.) Adolf Muschg sagte: „Kunstwerke sind im Grenzfall die einzigen Beweisstücke, wieviel wir aus dem machen können, was uns angetan wird.“ Das passt hier mal wieder ganz gut.

Aus diesem „versteht mich!“- oder Rache-Gedanken folgte, dass ich Geister sozusagen mit meiner Weltsicht infizieren wollte oder anders formuliert: ich wollte Feuer legen. Damit hatte ich den Anfang von Sorck gefunden: Feuer.

Zwar arbeite ich schon lange nicht mehr mit dieser Idee im Hinterkopf (oder vielleicht nicht mehr bewusst?), aber sie fasziniert mich dennoch. Kann man die Werke von Künstlern als Rache an der Welt verstehen? Sie können Mahnungen sein und Warnungen, Verarbeitungen von Geschehnissen, Gefühle, Gedanken. Sie können ein Finger am Puls der Gesellschaft sein, Realitätsflucht und das Aufzeigen möglicher Alternativen. Im Rahmen all dessen hat die Rache ihren Platz, denke ich. Natürlich ist dies nicht das Leitmotiv (und schon gar nicht das bewusste) der meisten Autor*innen, aber es spielt bei manchen Schreibenden und anderen Kunstschaffenden mit hinein. Indem wir an die Öffentlichkeit treten und Werke, die aus unserem Verstand stammen, verbreiten, schicken wir auch eine Anklage an alles, was uns Schlimmes passiert ist, hinaus in die Welt. Damit stellen wir die Schuldigen an den Pranger. Diese Schuldigen können genauso gut Gruppen oder Gesellschaftsverhältnisse sein oder systembasierte Ungerechtigkeiten.

Wenn wir Kunst schaffen, nehmen wir etwas aus unserem Geist und stellen es in die Welt. Alle, die daran mitarbeiteten, dieses Etwas in unserem Geist reifen zu lassen, stellen wir damit indirekt ebenfalls in die Öffentlichkeit und setzen es ihr aus. Selbstverständlich kann das auch Positives sein. Nicht nur Täter arbeiten ständig an uns, sondern auch Wohltäter. In dem Fall wäre Kunst auch ein Akt der Dankbarkeit. Ich weiß genau, dass mich bei weitem nicht nur negative Erlebnisse inspirierten, sondern auch viele positive. Manchen Menschen setze ich ein Denkmal und anderen ein Mahnmal.

Das alles hier sind rein theoretische Überlegungen. Schriebe ich „XY hat mir dieses und jenes angetan“ ist das keine Literatur, sondern eine Anzeige. In manchen Fällen wären Anzeigen sicherlich die bessere Reaktion gewesen, aber hier soll es nicht darum gehen. Was uns formt und was sich im Verstand festfrisst, wird irgendwann wieder zutage treten, aber eben nicht, ohne dass es verändert worden wäre. Eine Geschichte, in der man (bewusst oder unbewusst) etwas verarbeitet, gleicht einem Mahnmal für die Opfer eines Krieges: es ist weit entfernt von der tatsächlichen Abbildung des Horrors, den die Opfer durchmachten, es ist ein Symbol, um uns daran zu erinnern, was geschehen ist, und es ist ein Beruhigungsmittel, das den Financiers des Mahnmals ein gutes Gewissen verschaffen soll, denn man hat ja irgendetwas unternommen (wenn auch zu wenig und viel zu spät). Das Bild, das Kunstschaffende schließlich in die Welt stellen, hat nicht mehr viel mit dem zu tun, was sie zur Kunst gebracht hat. Schichten um Schichten von Erinnerungen, Verarbeitungen, Rechtfertigungen, Ablenkungen und kunsttheoretischer sowie stilistischer Überlegungen und Überarbeitungen stehen dazwischen. Übe ich heute meine Rache in Form von Geschichten, sieht niemand außer mir die Rache darin, und diejenigen, an denen ich mich irgendwann einmal rächen wollte, erinnern sich vermutlich nicht einmal mehr daran, dass sie etwas getan haben, das Rache verdient.

Letztendlich ist Rache eine Fantasie der Schwachen und Unterdrückten und wird hinfällig, wenn der Zustand der Unterdrückung und Schwäche überwunden worden ist. Die Narben bleiben, aber der innere Schutzwall in Form von Rachefantasien wird überflüssig. Ich möchte gern glauben, dass meine Zeit der großen Schwäche vorüber ist und die letzten Rachegedanken nur noch Katalysatoren sind, die mich vorantreiben in meiner Arbeit, aber keine Notwendigkeit mehr darstellen und um ihrer selbst willen hinfällig sind. Ich bin über meine Feinde erhaben, sie können mich nicht mehr erreichen, denn ich lebe das Leben, von dem ich immer geträumt habe.

Alte Akten und wilde Spekulationen

Interpretation der Kurzgeschichte “Das Archiv” aus dem Buch “Derrière La Porte” von Michael Leuchtenberger.

Neulich habe ich die Sammlung von Kurzerzählungen Derrière La Porte von Michael Leuchtenberger rezensiert. Hier geht es zum Beitrag: Michael Leuchtenberger: Derrière La Porte. Heute möchte ich eine Interpretationsmöglichkeit von Das Archiv, das es übrigens auch einzeln zu kaufen gibt, auf euch loslassen. Ohne Spoiler ist das völlig unmöglich. Wer das Buch also noch nicht gelesen hat, es aber noch vorhat, sollte sich den Eintrag für später speichern und ab hier nicht weiterlesen.

Ein Angestellter allein in einem alten und vergessenen Keller voller Akten, die er zu sichten hat. Mich erinnerte das an eine Therapie. Aber bauen wir es anders auf. Es gibt eine neue Chefin, die aufräumen möchte. Im Laufe des Aufräumprozesses wird ein Schlüssel gefunden zu einer Tür, die ebenfalls erst gefunden werden muss. Hinter alten Rollschränken mit Akten wird diese Tür gefunden und dahinter befindet sich ein weiterer Raum mit Kisten, Zeitschriften und Akten, noch älter als jene im Vorraum. Die Chefin gibt die Anweisung, die alten Akten zu sichten für eine Historie des Amtes und gibt den zusätzlichen Auftrag, nach Arbeiten über Architektur zu fahnden. Nun könnte man die Chefin als Therapeutin verstehen und die Akten als Erinnerungen. Der Protagonist, die Person in Therapie, steigt in den dunklen Keller hinab seiner Erinnerungen hinab. Zunächst sind jedoch die Akten in den Rollschränken im Weg. Mühsam müssen sie beiseite geschafft werden. Nebenbei wird erwähnt, dass die Rollschränke dazu neigen, von allein in Bewegung zu geraten. Mindestens einmal wurde der Protagonist bereits von ihnen beinahe eingesperrt. Es ist fast so, als gäbe es eine Kraft, die sich dagegen wehrt, dass die alten Akten/Erinnerungen wieder zum Vorschein kommen. Ein Verdrängungsmechanismus lässt sich vermuten. Im versteckten Hinterzimmer, das man als Un(ter)bewusstsein verstehen kann oder als Ort verdrängter Geschehnisse, wird dem Protagonisten schwindlig. Die Luft ist abgestanden und in der Ecke wuchert etwas Dunkles. Mehrmals wird er ohnmächtig. Während er mehr und mehr Zeit dort unten verbringt und vergessenes Wissen durcharbeitet (im Zusammenhang mit alten Zeitschriften wird dies explizit so genannt), breitet sich die dunkle Masse aus. Schließlich bekommt sie Struktur. Pflanzenartig und doch beweglicher, mit Auswüchsen, die in den Raum ragen und zugreifen wollen. Der Protagonist will fliehen, als er es bemerkt, aber ist längst im Keller eingeschlossen worden. Er ist gefangen in alten Erinnerungen. Dann versucht er, die Tür zum dunklen Raum mit dem verdrängten Wissen wieder zu schließen, aber auch dafür ist es zu spät. Die Auswüchse haben den Raum eingenommen und die Tür bereits durchschritten. Nach kurzer Flucht findet sich die Figur schließlich auf dem Boden, auf Knie und Hände gestützt. Die dunklen Auswüchse haben Arme und Beine umschlossen, er sinkt mit den Händen im Boden ein, während er voller Furcht und Ekel bemerkt, dass etwas seinen Rücken berührt. Man kann sich kaum eine unangenehmere und wehrlosere Stellung vorstellen, als auf allen Vieren festgebunden zu sein. Die so lange weggesperrten und nun wieder befreiten Erinnerungen nehmen ihn völlig ein.

Der Protagonist verliert das Bewusstsein und erwacht erst wieder, als seine Kolleginnen und Kollegen ihn finden, aber ohne die dunklen Auswüchse. Fortan bleibt der Geruch des Raums und der Auswüchse ein Teil seines Lebens.

Diese Gruselgeschichte kann meines Erachtens nach als Retraumatisierung gelesen werden. Verdrängte Erinnerungen werden im Laufe einer Therapie heraufbefördert und müssen nun in mühevoller Arbeit verdaut werden. Man weiß jetzt, was sich Dunkles im Unterbewusstsein verborgen hielt und drohte, aber damit klarzukommen, ist eine Lebensaufgabe.

Verfasst ist Das Archiv in Briefform und zwar einem Brief an eine Therapeutin, die mit dem Protagonisten fortan arbeiten soll. Wenn man will, könnte man also noch einen Schritt weitergehen und die Retraumatisierung samt Folgeschäden nicht als gut durchdachten Schritt einer ausgebildeten Therapeutin verstehen, sondern als Resultat laienhaften Herumdokterns durch die Chefin, die in diesem Szenario bloß jemand wäre, der es gut meint und damit Schaden anrichtet.

Ich weiß nicht, ob Michael Leuchtenberger diese Lesart beabsichtigt oder auch nur selbst bemerkt hat, aber ich finde sie hochinteressant. Sollte es keine Absicht gewesen sein, macht es das nur noch spannender, denn was die Leserschaft in Geschichten finden kann, das man als Autor*in selbst nicht sieht, ist enorm. Genau um derartige Lesarten zuzulassen, plädiere ich immer für relativ offene Geschichten. Zu viele eindeutige Erklärungen können Interpretationsfreiräume einschränken und somit auch die Freude an der Geschichte.

Zum Abschluss möchte ich mal wieder ganz deutlich darauf hinweisen, dass Figuren und Erzähler nicht die Autor*innen sind. Ich habe hier eine Geschichte analysiert und nicht den Verfasser, würde mir also niemals anmaßen, durch diese wirre Interpretation auf mögliche Traumata des Autors zu schließen. Ob die Lesart ein Kunstgriff, ein Zufall, die unbewusste Verarbeitung eines Geschehnisses (eines selbst erlebten oder fremden) oder mehr über mich als über ihn aussagt (und in dem Fall: was es über mich aussagt), ist völlig offen.

Sorck: Munchs Schrei

Mit dem berühmte Schrei von Edward Munch (1863-1944) geht es weiter in der Reihe von Kunstwerken, die im Roman Sorck vorkommen (wenn auch manchmal nur sehr kurz). Zuvor ging es bereits um The Great Implosion von Nick Alm und um Der alte Gitarrenspieler von Picasso.

Der Schrei ist eigentlich nicht ein Bild, sondern mehrere. Es gibt verschiedene und in den meisten Fällen recht ähnliche Versionen des Bildes, die zwischen 1893 und 1910 entstanden. In meiner Wohnung hängt ein Kunstdruck der Version von 1910, die mir persönlich am besten gefällt. Zu sehen ist im Zentrum eine Figur, die Augen und Mund aufgerissen hat und beide Hände an den Kopf hält. Ich denke, jeder kennt das Werk. Der heutzutage geläufige Titel hätte Munch vermutlich missfallen. Mehrfach bezeichnete er selbst es auf Deutsch als Das Geschrei. Die Interpretation, dass die zentrale Figur selber schreie, war vom Maler nicht beabsichtigt, wird aber vom heute geläufigen Titel unterstützt. Munch verarbeitete eine Angstattacke, die ihn eines Tages auf einem Spaziergang überkam, als er einen Schrei hörte, der durch die Natur ging.

Der Schrei zeigt wunderbar, wie Munch es verstand, die Außenwelt als gespiegelte Innenwelt darzustellen. Nichts anderes, wenn auch mit anderen Mitteln (und weniger meisterhaft), tue ich, wenn ich die Umgebung einer Figur innerhalb einer Szene nutze, um eine Stimmung zu unterstützen oder eine Aussage zu einzubauen. Im Grunde entsteht eine Interpretationsspirale, wenn Munch die Innenwelt seiner Figur mit der Außenwelt innerhalb des Gemäldes darstellt und ich das gesamte Bild (Figur und Natur) verwende, um die Welt meiner Figur besser darzustellen. Gerne darf jemand in einem anderen Buch meinen Roman vorkommen lassen (beispielsweise auf einem Nachttisch liegend), um die Kette weiterzuführen.

Generell gibt es zwei Ansätze, um sich mit einem Bild zu beschäftigen. Entweder man informiert sich und interpretiert mithilfe von Hintergrundinformationen oder man leistet sich einen persönlicheren, weniger voreingenommenen Ansatz und lässt die Kunst pur auf sich wirken. Manche Werke verschließen sich dem zweiten Ansatz fast vollständig. Ich denke da zuallererst an monochrome Leinwände. Bei denjenigen, die sich nicht verschließen, kommt es doch häufig zu Missverständnissen oder – positiver ausgedrückt – zu neuen, ursprünglich nicht intendierten Interpretationen. Ohne die Informationen über die Angstattacke Munchs, die er verarbeitete, bezog ich die Reaktion der zentralen Figur immer auf die beiden dunklen Figuren im Hintergrund. Eine Idee, die ich hatte, ging in Richtung einer Sozialphobie, also einer Angstreaktion der Figur aufgrund der anderen. Häufiger aber sah ich mehr Verzweiflung als Angst. Entsprechend stellte ich mir den Weg, auf dem die Figuren sich befinden, als Rand einer Promenade vor, die voller Menschen ist, während die Zentralfigur vollkommen allein ist. Für mich passte Der Schrei immer gut zu Dostojewskis Aufzeichnungen aus dem Kellerloch.

Nach dieser Sicht auf das Bild wird der Bezug zu Matin Sorck erheblich deutlicher. Er ist ein Außenseiter durch und durch, leidet unter seinen Mitmenschen und würde sicherlich manchmal einfach losschreien. Natürlich hat er auch Angst. Er hat alles verloren, wo soll er hin? Man kann das Vorkommen des Bildes also als Unterstützung des Figurenverständnisses des Protagonisten verstehen, wenn man denn so weit interpretieren möchte.

Wie schon bei Picasso und Nick Alm verbaue ich mit Der Schrei aber auch eine alltägliche Ansicht, einen Teil meines Arbeitszimmers und meines Lebens in der Geschichte. Es verbindet die Welt von Sorck mit meiner eigenen. Und natürlich: ich mag das Bild sehr; die Dymanik, das Grauen, die Farben und die intensive, verzweifelt wirkende Pinselführung. Große Kunst wie große Literatur verarbeitet persönliche, individuelle Erfahrungen und Gefühle und wird genau dadurch für alle anderen verständlich. Das versuche ich mit meiner Arbeit, die ich allerdings noch nicht als „große Literatur“ bezeichnen würde, auch zu tun.

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Das Taschenbuch kann man direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop bestellen.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.

Sorck: Der Künstler Nick Alm

Der Roman Sorck enthält etliche versteckte oder offene Hinweise auf Werke anderer Autoren, Philosophen, Musiker, Filmemacher und auch Maler. Unter anderem wird zwei mal auf den schwedischen Maler Nick Alm hingewiesen, einmal direkt und einmal versteckt. Was es damit auf sich hat und was ich persönlich mit der Kunst Nick Alms verbinde, werde ich in diesem Artikel näher erläutern.

Grundsätzlich ist die Idee hinter den vielen Hinweisen recht simpel: Ich möchte Dinge, die mir gefallen, unterstützen. Außerdem stellen die verbauten Kunstwerke (und noch viele weitere) einen großen Einfluss auf mich und meine Arbeit dar. Es ist also eine natürlich Kreisbewegung, wenn ich meine Werke mit Dingen anreichere, die mir geholfen haben, die Werke zu verfassen. Ein weiterer Punkt ist, dass manche Gefühlszustände von Figuren im Grunde nicht genau dargestellt werden können. Man sich der akkuraten Darstellung nicht akkurat ausdrückbarer Zustände jedoch annähern. Das geschieht beispielsweise in der Lyrik, wenn Gefühle erschaffen werden, ohne dass sie im Text beschrieben sind. In der Malerei geschieht dies im Grunde auch, nur mit anderen Mitteln. Erwähne ich also ein Kunstwerk, baue ich die Szenerie sowohl optisch (für das innere Auge) als auch emotional aus. Da natürlich nicht jede*r Leser*in die angesprochenen Werke kennt, ist dieser Effekt ein Bonus und nicht notwendig, um die entsprechenden Szenen zu verstehen. Es gibt keine Stellen, an denen es hieße „er fühlte sich wie der Typ in dem Bild“. Das wäre auch zu einfach.

In den nächsten Wochen werde ich noch andere verbaute Kunstwerke, Filme, Bücher und Songs besprechen. Heute fange ich mit Nick Alm an. Doch ein kurzer Hinweis vorweg: ich bin leider absolut kein Kunstexperte.

Vor einigen Jahren habe ich in Stockholm Urlaub gemacht und besuchte eine Kunstausstellung für junge schwedische Künstler. Das allererste Bild, das ich sah und das mich magisch anzog, war The Great Implosion von Nick Alm. Man findet es inzwischen problemlos online. Im Mittelpunkt des Bildes ist ein Mann, der den Betrachter direkt ansieht. (Ich bin immer davon ausgegangen, dass der Künstler sich selbst dargestellt hat, habe es aber nie überprüft. Die Vorstellung gefällt mir und ich möchte nicht enttäuscht werden.) Er sitzt an einem Tisch mit einem Whiskey in der Hand und mit zwei anderen Männern. Wie im Tanz bewegen sich Kellner und Kellnerinnen seitlich und hinter ihm. Entfernt im Hintergrund sieht man, was ich immer für den Hafen Stockholms hielt. Ein Schiff steht quer im Wasser, sinkt möglicherweise gerade. Es könnte die Wasa sein, ein Kriegsschiff, das der ganze Stolz der schwedischen Marine sein sollte, bis es nach wenigen Metern auf der ersten Fahrt und noch im Hafen versank. Versinkender Stolz, betrunkene Menschen und ein Blick, der halb fragend und halb herausfordernd in die Seele dringt. Das schien mir damals zu mir zu passen und passt eindeutig zu Sorck.

Die Traurigkeit, das verschwommen Traumhafte und eben der Alkohol im Bild machten es zu einer idealen Erweiterung und Vertiefung der Szenerie meines Romans. Außerdem liebe ich dieses Bild einfach. Die meisten Werke Alms gefallen mir sehr, aber mit diesem fing für mich alles an und noch heute fasziniert es mich.

Alms Bilder wirken häufig auf den ersten Blick realistisch und voller Details. Erst auf den zweiten Blick bemerkt man, dass das nicht stimmt. Die Übergänge zwischen den Figuren und Gegenständen sind verwischt und zum Rand hin verschwinden die Details wie in einem Nebel, das Bild wird dünner. Dadurch steuert er, glaube ich, wo die Betrachter hinschauen, wo der Fokus liegt. Außerdem verleiht es den Bildern in meinen Augen etwas Magisches, etwas Verschwommenes. Im Fall von The Great Implosion könnte man auch meinen, dass man einen ähnlichen Zustand hat wie die dargestellten Personen.

Möglicherweise konnte ich hier etwas verständlich machen, inwiefern das besprochene Kunstwerk in den Roman passt, mich beeinflusst hat und ein klein wenig sogar Martin Sorcks Innenwelt darstellt. Vielleicht konnte ich sogar den ein oder anderen für Nick Alm interessieren. Er hat die Aufmerksamkeit verdient, wie ich finde.

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Das Taschenbuch kann man direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop bestellen.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.

Sorck: Vorlage und Sinnzusammenhang

Der Reiseroman Sorck ist ein fiktionales Werk. Daran gibt es keinen Zweifel. Wie es bei vielen fiktiven Geschichten allerdings der Fall ist, hat das Werk etliche Wurzeln in der Realität und greift Geschehnisse auf, die wirklich passiert sind. In diesem Eintrag soll es weniger um die konkreten Vorlagen für Szenen des Buches gehen, sondern mehr um die Idee von Sinnzusammenhängen in der Literatur, wo in der Realität keine bestehen. Dennoch könnte es mir passieren, dass minimal gespoilert wird.

Wer Sorck gelesen hat, weiß, dass meine Reise auf einem Kreuzfahrtschiff niemals so ausgesehen haben kann. Die Reise an sich, also eine Kreuzfahrt mit Landgängen an den im Buch vorkommenden Stellen und Besuchen in den meisten der beschriebenen Orte, habe ich 2013 mit meinem Bruder und meinen Eltern gemacht. Damals hatte ich noch keine Ahnung, dass ich einmal einen Roman darauf fußen lassen würde. Ansonsten hätte ich vermutlich mehr Fotos geschossen und mehr Notizen gemacht. Mein Bruder und ich teilten uns eine Innenkabine, ähnlich der, die Martin Sorck im Buch bewohnt. Ich kann mich an keinen Reisetag erinnern, an dem ich mich nicht in den Schiffsbars betrunken hätte, also wäre die Parallele ebenfalls abgehakt. Niemand wird ernsthaft gedacht haben, dass ich mir so viel Suff zusammenspinne, um eine Figur zu zeichnen, oder? Eines Nachts kam ich in die Kabine zurück und mein Bruder schlief bereits. Als ich das Licht anmachte, wachte er halb auf und schlug mehrmals auf das Bild eines Sonnenaufgangs an der Wand, weil er im Halbschlaf dort die Lichtquelle vermutete. Das könnte der Ursprung meiner Idee des Wandbildes im Roman gewesen sein. Leider basieren einige Szenen, die im Buch allerdings massiv überspitzt wurden, ebenfalls auf Erlebnissen. Das Ende des Besuchs im Petersburger Museum kommt in Sorck tatsächlich extrem nahe an das heran, was damals dort geschah. Eduardo hat ebenfalls eine reale Vorlage in einem sehr sympathischen Kellner, den ich leider nicht näher kennenlernte.

Wie bereits gesagt, habe ich alle realen Vorlagen überspitzt, verändert und erweitert, ihnen einen anderen Rahmen verpasst und Geschehnisse hinzuerfunden. Der Roman hat mit den Geschehnissen, die ich erlebte, so viel zu tun, wie ein Haus mit einem Berg, aus dem die Mauersteine geschlagen wurden.

Doch was, wenn ich alle Geschehnisse nacherzählt hätte, wie ich sie erlebte? Das wäre eine Autobiographie. Stelle ich aber einen Erzähler dazwischen und eine Figur, die nicht ich bin – das sollte ich hier ganz deutlich sagen: Martin Sorck bin nicht ich, auf den Gedanken sollte hier niemand verfallen –, ändert sich alles. Dadurch, dass aus einem realen Geschehnis das Erlebnis einer fiktiven Figur wird, wird auch das Geschehnis fiktiv und steht in anderem Kontext. In der Realität gehorchen Geschehnisse lediglich den Gesetzen der Kausalität – Newton sitzt unter dem Baum, es ist windig, der Apfel wurde ausreichend geschüttelt und ist reif genug, also fällt er herunter –, während in der Literatur den gleichen Geschehnissen ein Sinn zugeordnet wird: Newton musste exakt dort sitzen, der Apfel fiel nicht zufällig, sondern nur und mit dem vorgefassten Plan, der Figur Newton die Idee der Gravitationsgesetze einzuhämmern. Betrinkt sich der Autor Matthias Thurau auf einem Kreuzfahrtschiff, sagt das vielleicht etwas über seinen Charakter und sein Leben aus, aber ist keineswegs notwendig für sein weiteres Leben, nicht geplant, nicht Teil eines größeren Sinnzusammenhangs. Betrinkt sich die Figur Martin Sorck, hat das einen Sinn und kann innerhalb des Kontexts des Romans verstanden werden. Das, was wir Schicksal nennen, ist in der Literatur Standard, während es in der Realität bloß die Hoffnung auf eine Bedeutung unserer Existenz ausdrückt. Möglicherweise entstand die Literatur aus dem gleichen Gedanken und hat daher diese Parallelen. Tschechows Gewehr besagt, dass ein Gewehr (→ irgendein Gegenstand, Bestandteil), das am Anfang der Geschichte an der Wand hängt (→ auftaucht, erwähnt wird), spätestens am Ende der Geschichte zum Einsatz kommen muss (→ nicht überflüssig sein darf). In der Realität ist ein Gewehr bloß ein Gewehr – ohne Gewehr gibt es keinen Tod durch Erschießen, aber nur weil die Waffe vorhanden ist, bedeutet das nicht, dass unbedingt jemand sie benutzen muss (oder, um es komplizierter zu machen, es eine besondere Bedeutung hätte, wenn jemand es eben nicht benutzt). Dieses Spiel der Bedeutungen von Dingen, die im echten Leben bedeutungslos sind, habe ich im Roman hier und da auf die Spitze getrieben und beispielsweise Sinn in Zahlen (Zimmernummern etc.) codiert.

Eine Bemerkung zu einem Effekt, den ich immer interessant fand und der an das Thema anschließt: Das Leben eines Menschen wird gerne von seinem Tod oder seinen Lebenshöhepunkten aus interpretiert. Sartre verstand das bereits als Kind (oder behauptete dies in Die Wörter). Er zitierte Zeilen aus Büchern, die er nicht verstand, oder sagte kryptische Dinge, die keinen Sinn hatten, aber so klangen, als hätten sie welchen, mit dem spezifischen Ziel, den Erwachsenen die Erinnerung daran zu geben, dass er bereits als Kind dazu auserkoren war, ein Schriftsteller und Philosoph zu werden. Vor einiger Zeit hörte ich im Radio von einem Fußballer, der bereits als Kind und Jugendlicher lieber Fußball gespielt hat, als zur Schule zu gehen. Hier spürt man es deutlicher als bei Sartre: es gibt unzählige Kinder und Jugendliche, die lieber Fußball spielen, als zur Schule zu gehen. Aus den meisten wird aber kein Profi. Aus Sartre hätte auch kein Schriftsteller werden müssen. Die Bedeutung wird erst im Nachhinein hinzugedichtet. Jede Biographie berühmter Menschen arbeitet damit. Es hätte aber auch ganz anders kommen können. Nur in der Kunst gibt es einen höheren Sinn auch in den kleinsten Dingen. Das ist einer der vielen Gründe, warum ich die Literatur der Realität vorziehe.

Eine Leseprobe des Romans gibt es hier: Sorck: Leseprobe

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellbar ist der Roman auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Alternativ ist es möglich, das Taschenbuch direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop zu erwerben.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu bestellen.

Sorck: Warum Humor?

Sorck behandelt kein leichtes Thema und stellt mit Martin Sorck einen Protagonisten vor, dem es, ganz allgemein gesagt, nicht gut geht. Dennoch ziehen sich humoristische Elemente durch das ganze Werk. Warum ist das so?

Kurze Antwort: Weil Humor das Leben erträglich macht.

Möchte man eine ausführliche Antwort haben, sollte man zwei Aspekte betrachten, die ich hier behandeln möchte: Humor und Lächerlichkeit. Eine Lektüre, die von Anfang bis Ende trist und deprimierend ist, wirkt meiner Meinung nach weniger stark als eine, die gute Laune aufbaut, um sie dann zu ruinieren. Je höher man läuft, desto tiefer kann man stürzen. Als gutes Beispiel für eine solche Technik fällt mir der Film Die Kunst des negativen Denkens ein, der den Zuschauer zum Lachen bringt, um ihn im nächsten Moment emotional zu zerschmettern. Bei mir als Rezipient wirkt das ausgesprochen effektiv. Als Autor kann ich dies leider noch nicht in solchem Ausmaß umsetzen, aber es interessiert mich. Eine solche Lenkung der Leserschaft muss ich mir erst noch antrainieren.

Ein wichtigerer Aspekt für mich war, dass Humor hilft, schwierige Themen zu vermitteln, ohne zu schwerfällig zu wirken. Natürlich verdienen derartige Themen eine ernsthafte Behandlung, verdienen es ernst genommen zu werden. Um aber Menschen zu erreichen, sollte man sie nicht mit zu großem Ernst abschrecken. Daher kann eine Erzählweise mit einem zwinkernden Auge durchaus hilfreich sein.

Es gibt einen interessanten Effekt, sobald man realisiert, dass hinter etwas, über das man gelacht hat, eine Ebene verbirgt, die eine gegenteilige emotionale Reaktion auslöst. In gewisser Weise kann man das bei schwarzem Humor beobachten. Für so manchen sind Witze dieses Spektrums nicht zum Lachen, da sie einen größeren Fokus auf den Hintergrund richten als auf die Oberfläche des Witzes. Ausgereifter ist es bei der Satire. Es wird ein Scherz gemacht, der eine Wahrheit verzerrt oder zu verbergen scheint und dadurch verstärkt. Gute Satire bringt dich zunächst zum Lachen und bleibt dann wie ein Stachel zurück, der dich noch eine ganze Weile quält. Vielleicht ist es so, weil man ein schlechtes Gewissen hat, dass man gelacht hat, oder wegen der Vermischung unterschiedlicher Reaktionen (haha – oh) oder aber, weil man für einen Moment die eigenen Schutzmaßnahmen fürs Lachen fallen lässt. Der Grund spielt keine Rolle, solange es funktioniert.

Kommen wir zur Lächerlichkeit. Schaut man sich in der Welt um und betrachtet, was Menschen tun und sagen und was ihnen wichtig ist, so kommt man häufig nicht darum herum, diese Dinge albern zu finden. Dabei handelt es sich natürlich um eine gänzlich subjektive Ansicht. Aber ich behaupte, dass (fast) jeder in (fast) allem lächerliche Aspekte entdecken kann. Manche sind nur offensichtlicher als andere. Schwingen sich Deutsche gehobenen Alters auf Segways, um eine mittelalterliche Stadt zu erkunden, und fahren als dichter Schwarm durch die Straßen, verbirgt sich die Lächerlichkeit nicht besonders tief unter der Oberfläche. Doch auch andere Situationen haben zum Glück ihre albernen Aspekte. Wenn der Suchtdruck einen trockenen Alkoholiker packt und er sich in hartem, deprimierendem Kampf gegen die niemals wieder verschwindende Abhängigkeit wehrt und ihm dann der Gedanke Das Nervigste daran, trocken zu sein, ist eigentlich, dass man nicht mehr trinken kann durch den Kopf schießt, stehen die Chancen nicht schlecht, dass er über sich selbst und seine Situation lachen kann. Wer das Leben zu ernst nimmt, hat verloren. Ohne Humor ist es nicht zu ertragen. Und noch eine Phrase: es gibt kaum etwas Befreienderes in den schlimmsten Momenten des Lebens, als über sich selbst und die Gesamtsituation lachen zu können.

Martin Sorck weiß das und der Erzähler, der seine Geschichte weitergibt, weiß das ebenfalls. Daher darf (und sollte manchmal) die Realität bis ins Lächerliche überzeichnet werden, um gleichzeitig die Wahrheit zu sagen und aufzuzeigen, wie sie ausgehalten werden kann.

Eine Leseprobe des Romans gibt es hier: Sorck: Leseprobe

Einen ausführlicheren Artikel findet ihr hier: Sorck – Unsortierte Infos zum Debütroman

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellen könnt ihr Sorck auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Alternativ ist es möglich, das Taschenbuch direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop zu erwerben.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu bestellen.

Sorck: Fehler und Probleme im Herstellungsprozess

Als Selfpublisher*in begegnet man mehr als einer Hürde auf dem Weg von der Idee zum fertigen Manuskript und von dort aus zur Veröffentlichung. Um die zweite Hälfte des Weges, die Probleme, Schwierigkeiten und Fehler, die auftraten, soll es jetzt gehen. Ich werde dabei die Reihenfolge der tatsächlich aufgetretenen Probleme beibehalten, soweit es geht – denn, wie es immer ist, traten einige gleichzeitig auf. Die persönlichen Schwierigkeiten, die nicht ausblieben, lasse ich beiseite.

Zu früh gefreut: das Manuskript

Mit Fertigstellung des ursprünglichen Manuskripts war ich natürlich fest von seiner Qualität überzeugt und missachtete eine Regel, die ich damals noch nicht kannte. Ich überarbeitete einmal (kurz) und zwar direkt nach Beendigung des Schreibprozesses und verschickte das Werk dann an Agenturen und Verlage. Klappte nicht – komisch. Als ich mich Monate später nochmal ausführlich daran machte, das Manuskript zu überarbeiten, wusste ich auch, warum. Es war roh und fehlerhaft und einfach nicht bereit. Mehrere Monate später hatte ich dann aber doch ein fertiges (fertigeres?) Werk, aber keine Adressen mehr, die die unfertige Version noch nicht kannten.

Korrektorat: kommunizieren!

Ein Lektorat konnte ich mir nicht leisten, was sehr schade ist, aber leider nicht zu ändern. Dafür leistete ich mir ein professionelles Korrektorat. Dummerweise gab es im Vorfeld Missverständnisse, was den Stil und den Arbeitsumfang anging. Die Schuld dafür lag bei keiner der Parteien, aber Probleme gab es dennoch. Die Arbeit musste weitergegeben werden, was schnell und problemlos geschah. Im Endeffekt kostete mich dieses Problem bloß ein paar Nerven und ein oder zwei Tage, aber es wäre zu verhindern gewesen. Wenn man mit anderen zusammenarbeitet, sollte man also mit sich und ihnen ehrlich sein, damit von vornherein alles geklärt ist. (Anmerkung: die Zusammenarbeit mit beiden Korrektorinnen lief super, sehr professionell und alle Schwierigkeiten wurden schnell geklärt. Eine klare Empfehlung.)

Cover

Eine der wichtigsten Lektionen dieser Veröffentlichung lautet: kümmere dich rechtzeitig ums Cover! Nicht nur für Werbezwecke ist es (eigentlich) unverzichtbar. Es ist außerdem ausgesprochen ärgerlich, wenn alles Weitere bereit ist und nur noch dieser Part fehlt für die Veröffentlichung. Mit dem Ergebnis bin ich ausgesprochen zufrieden und habe positive Rückmeldungen bekommen. Da ich allerdings 1. zu spät mit der Planung begann, 2. anfangs keine klaren Vorstellungen hatte, sie 3. nicht gut kommunizieren konnte und 4. nicht jeder so viel Zeit für mein Projekt hat wie ich, kam das Ergebnis erst recht spät zustande. Danach gab es natürlich noch Probleme mit dem Farbraum und mein Buch hätte anders ausgesehen als die Vorlage. Die Gründe dafür herauszufinden, brauchte meinen Designer wieder ein paar Tage (und ich habe keine Ahnung von diesen Dingen, weshalb ich für seine Hilfe in allen Schritten ausgesprochen dankbar bin). Wieder gingen Zeit und Nerven unnötig drauf.

Ebook

Beim Upload des Ebooks durfte ich dann feststellen, dass die Formatierung nicht hinhaute, wie sie sollte. Ein Ebook braucht im Grunde keinen richtigen Buchsatz, da es auf jedem Gerät anders aussieht (da Schriftart und -größe z.B. individuell eingestellt werden kann), aber Impressum, Schmutztitel und Beginn der Geschichte sollten nicht auf einer Seite stehen. Man konnte nicht ohne großes Überlegen herausfinden, wo welcher Part endete und der nächste begann. Leider fand ich den Fehler nicht und musste die Datei neu anlegen. Dabei lernte ich wieder ein bisschen mehr über die Benutzung von Word und die Effekte unnötiger Aufregung.

Taschenbuch

Der Buchsatz des Taschenbuchs machte keine Probleme, das Cover irgendwann (s.o.) auch nicht mehr. Leider akzeptierte das System meines Distributors meine Steuernummer nicht, was sich allerdings auch irgendwann lösen ließ – wieder Zeit und Nerven. Der letzte Fehler war, dass ich auf die Info vertraute, dass es 1-2 Wochen dauern würde, bis das Taschenbuch überall erhältlich sein würde. Ebook und Taschenbuch werden auf zwei verschiedenen Plattformen veröffentlicht. Damit beide Version ungefähr zeitgleich zu haben wären, nutzte ich die Vorverkaufsoption fürs Ebook und stellte sie auf zwei Wochen ein. Am übernächsten Tag bekam ich die Info, dass das Taschenbuch nun erhältlich sei. Jetzt ist das Taschenbuch zu haben, aber das Ebook nur im Vorverkauf. Doof gelaufen. Allerdings würde jemand (dank Print on Demand) eine Druckausgabe, die er heute bestellt, etwa gleichzeitig mit dem Ebook bekommen, wenn er es ebenfalls heute vorbestellen würde. (So I got this going for me, which is nice)

Fazit

Plant mehr Zeit ein! Plant mehr! Plant!

Am Ende ist ja alles gut geworden (sage ich jetzt, ohne das Druckwerk bisher selbst in der Hand gehalten zu haben). Viel ist schiefgelaufen und daher durfte ich einiges lernen. So sollte man es sehen und so sehe ich es (im Nachhinein, bestimmt nicht währenddessen) auch.

Eine Leseprobe gibt es hier: Sorck: Leseprobe

Einen ausführlichen Artikel findet ihr hier: Sorck – Unsortierte Infos zum Debütroman

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellen könnt ihr Sorck auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Alternativ ist es möglich, das Taschenbuch direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop zu erwerben..

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu bestellen.