Über die Erzählung “Der Sturm im Bierglas” aus “Erschütterungen. Dann Stille.”
Angeblich – laut einer Testleserin – eine meiner besten Erzählungen bisher: Der Sturm im Bierglas. Ich möchte da nicht widersprechen. Ob es die beste ist, weiß ich nicht. Das müssen andere entscheiden. Vor Spoilern im folgenden Text sei hiermit gewarnt!
Content Note: Suizid, Alkohol, Sucht
Der Wirrwarr des Todes
Mir wurde außerdem gesagt, dass man schwer nachvollziehen könne, wo und wann die Geschichte zu jedem Zeitpunkt angesiedelt ist. Sie springt vor und zurück. Das soll so sein. Sie stellt keine chronologische oder gar logische Abfolge dar. Aus meiner Sicht ist das Ende der Geschichte der Moment, in dem sie spielt, während alles Vorherige wie ein wilder Fluss im Kopf der Erzählinstanz durcheinander wirbelt. Sie ist der Fels im Fluss der Erinnerungen. Alles verwirbelt sich. Was vor 10 Jahren und was vor 30 Jahren gewesen ist, spielt keine Rolle mehr, wenn man vom Stuhl steigt.
Dass ich morbide veranlagt bin und Suizide in meinen Geschichten nun wirklich nicht selten sind, ist inzwischen bekannt, denke ich. In Erschütterungen. Dann Stille. allerdings kommt eine Variation des Selbstmords besonders häufig vor: Das Erhängen. Ich wünschte, ich könnte beantworten, woher gerade diese Idee stammt. Es folgen einige Gedanken, woher sie stammen könnte und was an ihr besonders ist.
Sich selbst zu erhängen ist eine blutlose Selbstmordvariante. Vielleicht kommt sie daher häufiger in Filmen vor. Man kann alles zeigen und sieht dennoch nichts Verbotenes. Perverser Mist.
Spontan fallen mir zwei großartige Filme mit entsprechenden Szenen ein, die mich beide mit Tränen in den Augen zurück gelassen hatten: The Shawshank Redemption und Filth. Musikalisch denke ich zuallererst an den Song The Chair von The 69 Eyes.
Ich denke, man kann sprachlich und insgesamt literarisch gut arbeiten mit der Konstruktion einer Person, die auf einem Stuhl steht, diesen wegtritt und sich erhängt. Beispielsweise kann sehr tragisch etwas schiefgehen. Man kann ohne Strick vom Stuhl fallen, wie ich es einer Figur in einem Wettbewerbsbeitrag einmal angetan habe. Man geht einen Schritt voran, was eigentlich als etwas Positives gilt, aber in diesem Fall in den Tod führt. Das erinnert mich an den alten Witz: Früher stand ich am Abgrund, aber heute bin ich einen Schritt weiter. Doch woher genau kommt es, dass ich direkt mehrfach genau diese Art des Suizids beschreibe oder andeute? Ich wünschte, ich wüsste es.
Alkoholismus
Das alte Lied von der süchtigen Gesellschaft, vom Suff in Sorck: Ein Reiseroman und in Alte Milch: Gedichte und immer wieder die Ausrede vom Thema Macht/Ohnmacht im Werk. Welcher Aspekt bedingt hier welchen? Man kommt nicht drumherum, oder? Nicht, wenn man meine Bücher lesen möchte. Auch in Der Sturm im Bierglas dreht sich alles um den Alkohol und darum, was er ersetzen soll. Denn Sucht hat immer Gründe und diese sehen für jede*n anders aus. Sehnsucht nach einer besseren Zeit ist wohl einer der schöneren.
Das Motto
He That’s Born To Be Hanged, Need Fear No Drowning.
Dieses Sprichwort aus Elisabethanischer Zeit ist Der Sturm im Bierglas vorangestellt. In abgewandelter Form hatte William Shakespeare es in das Stück Der Sturm (The Tempest) verbaut. Nach dem Lesen musste ich eine Weile darüber nachdenken.
Es ist offensichtlich, dass das Sprichwort nicht so gemeint war, doch habe ich es in meiner Erzählung auf das Hängen durch eigene Hand bezogen und auf das Ertrinken im Sinne des Trinkens, also auf den Alkoholismus. Wer sich am Ende ohnehin erhängen wird, braucht keine Angst vor der Sucht zu haben. Ist das bereits eine selbsterfüllende Prophezeiung? Ich glaube, ich habe mich gerade einen Schritt zu weit analysiert.
Dass Der Sturm im Bierglas mit Shakespeares Stück zu tun hat, merkt man ganz am Anfang: „Am Anfang war ein Sturm“, und der Naturgeist Caliban wird erwähnt. Der Anfang der Geschichte ist also ein Hinweis auf den Anfang ihrer Inspirationsgeschichte: Am Anfang war Der Sturm.
Die Erzählinstanz
So unschön ich es finde, immer wieder „die Erzählinstanz“ zu schreiben, statt „der Erzähler“, mag ich doch den Gedanken, dass ich ebendiese Instanz weder in dieser Erzählung selbst noch im dazugehörigen Blogeintrag gendere. Manche Erzählungen haben Protagonist*innen oder Erzählinstanzen mit klarem oder angedeuteten Geschlecht, aber Der Sturm im Bierglas und viele andere in Erschütterungen. Dann Stille. haben eine neutrale Instanz, die von jede*m gelesen werden kann, wie es gerade am angenehmsten ist.
Dass es nicht immer wichtig ist, was die Autor*innen sagen wollen, sondern was die Leser*innen aus der Geschichte ziehen können, habe ich mehrmals betont. Das darf keine Ausrede für völlig unangebrachte Sauereien seitens der Autor*innen sein, aber im Rahmen guter Erzählkunst halte ich es so. Teil davon kann sein, dass das Geschlecht der Erzählinstanz, besonders bei Ich-Erzähler*innen, offen bleibt. Ich habe mich sehr gefreut, als meine Testleser*innen bei manchen Geschichten die Erzählinstanz unterschiedlich gelesen haben, weil es jeweils am besten für ihre Lesesituation passte. Auf diese Weise schließt man niemanden aus. Mich selbst kostet es im Normalfall gar nichts. Schöne Sache, oder?
Über die Kurzgeschichte “Am Fluss” in “Erschütterungen. Dann Stille.”
Erschütterungen. Dann Stille. ist seit 15.11.2020 veröffentlicht. 2020 hatte meine Pläne massiv durcheinander gewirbelt, aber immerhin diese Veröffentlichung konnte ich noch raushauen, bevor das Horrorjahr endete.
Dieser Blogeintrag ist der erste einer ganzen Reihe zum neuen Erzählband Erschütterungen. Dann Stille.. Es wird zu jeder Geschichte einen Blogeintrag geben (und später vielleicht noch weitere zu bestimmten Details oder Aspekten). In einigen Blogeinträgen wird es Content Notes geben, wenn die Themen schwieriger sind. Ich folge der Reihenfolge der Geschichten im Buch, damit alle Leser*innen möglichst viel Zeit haben, um aufzuholen. Wir fangen also an mit Am Fluss, der ersten Story im Buch.
Content Notes: Tod, Trauma
Am Fluss
Am Fluss im Erzählband Erschütterungen. Dann Stille. gehört zu den ganz wenigen Geschichten, die ich spontan und ohne Planung verfasst habe. Auf diese Weise schreibe ich extrem selten. Sie ist an einem Tag entstanden, an dem ich nicht wusste, woran ich arbeiten sollte, oder nicht an dem arbeiten wollte, woran ich sonst hätte arbeiten können. Textdokument auf und losgetippt. Im Folgenden erzähle ich von der Erzählung. Wer sie noch nicht gelesen hat, sei hiermit vor Spoilern gewarnt!
Das Ding mit den Katzen
Wie bin ich da bloß drauf gekommen? Ich weiß es nicht mehr. Ich mag Katzen und Katzen mögen mich. Aber es gibt viele Menschen, die Katzen mögen, und deshalb gibt es potenziell viele Leser*innen, die sich von einer Katzengeschichte gefangen nehmen lassen. Vielleicht war das ein Teil der Idee.
Eine Assoziation, die in Am Fluss auch kurz erwähnt wird, ist die mit alten Zeichentrickfilmen. Als Kind habe ich noch regelmäßig Tom & Jerry geschaut. Mehr als einmal gibt es darin Szenen, in denen Säcke mit Kätzchen in den Fluss geworfen werden. Manchmal überleben sie. Aber ich erinnere mich auch an eine Szene, in der die durchnässten Kätzchen am Himmelstor stehen und begrüßt werden. Natürlich wird es nicht gezeigt, aber es wird angedeutet, dass sie ersäuft worden sind. Die Vorstellung fand ich immer abstoßend und vielleicht spürt man das beim Lesen auch.
Kruppkes matschiges Gemüt
Mit der Figur Kruppke wollte ich es mal mit einem gröberen, aber dennoch freundlichen Charakter versuchen. Ich habe viele solcher Menschen kennengelernt. Nette Leute, aber mit einem Hang zur Gewalt, die außerdem relativ leicht manipulierbar sind. Man redet ihnen etwas ein und sie glauben, sie träfen eigenständige Entscheidungen. Der Erzähler kennt Kruppke schon seit der Kindheit und weiß um seine Manipulierbarkeit. Man könnte meinen, dass er Kruppke deshalb auf die Frau hetzen, ihn zum Täter machen würde. Aber die Gewalt geht niemals von Kruppke aus, sondern zuerst von der Frau (den Katzen gegenüber) und dann vom Erzähler der Frau gegenüber. Liegt es daran, dass der Erzähler seinen alten Kumpel nicht mit hineinziehen wollte in die Angelegenheit? Ich denke nicht. Der Erzähler hat einige fiese Züge, die in einem derart kurzen Text natürlich nur angedeutet werden konnten, beispielsweise in seinem Wissen, dass Kruppke manipulierbar und dass er zur Gewalt fähig ist. Man kann schließen, dass er dieses Wissen schon getestet hat.
Der Erzähler hat schlicht die Kontrolle über sich verloren auf der Brücke. Oder? Nicht ganz. Was er tut, ist ein aus Wut entstandener, aber sehr kontrollierter Akt: er nähert sich, spricht mit der Frau und setzt den Einfall mit dem Anorak um. Er hätte auch einfach zuschlagen können.
Wiederkehrendes Trauma / repetitive Hölle
Das Prinzip eines Kreislaufs oder vielmehr einer Spirale innerhalb von Geschichten gefällt mir. Filme wie Predestination faszinieren mich. Was ich meine, sind Geschichten, deren Ende am Anfang anknüpft, einen Kreislauf bilden, oder deren Ende sogar den Anfang bedingt. Das letzte Bild von Am Fluss ist das Bild aus der Kindheitserinnerung des Erzählers, die seine Gefühle und seine Tat vorherbestimmt haben. Es handelt sich um ein anderes Kind, aber man kann schließen, dass es sich um einen Kreislauf (oder eher eine Spirale) handelt und sich das Trauma und die Rache bis in alle Zeit wiederholen wird. Das wird noch gestützt dadurch, dass der Erzähler selbst das Kind hört. Vielleicht hat es in seiner Kindheit ebenfalls einen Zuhörer gegeben. Er muss keineswegs der Start der Spirale sein. Kann man die Spirale durchbrechen? An Opfer (dem Kind) ist es nicht gelegen, dass es später zum Täter wird, sondern an Täter*in Nr. 1 (der Frau auf der Brücke). Das Problem einer solchen Spirale ist, dass sie nur von außen durchbrochen werden kann.
Stilfragen
Spricht der Erzähler mit Kruppke, klingt er ganz anders, als wenn er der/dem Leser*in erzählt. Allgemein klingt die Sprache, finde ich, alltagsnäher in dieser Geschichte als in vielen anderen. Am Fluss ist sprachlich kein fein gedrechseltes Himmelbett, sondern ein Ikea-Bettgestell mit günstiger Matratze. Man liegt bequem und es passt zu den restlichen Verhältnissen.
Geschuldet ist der Sprachstil einerseits der spontanen Entstehung der Rohfassung und andererseits der Tatsache, dass der Erzähler ein (vom Trauma abgesehen) ganz normaler Typ sein sollte. Er ist zwar clever, aber nicht besonders intelligent, sonst hätte er bessere Lösungen gefunden als einen möglichen Mordversuch (und hätte wohl auch seinem Kumpel nicht erzählt, dass er vor Ort gewesen ist).
Dass ich keine Sorck’schen Monsterformulierungen mehr schaffen will in nächster Zeit, habe ich bereits mehrmals an verschiedenen Stellen erwähnt. Es passt nicht mehr zu meiner Ansicht über gute Literatur oder zu der Person, die ich inzwischen geworden bin. Manche Geschichten sind komplexer (formuliert) und andere simpler. Ich muss nicht tagelang Fremdwörterbücher durchforsten, um gute Geschichten zu schreiben. Ich schreibe sie mit dem passendsten Vokabular, nicht mit dem verdrehtesten – doch wenn beides zusammenfällt, dann ist das eben so.
Zum Abschluss der dreiteiligen Reihe zum Jahresrückblick auf das turbulente Jahr 2020 schreibe ich über das Schreiben, besser: über das Geschriebene, über Veröffentlichungen, Projekte, Erfolge und Rückschläge. Einmal im Jahr darf man sich selbst feiern und das werde ich hier an manchen Stellen auch tun – aber nicht überall. Schauen wir mal.
Das Chaos, die Seuche und ihre Auswirkungen
Kaum jemand wird damit gerechnet haben, dass das Jahr 2020 einen derartigen Überfluss an Bullshit über Menschheit und Erde auskippen würde. Ich werde jetzt nicht anfangen über Politik und Verhalten der Menschen zu schimpfen, sondern erwähne lediglich, dass mich (hauptsächlich) die Pandemie stark beeinflusst hat. Zu diesen negativen Einflüssen gehört, dass ich mehr Zeit für alles brauchte, zeitweise kaum zu arbeiten vermochte und sich entsprechend meine Pläne nicht einhalten ließen. Im Lichte der Gegebenheiten kann ich dennoch stolz sein auf meinen Output, auf alle Veröffentlichungen, Buchgeburtstage und Kooperationen, die 2020 zustande gekommen sind. Schieben wir einfach mal den ganzen Dreck beiseite und feiern mich, okay? Ich brauche das zum Jahresabschluss.
Die Jährung der ersten Bücher
Im Mai 2020 jährte sich die Veröffentlichung meiner allerersten Veröffentlichung. Mein erster Roman Sorck feierte Buchgeburtstag. Dank einer Preis- und Werbeaktion konnte ich noch einige neue Leser*innen hinzugewinnen. Ansonsten, muss ich leider zugeben, scheint die Zeit meines skurrilen Romans vorerst vorbei zu sein, jedenfalls was Verkäufe angeht. Als Selfpublisher*in kann man ohnehin nicht mit großen Erfolgen rechnen, schon gar nicht außerhalb der gängigen SP-Genres. Schade ist es dennoch. Vielleicht sollte ich mich mehr auf Marketing konzentrieren. Es hat allerdings auch im Jahre 2020 eine Rezension gegeben auf dem Reisswolfblog.
Auch der Gedichtband Alte Milch hat 2020 Geburtstag gefeiert, wurde allerdings nicht nur von der Welt, sondern sogar von mir vergessen. Peinlich. Im Unterschied zu Sorck ist für Alte Milch die Zeit nicht wirklich abgelaufen, weil es nie eine Zeit hatte. Es wartet geduldig auf Zeiten, in denen wieder Lyrik gelesen wird. Ich bin dennoch stolz auf beide Bücher. Sie sind ein Teil von mir und werden es immer bleiben. Für einige Leser*innen bedeuten die Bücher viel. Das weiß ich. Das freut mich immer wieder. Wenn sich gelegentlich noch neue Leser*innen für die beiden finden sollten, werde ich mich freuen.
Neue Bücher
Im März habe ich mich zurückgemeldet mit einer kleineren Veröffentlichung: Das Maurerdekolleté des Lebens. Diese drei zusammenhängenden Erzählungen, die in der limitierten Printversion 54 Buchseiten einnahmen, sollten einerseits aufgrund einer angestrebten Regelmäßigkeit, was Neuerscheinungen angeht, alleinstehend herausgebracht werden. Andererseits wollte ich Leser*innen die Chance bieten, für sehr wenig Geld über Leseproben hinaus in meine Werke zu schauen. Rein pragmatisch könnte ich auch noch anführen, dass diese drei Geschichten mit ihrer Länge in einem Sammelband einen großen Anteil eingenommen und deshalb nicht recht reingepasst hätten. Rezensionen hat es gegeben beim Reisswolfblog sowie auf KeJas Wortrausch.
Dieser Sammelband ist dann mit Erschütterungen. Dann Stille. im November erschienen. Eine Weile war angedacht, die Erzählungen aus Das Maurerdekolleté des Lebens doch noch einzufügen und die vorherige Veröffentlichung als eine Art Single-Auskopplung zu betrachten. Allerdings konnte ich 29 Geschichten auf meinem PC finden, die innerhalb der letzten zwei Jahre entstanden sind und mir noch immer gefallen. 29 sind genug. Sonst hätte ich eher noch eine der weiteren 10-30 Erzählungen hinzugefügt, die ich zuvor aussortiert hatte. Auch auf Erschütterungen. Dann Stille. und auf Das Maurerdekolleté des Lebens bin ich ausgesprochen stolz. Ich finde, sie zeigen, dass ich vielseitig schreiben kann, permanent arbeite, permanent liefere und niemals uninteressant werde dabei.
Eine Konsequenz der beiden neuen Veröffentlichungen ist natürlich, dass ich mir 2021 vier Buchgeburtstage zu merken habe.
Zeitungsberichte, Interviews und Gespräche
Genau wie für Sorck und Alte Milch hat es auch zu Erschütterungen. Dann Stille.einen Zeitungsartikel der Ruhr Nachrichten gegeben, und wie immer einen Blogartikel dazu. Die Rückmeldung Bekannter und Verwandter sowie indirekt Bekannter und Verwandter von Bekannten und Verwandten hat mir Kraft gegeben und mich aufgebaut. Im Blogartikel habe ich erwähnt, dass dieser Effekt Teil meiner Idee dahinter gewesen ist. Man muss sich selbst Siege verschaffen, sofern es möglich ist. Dieses Jahr brauche ich Siege.
2019 hatte es bereits Interviews gegeben, in denen ich die Fragen von Blogger*innen beantwortet habe. 2020 sind weitere hinzugekommen. Nachzulesen sind die Interviews auf JenLovesToRead und Das Bambusblatt. Ich freue mich immer, wenn ich bei solchen Aktionen mitmachen darf. Welche*r Autor*in spricht nicht gerne über die eigenen Werke und den Schreibprozess? Unter ein bisschen Selbstverliebtheit leiden wir doch alle.
Networking ist keine Spezialität von mir. Ich unterhalte mich einfach gerne mit anderen Autor*innen, Blogger*innen und Kreativen. Gezielt entwickelt sich da gar nichts, aber manchmal entstehen Projekte oder Kooperationen (wie die erwähnten Podcasts). 2020 hat direkt zwei größere Vernetzungspunkte gebracht. Lange musste ich geheim halten, dass ich eingeladen worden bin, für Nikas Erben zu schreiben. Dieses Autor*innenkollektiv veröffentlicht regelmäßig hochwertige Anthologien und ich wollte schon lange Teil des Teams werden, hatte aber nie angefragt. Nun bin ich dabei. In der nächsten Anthologie werden direkt zwei meiner Erzählungen, eine sehr kurze, eine etwas längere, erscheinen. Sie sind gewohnt düster und seltsam, aber in einem Fall horrorlastig und im anderen so etwas wie Fantasy mit Gesellschaftskritik und einem Moraldilemma vermischt.
Eine Weile später hat man mir die Freude gemacht, mich zu fragen, ob ich beim Buchensemble mitmischen wollte. Natürlich wollte ich! Das Buchensemble besteht aus Rezensent*innen, die allesamt auch Autor*innen sind. Wir lesen und rezensieren Bücher verschiedenster Art. Bisher sind folgende Rezensionen von mir veröffentlicht worden:
Außerdem werden immer mal wieder Themenartikel geschrieben. Von diesen durfte ich auch bereits einen schreiben mit Lesen und gelesen werden: Was macht das mit uns? Zu den im Themenartikel entwickelten Gedanken habe ich noch zusätzlich einen Blogartikel verfasst: Inspiration und Hommagen. Man könnte nun meinen, dass es für mich keinen großen Unterschied machen sollte, ob ich hier auf Papierkrieg.Blog Rezensionen veröffentliche oder mit mehr Reichweite beim Buchensemble, aber für mich ist der Unterschied enorm. Man schenkt mir Anerkennung und Reichweite, weil man meine Meinung für interessant und relevant genug hält, um auf einer fremden Plattform zu veröffentlichen.
Wie wichtig das Ego ist bei Autor*innen, die sich zu schnell dem Imposter Syndrom gegenüber sehen, sieht man spätestens daran, dass ich die Veröffentlichung beim Literaturmagazin Syltse im Titel als Überraschung bezeichnet habe. Bei einer Ausschreibung mitzumachen, bringt nunmal die Möglichkeit mit sich, dass man veröffentlicht wird. Es gibt Texte, auf die man besonders stolz ist, und dazu zählt für mich Ich rezensiere mich, den Text in der Winterausgabe des Syltse-Magazins.
Papierkrieg.Blog
Für Personen wie mich, die schon am Alltag zu kauen haben, wie aber auch für alle anderen Menschen, ist es neben all den bereits erwähnten Punkten allein schon eine Leistung, einen Blog zu betreiben und 2020 mindestens einen Blogeintrag pro Woche abzuliefern, der jeweils durchdacht, recherchiert und überarbeitet worden ist. Auch darauf bin ich stolz.
Es schmälert meinen Stolz keinesfalls, dass der am häufigsten geklickte und gelesene Blogeintrag dieses Jahr ein Gastbeitrag von June T. Michael gewesen ist: BDSM als Utopie. Gerne kooperiere ich mit den Betreiber*innen anderer Plattformen und arbeite genau so gerne mit Personen zusammen, die bei mir veröffentlichen wollen. Gerade dieser Beitrag ist sehr lesenswert, doch auch der Blogartikel All der Horror! Was stimmt denn nicht mit dir? von Michael Leuchtenberger ist spannend für alle Fans seiner Werke und Horrorfans allgemein. Wer in Zukunft gerne auf Papierkrieg.Blog veröffentlichen möchte, darf mich gerne kontaktieren über M.Thurau[at]Papierkrieg.Blog oder über Twitter (sollte schneller gehen).
Unter den beliebtesten Blogeinträgen 2020 befinden sich außerdem:
Die neu gegründete Plattform Indie-Buecher.com sorgt für mehr Reichweite für Selfpublisher*innen und bewirbt exklusiv Indie-Autor*innen. Ein derartiges Projekt musste ich selbstredend unterstützen. Man findet mich und meine Werbe dort ebenfalls repräsentiert, z.B. hier: Matthias Thurau: Erschütterungen. Dann Stille.. Wer mich direkt unterstützen möchte und entweder bereits all meine Bücher besitzt oder einfach nur jemandem etwas Gutes tun will, kann mich direkt über meine Seite auf Ko-Fi.com unterstützen. Kleinste Spenden werden bereits dankbar entgegengenommen, nicht nur weil ich stets knapp bei Kasse bin, sondern auch als Geste der Wertschätzung, die ich (und andere) schlicht und ergreifend benötigen, um die Energie aufzubringen, um weiterzumachen.
Die Zukunft
Neben der Fortführung der laufenden Projekte (Blog, Buchensemble, Nikas Erben) werde ich mich auf mein Romanprojekt stürzen. Ursprünglich ist der Plan gewesen, es 2020 fertigzustellen und an Verlage/Agenturen zu verschicken. Stattdessen ist all das oben Erwähnte geschehen, was auch cool ist. Da ich bereits sämtliche bisher geplanten Blogeinträge bis Mitte April fertiggestellt habe, ist genügend Zeit für eine ordentliche Überarbeitungsrunde vorhanden. Auf dem Blog wird es zu jeder einzelnen Erzählung in Erschütterungen. Dann Stille. einen eigenen Blogeintrag geben. Veröffentlicht werden diese Texte dann jeweils samstags und mittwochs. Eventuell werden noch weitere, bisher nicht geplante Artikel hinzukommen. Wir werden sehen. Das große Projekt 2021 ist allerdings der zweite Roman. Die Rohfassung steht längst, aber es muss noch einiges daran getan werden. Packen wir’s an (oder so)!
Zu meiner großen Enttäuschung steht das Jahr 2020 im Zeichen einer globalen Pandemie, und das ist keine gute Voraussetzung für Konzerte. Stattdessen bin ich (noch) häufiger zuhause geblieben. Um dabei nicht (noch mehr) durchzudrehen, habe ich mir alte und neue Musik gesucht und empfehlen lassen. In diesem Jahresrückblick soll es um also um Songs und Alben gehen, die mein Jahr 2020 geprägt haben.
Alter Bestand
Die Bands, die ich 2019 gerne gehört habe und im musikalischen Jahresrückblick beschrieben habe, sowie jene, die ich auch vorher schon gehört habe, waren natürlich weiterhin Bestandteil des Musikrepertoires des Jahres 2020. Dazu zählen Genres wie Metal, Stoner, Sludge, Doom, ein wenig Punk, 70s Prog Rock, 60s Rock, Post Punk, Post Hardcore, Post Thrash, etwas Pop, etwas mehr Blues, Country, Western, Bluegrass, und ein kleines bisschen elektronische Musik. Wer sich generell für meinen Musikgeschmack interessiert, sollte im Klappmenü oder auf der Überblicksseite schauen. Nun weiter zum Jahr 2020 und seinen Einflüssen.
Workoutmusik
Üblicherweise trainiere ich zu einer Playlist aus hartem Metal, Hardcore und Punk. Aber in diesem Jahr habe ich festgestellt, dass ausgerechnet Happy Hardcore nochmal etwas mehr Leistung herauskitzeln kann. Das mag an der gebesserten Laune und der Nostalgie liegen oder an der Geschwindigkeit, aber es wirkt. Ob nun Charly Lownoise & Mental Theo, Dune oder Scooter, das kitschige Technogeballer hat mich zu neuen Höchstleistungen bewegt. Lieblingsmomente sind dann beispielsweise, wenn H.P. Baxxter I want to see you sweat ruft, während man ohnehin aus allen Poren schwitzt.
Dunkle Nostalgie
Happy Hardcore hatte ich hauptsächlich in meinen späten Kinder- oder frühen Teenagerjahren gehört: Mitte/Ende der 1990er. Etwas später war eine Goth-Phase angesagt. Vor einigen Jahren habe ich glücklicherweise einige Bands aus der Richtung für mich wiederentdeckt (Type O Negative, HIM, The 69 Eyes etc.). 2020 hatte ich dann erneut einen Goth-Lustschub, der bedient werden wollte. Dank meiner Kollegin Nika Sachs habe ich Kirlian Camera gefunden, die mir peinlicherweise zuvor unbekannt gewesen ist. Passenderweise – manche von euch werden wissen warum – habe ich im gleichen Zug auch wieder das Album Rebirth von Mechanical Moth zu hören begonnen. Schließlich habe ich mich der Vorband einer Vorband eines Konzertes des Jahres 2002 erinnert: Charon. Wikipedia erzählt mir, dass ich diese Band am 22.08.2002 gesehen haben muss, zusammen mit After Forever und Nightwish. Damals war ich gerade süße 17 Jahre alt. Gerade Charons Album Downhearted, das sie auf der Tour 2002 vorgestellt haben, lief 2020 wieder häufig bei mir.
Ganz neu (für mich)
2020 ist auch das Jahr guter Online-Musikempfehlungen gewesen. 4 davon werde ich vorstellen. Auf Twitter ist mir die Band Skott empfohlen worden. Einfühlsame Elektrotöne waren zuvor nie wirklich mein Ding. Doch manche Songs haben es mir angetan. Ganz vorne dabei sind Mermaid und Midas.
Ebenfalls elektronisch und doch ganz anders kommen Aesthetic Perfection daher. Eine schöne Mischung aus angeschmuddelter Verzweiflung und Musik, zu der man wunderbar strippen könnte. Wer möchte traurig in einem Käfig tanzen? Bitte hinten anstellen!
Weiter geht es mit Brutus. Diese Musikempfehlung ist eine von vielen, die ich von einer ganz besonders musikbegeisterten Person erhalten habe. Den Song War habe ich zuerst gehört und noch immer zählt er zu meinen Lieblingssongs von Brutus. Es ist wohl die Mischung aus Gefühl, Post-Irgendwas-Atmosphäre und Black Metal-artigem Brett, das mich überzeugt. Ich mag diese traurig-halbverzweifelten Gewaltlandschaften, die mich an Wutbesäufnisse in dreckigen Bars und gierige Küsse voller Hass, Abneigung und Leidenschaft erinnern. Zu empfehlen sind eigentlich alle Alben, aber müsste ich mich festlegen, würde ich Nest den Vorzug geben. Hört rein, legt los, geht mit!
Die vermutlich ungewöhnlichste Musikverliebung 2020 für mich ist Billie Eilish. Rein klanglich hauen mich die Bässe um. Aber auch textlich sind viele Songs ausgesprochen gut. Die Mischung macht’s bekanntlich. Bury a Friend ist ein gutes Beispiel für das, was ich an dieser Musik liebe. Es ist ein tanzbarer Song mit herrlichem Basssound (ich empfehle Kopfhörer oder eine dicke Anlage!), aber gleichzeitig haben die Lyrics einige zerstörerisch deprimierende Parts, allen voran die perfekte platzierte Zeile I wanna end me. Der Song Bury a Friend ist mein Songfavorit 2020. Ich hatte 2020 einige psychotisch-lange Ohrwurmnächte dank Billie Eilish und musste zeitweise aufhören, ihre Musik zu hören, um sie aus dem Kopf zu kriegen. Dennoch bin ich sehr froh, dass mir auch diese Künstlerin empfohlen worden ist. Danke an dieser Stelle an DuWeißtWerDuBist.
Kurz vor Ende noch mehr
Im Dezember sind noch weitere Entdeckungen hinzugekommen, die eigentlich keinesfalls neu sind. Ich habe endlich angefangen, Limp Bizkit,Linkin Park und Korn zu hören und zu würdigen. Irgendwelche diffusen und unbegründeten Abneigungen hatten mich jahrelang davon abgehalten. Endlich habe ich meine Feier-Palette wieder erweitern und Vorurteile abbauen können. Success!
Schließlich wurde ich noch an ein Album erinnert, das ich als Teenager besessen hatte und das einige großartige Songs enthält: The Score von Fugees. Neben (natürlich) Killing Me Softly und Ready or Not stehe ich sehr auf das Cover von No Woman, No Cry.
Fazit
Dieses Jahr ist nicht gut gewesen. Konzentriere ich mich allerdings rein auf die Musik, freue ich mich. Einige der Neu- und Wiederentdeckungen werden für lange Zeit zum Kunstschatz meiner Playlists zählen. Andere haben mir immerhin eine Weile viel Freude gemacht und werden es vielleicht hin und wieder erneut tun. Danke für die Empfehlungen!
Bereits Ende 2019 habe ich eine Reihe von Jahresrückblick-Blogartikeln veröffentlicht. Leider kann es 2020 aus offensichtlichen Gründen keinen Rückblick mit dem ThemaLive-Musik geben – ich war 1 mal im Ballett zu Jahresbeginn und auf 1 (als Zahl, um es zu betonen) Konzert, was in normalen Jahren eher eine Monatszusammenfassung wäre. Es hat 2019 auch Blogartikel über Gelesene Bücher und eigene Veröffentlichungen/Erfolge gegeben und zu meinem großen Vergnügen kann ich das 2020 wiederholen. Hier wird es also den Lektürerückblick 2020 geben.
Infos vorweg
Seit diesem Jahr arbeite ich beim Buchensemble mit und veröffentliche dort Rezensionen. Zuvor habe ich bereits auf dem eigenen Blog Buchbesprechungen hochgeladen (siehe entsprechenden Menüpunkt im Klappmenü rechts). Es folgt eine Liste der von mir gelesenen Bücher, bevor ich auf einige gesondert eingehe, die mir wichtig waren. Sofern ich Rezensionen zu den Büchern veröffentlicht habe (hier oder beim Buchensemble), werde ich diese verlinken. Manche Bücher sind mit abgebrochen markiert, andere mit beiseitegelegt. Die Werke der ersten Kategorie bleiben abgebrochen, diejenigen der zweiten bekommen höchstwahrscheinlich später noch einmal eine Chance. Sie sind möglicherweise aufgrund von besonderer (Un)Stimmung, Stress oder ähnlichen Gründen nicht weitergelesen worden. Ich möchte betonen, dass besonders die zweite Kategorie (beiseitegelegt) kein Werturteil darstellt!
Elisabeth Langgässer – Gang durch das Ried (abgebrochen)
Matt Dorff / Chris Koelle – Das Buch der Offenbarung (Graphic Novel)
Kenzaburo Oe – Eine persönliche Erfahrung (beiseitegelegt)
Peter Stamm – Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt
Michael Leuchtenberger – Caspars Schatten
Sjón – Der Junge, den es nicht gab (Rezension folgt 2021)
Michael Braun – Wem gehört die Geschichte?
Stjepan Sejic – Harleen
Anna Seghers – Der Ausflug der toten Mädchen
Hilde Domin – Nur eine Rose als Stütze (noch nicht durch)
Leo Perutz – Der Meister des Jüngsten Tages (Rezension folgt 2021)
Herfried Münkler – Kriegssplitter
Stephan Roiss – Triceratops (Rezension folgt 2021)
Adrian Daub – Was das Valley denken nennt
Hilmar Klute – Oberkampf (beiseitegelegt)
Andreas Speit (Hg.) – Reichsbürger: Die unterschätzte Gefahr (zum Zeitpunkt des Uploads noch nicht beendet)
Geänderte Lesegewohnheiten
Im Jahr 2020 habe ich anders gelesen als in den Jahren zuvor. Ich habe weniger Comics und Graphic Novels gelesen und bin jetzt brutal ehrlich, woran das liegt: 2019 habe ich nach Abschluss jeder größeren Arbeitsphase eine Art „Urlaub“ eingelegt, indem ich mich 1-2 Wochen lang mit kleinen Joints hingesetzt und dabei Comics/Graphic Novels gelesen habe. Das war eine Mischung aus Belohnung und Entschleunigung. Es hatte mir gutgetan, gerade weil ich mich niemals zudröhne und auch im restlichen Jahr nichts rauche. 2020 aber ist psychisch extrem belastend und ich hatte keine Lust auf drogeninduzierte Paranoia. Also habe ich es gelassen. Das hat meine Lesegewohnheiten geändert.
Ein andere und bewusstere Änderung besteht darin, dass ich 2020 mehr „neue“ Bücher gelesen habe. Bereits 2019 habe ich mich in dieser Richtung ein wenig umgestellt und das 2020 weitergeführt. Bisher habe ich es absolut nicht bereut. Warum ich früher Vorurteile gegen modernere Literatur hatte, kann ich nur auf fehlende Bildung und den albernen Literaturkanon + das uralte Gerade vom Kulturverfall schieben. Ich bin froh, dass ich mich wandele!
2020 habe ich außerdem mehr auf meine Ungeduld gehört und Bücher beiseitegelegt oder abgebrochen, die mir nicht gefielen oder die nicht in die Zeit passten, in der ich sie gelesen habe. Man muss sich nicht durch alles quälen, nur weil man es sich vorgenommen hat, und schon gar nicht, weil irgendjemand meint, man müsse ein bestimmtes Buch gelesen haben.
Besondere Bücher
Kokain & Liebeskummer
2020 war ein gutes Lesejahr, doch einige Bücher stachen aus verschiedenen Gründen heraus. Ich gehe lesechronologisch vor. Direkt zu Jahresbeginn habe ich das bisher beste Selfpublishing-Buch gelesen, das ich kenne, mit Schneepoet von Nika Sachs, nachdem ich kurze Zeit vorher noch ihre Novelle Namenlos gelesen hatte. Die Besonderheit von Schneepoet ist wohl, dass es mir selbst einige Verhaltensweisen erklärt hat, die ich in meinem Leben gezeigt, aber nie verstanden hatte. Es hat mich abgeholt. Definitiv lesenswert!
Der Roboterfisch
2019 durfte ich einer Lesung von Berit Glanz beiwohnen, in der sie aus Pixeltänzer vorgetragen hat. Abgesehen davon, dass sie eine sehr angenehme und intelligente Person zu sein schien, gefielen mir auch die gelesenen Passagen. Sie hat mit ihrem Roman dabei mitgeholfen, dass ich meine Meinung über moderne Romane geändert habe. Beim Buchensemble habe ich mit Magret Kindermann über Pixeltänzer diskutiert: Wie wichtig ist Figurentiefe? Seit der Lektüre habe ich außerdem Berits Twitteraccount sehr zu schätzen gelernt und bin zufriedener Abonnent ihres faszinierenden wöchentlichen Newsletters.
Freiheit & Schmerz
Die beste Graphic Novel des Jahres war für mich Blast von Manu Larcenet und das trotz (oder wegen?) der Heftigkeit vieler Passagen, vor denen hätte gewarnt werden sollen (wie ich es auch in der Rezension angemerkt habe). Es ist spannend zu sehen, was man mit relativ simplen Effekten wie farbigen Buntstiftszeichnungenn inmitten schwarzer-weißer Bilder auslösen (oder anrichten?) kann. Blast ist spannend und zerstörerisch, aber sollte aufgrund der (Neben)Themen aus den Bereichen psychischer Erkrankungen und sexueller Gewalt mit Vorsicht genossen werden.
Abschied
2020 ist für mich auch das Jahr der traurigen Bücher. Cees Nooteboom hat mit Die folgende Geschichte seinen Anteil an der herrlichen Misere. Ich bin üblicherweise nicht nahe am Wasser gebaut, aber Nooteboom hat mich erheblich näher ans nasse Element geschoben, als ich es gewohnt bin, und das mehr als einmal. Die langsam-triste Abschiedsstimmung des Buches hat mich gepackt und endgültig von Nooteboom überzeugt. Leider bin ich zu doof für seine Gedichte.
Zwischenbemerkung
Müsste ich die 4 Bücher nennen, die mir 2020 am meisten gefallen haben, wären das neben Die folgende Geschichte noch das als nächstes angesprochene Buch, Triceratops (dazu unten mehr) von Stephan Roiss, Schattenfuchs von Sjón (ebenfalls unten mehr) und Gnade von Toni Morrison. Ich bin unendlich froh, dass Bücher von Morrison bei meiner Mutter herumstanden und ich mich endlich an eines herangewagt habe. Im Lesestapel warten nun mehrere weitere von ihr. Die Mischung aus intelligenter Struktur, poetischer Betrachtung und Einfühlungsvermögen haben mich gepackt. Dazu darf man die Aktualität der Rassismusthematik nicht vergessen und die scheinbare Mühelosigkeit, in der Morrison Figuren verschiedenster Hautfarben, Hintergründe, sexueller Orientierung usw. ins Geflecht des Romans einbaut, ohne dass es jemals gezwungen wirken würde (was leider ein ständiger Vorwurf von Gegner*innen inklusiven Schreibens ist).
Schneegestöber
Ebenfalls Berit Glanz zu verdanken habe ich die Lektüre von Schattenfuchs von Sjón. Mehrmals hat die Autorin, die Skandinavistik studiert hat, erwähnt, dass ihr liebster Romanbeginn der von Schattenfuchs sei. Die umwerfend poetische Erzählstimme, das märchenhafte Erzählen, die Bilder schneebedeckter Wildnis und abgelegenen Dorflebens sowie die schicksalhaft wirkende nicht-chronologische Struktur des Romans haben mich absolut begeistert. Ich habe mir sofort alle Bücher von Sjón auf meine Kaufliste gesetzt und mit Der Junge, den es nicht gab bereits einen zweiten Roman aus seiner Feder gelesen, der zwar nicht 100 % mithalten kann, aber dennoch großartig ist.
Wie viele bin ich?
2020 ist auch das Jahr guter Empfehlungen. Kia Kahawa hat mir den Roman Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt von Peter Stamm empfohlen. Weder Peter Stamm noch seinen Roman hatte ich zuvor auf dem Schirm gehabt. Daher ist die verlinkte Rezension auch nicht von mir, sondern von Kia. Dem Roman steht die Frage zugrunde, die wir alle uns schon mindestens einmal gestellt haben: Was wäre, wenn ich XY im Leben anders gemacht hätte? Denken wir zu sehr über uns selbst nach? Inwiefern beeinflusst uns das wiederum? Gutes Buch. Sehr lesenswert.
Kurz & schön
Im Blogeintrag über Kurzprosa habe ich davon geschwärmt, wie gute Autor*innen – „gut“ in der entsprechenden Form, denn Romanciers machen andere Dinge großartig – ganze Schicksale auf wenigen Seiten darstellen können. Anna Seghers hat das mit Der Ausflug der toten Mädchen geschafft und zwar in vielfacher Hinsicht. Während man einen guten Eindruck des Lebens der Erzählerin erhält, bekommt man auch Einblick in die Leben ihrer Mitschülerinnen, der Lehrerinnen, der Jungs einer anderen Klassen und deren Lehrer, wie sie im Naziregime aufgestiegen oder abgestiegen, mächtig geworden oder gestorben sind. Die Mischung aus einem Schulausflug und den Schicksalen ganz normaler deutscher Kinder, die im Dritten Reich keine Kinder mehr waren, ist so gelungen wie schmerzhaft. Ich werde in Zukunft mehr von Anna Seghers lesen.
Wir sind gepanzert
Im Dezember hatte das Jahr 2020 noch ein hervorragendes Buch auf Lager, das tatsächlich erst 2020 erschienen ist. Triceratops von Stephan Roiss ist 2020 für den Deutschen Buchpreis nominiert gewesen. Hätte es gewonnen, ich hätte mich nicht beschwert. Neben der Nominierung hat mich hauptsächlich ein Tweet von Saša Stanišić inspiriert, Triceratops zu lesen:
Das beste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe. Das Buch einer Krankheit und einer Kindheit unter Krankheit. Das Buch einer Bewältigung und dem ständigen Überwältigtsein. „Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt.“ pic.twitter.com/tsJNBE5aZ5
Ob es für mich auch das beste Buch ist, das ich dieses Jahr gelesen habe, weiß ich nicht recht zu sagen, aber es ist ganz oben mit dabei. Es ist das traurigste und Trauergänsehaut-erzeugendste Buch, das ich jemals gelesen habe. Es ist so so traurig und genau so gut.
Fazit
2020 war für die Tonne. Es war psychisch verheerend und in vielerlei Hinsicht nicht gut. Aber ich habe gute Bücher gelesen und das ist etwas wert. F*ck dich, 2020, aber danke für deine Bücher!
Über das Suchen und Finden passender Figurennamen.
In diesem Blogeintrag werde ich mich mit Namen in der Literatur beschäftigen. Es wird um die Suche nach ihnen und die Gründe für ihre Verwendung in eigenen und fremden Werken gehen. Ich fange an mit meiner üblichen Vorgehensweise auf der Suche nach Figurennamen und bespreche anschließend einige Beispiele aus bekannten Büchern und meinen bisherigen Veröffentlichungen.
Nomen Est Omen
Namen und ihre Träger*innen gehen eine sonderbare Symbiose ein. Immer scheinen sie zueinander zu passen. Die Person scheint bereits früh zu einem Horst, einer Claudia, einem Matthias oder einer Anna zu werden. Gleichzeitig assoziieren die Menschen in der Umwelt der Person fortan den gegebenen Namen mit der Person, vergleichen also neue Horsts, Claudias usw. mit dieser. Die Namensträger*innen verändern sich und verändern die von ihren Namen ausgelösten Assoziationen, aber Erwartungshaltungen der Umwelt bleiben grundsätzlich bestehen, auch wenn diese sich ebenfalls wandeln.
Als ich ein jüngerer Mensch war, konnte man die Namen Kevin oder Marvin fast als Beleidigung verwenden und alle Kevins/Marvins, die man kennenlernte, schienen die Vorurteile zu bestätigen. Heutzutage sind diese Namen gängiger und weit weniger belastet. Die Kevins und Marvins der Welt haben gute PR-Arbeit geleistet. Vermutlich sind es die gleichen Kevins und Marvins, die man früher für etwas langsam gehalten hat, weil sie eben Kevin und Marvin hießen, die heute nicht weniger intelligent wirken als jeder dahergelaufene Cornelius. Diese Verknüpfungen zwischen Namen und angeblicher Bedeutung dieser Namen, Rückschlüsse, die man automatisch zieht, Vorurteile usw. sollte man mitdenken, wenn man Figuren benennt – und vielleicht auch bei, wenn man Kinder benennt, denn es diese Assoziationen haben reale Konsequenzen, beispielsweise werden Kinder mit Namen, die man mit bildungsfernen Milieus gleichsetzt, häufig schlechter benotet für die selbe Leistung als Kinder mit anderen Namen.
Namen müssen (zu) ihren Figuren passen
Bevor ich einen Namen für eine Figur suche, muss ich mehr über die Figur wissen. Alter, Geschlecht (hier geht natürlich auch die bewusste Entscheidung für einen Namen, der keine direkten Schlüsse zulässt), Bildung usw. Hier muss man sich mit Vorurteilen abfinden, weil man mit Assoziationen arbeitet. Die meisten Leser*innen werden eine Cindi für weniger gebildet halten als eine Angelika – das angesprochene Kevin-Marvin-Cornelius-Problem. Natürlich kann man genau mit diesem Widerspruch spielen, aber auch dafür muss man sich zuvor entscheiden. Ähnliches gilt für das Alter einer Figur. Ein Helmut wirkt eindeutig älter als ein Finn. Haben wir mindestens diese Infos zur Figur zusammen, können wir weitergehen. (Gehen wir zunächst davon aus, dass wir keine tiefere Bedeutung in den Namen stecken. Beispiele dafür kommen aber später noch.)
Namenssuche
Die einfachste Variante der Namenssuche/-entscheidung ist eine spontane Assoziation. Manchmal steht der Name einfach plötzlich da. Und fertig. Wenn er passt, passt er.
Ich brauche meist ein wenig Zeit und mehrere Optionen. Haben wir Alter, Geschlecht und Wirkung geklärt, können wir suchen. Google hilft. „Jahrgang + beliebte Vornamen“ eingeben und man findet etliche Seiten mit den X beliebtesten Vornamen des angegebenen Jahrgangs, aufgeteilt nach männlich und weiblich. Es kommt selten vor, dass ich unter den Top 10 Namen keinen (zu allen Maßgaben) passenden finde. Am wichtigsten ist immer die richtige Assoziation: Hat der Name allein bereits eine Wirkung, die der Figur Leben einhaucht? Wen stellt ihr euch vor, wenn ihr von Rainer, Max, Ilse oder Nici hört? Oder wären Drago, Waldemar, Nicolette, Arian besser?
Natürlich kommt es auch auf euer Genre an. Dass meine Suche nicht gut für Fantasy- und Sci-Fi-Namen funktioniert, ist auch klar, oder man müsste die gefundenen Namen abwandeln und ans Genre anpassen. Das könnte gehen.
Namen mit Konzept
Es gibt viele Gründe, um Figuren Namen zu geben, die eigene Inhalte vermitteln, einem Programm folgen oder nach realen Personen oder literarischen Figuren klingen. Im Blogeintrag über Hommagen beziehungsweise im vorangegangen Themenartikel fürs Buchensemble hatte ich bereits den Bibliothekar Jorge in Der Name der Rose von Umberto Eco erwähnt, der eine Hommage an den Autor Jorge Luis Borges darstellt und daher Jorge heißt. Es steckt also ein Konzept hinter der Benennung der Figur (und vielen weiteren ihrer Eigenschaften). Franz Kafka, der viele seiner Figuren lediglich „K.“ nannte, folgte damit auch einem Konzept, einem kaum versteckten Selbstbezug. Als ich wiederum eine Figur in Das Maurerdekolleté des Lebens „K.“ genannt habe, bezog ich mich damit auf Kafka und seine Figurenbenennung.
Neben derartigen und ähnlichen Bezügen zwischen Namen gibt es natürlich noch die jene Figurennamen, die versteckte Bedeutungen haben und nicht Namen um des Namens Willen sind. Im Folgenden gehe ich auf einige Figurennamen aus meinen Werken ein. Gelegentlich wird gespoilert, aber das versuche ich in ertragbaren Grenzen zu halten.
Namen in Sorck
Beginnen wir im Zentrum. Martin Sorck, Protagonist meines ersten Romans Sorck, trägt seinen Namen nicht ohne Grund, wenn auch kein besonders ausgeklügeltes System dahintersteckt. Martin heißt er aufgrund der relativen Ähnlichkeit zu meinem eigenen Vornamen. Mein erstes Buch, meine erste Veröffentlichung, ein großes Ziel, auf das ich lange hingearbeitet habe. Natürlich musste dieser für mich monumentale Schritt eine klare Beziehung zu mir aufweisen. Mögliche weitere Parallelen zwischen mir und der Figur Martin Sorck verschweige ich an dieser Stelle. Sein Nachname kommt übrigens vom Sorck- oder Sorkc-Modell, das in der Verhaltenstherapie eingesetzt wird. Martins Geschichte ist eine Art Therapie für ihn, eine Sinnsuche und ein Kampf mit sich selbst. Außerdem klingt Sorck ein wenig nach „Sorge“, was der durchaus passende Ton für dieses Buch ist.
Auf Eva bin ich in einem eigenen Blogartikel eingegangen: Sorck: Eva. Auch auf die Frau Major, ihren Titel und Namen habe ich einen kompletten Artikel verwendet: Sorck: Frau Major. Eine wichtige Figur, die, sofern mich mein Gedächtnis nicht täuscht, noch so gut wie gar nicht aufgetaucht ist in meinen Blogtexten, ist Moses Arsonovicz. Es stand früh fest, dass diese Figur in die Geschichte gehört. Kurz darauf habe ich bei einer Autofahrt aus dem Fenster gesehen und eine etwas andere Schreibweise des Nachnamens gelesen. Dabei hatte ich sofort eine Assoziation: Arson-ovicz → Arson (engl.) = Brandstiftung. Feuer spielt eine wichtige Rolle in Sorck, daher passte der Name hervorragend. Da außerdem viele Namen und Vergleiche im Buch aus der Mythologie oder der Religion stammen und Moses Arsonovicz eine Art Spiegelfigur für Martin Sorck ist, so wie Moses in der Bibel für Jesus Christus (Vorwegnahme des Neuen Testaments im Alten Testament usw.), schien es mir nur logisch, dass ich Herrn Arsonovicz den Vornamen Moses geben würde. Damit stand auch nichts mehr der etwas irrsinnigen Buffet-Szene im Wege, in der Moses sich einen Weg durch das Meer hungriger Gäste bahnt wie, na ja, Moses durch das Rote Meer eben.
Namen in Das Maurerdekolleté des Lebens
Neben dem bereits oben erwähnten K. gibt es in Das Maurerdekolleté des Lebens nur einen weiteren Namen: Theo. „Theos“ im Griechischen bedeutet „Gott“. Es gibt zwei Gründe oder Varianten, warum ich Theo ausgerechnet Theo genannt habe. Die interessantere Variante lautet, dass Theo den gleichen Tag in mehreren Versionen durchlebt, verschiedene Möglichkeiten austestet, auch wenn er sich nicht daran erinnern kann, und dieses Privileg Menschen üblicherweise, soweit wir wissen, nicht gegeben ist. Gott wiederum, sofern man der christlichen Mythologie glaubt, kann und weiß alles, also auch dieses. Es gibt natürlich eine Ausnahme unter den Menschen: Autor*innen. Alle Literatur ist eine unendliche Studie in Möglichkeiten. Nicht umsonst sind wir Schöpfer*innen neuer, anderer, besserer und schlimmerer Welten. Damit wäre Theos Reise durch die Möglichkeiten eines Tages so etwas wie ein Symbol für das literarische Denken. Die Frage „Was wäre wenn?“ in Ausschnitten beantwortet, verdreht und in einem Namen verkörpert.
Die stupidere Variante lautet, dass ich, als ich mein Abitur im Abendgymnasium nachholte, einer Sitznachbarin erklärte, was das „Theo“ in „Theologie“ bedeutete, und sie mich fortan, weil ich ihrer Meinung nach alles wüsste, durchaus als Kompliment gemeint, gelegentlich Theo nannte. Damit hätte ich mich wiederum unaufdringlich selbst eingebracht (wie bereits beim vorher erwähnten Martin).
Namen in Erschütterungen. Dann Stille.
Es wird kaum verwundern, dass ich es auch in Erschütterungen. Dann Stille. nicht lassen konnte, mich selbst oder meinen Namen zu verbauen. In der Erzählung Der Spinner spiele ich neben anderen Dingen mit der Idee von Identität und mit der Kommunikation zwischen Autor*in und Figur – zusammengeknotet durch Surrealismus und ein wenig Multiversumstheorie. Um das Chaos zu komplettieren oder wenigstens das Identitätsspiel auf die Spitze zu treiben, habe ich den Protagonisten der Rahmenebene Matthias genannt. Er wiederum nennt Figuren, die er schreibt Mathias, Mateusz usw., nutzt also andere Schreibweisen oder anderssprachige Versionen des gleichen Namens. Details dazu wird es im passenden Blogeintrag im Januar geben. Zu jeder einzelnen Geschichte aus Erschütterungen. Dann Stille. wird es einen Artikel geben, weshalb ich hier nur anreiße, dass es im Buch Namensbezüge zu Robinson Crusoe, Caspar David Friedrich, Hannah Arendt und weiteren Personen oder Dingen gibt. Schaut mal rein, damit ich die ganze Denkarbeit nicht umsonst gemacht habe!
Fazit oder so
Irgendwo bei Jorge Luis Borges habe ich von der Macht der Namen gelesen. Davon, dass, als der Teufel aus dem Himmel verbannt worden ist, er einen Teil seines Namens und damit einen Teil seiner Macht einzubüßen hatte. Davon, dass derjenige Macht über den Golem hatte, der ihm einen Namen in die Stirn ritzte oder ihn wegwischte. Davon, dass der Name Gottes den Wissenden Macht bringe. Von der doppelten Namensgebung der alten Ägypter: einen öffentlichen und einen geheimen Namen. Wäre mein Gedächtnis ein besseres, hättet ihr den Vorteil einer Zusammenfassung. So verweise ich euch auf Borges’ Essays. Lest sie einfach alle, dann macht ihr nichts falsch!
Wie man als Selfpublisher*in in die Zeitung kommt und wie ein Pressetermin abläuft.
Am 07.12.2020 ist auf der Seite der Ruhr Nachrichten ein Artikel über mein neuestes Buch Erschütterungen. Dann Stille. erschienen. Bereits am folgenden Tag wurde der Artikel mit der Printausgabe verteilt. Aufgrund von Kooperationen war der Bericht nicht nur in dieser Zeitung, sondern auch beispielsweise in der Westfälischen Rundschau zu lesen. Bevor ich erkläre, wie es dazu gekommen ist, welche Informationen für die Zeitung interessant sind, wie das Gespräch abgelaufen ist und welche Konsequenzen der Artikel für mich hatte, poste ich den Link zur Online-Ausgabe. Leider versteckt er sich hinter einer Paywall:
Der Artikel ist bereits der dritte über mich und meine Bücher in der Ruhr Nachrichten. Bereits beim ersten Bericht, der sich mit dem Roman Sorck beschäftigte, hatte ich einen Blogartikel verfasst. Auch beim zweiten Zeitungsartikel, der sich um Alte Milch drehte, folgte ein Blogartikel. Diese Information ist vielleicht ganz interessant, wenn es darum geht, wie einfach es diesmal trotz minimaler Komplikationen wieder gewesen ist, einen Platz in der Zeitung zu ergattern.
Der Kontakt
Für den ersten Artikel hatte ich sämtliche in der Gegend aktiven Zeitungen kontaktiert, ähnlich wie man es mit passenden Buchblogs macht, um rezensiert zu werden. Leider hatte nur die Ruhr Nachrichten geantwortet. Als es diesmal darum ging, Erschütterungen. Dann Stille. außerhalb meiner Reichweite auf Twitter und dem Bekanntenkreis zu vermarkten, habe ich gar nicht erst überall nachgefragt, sondern mich nur bei meinem Kontakt für die ersten beiden Artikel gemeldet.
Journalist*innen sind auch nur Menschen. Außerdem sind sie schreibende Menschen. Damit sind sie uns literarischen Autor*innen nicht unähnlich. Entsprechend sind wir (der Journalist Marc D. Wernicke und ich) damals recht schnell zum Du übergegangen und konnten uns nach dem ersten professionellen Gespräch auch über andere Dinge unterhalten. Man könnte das Networking nennen, aber ich glaube, wir beide haben uns einfach als Menschen verstanden, und das ist immer die beste Basis. „Leider“ (das heißt, er hat gute Gründe und ist glücklich) ist Marc aus Deutschland weggezogen. Dennoch stellte er nach meiner Information, dass ein neues Buch veröffentlicht worden ist, sofort den Kontakt zur Journalistin Alexandra Wachelau her, die sich wiederum noch am gleichen Tag meldete. Damit war der Anfang längst gemacht.
Ablauf
Ich bin ein nervöser Mensch. Neben anderen Gründen schreibe ich diesen Artikel, weil ich genau weiß, dass es mir ungemein hilft, wenn ich im Vorfeld weiß, wie Dinge genau ablaufen. Das nimmt einen Teil der Unsicherheit aus dem Spiel. Für alle, denen es genau so geht, ist dieser Abschnitt des Blogeintrags. Wie es damals ablief und wie nervös ich da war, kann man am besten im Artikel über Sorck nachlesen: Sorck: Ein Zeitungsartikel. In Zeiten der Pandemie ist der Ablauf wie alles andere etwas anders.
Der Kontakt war hergestellt. Nun folgten zunächst E-Mails. Es mussten die Grundlagen geklärt werden. Während der Pandemie wollen auch Journalist*innen nicht ihr Leben riskieren, um Content liefern zu können. Absolut verständlich. Daher wurde von einem Treffen abgesehen und ein Telefonat vereinbart. Ich hasse Telefonate mit Fremden, aber ich finde den Gedanken schlimmer, dass mein Buch nicht verkauft und gelesen wird. Da es sich tatsächlich nicht gut verkauft, leide ich hier doppelt. Danke für Nichts, 2020. Weiter im Text.
Da ich keine große Reichweite habe, waren weder mein Name noch meine Arbeit bei der Journalistin bekannt. Nachvollziehbar. Aber da niemand gern unvorbereitet in Gespräche startet, hatte ich mehrere Blogartikel in den E-Mails verlinkt – generelle Infos zum Buch, Leseproben – und habe mich bereit erklärt, weitere Infos nachzuliefern, falls Interesse bestünde. Auch habe ich ein Autorenfoto mitgeschickt, da auch Fotograf*innen ihre Gesundheit nicht für ein Bild riskieren möchten, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Zum Foto kommen wir nachher.
Welche Infos interessiert die Presse?
Die Frage ist im Grunde leicht zu beantworten: Alles, was ein Buch außergewöhnlich macht, ist interessant. Alleinstellungsmerkmale – ob nun Alleinstellungsmerkmale des Buches oder des/der Autors/Autorin, ist egal – sind interessant. Eine Erkenntnis hat mich bei allen Zeitungsartikeln vor zu großer Nervosität bewahrt, und zwar, dass die Journalist*innen und die Zeitung kein Interesse daran haben, das Buch oder mich schlecht zu machen. Sie brauchen Content und müssen im Bericht mehr oder weniger bestätigen, dass die Sache, über die sie berichten, berichtenswert ist. Ansonsten würden sich Leser*innen fragen, warum sie das Zeug überhaupt lesen. Kein*e Journalist*in wird in einem Fall wie meinem schreiben, dass es das Buch gäbe, es aber nicht lesenswert sei. Warum dann der Bericht? Wäre ich bereits berühmt, sähe es anders aus. Dann könnte man mit Verrissen Aufmerksamkeit erzeugen.
Daraus kann man weiter schließen, dass alles, was verkaufsfördernd oder gut fürs Marketing ist, auch interessant für die Presse ist: Alleinstellungsmerkmale. Es nicht einmal besonders wichtig, ob die erwähnten Eigenschaften überhaupt Alleinstellungsmerkmale darstellen, sondern nur, ob sie als solche aufgefasst werden könnten. Ein Beispiel wäre, dass ich nicht der Meinung bin, dass Figuren oder Ich-Erzählinstanzen, deren Geschlecht ungeklärt bleibt, im Jahr 2020 noch Alleinstellungsmerkmale darstellen oder darstellen sollten, auch wenn ich in Erschütterungen. Dann Stille. zum ersten Mal bewusst damit gearbeitet habe. Dennoch ist der Gedanke – nicht nur, dass es so gehandhabt werden könnte, sondern auch, dass man darüber überhaupt nachdenken oder darauf achten könnte; der komplette Diskurs eigentlich – für viele Menschen fremd oder neu und daher erwähnenswert für die Zeitung.
Kurz: Denkt darüber nach, was den Zeitungsleser*innen neu oder interessant erscheinen könnte, bevor ihr in ein Gespräch geht! Das gibt euch Sicherheit und (was mir bei derart nervösen Angelegenheiten wichtig ist) es verkürzt das Gespräch immens. Damit möchte ich übrigens nicht sagen, dass das Gespräch an sich unangenehm gewesen wäre, denn es lief sehr freundlich ab, sondern dass Telefonate mit Fremden generell unangenehm sind für mich.
Das Gespräch
Auch wenn man nicht vergessen sollte, dass Journalist*innen „nur“ Menschen sind, sollte man auch daran denken, dass sie im Gespräch ihren Job erledigen und dafür nicht unendlich viel Zeit haben. Das finde ich beruhigend. Eine aus reiner Neugierde interessierte Person hat potenziell keinen Endpunkt für das Gespräch im Kopf. Das Interesse würde mich freuen, aber die Endlosigkeit wäre anstrengend.
Es gibt einen vorgefertigten Fragenkatalog, der sich auf den Infos aufbaut, die man zuvor liefert oder die anderweitig recherchiert werden. Man kann also das Gespräch im Vorfeld manipulieren/beeinflussen, indem man entsprechende Informationen liefert. Aber wie läuft es dann konkret ab?
Während es im direkten Gespräch oft mit Smalltalk beginnt, kommt man im Telefonat schneller auf den Punkt. So ist es jedenfalls diesmal gewesen und so würde ich es selbst auch handhaben. Begrüßung, Frage, Antwort, Frage, Antwort, Witzchen, aufgelockerte Stimmung, Frage … Das bedeutet (für alle andere Nervösen da draußen): Wenn es nicht anders geht, beantwortet man nur extrem knapp alle Fragen und bringt es hinter sich. Das geht. Ich bin nur knapp daran vorbeigeschlittert.
Am Ende des Gesprächs gibt es immer noch die eine letzte Frage: „Haben Sie noch etwas, das Sie über Ihr Buch sagen wollen?“; oder: „Möchten Sie noch etwas hinzufügen?“ Sofern ihr beim Gespräch das Gefühl gehabt haben solltet, dass wichtige Punkte untergegangen sind, ist das eure Chance. Diesmal hatte ich sogar noch eine weitere Chance.
Nachbearbeitung & Das Foto
Mein übliches Autorenfoto, das man immer mal wieder online sehen kann, hatte ich auch zu Alexandra Wachelau geschickt. Allerdings hatte ich mir bereits gedacht, dass das ein Problem sein könnte. Zeitungen veröffentlichen ungern Fotos, deren Rechte sie nicht besitzen. Außerdem pflegen Zeitungen einen bestimmten Stil, den sie beibehalten wollen. Lokalzeitungsfotos erkennt man. Daher ist ein professionell geschossenes und offensichtlich gestelltes Foto problematisch.
Dieses Problem haben wir am Ende des Telefonats thematisiert. Da ich am nächsten Tag Besuch von einem guten Freund, der übrigens auch immer einen Anteil an der relativen Fehlerfreiheit meiner Bücher hat, erwartete, konnte ich versprechen, dass ich Fotos in einem passenderen Stil nachliefern würde. Das wiederum hat mir zusätzliche Bedenkzeit gegeben, um das Telefonat zu verarbeiten und darüber nachzudenken, was ich vergessen haben könnte. Zwei Tage nach dem Gespräch also habe ich das Foto und nachgelieferte Informationen verschickt. Damit war die Sache aus meiner Hand. Weitere zwei Tage später ist der Artikel online gewesen.
Glänzende Augen
Der Grund für den halbwegs selbstbewussten Gesichtsausdruck und den Glanz in den Augen auf dem Foto hat einen Namen: Jack Daniels. Missversteht das bloß nicht als Aufforderung! Ihr seht nicht besser aus und redet nicht klügeres Zeug, wenn ihr trinkt. Es kommt euch höchstens so vor. Allerdings kann ich nicht anders, als daran zu denken, dass mein Gesicht nur so aussieht, wie es auf dem Foto aussieht, weil ich bereits eine Weile vorher zu trinken angefangen hatte. Vielleicht sehe ich nüchtern besser aus. Ich weiß es nicht. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden.
Tipp zum Foto: Solltet ihr ebenfalls selbst ein Foto besorgen müssen, fragt vorher nach dem Format! Ruhr Nachrichten verwendet üblicherweise Querformat, aber ich hatte Hochformat geliefert. Das ist übrigens der Grund, warum das Buch nicht (vollständig) zu sehen ist – je nach Ausgabe ist es mal gar nicht und mal nur die Kante zu sehen.
Konsequenzen und Gründe
Als Autor möchte ich bekannt werden und letztendlich vom Schreiben leben können. Das ist mein Traum. Ohne diesen Traum wäre ich nie auf die Idee gekommen, mich durch einen derartigen Strudel der Nervosität zu zwingen. Allerdings ist mir bewusst, dass ich viel Zeit, Mühe und Ambiguitätstoleranz benötige, um mein Ziel zu erreichen. Leider kann ich daher hier nicht davon berichten, dass ich nach jedem Zeitungsartikel stapelweise Bücher verkaufen würde. Allerdings steigen die Verkaufszahlen ein wenig. Für mich ist ein solcher Artikel hauptsächlich eine Investition in die Zukunft. Man liest meinen Namen in Verbindung mit Literatur. Idealerweise passiert das immer wieder. Auf Twitter, auf meinem Blog, auf anderen Blogs, beim Buchensemble , in der Zeitung, bei Interviews oder man hört ihn bei Podcasts. Irgendwann, hoffe ich, sieht man ein Buch von mir irgendwo, und denkt: Den Namen kenne ich. Das reicht manchmal schon.
Von allem Verkaufskram abgesehen tun ein solcher Zeitungsartikel und seine Auswirkungen einfach gut. Man nennt mich öffentlich „Autor“. Menschen kommen auf mich, meine Familie und meine Freund*innen zu und sagen: „Matthias ist in der Zeitung, großartig!“ Das streichelt das Ego. Manchmal braucht man als Autor*in diese kleinen Streicheleinheiten, selbst wenn man eigenständig dafür gesorgt hat. Genießt das! Sowas tut euch gut und macht die Arbeit besser, es gibt Energie für weitere Projekte und bringt Anerkennung. Impostor Syndrome ist bei Autor*innen weit verbreitet und das ist ätzend. Mir geht es oft genug so. Daher erzwinge ich manchmal Momente des Stolzes und der Anerkennung. Das muss sein. Ich weiß, was ich kann. Ich muss nur mich und die Welt daran erinnern.
Was alles an einem Buch zu tun ist, bevor es wirklich druckreif ist, war mir nicht bewusst, bevor ich mich für Sorck ins Thema eingearbeitet hatte. Neben dem Cover, über das ich bei Sorck, Das Maurerdekolleté des Lebens und Erschütterungen. Dann Stille. eigene Blogeinträge verfasst habe und das für den ersten äußeren Eindruck verantwortlich ist, müsste (vom kompletten Inhalt des Buches mal abgesehen) besonders der Buchsatz erwähnt werden, der für den Lesefluss und den optischen Eindruck des Buchinneren sorgt. Darum soll es heute gehen: Buchsatz. Dies wird keine detaillierte Anleitung, aber der Blogeintrag enthält Tipps und Hinweise und hilft hoffentlich der ein oder anderen Person da draußen.
Grundsätzliches
Vielleicht ist manchen Leser*innen nicht bewusst, was mit Buchsatz (hier) alles gemeint ist. Im Rahmen der Arbeit am Buchsatz legt man den grundsätzlichen Aufbau des Buches (Buchblock) fest beziehungsweise sorgt dafür, dass das Buch den gängigen Aufbau (Schmutztitel, Haupttitel, die jeweiligen Rückseiten, z.B. mit Impressum) besitzt, legt Schriftart, Schriftgröße, Zeilenabstände, Seitenabstände usw. fest.
Wofür ist das alles wichtig? Einerseits sollte ein Buch auch im Selfpublishing professionell aussehen. Schaut man in eine Leseprobe und sieht ein rohes Werk aus Flattersätzen und ohne Schmutztitel, wird man sich fragen, ob sich die/der Autor*in auch inhaltlich so wenig Mühe gegeben hat. Wir hätten also ein Kaufargument. Andererseits ist ein guter Buchsatz wichtig für den Lesefluss. Damit haben wir ein Qualitätsargument. Hat ein Text am Ende jeder Zeile einen Wortumbruch oder mehrmals die gleiche Buchstabenkombination in mehreren Zeilen hintereinander, kommt es zu Effekten wie diagonalen Gassen auf den Seiten, gibt es Worttrennungen am Ende einer Seite oder muss man für das allerletzte Wort im Kapitel umblättern, stört das den Lesefluss und damit den Lesegenuss immens. Man stolpert, bleibt hängen, muss mehrmals lesen und verliert mit der Zeit das Vergnügen am Buch. Der Buchsatz ist also wichtig und sollte nicht unterschätzt werden.
Möglichkeiten
Die wenigsten werden wie ich beim ersten Werk Ahnung haben von allem, was zur Veröffentlichung gehört. Besonders als Selfpublisher*in ist das kritisch, weil man alles selbst zu machen hat. Selbst mit der Bestrebung, sich alles anzulesen, wird man nicht alles lernen, wird vieles übersehen oder einfach nicht herausfinden, bevor es zu spät ist und die Fehler im Buch sind. Das geht vermutlich allen so.
Als ich Sorck vermeintlich zur Veröffentlichung bereit hatte, musste ich mit Erstaunen feststellen, dass noch viel zu tun war. Geduld und Kraft waren allerdings fast am Ende und ich brauchte wirklich Urlaub. Daher habe ich mich mit dem Thema Buchsatz damals gar nicht mehr befasst und den Auftrag für einen professionellen Buchsatz an Kia Kahawa, die auch das Korrektorat übernommen hat, vergeben, während ich mich nach Griechenland absetzte für einige Tage. Von anderen erledigter professioneller Buchsatz hat den Vorteil, dass das Ergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit eben professionell ist und dass man Zeit und Nerven spart. Diese Option hat den geringsten Stressfaktor, aber kostet auch das meiste.
Es gibt übrigens Firmen, die einen extrem professionellen – irgendwie musste ich das ja steigern – Buchsatz anbieten und für den man etwa die gleiche Summe bezahlt wie für ein komplettes Lektorat. FürAlte Milch hatte ich mich informiert, wer den Buchsatz für den Lyrikband (und auch die anderen Bücher) von Hermann Burger in der Gesamtausgabe von Nagel & Kimche übernommen hatte. Diese Ausgaben sind großartig. Design, Papierstärke und Buchsatz sind hochprofessionell. Sogar ohne den Inhalt sehr ansprechend. Die Firma Satz für Satz habe ich kontaktiert und nach Preisen gefragt. Nun, ich verkaufe im Jahr nicht genug, um den Buchsatz zu bezahlen. Also habe ich den Buchsatz selbst erledigt und zwar mit gängigen Schreibprogrammen. Später folgen noch weitere Möglichkeiten, um einen guten Buchsatz günstig oder kostenlos zu gestalten.
Buchsatz mit Word, Open Office usw.
Würde ich für Prosa nicht empfehlen. Aber meiner Erfahrung nach haben wenige Anbieter von professionellem Buchsatz Ahnung von Buchsatz für Gedichtbände. Das liegt vermutlich daran, dass sich Lyrik furchtbar schlecht verkauft und Dichter*innen keine Kohle haben für derartige Dienste. Will man also einen ordentlichen Buchsatz für Lyrik erstellen, kann man das kostenlos (oder ohne zusätzliche Kosten) am besten mit einem gängigen Schreibprogramm wie Word oder Open Office erledigen. Zwar kann man auch SPBuchsatz, um das es nachher gehen wird, nutzen, jedoch gibt es bisher keine ausdrückliche Unterstützung von Gedichten durch spezielle Befehle – soll aber noch kommen!
Für den Buchsatz mit Word, Open Office etc. sollte man zunächst die gewünschten Seitenformate einrichten, wie sie im fertigen Buch erscheinen sollen. Anleitungen dafür findet man vielfach im Internet. Danach muss man entscheiden, wie die Gedichte am besten wirken und wie man es bewerkstelligt kriegt, dass alle Verse auch Verse bleiben und nicht verrutschen. Wer lange Verse verwendet, wird fummeln müssen. Alles zentriert zu setzen, wirkt übrigens etwas ungeschickt. Am besten schaut man mal in mehrere Gedichtbände und richtet sich nach der schönsten Version.
Andere Programme
Mit InDesign kann man einen guten Buchsatz zaubern, aber das Programm habe ich nie benutzt, weil es für meine Verhältnisse sehr teuer ist und man damit umgehen können muss. Mit Sicherheit gibt es noch weitere Programme, aber auch von denen habe ich keine Ahnung.
SPBuchsatz
Karl-Heinz Zimmer hat für Selfpublisher*innen, die ihren Werken einen professionellen Buchsatz verpassen wollen, aber kein Geld für teure Programme oder Anbieter*innen haben, ein Programm gebastelt und stellt es kostenlos zur Verfügung. SPBuchsatz habe ich für die Limited Edition Printversion von Das Maurerdekolleté des Lebens genutzt und war sehr zufrieden. Daher habe ich nicht gezögert und SPBuchsatz auch für den Buchsatz von Erschütterungen. Dann Stille. verwendet. Zwar muss man sich ein wenig in das Programm einarbeiten, aber das ist wohl normal. Außerdem hilft Karl-Heinz Mutuals (Leuten, die ihm auf Twitter folgen und denen er folgt) schnell, effektiv und freundlich. Anderen wird er vermutlich auch helfen, wie ich ihn einschätze. Was aber wichtiger ist: Das Ergebnis stimmt.
SPBuchsatz baut das Buch auf, wie es standardmäßig aufgebaut zu sein hat (mit Optionen wie z.B. Inhaltsverzeichnis vorne oder hinten, Hinweis auf Content Warnings, Danksagung etc.) und hat Automatismen eingerichtet für Schusterjungen, Hurenkinder und andere Buchsatzhässlichkeiten. SPBuchsatz spuckt dann eine PDF-Datei aus mit jeder Menge Markierungen an Stellen, die noch der Feinkorrektur bedürfen. Am Ende steht ein wirklich gutes Produkt, ein Buchsatz wie man ihn (leider) teilweise bei Verlagen nicht findet. Nehmt euch mindestens 1-2 Wochen Zeit für alles, lest die Blogartikel von Karl-Heinz durch und lasst euch nicht zu schnell frustrieren, dann werdet ihr mit dem Ergebnis zufrieden sein.
Fazit
Als Selfpublisher*in muss man viel lernen. Das ist das Problem der Freiheit. Keine Abhängigkeit vom Verlag, aber auch keine Unterstützung vom Verlag. Es gibt, wie angedeutet, noch weitere Möglichkeiten für einen guten Buchsatz. Entscheidet euch für den eigenen Weg! Darum geht es schließlich beim Selfpublishing, oder?
Dank Pandemie gab es keinen Besuch, sondern ein freundliches Telefonat. Dabei ist dieser Zeitungsartikel im Lokalteil der Ruhr Nachrichten entstanden. Die Paywall wird für viele den 1minütigen Lesespaß verhindern, aber es geht um Erschütterungen. Dann Stille. und einige Hintergrundinfos.