Blog

Inspiration und Hommagen

Über einen Themenartikel beim Buchensemble, Inspirationsquellen und Hommagen in Büchern.

Gestern ist der erste von mir verfasste Themenartikel beim Buchensemble veröffentlicht worden. Den Link findet ihr hier:

Lesen und Gelesen werden: Was macht das mit uns?

Hier möchte ich sowohl auf das Verfassen des Artikels eingehen als auch auf die dort besprochenen Aspekte (Inspiration/Beeinflussung durch die Lektüre von Büchern anderer Autor*innen, Hommagen in Büchern, Schreibblockaden) im Bezug auf mein eigenes Werk.

Wie funktionieren Themenartikel beim Buchensemble?

Vielleicht habt ihr euch beim Lesen dieses oder anderer Themenartikel beim Buchensemble gefragt, wie wir dabei vorgehen. Im Grunde ist es sehr simpel. Alle Rezensent*innen beantworten eine Reihe von Fragen. Übernimmt jemand von uns dann die Arbeit, einen Artikel zu verfassen, bekommt er/sie die Antworten zugesandt. Der Themenartikel selbst ist frei und unsere eigene Arbeit, aber natürlich bauen wir möglichst viele Antworten ein, geben also noch andere Meinungen als nur unsere eigene wider. Dieses System gefällt mir. Zwar kann man theoretisch manipulieren und nur Antworten verwenden, die gut in den Text passen, aber so sind wir alle nicht drauf. Zwangsläufig stehen diese Artikel auf einem breiteren Fundament, da für das Thema bereits bis zu 8 (bzw. bis zu 7 andere) Meinungen gegeben sind.

Hommagen: Sorck

Im Roman Sorck habe ich etliche Verweise zu anderen Werken eingebaut. Neben Kunst und anderen kulturellen Aspekten ganz besonders zu literarischen Werken. Auch hier werde ich nicht alle Verweise offenbaren. Es sollte reichen, zu erwähnen, dass ich in der Grundidee von Albert Camus beeinflusst worden bin sowie von Hermann Burger und Franz Kafka. Hinweise auf Hermann Hesse findet man überall in Sorck und zu Hermann Burger an einer Stelle ebenfalls.

Worüber ich nie geschrieben habe, obwohl es doch so wichtig ist, ist Folgendes: Als ich Sorck zu schreiben begann, wollte ich unbedingt wie Hermann Burger schreiben (können). In diesen Monaten war er für mich die Krone anspruchsvoller Literatur. Obwohl ich das heute ganz anders sehe, mag ich seine Werke noch immer sehr. Ein Aspekt, der Sorck zu dem Roman macht, der er ist, ist seine Sprache. Ich schmeiße mit Fremdwörtern, seltenen Begriffen und Neologismen um mich, als gäbe es kein Morgen. Damit erreiche ich einen völlig anderen Effekt als Burger, der erheblich besser weiß, was er tut. Humor und Eigenartigkeit werden immerhin getragen von dieser wirren Erzählstimme, auf die ich noch immer stolz bin.

In der Vorbereitung habe ich mich einigen von Burger in seiner Poetik-Vorlesung Die allmähliche Verfertigung der Idee beim Schreiben, die passenderweise in Anlehnung an Kleists Aufsatz Die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden betitelt worden ist, Techniken bedient: seitenlange Wörterlisten beispielsweise. Ich habe (Fremd)Wörterbücher durchgearbeitet und eine Wörterbuch-App auf Zufall gestellt, um neue Wörter zu entdecken, die ich verwenden konnte. Die Arbeit war erschlagend (und ich würde sie wohl nie wieder auf mich nehmen), aber die Idee war inspiriert von Hermann Burger.

Hommagen: Alte Milch

Im Gedichtband Alte Milch habe ich ebenfalls eine kleine (kaum versteckte) Hommage eingebaut und zwar an Jorge Luis Borges. Im Gedicht J.L.B. (~ Jorge Luis Borges) geht es um Borges’ Liebe zu Büchern, die man in all seinen Werken sowie in seiner Arbeit als Leiter der argentinischen Nationalbibliothek (als er bereits erblindet war) gut erkennen kann, am besten aber an den autobiographischen Texten und Vorträgen. Die Liebe zur Literatur ist ein Hauptaspekt von Borges’ Gesamtwerk. Ihn in mein Werk zu integrieren, nachdem er mich so lange so sehr inspiriert hat, empfand ich als Notwendigkeit. Eine bitter nötige Verneigung vor diesem großartigen Autor. Vielleicht ist es Umberto Eco auch so ergangen, als er Der Name der Rose schrieb (wie im Artikel LINK erwähnt).

Hommagen: Das Maurerdekolleté des Lebens?

In Das Maurerdekolleté des Lebens sind, wenn mir gerade nicht die eigene Arbeit entfällt, keine bewussten Hommagen eingebaut. Dafür kann aber die Inspiration durch Kafka und andere surreale sowie magisch-realistische Werke unmöglich abgestritten werden. Seit Jahren lese ich gerne entsprechende Bücher. Für mich gehören immer auch Ebenen zur erlebten Welt als nur die beobachtbare (Der Traum ist Teil der Realität).

Die Stimme in meinem Kopf

Ein Unterthema im Artikel beim Buchensemble war die (ungewollte) Beeinflussung durch andere Werke, während man diese liest. Ändert sich der eigene Schreibstil, während man ein (gutes) Buch liest? Offenbar nicht bei allen Autor*innen. Bei mir allerdings umso mehr. Lese ich intensiv ein gutes oder bloß interessantes Buch, übernehme ich schnell Rhythmus, Wortwahl, Tempo und andere Aspekte des Buches, und dies gilt nicht nur für Geschriebenes, sondern auch für meine Gedankenstimme.

Ich habe gelesen, dass nicht jede*r tatsächlich eine Stimme im Kopf hat, die die Gedanken ausformuliert, aber ich habe definitiv eine. Diese Stimme spricht nicht bloß mit oder stottert, sondern erzählt in zusammenhängenden Sätzen, manchmal in abgestimmten Zeilen oder Wortfetzen, wenn eine entsprechende Lektüre kurz zuvor rezipiert worden ist. Gelesenes ändert mich im Tiefsten. Damit zeigt sich nicht nur, dass mein Schreibstil beeinflusst ist von fremden Werken (stark, wenn das Lesen noch nicht lange zurückliegt, weniger stark, ist es länger her), sondern auch dass wenigstens manche Menschen definitiv charakterlich durch Kunst beeinflusst werden können. Toleriert also nicht alles, nur weil es sich Kunst nennt!

Am Ende

… zählt, was man daraus macht. Ich weiß um meine Beeinflussbarkeit durch fremde Werke und bin entsprechend vorsichtig in Schreibphasen, ob und was ich lese. Die Begeisterung für die Bücher anderer zähle ich zu meinen Stärken und werde sie nicht unterdrücken. Warum auch? Möchte ich ein Denkmal in ein Werk einbauen, so werde ich das weiterhin tun.

Übrigens wird das in der nächsten Veröffentlichung wieder geschehen.

Hinweis: Themenartikel

Seit heute gibt es einen neuen Themenartikel beim Buchensemble. Diesmal schreibe ich über die Verbindung von Gelesenem und Geschriebenem. Inwiefern beeinflusst die Lektüre die Arbeit der Autor*innen?

Lesen und gelesen werden: Was macht das mit uns?

Hinweis: Podcast “Buch und Bühne”

Ab sofort ist die neueste Episode des Podcasts “Buch und Bühne” von Autor S.D. Foik online. Wir sprechen über Bücher, Musik, die Buchbubble auf Twitter, Buchmessen und den Krieg von Autor*innen mit dem weißen Blatt Papier.

Unter folgenden Links könnt ihr den Podcast anhören:

Spotify | Apple Podcasts | Anchor

Messeblues: Frankfurt ohne Frankfurt

Noch läuft die Frankfurter Buchmesse. Besser gesagt: noch werden neue Videos hochgeladen und in vereinzelten Locations in Frankfurt werden noch Lesungen abgehalten. Das ist doch nett.

Digital

Zweifelsohne haben sich alle Beteiligten an der Frankfurter Buchmesse 2020 Mühe gegeben, ein vielfältiges Programm für Personen aus der Buchbranche und Interessierte zusammenzustellen. Noch weniger zu bezweifeln ist die Unmöglichkeit einer Buchmesse mit Hunderttausenden Besucher*innen und daher die Notwendigkeit des Ausweichens auf das Internet, sofern man nicht alles ausfallen lassen möchte. Da gibt es keine Diskussion. Jetzt, da die zweite Corona-Welle (pünktlich und vorhergesagt) Deutschland krank macht und dennoch Menschen rücksichtslos andere gefährden, wäre die Buchmesse als Besuchermesse ein Höllenschlund von einem Hotspot geworden.

Enttäuschung

Meinem Ton ist wenig Positives anzumerken. Ich bin enttäuscht und traurig. Einerseits natürlich wegen der Ignoranz, Rücksichtslosigkeit und des Egoismus so vieler Menschen. So geht es wohl jeder denkenden Person. Doch das soll hier Nebensache sein. Im Bezug auf die Buchmesse bin ich nicht enttäuscht wegen des Programms, sondern aufgrund des fehlenden Feelings und vor allem anderen aufgrund der fehlenden persönlichen, direkten Kontakte.

Auf der Frankfurter Buchmesse treffen sich Menschen. Das ist aus meiner Sicht 90% der Messe. Neue Bücher, Techniken und Tipps brauchen nicht unbedingt Präsenz, aber um neue Menschen kennenzulernen und das Gefühl aufzufrischen, dass man (allein im kalten Zimmer schreibend) eben doch nicht ganz allein ist, braucht es Nähe. Und vom professionellen Netzwerken rede ich hier noch gar nicht.

Kontakt und Austausch

Über Twitter und andere Plattformen habe ich auch außerhalb von Buchmessen hervorragende Kontakte schließen können. Wir helfen und unterstützen einander und in manchen Fällen sind Freundschaften gewachsen. Das ist wunderbar. Persönliche Treffen jedoch festigen solche Verbindungen ungemein. Neue Kontakte kommen auf Buchmessen zustande und alte werden aufgefrischt. Der menschliche Faktor ist entscheidend. Für Vorträge fahre ich nicht nach Frankfurt, sondern für die Menschen.

FBM2019

Vor einem Jahr habe ich die Frankfurter Buchmesse besucht. Dort durfte ich all das lernen, was ich bisher beschrieben habe. Mit sämtlichen Personen, die ich dort kennenlernen durfte, habe ich noch immer ein gutes Verhältnis, weit besser als vor der Messe. Ich vermisse das. Fast alles Geschriebene erscheint mir selbstverständlich. Und dennoch muss ich loswerden. Ich bin traurig, dass die größte Plattform für persönliche Kontakte unter Gleichgesinnten und aktuellen sowie zukünftigen Freund*innen 2020 ohne ebendiese Kontakte auskommen muss und damit effektiv für mich entfällt.

FBM2021

Corona wird bleiben. Wie die Grippe wird Covid nicht mehr verschwinden, sondern Teil unseres Lebens werden. Medikamente zur Behandlungen werden entwickelt und Impfstoffe ausgegeben werden. Masken werden im öffentlichen Raum ebenfalls bleiben, wenigstens in weit größerem Maße als vor der Pandemie. Aber wann wird die Medizin so weit sein? Und werden Massenveranstaltungen wie die Frankfurter Buchmesse trotz aller Maßnahmen wieder so stattfinden können, wie wir es vor Corona gewohnt waren? Meine Hoffnung ist wie meistens klein. Aber was kann ich tun? In meinem Zimmer ist es kalt und ich schreibe.

Ton und Entfaltung: Lyrikfetzen

Über das Gedicht “Indischer Falter” von Hilde Domin und das Antwortgedicht “Entfaltung”, inklusive Tonaufnahmen.

Frauen lesen

Vor einer Weile musste ich feststellen, dass mein Bücherregal zum allergrößten Teil mit Werken von Männern gefüllt ist. Also habe ich etwas recherchiert, mir eine Liste mit Autorinnen erstellt, deren Bücher für mich ansprechend schienen, und habe eingekauft. Eines der Bücher, das ich gekauft habe, ist Rückkehr der Schiffe, ein Gedichtband von Hilde Domin.

Einschub: Tonaufnahmen

In der Anfangszeit meines Internetauftritts hatte ich einen Youtube-Kanal mit Namen Sprachnachrichten aus dem Kellerloch (namentlich angelehnt an Dostojewskis Aufzeichnungen aus dem Kellerloch). Für den Kanal hatte ich Gedichte und Kurzgeschichten eingelesen und Videos dazu produziert. Leider fand sich so gut wie gar kein Publikum und die Arbeit war viel zu zeitaufwändig, um sie weiterzubetreiben. Daher konzentrierte ich mich stattdessen aufs Schreiben, auf den Blog und andere Projekte. Neulich habe ich mein Mikrofon doch wieder herausgekramt, zuerst für die Podcast-Folgen von Kia Kahawas Autor*innen-Reihe (Unser Schreibprozess; Bücher- und Leseempfehlungen; Buch- und Autorenmarketing) und dann für zwei weitere Aufnahmen.

Indischer Falter

Eines der Gedichte, die mir in Die Rückkehr der Schiffe besonders gut gefallen haben, ist Indischer Falter. Das Gedicht habe ich eingesprochen:

Der Text hat einige Fragen in mir aufgeworfen. Hilde Domin legt den Grund der menschlichen Existenz in die Aufnahme von Schönheit in uns, damit wir sie weitertragen. Wir sollen Augenblicke und schöne Erinnerungen aufnehmen, sie mit uns tragen und auf diese Weise lebendig halten. Das ist eine sehr lyrische Idee und gefällt mir. Dann aber habe ich mich gefragt, ob das nicht das Gleiche ist wie die Sinnlosigkeit oder Absurdität des Daseins with extra steps (wie Morty sagen würde). Ja, die Schönheit wird bewahrt, aber nur bis zum Tod. Mehr Sinn gibt das unserem Dasein nicht, sondern „nur“ mehr Schönheit. Für wen oder was bewahren wir die Schönheit und bewahren wir sie wirklich?

Entfaltung

Meine Gedanken habe ich in einem eigenen Gedicht zusammengefasst, das als eine Art Antwort auf Hilde Domins Gedicht Indischer Falter zu verstehen ist. Rhythmus, Wortwahl und allgemeinen Stil habe ich anzupassen versucht. Der Titel Entfaltung bezieht sich natürlich auf den Falter im Titel von Domins Gedicht, ist ein Wortwitz, wenn man so will. Hier die Tonaufnahme meines Gedichts:

Wenn wir nichts als
Schalen sind
Vielleicht
Die Schönheit schöpfen
Um sie mitzutragen
Bis sie mit uns vergeht


Für wen bewahren wir
Für was bewahren
Wir sie auf?
Wer nimmt uns diese Schönheit
Ab?


Der alte Mann
Der zusammensackt und stirbt
Mit ihm stirbt der Schmetterling
Doch das interessiert
Den Schmetterling nicht


Vielleicht wird nichts verlangt
Von uns
Gar nichts
Während wir hier sind


Wir erinnern – wir werden vergessen

Nur Sein, kein Verlangen

Mit etwas Abstand zu beiden Gedichten würde ich noch die These in den Raum werfen, dass nichts und niemand (im Sinne einer höheren Macht) etwas von uns verlangt, wir aber auf eine spezielle Weise sind. „Gemacht/geschaffen sind“ kann ich nicht schreiben, da das wiederum eine machende/schaffende Instanz impliziert. Wir haben uns entwickelt zu dem, was wir sind, und wir sind so, dass wir Schönheit aufnehmen und mit uns tragen. Diese Schönheit kann uns eine Ahnung von Sinn schenken oder eine Hoffnung auf etwas Größeres oder einfach einen Trost. Wir sind so, dass wir Schönheit entdecken und empfinden können, obwohl sie keine natürliche Eigenschaft ist, sondern eine Interpretation. Ohne diejenigen, die etwas schön finden, ist nichts auf der Welt schön. Es gibt keine Schönheit ohne uns. Vielleicht ist der Sinn der menschlichen Existenz nicht das Bewahren von Schönheit, sondern ihre Erschaffung. Dann wiederum kann man das Gleiche vom Konzept des Lebenssinns behaupten. Nur Menschen fragen nach einem Sinn. Außerhalb unseres Denkens existiert kein Sinn. Man kann schließen, dass es keinen Sinn im Leben gibt, oder man kann schließen, dass wir dem Leben Sinn geben.

Kritik, Inspiration, Selbstkritik

Selbstverständlich ist ein eigenes Gedicht als Antwort auf eines von Hilde Domin nicht als Kritik zu verstehen. Mich hat Indischer Falter berührt und inspiriert. Ich fürchte auch nicht, dass irgendjemand eine solche Verarbeitung als Angriff werten würde. Was ich allerdings fürchte oder womit ich mich schwertue, ist die vermeintliche Anmaßung als unbekannter Autor mich am Text einer „richtigen“ Autorin zu vergreifen. Hilde Domin ist nicht irgendwer, aber man könnte meinen, ich sei es schon (oder noch). Doch sich selbst niederzumachen, führt keine*n weiter. Ich bin Künstler und setze mich künstlerisch mit der Welt auseinander. Kein*e andere*r Künstler*in wird da Einspruch erheben wollen, denke ich.

Update: Das nächste Projekt

Über die nächste literarische Veröffentlichung und Projekte, die ich noch) nicht geschafft habe.

2020 ist für viele Menschen ein schwieriges Jahr gewesen und noch ist es nicht vorbei. Meine Pläne für dieses Jahr sind massiv durcheinander geraten und vieles hat einfach nicht geklappt. Dennoch konnte ich Das Maurerdekolleté des Lebens veröffentlichen, an einigen Ausschreibungen teilnehmen, den Blog neu gestalten und die Arbeit fürs Buchensemble beginnen. Es folgt ein kleiner Rückblick auf nicht umgesetzte Projekte und eine Vorschau auf die Zukunft.

Nicht geschafft

Den zweiten Roman, der als Rohfassung mit einigen Überarbeitungsdurchläufen bereits weit fortgeschritten ist, konnte bisher leider nicht fertiggestellt werden. Es wird dieses Jahr auch nicht mehr klappen. Ursprünglich sollte er bereits seit Monaten in verschiedensten Postfächern (digital und analog) von Verlagen liegen. Doch bevor das geschehen kann, werde ich mich gewissenhaft daran zu schaffen machen. Einige Monate wird das dauern und vorher stehen noch andere Projekte an.

Bald geschafft

Die nächste Veröffentlichung, die schon so weit fortgeschritten ist, dass ich mir sicher genug bin, sie für dieses Jahr noch ankündigen zu können, wird ein Erzählband sein. Damit werde ich die heilige Dreiheit der Literatur vollendet haben: Roman, Gedichtband, Erzählband. Das ist natürlich nicht der einzige Grund für dieses Projekt. Ich habe Autor*innen immer für ihre Kunst bewundert, in kürzesten prosaischen Texten ganze Schicksale unterzubringen, von Wolfgang Borchert über Jorge Luis Borges bis Ingeborg Bachmann (und natürlich auch bei Autor*innen, deren Name nicht mit B beginnt). Ob ich selbst auch nur ansatzweise mithalten kann, wird die Leserschaft entscheiden müssen. Für die nächste Anthologie von Nikas Erben hat es jedenfalls gereicht und darauf bin ich sehr stolz.

Erzählung oder Kurzgeschichte?

In der Buchbubble wird gerne jede Geschichte, die kürzer als ein Roman ist, als Kurzgeschichte bezeichnet. Ganz korrekt ist das nicht. Daher bezeichne ich das Buch nicht als Kurzgeschichtensammlung, sondern nenne es Erzählband. Es werden Kurzgeschichten darin vorkommen, aber eben auch Erzählungen. Die Texte werden unterschiedlich lang sein, von einer Seite bis zu etwa 30 Seiten Umfang. Durch die vielen kürzeren Geschichten werden etwa 30 Texte ins Buch kommen.

Worum soll es gehen?

Stilistisch und inhaltlich wird es große Unterschiede zwischen den Geschichten geben. Aber kein Text wird Leser*innen, die mich kennen, als Stilbruch erscheinen. Vom Genre her variieren die Storys zwar, aber kreisen alle um den Mix aus Gegenwartsliteratur, magischem Realismus, Surrealismus, den man von mir gewohnt ist, mit einer stilistisch ins Konzept passenden Science-Fiction-Geschichte und ein paar Versuchen ins Horror-Genre.

Düster wird es werden, schmerzhaft, seltsam und etwas gruselig. Es wird um Liebe gehen, um Alkohol, Rache, Versuche, mit sich selbst klarzukommen, die nicht immer funktionieren.

Was sagen die Testleser*innen?

Ich habe Herzen gebrochen, Tränen verursacht und gut unterhalten. So viel kann ich gerne verraten. Die meisten Geschichten wurden von mehreren ausgezeichneten Autor*innen testgelesen. Zum Glück. Nicht nur wurde ich auf verschiedenste Schwächen und Fehler hingewiesen, ich durfte auch völlig unterschiedliche Lesarten und Verständnisansätze kennenlernen. Ich bin unheimlich gespannt, ob und wie dieses Buch bei anderen Leser*innen ankommen wird.

Der Blog

Wie bereits beim Roman Sorck, dem Gedichtband Alte Milch und Das Maurerdekolleté des Lebens wird es auch für den Erzählband mehrere Blogeinträge geben, die auf bestimmte Aspekte des Buchs und einzelner Geschichten eingehen. Geplant ist das übrigens auch für die nächste Anthologie von Nikas Erben. Ihr dürft euch also auf weitere Einblicke in die Werkstatt freuen!

Wann wird das Buch erscheinen?

Nun, wenn ich nicht wieder einknicke unter dem Druck der Seuche, persönlicher Probleme oder globaler Dämlichkeit, sollte das Projekt im November abgeschlossen sein. Ich hoffe, dass es zu Weihnachten unter allen möglichen Bäumen liegen wird. Als Geschenk, nicht weggeworfen.

Seid ihr gespannt? Gibt es Menschen, die bereits vorhaben, das Buch zu kaufen, ohne wirklich etwas darüber zu wissen? Es würde mich freuen.

Cees Nooteboom

Über den niederländischen Autor Cees Nooteboom und seine Vorzüge.

Denke ich an Cees Nooteboom, habe ich zuallererst ein sehr spezifisches Bild vor Augen: Ein heruntergekommenes Zimmer, darin ein offener Kamin gegenüber der Eingangstür. In der Tür steht ein verblüffter junger Mann und im Kamin, mit dem Rücken zu ihm liegt eine junge Frau, die als Engel verkleidet ist, Flügel auf dem Rücken. Sie darf sich nicht bewegen, obwohl sie seine Blicke spürt. Das ist ihr Job. Teil einer Kunstaktion. Ich liebe dieses Bild. Es ist aus dem Roman Paradies verloren.

Die zweite Assoziation zu Nooteboom ist ein trauriger Gelehrter, der melancholisch seinen Abschied von der Welt und von der Liebe nimmt. Ein derart trauriger, ruhiger, wunderschöner und friedlicher Abschied, dass mir die Augen feucht geworden sind: Der Roman Die folgende Geschichte. Eine Passage daraus habe ich analysiert und das Buch außerdem als Anlass für einige Überlegungen genommen: Figurenbeschreibung und -kommunikation.

Mokusei!

Für das Buchensemble habe ich die Erzählung Mokusei! Rezensiert: Klischees in Japana – Mokusei! Ausgerechnet diese hat meine Erwartungen enttäuscht. Sie zeigt Nootebooms Zuneigung für alles Japanische, die nicht nur in Rituale, dem ersten Roman, den ich von ihm gelesen habe, deutlich zutage tritt, sondern auch beispielsweise in der Gedichtreihe Bashō. Es wäre mir erheblich lieber gewesen, hätte ich eine begeisterte Empfehlung aussprechen können bei der ersten Erwähnung Nootebooms beim Buchensemble. Es sollte nicht sein, also hole ich es hier nach.

Entdeckung / You can’t judge a book by its cover

Normalerweise lasse ich mich beim Bücherkauf niemals zu sehr vom Cover beeinflussen. Allerdings habe ich bisher nie eine schlechte Erfahrung gemacht mit Werken der schwarzen Reihe von Suhrkamp, den Romanen des Jahrhunderts. (Besonders viele dieser Werke habe ich aber auch wieder nicht gelesen.) Nachdem ich mehrere meiner Lieblingsbücher in dieser schönen Taschenbuchausgabe gekauft hatte, fand ich irgendwo den Roman Rituale von Nooteboom als gebrauchtes Buch aus ebendieser Reihe. Ohne den Autor oder das Buch zu kennen oder auch nur jemals davon gehört zu haben, kaufte ich es (neben etlichen anderen). Ich wurde nicht enttäuscht. Seitdem habe ich diese Kauftaktik trotzdem nie wieder angewandt.

Weshalb Cees Nooteboom mir so gefällt

Einige Argumente habe ich hier bereits gebracht und noch mehr in den verlinkten Artikeln. Zusammenfassend kann man sagen, dass mir die Kombination aus tiefem, ehrlichem Gefühl, sanfter Ironie, ruhiger Erzählweise und einem Anspruch, der nie überheblich wirkt, zusagt. Diese Elemente findet man einzeln immer wieder, aber ihr Zusammenspiel ist eine Besonderheit. Wenn Nooteboom seinen Ich-Erzähler als alten Mann vom Leben erzählen lässt, bekommt man das Gefühl, man sinke hinein in ihn und erinnerte sich mit einem Lächeln an jeden Herzschmerz und jeden Glücksmoment. Manchmal, wie in Paradies verloren, spielt er mit einer erzählenden Instanz hinter der eigentlichen Erzählinstanz, einer Art Autoreninstanz. In dieser wie in allen Erzählern spürt man diese grundsätzliche Ironie, dieses freundliche Belächeln der eigenen Bemühungen und Fehler. Es fühlt sich niemals wie Zynismus an, sondern wie der Blick von Großeltern auf ihre Enkelkinder beim Bau eines Raumschiffs aus Pappe. Alle Mühe ist vergebens, aber das macht es nicht weniger schön. Nootebooms Geschichten bleiben im Gedächtnis wie die schönste Form absurdistischer Literatur.

Minuspunkte

Nooteboom ist 1933 geboren, hatte 1980 mit Rituale seinen Durchbruch und feierte in Deutschland die ersten ernstzunehmenden finanziellen Erfolge 1991 mit Die folgende Geschichte. Aus heutiger Sicht sind einige Dinge, die ihm als unproblematisch oder (wortwörtlich) nicht bedenkenswert erschienen sind, unangenehm zu lesen. In der Rezension zu Mokusei! habe ich beispielsweise erwähnt, dass das N-Wort benutzt wird. Wäre diese Erzählung heute erschienen, fände ich das bedenklich. Nur das Alter und die damalige Gedankenlosigkeit oder Unwissenheit in manchen Belangen entschuldigt das. Da ich das Alter allerdings mitlese und entsprechende Stellen zwar bemerke, aber zu ignorieren versuche, kann ich alles Restliche trotzdem lieben. Ich denke, das ist eine akzeptable Einstellung. Man kann nicht nach heutigen Standards beurteilen, was so lange vorher entstanden ist. Oder wenigstens sollte man nicht erwarten, dass Autor*innen von damals nach heutigen Standards woke sind.

Fazit

Lest Nootebooms Romane Rituale, Paradies verloren und Die folgende Geschichte! Seine Lyrik hat definitiv ihre Höhepunkte, aber benötigt zum Teil ein erhebliches Vorwissen (das mir oft fehlte). Einige Werke sind einfach nicht (mehr?) wirklich toll. Klingt ein bisschen wie das Fazit zu allen Autor*innen, oder? Nun, so ist das.

Die Grenzen der Rezension

Was können Rezensionen auf Buchblogs leisten und wo liegen die Grenzen? Bieten sie eine Alternative zur klassischen Literaturkritik?

Wo liegen die Grenzen einer Rezension?

Immer mal wieder wird über die Zukunft (oder fehlende Zukunft) der deutschen Literaturkritik diskutiert. In diesem Rahmen taucht auch stets ein Seitenhieb gegen Buchblogs und Rezensionsportale auf. Das Argument dabei: Rezensionen sind nicht mit dem Feuilleton gleichzusetzen, weil sie subjektiv-unprofessionell statt objektiv-professionell sind. Stimmt das? Zerstören Buchblogs den Feuilleton, ohne eine bessere Alternative zu bieten/sein? Was können, was wollen Rezensionen online leisten und wo liegen ihre Grenzen?

Veraltetes Denken

Die Verlagerung irgendwelcher Themengebiete aus gedruckten Zeitungen ins Internet heutzutage noch anzuprangern oder das gesamte online verfügbare Material sowie die online geführten Diskussionen als minderwertig zu betrachten, ist im höchsten Grade unzeitgemäß. Schließt man das Internet kategorisch aus der Literaturlandschaft aus, steht sie tatsächlich kurz vor dem Ende.

Das Internet bietet unzählige Wege, um Meinungen und Gedanken ungefiltert zu verbreiten. Je mehr Menschen (auch Leser*innen) dies nutzen, desto mehr Müll wird verbreitet. Das ist logisch. Gleichzeitig wird mit steigender Nutzung allerdings auch mehr Qualität geliefert. Wir sind inzwischen an einem Punkt, an dem wenigstens hierzulande praktisch jede*r das Internet nutzt und ein Großteil aller Diskussionen rund um Themen wie Literatur online stattfinden. Welche Qualität das erreichen kann, sieht man beispielsweise an Blogs wie 54books.de. Abtun kann man diese Entwicklung nicht mehr.

Was leisten Rezensionen?

1. Meinungsfindung

Person A liest ein Buch und schreibt ihre Meinung auf. Person B liest die Meinung und entscheidet, ob sie das Buch ebenfalls lesen möchte. So simpel ist das. Rezensionen dienen also der Entscheidungsfindung potenzieller Leser*innen. Das ist besonders nützlich, wenn man an die fast unendliche Auswahl auf Suche nach einem neuen Buch denkt. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels verzeichnete für 2018 insgesamt 71548 Erstauflagen, 70395 für 2019. Dabei sind die meisten der vielen Selfpublishing-Werke nicht mitgerechnet. Außerdem kamen in beiden Jahren noch ziemlich genau 9800 Übersetzungen ins Deutsche dazu. Zusätzlich darf man nicht vergessen, dass auch in anderen Sprachen gelesen wird und dass die Titelproduktion seit Jahrhunderten läuft.

Findet man einen Buchblog, dessen Rezensent*innen einen ähnlichen Geschmack wie den eigenen bewiesen haben, hilft dies ungemein, denn jede Entscheidung im Leben kostet Zeit und Kraft.

2. Meinungsabgleich

Ab und an liest man ein Buch und möchte eine zweite Meinung hören oder eben lesen. Nicht immer finden sich Freund*innen, mit denen man sich darüber unterhalten kann. Eine Tour durch einige Buchblogs kann da helfen. Manchmal wird die eigene Meinung bestätigt (was immer gut tut), manchmal wird sie verändert (weil andere Aspekte, die man nicht bedacht hatte, erwähnt werden) und manchmal wird der eigenen Meinung vollständig widersprochen. Das kann interessant oder frustrierend sein. Wenn wir mal davon ausgehen, dass man nicht mit beleidigenden Kommentaren reagiert, könnte alles, was sich nicht komplett mit der eigenen Meinung deckt, zu Punkt 3 führen:

3. Diskussion

Dank Kommentar-Funktion, Social-Media-Verknüpfungen und anderen Kontaktmöglichkeiten können Leser*innen direkt und schnell mit Rezensent*innen ins Gespräch kommen. Das ist (meistens) eine gute Sache. Es kommt zum Austausch, Perspektiven werden erweitert. Dieser Part war immer ein grundlegender Teil des Kulturbetriebs.

3.a Keine Diskussion

Da leider viel zu viele Menschen die scheinbare Anonymität des Internets nutzen, um beleidigend und verbal-aggressiv die eigene Meinung zu verfechten, anstatt argumentativ zu diskutieren, kommt es zu einem traurigen Phänomen. Es gibt wenige negative Rezensionen, um 1. den Autor*innen nichts vermeintlich Böses zu tun und 2. keinen Streit mit Fans dieser Autor*innen zu provozieren. Obwohl das sehr gut nachvollziehbar ist, hat das unschöne Konsequenzen: Diejenigen, die laut und beleidigend sind, gewinnen, und die positiven Bewertungen verlieren an Wert, weil es keine negativen mehr gibt. Wenn alles gut ist, ist nichts besonders.

Aber wer will von Menschen, die aus Leidenschaft und unbezahlt arbeiten, verlangen, dass sie sich ständig Streitereien aussetzen? Damit kommen wir zum nächsten Punkt.

Was können Rezensionen nicht leisten?

Buchblogs werden, wie gesagt, in den allermeisten Fällen betrieben von Privatpersonen, Leser*innen, Fans. Das bedeutet, dass sie nicht nur nicht davon leben können, sondern häufig sogar nichts verdienen und noch draufzahlen. Sie lesen gerne und teilen ihre Meinung. Mehr wollen sie nicht und mehr sollte man auch nicht verlangen. Da Buchblogs allerdings (angeblich?) den Feuilleton verdrängen und ihr Einfluss in der Literaturszene wächst, sollte man sich bewusst machen, was sie nicht können.

1. Objektive Kritik üben

Man könnte jetzt fragen, ob man Literatur überhaupt objektiv bewerten kann. Ich sage: zum Teil ja. Es gehört Handwerk zum Schreiben. Außerdem gibt es eine lange Literaturgeschichte. Wer die Feinheiten des Handwerks erkennen und bewerten möchte, braucht eine entsprechende Ausbildung sowie Zeit und Muße, um sich weiterzubilden. Ohne Bezahlung ist das kaum möglich. Wer erkennen möchte, ob Stilmittel, Story, Aufbau und andere Elemente eines Buchs neu oder selten sind, braucht die gleichen Voraussetzungen, welche Buchbloggern üblicherweise fehlen.

2. Feindseligem Ansturm standhalten

Mit Sicherheit gibt es Buchblogger, die ihre Meinung deutlich formulieren, nichts schönen und jeder Attacke standhalten können. Aber diesen Stress, gerade in der Öffentlichkeit des Internets, wollen sich viele nicht antun. Warum auch? Es handelt sich um ein Spaßprojekt. Bezahlte Kritiker*innen allerdings können, sollen, müssen dies leisten. Sie stellen sich hin und kritisieren. Aus meiner Sicht werden sie zum Teil für ihre Zeit und Arbeit, zum Teil für die Angriffe von außen, die Diskussionen und die Wut von Autor*innen bezahlt.

Wollen Rezensionen das leisten?

Nein, jedenfalls meistens nicht. Mit dem Wissen, das ich mir angeeignet habe, versuche ich, den Rezensionen beim Buchensemble einen hohen Standard zu geben und mehr zu verbreiten als bloß meine Meinung. Diskussionen sind mir willkommen, Streit brauche ich nicht. So wird es vielen Buchbloggern gehen.

Abschlussworte

Der Feuilleton hat seine Berechtigung. Geistige Arbeit sollte gewürdigt und bezahlt werden! Nur weil etwas online abläuft, sollte es nicht kostenlos sein. Entsprechend sollte auch der Online-Feuilleton besser vergütet werden. Buchblogs bedienen, denke ich, in den allermeisten Fällen ein anderes Publikum, lesen andere Titel und sind daher kein Ersatz. Sie können und wollen keine Alternative sein, sondern ein gänzlich anderes Medium. Vielleicht sollte die kränkelnde Literaturkritik die Schuld an ihrer Misere nicht bei anderen Elementen der Literaturszene suchen, sondern beim schwindenden Interesse der Leserschaft sowie jenen, die die Praxis unbezahlter und schlecht bezahlter geistiger Arbeit aufrecht erhalten.

Warum ich für das Buchensemble schreibe

Was ist das Buchensemble? Warum schreibe ich Rezensionen? Warum schreibe ich Rezensionen für das Buchensemble?

Seit Kurzem bin ich Mitglied beim Buchensemble. Meines Wissens nach hatte es seit der Gründung keine Neuzugänge gegeben. Weil ich neu dabei bin, tauche ich logischerweise nicht in bisherigen Artikeln des Blogs, wie beispielsweise diesem hier Warum wir für das Buchensemble schreiben, auf. Daher verfasse ich jetzt eine Art Addendum auf meinem Blog zum Artikel beim Buchensemble. Aus Platzgründen kann ich hier ausführlicher antworten und werde das auch tun. Aber zunächst:

Was ist das Buchensemble

Das Buchensemble ist eine Rezensionsplattform, dessen Team vollständig und ausschließlich aus Autorinnen und Autoren besteht. Rezensiert werden sämtliche Genres. Dank Erfahrungen aus Sicht Lesender und Schreibender können wir den Texten „die gewisse Tiefe“ geben.

Nun aber weiter:

Warum wir Rezensionen schreiben

Es gibt einige sehr simple Antworten darauf. Ich lese gerne, denke gerne über Gelesenes nach und diskutiere gerne darüber. In Rezensionen kann ich meine Überlegungen und Eindrücke fokussieren und sortieren. Sie helfen mir also selbst, auf weitere Gedanken zu kommen oder erst einmal wirklich zu begreifen, was ich von einem Werk halte und wo möglicherweise Schwächen liegen, die mir beim Lesen nicht bewusst geworden sind.

Bei Rezensionen habe ich andere Leser*innen im Blick und nicht nur den eigenen Spaß am Buch. Das bedeutet, dass ich gezwungen bin, andere Perspektiven auf das Gelesene einzunehmen, was wiederum den Eindruck im Nachhinein ändern kann und mir hilft, einen breiter aufgestellten Blick auf Literatur zu entwickeln.

Manche Bücher verdienen es, besprochen und diskutiert zu werden, während andere es eher verdienen, kritisiert zu werden. Beides ist subjektiv, aber nicht völlig. Ich möchte also auf interessante Werke und Aspekte dieser Werke Licht werfen. Letztendlich möchte ich also teilen, was mir gefällt. In der Gegenrichtung fertige ich aber keine Verrisse an. Das hat einen simplen Grund: Bücher, die ich verreißen würde, lese ich seltenst zu Ende. Würde ich einem Buch 2/5 Sternen geben, werde ich es spätestens nach der Hälfte weglegen. Sollte ich dennoch mal eine Rezension mit einer solchen Bewertung veröffentlichen, hatte ich einen guten Grund, um mich hindurch zu quälen.

Als Autor ist Lesen immer auch Recherche. Bücher besser, anders, neu zu verstehen, indem ich intensiver über sie nachdenke (beispielsweise in Form einer Rezension), hilft mir bei der Arbeit an eigenen Werken. So wird es wohl allen beim Buchensemble gehen. Damit geht es weiter zur nächsten großen Frage.

Warum wir für das Buchensemble schreiben

Mein erster echter Kontakt zum Buchensemble kam zustande, als Magret Kindermann meinen Roman Sorck dort rezensierte: Die bizarre, traurig-witzige Welt des Intellektuellen, Missverstandenen – Sorck.

Entsprechend positiv war mein erster Eindruck.

Das Team ist ein wichtiger Faktor. Intelligente, hilfsbereite und freundliche Autorinnen/Rezensentinnen, mit denen ich zum allergrößten Teil bereits an anderen Projekten erfolgreich und gerne zusammengearbeitet habe. Die Kommunikation klappte immer sehr gut und das ist mir wichtig.

Das Besondere am Buchensemble ist das Grundkonzept, dass alle Rezensent*innen auch (und zuallererst) Autor*innen sind. Diese Idee gefällt mir. Damit ändert sich die Perspektive auf die gelesenen Werke und es entsteht, wie oben beschrieben, potenziell eine größere Tiefe in den Rezensionen.

Natürlich verbinde ich auch eigennützige Hoffnungen mit der Arbeit beim Buchensemble. Ich hoffe beispielsweise, mehr Kontakte mit anderen Autor*innen, Blogger*innen und generell interessanten Menschen herstellen zu können, und mehr Reichweite zu generieren, um Bücher zu pushen, die mich bewegen – dazu zählen selbstredend auch meine eigenen. Doch das ist wohl kaum verwerflich. Literatur begeistert mich und ich hoffe, dass meine Literatur andere begeistert.

Also: Warum fürs Buchensemble schreiben? Weil es mich auf vielen Ebenen weiterbringt, mit einem großartigen Team an einem gut organisierten Projekt zu arbeiten, und all das in einem Bereich, der mir Freude macht.

Links

Falls Ihr euch einen besseren Einblick verschaffen wollt, schaut doch mal hier vorbei:

Buchensemble – Über uns: Matthias Thurau

Wie wichtig ist Figurentiefe? – Pixeltänzer

Graue Reisen: Ich – ein anderer