Jahresrückblick IV: Literatur II (Meine Bücher)

Jahresrückblick 2019 mit Fokus auf meine literarische Arbeit, Veröffentlichungen, Interviews usw.

Auch wenn 2019 für mich ein extrem spannendes Jahr gewesen ist, müsste der korrekte Titel dieses Eintrags eigentlich „Halbjahresrückblick“ heißen, weil die Wendepunkte und spannendsten Situationen erst Mitte des Jahres angefangen haben.

Beginnen wir also mit dem wichtigsten Punkt des Jahres (und vielleicht meiner gesamten Erwachsenenzeit). Am 27.06.2019 habe ich meinen ersten Roman veröffentlicht. Sorck schlug ein wie eine Bombe. Also bei mir. Emotional. Hunderte Arbeitsstunden und viel Stress kulminierten in einer einzigen Veröffentlichung, die mich ausgesprochen stolz macht. Über den Roman habe ich mehrere Artikel verfasst, falls ihr es tatsächlich verpasst haben solltet.

Aus der Veröffentlichung und meinen Werbebemühungen haben sich interessante Kontakte und Kooperationen ergeben. Ich habe mehrere Interviews gegeben (Bluesiren.de | Autorennetzwerk | BirgitConstant.de), es gab bisher zwei Buchblogrezensionen (Buchensemble | KeJas BlogBuch) und wird übrigens bald weitere geben, mehrere Personen haben sich als Testleser angeboten (und mir auch schon bei anderen Projekten weitergeholfen). Dann machte ich mich auf die Socken und konnte ein paar Deals mit (Buch)Läden an Land ziehen. Wie ich das hinbekommen habe, könnt ihr hier nachlesen: Selfpublishing und Buchläden. Besonders freut mich die Zusammenarbeit mit Landgut, einem Laden für lokale Lebensmittelprodukte und das erste Geschäft, in dem ich den Roman auslegen durfte. Witzigerweise habe ich dort die meisten Bücher verkaufen können von allen Geschäften, in denen es ausliegt. Das liegt sicherlich auch daran, dass ich Landgut erwähnt habe, als das erste Mal ein Reporter der Ruhrnachrichten zu mir kam. Ich weiß noch, wie furchtbar nervös ich vorher war. Wie das ablief, kann man hier nachlesen: Sorck: Ein Zeitungsartikel.

Durch die neuen Bekanntschaften, hauptsächlich über Twitter, und wegen der Qualität von Sorck wurde ich dann eingeladen, bei Nikas Erben mitzumachen und freue mich sehr, dass in der nächsten Anthologie Geschichten von mir erscheinen werden. Details darf ich leider noch nicht verraten. Für mich war die Einladung ein großer Erfolg.

Im Oktober besuchte ich die Frankfurter Buchmesse und einige meiner Kontakte wurden enger. An allen Tagen lief ich mit Elyseo da Silva herum, hatte viel Spaß, habe einiges gelernt und bin seitdem angefixt vom Flair dieser Messen. Deshalb werde ich auch im März zur Buchmesse nach Leipzig fahren und dort hoffentlich einige Leute wiedersehen und ein paar neue kennenlernen.

Ein weiterer besonders wichtiger Punkt war erreicht, als ich Alte Milch veröffentlicht habe. Der Gedichtband bedeutet für mich viel, weil ich damals mit Lyrik angefangen hatte und immer eine besondere Verbindung zu dieser Textform hatte. Außerdem wollte ich immer beweisen, was ich kann, und das schließt schriftstellerisch nun einmal Romane, Lyrik und kürzere Prosa mit ein. Eine Sammlung mit Kurzgeschichten und Erzählungen wird also garantiert noch folgen.

Die Veröffentlichung des Gedichtbands führte übrigens auch wieder zu einem Zeitungsartikel. Auch Wochen und Monate nach den Artikeln sprechen mich noch Leute darauf an und versprechen mir, mindestens eines der Bücher noch kaufen zu wollen. Es gefällt mir, dass es stetig weitergeht, ich bekannter werde, meine Werke bekannter werden und ich nicht die Motivation verliere, an meinen Werken zu arbeiten und meine Ziele zu verfolgen. Ich bin stolz auf mich.

Ich sollte nicht vergessen, dass es auch mit dem Blog voranging. Es gab wieder mehr Beiträge und auch mehr Besucher. Weiterhin habe ich keinen festen Redaktionsplan, sondern arbeite daran, wenn ich Zeit habe und mich die Inspiration packt. Damit fahre ich gut, denke ich. Auch 2020 wird es Beiträge über Literatur, Musik, Kunst, eigene Werke und was auch immer mich sonst noch inspiriert, geben.

Süchtige Gesellschaft

Über die verschiedenen Süchte in unserer Gesellschaft und warum sie Themen meiner Werke sind.

I – Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist eine Kneipe. Menschen gehen hinein, trinken, stellen sich für eine Zigarette vor die Tür und trinken weiter. Mindestens einmal monatlich gibt es Streit, Leute brüllen sich gegenseitig an oder der Wirt schmeißt jemanden raus. Ganz normal.

II – In der Eingangszone des Jobcenters sitzt ein Mitarbeiter am Schreibtisch, blickt hektisch und übermüdet auf dem Monitor hin und her, trinkt einen Schluck Red Bull und versucht seine Wut im Zaum zu halten. Es ist 8 Uhr morgens. Ganz normal.

III – Ein Teenager kommt nach einem stressigen Schultag nach Hause. In der Nacht hatte er zu wenig geschlafen, in der Schule wurde er gemobbt und von Lehrern angeschrien. Er hat 500 Follower auf Instagram, aber keine Freunde, die ihm zuhören. Mit drei Klicks landet er auf Pornhub, sein Belohnungszentrum feuert wie wild, er vergisst für eine Weile die quälende Einsamkeit und fragt sich hinterher, was zur Hölle er sich da angesehen hat. Ganz normal.

Beispiele kann man ohne enden finden und erfinden, um zu zeigen, wie viel ungesunde Verhaltensweisen und wie viel Suchtmittelkonsum in unserer Gesellschaft akzeptiert und häufig sogar gefördert wird. Mir selbst ist etliche Male passiert, dass ich gefragt wurde, warum ich nicht (mehr) trinke. Fragen wie: Bist du krank? Musst du noch fahren? Oder Aussagen wie: Ein Bier kann doch nicht schaden. Gehe ich am Wochenende abends durch Dortmund, begegnen mir irgendwann nur noch Betrunkene. Das ist deren Recht, aber vielleicht sollte man mal darüber nachdenken.

Ich habe Freunde zugrunde gehen sehen und war stand selbst am Abgrund. Ich bin kein Heiliger. Mein Blog trägt den Titel Autorsein als Kampfakt und ein Teil meines permanenten Kampfes ist der mit Fressattacken, Suchtdruck, Stress, Bingewatchen und anderen Verhaltensweisen, die ungesund sind und die mich auf Dauer unzufrieden stimmen, auch und besonders weil sie kurzfristig lohnenswert scheinen.

Daher ist das Thema der süchtigen Gesellschaft für mich interessant und wichtig. Im Roman Sorck taucht es auf in Form von Alkohol- und Drogenkonsum sowie übermäßiger Esserei. Im Gedichtband Alte Milch kommen ebenfalls Alkohol und Drogen vor (diesmal auch in Form von Zigaretten und Koffein). Außerdem wird noch Pornokonsum (oversexed and underfucked), das scheinbar Soziale und manchmal den Selbstwert angreifende von Social Media, Stress und Einsamkeit, die aus all dem erwachsen können, oder von denen man sich ablenkt, behandelt.

Adolf Muschg sagte einmal sinngemäß, man behandele gesellschaftliche Probleme, indem man persönliche Probleme verarbeite. Dem stimme ich zu. Die Probleme der Gesellschaft, in der ich lebe, werden zwangsläufig meine Probleme (ob nun direkt oder indirekt). Daher erscheint es passend, sie wenigstens in der Lyrik in Ich-Perspektive zu behandeln. Nicht jedes behandelte Thema ist eines, das mich direkt und persönlich betrifft, sondern eines, das mich beschäftigt und über das man nachdenken sollte. Über den Unterschied zwischen Erzähler/lyrischem Ich und mir als Person habe ich im Artikel Der Erzähler, das lyrische Ich und Ich mehr geschrieben. Entgegen mancher Meinung sind Suchtprobleme kein Zeichen persönlicher Schwäche, sondern Ausdruck größerer Problematiken, die man als Sozialgemeinschaft zu lösen hat. Sie auf die Betroffenen abzuwälzen, ist faul und unfair.

Ursprünglich war es nicht das Ziel gewesen, mit meiner Literatur Kritik zu üben oder Veränderungen herbeizuführen, aber es ergab sich zwangsläufig, weil es mich beschäftigte. Inzwischen sollen meine Texte zum Nachdenken anregen, Fragen aufwerfen und Probleme aufzeigen. Einer dieser Problemkomplexe ist die süchtige Gesellschaft. Weitere habe ich bereits besprochen oder werde es noch tun.

Gedichtband

Eines meiner aktuellen Projekte, über das ich auch sprechen darf, ist ein Gedichtband. Hier möchte ich kurz darüber berichten, warum ich ausgerechnet Lyrik veröffentlichen möchte, was Leser*innen erwarten wird und wie weit ich mit der Arbeit bin.

Als ich damals zu schreiben begann, war ich etwa 13 oder 14 Jahre alt und hatte Probleme mit meinen Mitschülern. Schon als Kind hatte ich Schwierigkeiten, mich in Gruppen einzufinden, mit Fremden zu sprechen oder mich überhaupt mitzuteilen. Ich spielte am liebsten allein, immer in meiner eigenen Welt. Daher hatte ich als Teenager noch nicht gelernt, mich der Welt zu stellen, Probleme gesund zu verarbeiten oder sie anzusprechen. Mir fehlte es auf diesen Ebenen an Reife. Gleichzeitig entdeckte ich einige Gedichte, die mich ansprachen, hauptsächlich düstere Texte von E.A.Poe, Lord Byron, Beaudelaire, Trakl und Blake. Darauf war ich gekommen, weil ich verschiedene Künstler der Goth-Szene hörte, in entsprechenden Chatrooms und auf passenden Websites unterwegs war und dort auch Literatur-Empfehlungen fand. Für einen ordentlichen Goth empfand ich es als passend, traurige Gedichte zu schreiben. Und das tat ich. Die Anfänge waren aus heutiger Sicht ziemlich schlecht und sehr pathetisch, aber so blickt vermutlich jede*r auf die eigenen Arbeiten zurück. Das ist immerhin 20 Jahre her. Freunde, denen ich die Texte zeigte, ermutigten mich, weiterzumachen. Das war mein Start als Autor. Lyrik half mir, Dinge auszudrücken, für die ich paradoxerweise keine Worte fand. Ich konnte nicht sagen „XY hat mir dieses und jenes angetan“ oder einfach „ich brauche Hilfe“, aber ich konnte meine Gefühle in Metaphern verwandeln und schriftlich verarbeiten. Heutzutage kommuniziere ich zum Glück offener. Die Verarbeitung mithilfe von Gedichten und anderer Literatur ist aber geblieben.

Für mich handelt es sich also um eine persönliche Angelegenheit, wenn ich Lyrik schreibe, und ich halte es für richtig, dass ich wenigstens die Textform zeige, mit der vor so vielen Jahren alles für mich anfing. Die Begründung „es fühlt sich richtig an“ ist meiner Meinung nach absolut legitim in solchen Fällen. Im Gedichtband werden allerdings keine frühen Texte auftauchen, sondern eine Zusammenstellung von Gedichten aus den Jahren 2016 bis 2019. In dieser Zeit hatte ich vieles aufzuarbeiten und war recht fleißig. Man sollte die Texte dennoch nicht lesen, als seien sie rein autobiographisch. Manche Gedichte sind Experimente, manche entstammen der intensiven Beschäftigung mit bestimmten Ideen und manche sind die Umsetzung von Ideen, deren Herkunft mir selbst nicht klar ist. Außerdem ist es eben Lyrik und es geht hier und da mehr um die erzeugten Bilder und Gefühle, die etwas repräsentieren, als um die tatsächliche Darstellung dessen, was repräsentiert werden sollte. Kryptisch, ich weiß.

Thematisch wird es sich um Alkohol- und Drogenmissbrauch, um Parasuizidalität, das Schreiben an sich, Außenseitertum, ein wenig Philosophie und sogar Politik drehen. Es gibt also keinen klaren Themenschwerpunkt, sondern eine Übersicht über das, was mich in den Jahren 2016 bis 2019 beschäftigt hat.

Zum Status: Die Texte sind ausgewählt und überarbeitet, wo es nötig war. Einen Entwurf fürs Cover gibt es auch. Ich hoffe, dass das Cover noch diese Woche komplett fertig wird. Mit dem Buchsatz kämpfe ich weiterhin, habe aber eine klare Vorstellung und mache Fortschritte. Auch wenn ich nur ungern Prognosen abgeben möchte, würde ich sagen, dass das Buch im Oktober (vielleicht zur Buchmesse?) erscheinen wird. Vorher werde ich 1-2 Wochen lang Stimmung machen und nach der Veröffentlichung wird es dann ein paar Blogeinträge zu den Texten geben, vielleicht werde ich sogar den ein oder anderen Text aufnehmen und hochladen.

Was bleibt noch zu sagen? Wenn ihr Lyrik mögt, seid gespannt! Wenn nicht, habt ihr vermutlich gar nicht bis hierher gelesen.

Sorck: Fubar

In diesem Eintrag geht es hauptsächlich um einen einzigen Begriff, den ich als Namen für eine Kneipe im Roman Sorck verwendet habe. Achtung: Es wird ein wenig gespoilert werden.

Am Tiefpunkt von Martin Sorcks Reise, nachdem er vom schlimmsten Landgang der Kreuzfahrt zurückgekehrt ist, besucht er eine neu eröffnete Bar auf dem Schiff. Diese Bar nennt sich Fubar.

Im zweiten Weltkrieg entwickelten amerikanische Soldaten eine ganze Menge Slang-Wörter. Darunter war auch der Begriff „Fubar“, der eigentlich eine Abkürzung ist für „Fucked Up Beyond All Recognition“ – unwiederbringlich zerstört oder dermaßen verstörend, dass man es nie wieder vergessen wird. In Sorck spiele ich viel mit Kriegsbildern und -begriffen, um den inneren Kampf des Protagonisten darzustellen, der das Leben als ständigen Konflikt mit der Außenwelt erfährt. Zudem ist die Geschichte als Ganzes schon irgendwie fucked up. Eine Rückmeldung von einer Leserin sprach im positiven Sinne von „abgedrehtem Scheiß“. Außerdem treibt sich Martin Sorck häufig ins Bars herum, weshalb es naheliegend schien, „Fubar“ als Name einer dieser Bars, der schlimmsten von allen, zu verwenden.

Den Begriff selbst habe ich zum ersten Mal in Saving Private Ryan gehört, wo er, wenn ich mich recht erinnere, nicht erklärt wird. Also recherchierte ich ein wenig und fand heraus, was er bedeutet. In der Fubar begegnet man übrigens einer weiteren Kriegsfilm-Referenz. Es werden als Begrüßungsgeschenk rote Bandanas verschenkt, was vermutlich überflüssig erscheint, wenn man die Verbindung nicht herstellt. Im Film Deer Hunter sehen wir die Szene eines Veteranen, der psychisch nicht mehr in die normale Welt zurückkehren konnte, in der er Russisch Roulette spielt für Geld. Dabei tragen er und sein Gegenspieler rote Stirnbänder. Exakt diese Szene, auf die ich mich im Roman beziehe, wird auch aufgenommen im norwegischen Film Die Kunst des negativen Denkens, der wiederum am Anfang von Sorck erwähnt wird als einer der Gründe, aus denen er Skandinavien besuchen wollte. Beeindruckend an diesem Film war für mich immer die Mischung aus Humor, der sich direkt mit Szenen abwechselt, die furchtbar traurig sind. Durch dieses Wechselspiel schlagen die deprimierenden Stellen ganz besonders hart zu. Einen solchen Effekt wollte ich gerne in Sorck haben, aber ob ich das geschafft habe, weiß ich nicht recht.

Eigentlich wollte ich bloß über ein einziges Wort schreiben, Die Verknüpfungen zwischen dem Roman und anderen Kunstwerken und dieser Kunstwerke untereinander wiederum fällt eine solche Aufgabe nicht leicht. Ich hoffe, man wird mir vergeben.

PS: Das Titelbild dieses Eintrags zeigt übrigens eines der ersten Memes überhaupt, ebenfalls aus dem zweiten Weltkrieg.

 

 

 

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Die Bubbleproblematik der Selfpublisher*innen

Meinen ersten Roman habe ich als Selfpublisher veröffentlicht. Anfangs betrachtete ich diesen Weg als Notlösung, da ich keinen Verlag für Sorck finden konnte. Allerdings habe ich das Selfpublishing schätzen gelernt. Wenn man für alles selbst verantwortlich ist, kann man auch sämtliche Entscheidungen eigenständig treffen. Ich musste nichts aus dem Manuskript streichen, das ich nicht selber streichen wollte, konnte die Einteilung, den Buchsatz und das Cover allein bestimmen. Diese Freiheit schätze ich sehr und mit mir viele andere.

Leider gibt es aber auch etliche Nachteile. Leser*innen betrachten Autor*innen, die nicht über Verlage veröffentlichen, als weniger bedeutend oder unterstellen Unfähigkeit und mangelnde Professionalität. Zeit und gute Arbeit werden das ändern. Ein weiterer Nachteil ist die eingeschränkte Reichweite. Verlage, besonders die großen, haben die Erfahrung, das Budget und die Netzwerke, um effektiv für ihre Produkte zu werben. Uns unabhängigen Autor*innen mangelt es meist daran. Wir verlassen uns zum großen Teil auf Social Media und das ist ein guter Anfang. Leider begünstigen die Algorithmen von Twitter, Instagram und Co. uns nicht unbedingt. Die Bubbles, die sich bilden, bestehen zu großen Teilen aus Autor*innen, Lektor*innen und Buchblogger*innen. Um Netzwerke aufzubauen, sich gegenseitig zu unterstützen, zu lernen und Angebote vergleichen zu können, ist das super. Wenn man allerdings für die eigenen Werke werben möchte, hat man ein Problem. Das gleiche gilt für Hashtags, die sich innerhalb solcher Bubbles durchgesetzt haben. Wir finden einander, aber nur selten sucht jemand von außerhalb danach. Wer schreibt, liest üblicherweise auch. Einige Kund*innen kann man also erreichen. Buchblogs sind ebenfalls praktisch und wichtig. Sie könnten als Brücke zwischen Autor*innen-Bubble und Leser*innen dienen. Und dann gibt es natürlich noch Seiten wie Lovelybooks, die man nutzen kann. Oder man bezahlt für Werbung. Aber all diese Wege erfordern (von der bezahlten Werbung abgesehen, die sich in sozialen Netzwerken kaum bis gar nicht rechnet) eine bestimmte Eigenschaft beim Publikum: Es muss aktiv online suchen.

Sicherlich gibt es Personen, die das tun. Keine Frage. Literatur mancher Genres, die hauptsächlich von jüngeren Menschen gelesen werden, wird nicht mehr brauchen, als online zu werben. Mein Stil allerdings ist eigentlich nicht auf ein derartiges Publikum ausgelegt. Bis ich selbst begann, mich mit Selfpublishing auseinanderzusetzen, habe ich nie nach neuer Literatur online gesucht. Jedenfalls nicht über die angesprochenen Kanäle. Zugegebenermaßen lese ich am liebsten Klassiker. Aber ich lese auch Bücher, die mir empfohlen oder geschenkt wurden. Die meisten Bekannten von mir machen das ähnlich, nur dass dort häufig noch Reaktionen auf Werbung oder Artikel in Zeitungen/Zeitschriften hinzukommen. Ich würde soweit gehen, zu sagen, dass 80% derjenigen Leser*innen, denen mein Buch gefallen würde, nicht aktiv online nach neuer Literatur sucht. Entsprechend sehe ich mich gezwungen, auch andere Wege einzuschlagen. Daher kontaktierte ich vor einiger Zeit lokale Zeitungen und landete im Lokalteil der Ruhrnachrichten. Der Artikel zeitigte einen gewissen Erfolg. Ein weiterer Weg wären Lesungen, für die ich mich allerdings noch nicht bereit fühle. Außerdem gilt für Lesungen etwas Ähnliches wie vorhin: Das Publikum muss sich im Vorfeld bereits für solche Veranstaltungen interessieren. Seit einer Weile gehe ich jede Woche zu mindestens einer Buchhandlung und stelle mein Buch vor, damit es dort ausgelegt wird. Diesen Weg werde ich weitergehen und mir zusätzlich andere Möglichkeiten suchen oder sie notfalls erfinden.

Die beste Werbung für ein Buch ist seine Qualität. Mundpropaganda brachte mir bisher noch den größten Anteil an meinen Verkäufen. Mein Produkt ist gut und wer es kennengelernt hat, sagt es weiter. Das ist ein schöner Weg, der mich auch mental aufbaut, der aber leider viel Zeit kostet. Weitere Veröffentlichungen werden folgen und schrittweise wird die direkte und indirekte Werbung zum Erfolg führen. Da bin ich mir sicher.

Also unterstützt Künstler*innen, die ihre Träume verfolgen, um die globale kulturelle Landschaft zu bereichern! Redet mit ihnen, redet über sie, kauft ihre Werke und zeigt ihnen, dass sie den einzig richtigen Weg, nämlich ihren eigenen, gehen!

PS: Wenn ihr Buchblogger*innen seid und Interesse an Sorck habt, meldet euch! Ein paar Rezensionsexemplare warten hier noch.

Sorck: Buchensemble

Für Sorck ist eine erste Buchblog-Rezension erschienen. Hier könnt Ihr sie lesen:

BIZARRE, TRAURIG-WITZIGE WELT DES INTELLEKTUELLEN MISSVERSTANDENEN – SORCK

Über die freundlichen Worte und die positive Aufnahme meines Werkes habe ich mich sehr gefreut. Ich bedanke mich herzlich! Autor*innen brauchen Bestätigung vermutlich mehr als die meisten anderen, weil sie so viel von sich selbst in ihre Werke stecken und auf die Welt blicken mit vorsichtigen Fragen: Wie gefallen Euch meine Gedanken? Könnt auch Ihr etwas damit anfangen?

Sorck: Wang Xizhi vs. The Nasty Boys

Am Rande wird auch dieser Eintrag zur Reihe über Kunstwerke im Roman Sorck gehören. Warum am Rande? Weil es in einem Text, der einen der größten chinesischen Kalligraphen und ein Wrestling-Tag-Team aus den 1990er Jahren bespricht, zwangsläufig um etwas Anderes gehen muss.

Wang Xizhi lebte im 4. Jahrhundert in China. Er war als Theoretiker und Künstler wichtig für die Weiterentwicklung der Kalligraphie (als Kunstrichtung) und der chinesischen Schrift an sich. Auf meinen China-Urlaub vor einigen Jahren bereitete ich mich ein wenig vor und las über Kunst, Architektur und Geschichte des Landes. Bei dieser Recherche lernte ich ein paar Dinge über Kalligraphie, die ich weitestgehend leider wieder vergessen habe. Dennoch beeindruckte mich die Idee einer Wortkunst, die mindestens zur Hälfte außerhalb des Inhalts auskommt. Ein guter Kalligraph realisiert in seinem Werk seinen Charakter, seinen Stil und seine Überzeugungen ebenso wie die Bedeutung der Worte, die er schreibt. Es handelt sich um eine sehr alte Form von Kunst, für die man viel Ahnung braucht, die ich nicht habe. Ich kratze nur an der Oberfläche und ziehe bereits daraus Genuss. Wang Xizhi diente mir als alter Meister stellvertretend für seine gesamte Kunstform. Möglicherweise stolpert jemand mehr als andere über seinen Namen und entdeckt plötzlich etwas, mit dem er nicht gerechnet hätte.

Kalligraphie eröffnet Chancen für Schreibende. Worte vermögen sehr viel zu bewirken, doch hat das Potenzial sein Limit. Dies gilt besonders, wenn man sparsam zu sein hat. Im Rahmen eines Romans vermag man fast alles, in einem Gedicht noch sehr vieles (und besonders anderes) auszudrücken. Die Entwicklung und Verwendung von Emojis in geschriebenen Gesprächen ergibt Sinn, da sonst Botschaften missverständlich würden oder eben mehr Text erforderten – und wer hat dafür schon Zeit? Kalligraphie nimmt nun sehr kurze Gedichte und erweitert sie um eine Dimension. Ist das nicht verdammt faszinierend? 😀

Was aber haben die Nasty Boys Randy Savage und Brian Knobbs damit zu tun? Absolut gar nichts. Wenn Kultur horizontal verliefe, stünden Kalligraphie und Wrestling an zwei verschiedenen Enden. Das ist genau der Punkt. Für Martin Sorck ist das Leben verwirrend und er muss trotzdem damit klarkommen, es irgendwie entwirren, um weitermachen zu können. Das ist seine Aufgabe. Wird er nun mit einem WCW-Tag-Team-Match und einer 1600 Jahre alten Kalligraphie zeitgleich konfrontiert, wird dieser Konflikt aufgezeigt. Ist es miteinander vereinbar? Wie ist es miteinander vereinbar? Diese Fragen stellt er sich kaum, aber beantwortet sie im Laufe des Romans. Übrigens stellten sich The Nasty Boys als besonders abscheulich, eklig und auch dumm dar, was meinen Punkt nochmal unterstreicht.

Als ich ein Kind war und noch bis in die Teenager-Jahre hinein, lief Wrestling regelmäßig im Fernsehen und ich erinnere mich vage, dass große Muskelmänner in Filmen, Serien und eben im Wrestling einen Teil meines damaligen Männlichkeitsbildes formten. Im Kindergarten malte ich große Kriegertypen. Zum Glück machte ich danach noch einige Veränderungen mit. Aber ich kannte und kenne Menschen, die mit selbstgesuchten Vorbildern aus Musik, Film und Wrestling aufwuchsen und noch heute ein klares Männlichkeitsbild haben, das ganz klar darauf zurückzuführen ist. Es fehlte ihnen an anderen, realeren Rollenvorbildern. So stupide ihre Rollenvorstellungen scheinen mögen, so gefestigt sind sie auch. Da gibt es keine Zweifel. Martin Sorck wiederum sucht nach Sinn und nach Wegen. Er würde manchmal gern derart einfache Wege gehen, um eben nicht mehr suchen zu müssen.

Diese etwas persönlicheren Ideen hatte ich bei der Wahl des Wrestling-Matches als Kontrast zur Kalligraphie. Kommt irgendjemand von alleine darauf? Vermutlich nicht. Daher zieht in der Szene hoffentlich mein letzter Punkt: ich finde es mal wieder witzig. Ein besoffener Typ auf hoher See, der zwischen einer Kalligraphie und einer Wrestling-Aufzeichnung hängt, ist als Bild einfach skurril. Oder nicht?

 

(PS: Auf dem Titelbild dieses Beitrages sieht man kein Werk von Wang Xizhi.)

 

 

 

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Sorck: Munchs Schrei

Mit dem berühmte Schrei von Edward Munch (1863-1944) geht es weiter in der Reihe von Kunstwerken, die im Roman Sorck vorkommen (wenn auch manchmal nur sehr kurz). Zuvor ging es bereits um The Great Implosion von Nick Alm und um Der alte Gitarrenspieler von Picasso.

Der Schrei ist eigentlich nicht ein Bild, sondern mehrere. Es gibt verschiedene und in den meisten Fällen recht ähnliche Versionen des Bildes, die zwischen 1893 und 1910 entstanden. In meiner Wohnung hängt ein Kunstdruck der Version von 1910, die mir persönlich am besten gefällt. Zu sehen ist im Zentrum eine Figur, die Augen und Mund aufgerissen hat und beide Hände an den Kopf hält. Ich denke, jeder kennt das Werk. Der heutzutage geläufige Titel hätte Munch vermutlich missfallen. Mehrfach bezeichnete er selbst es auf Deutsch als Das Geschrei. Die Interpretation, dass die zentrale Figur selber schreie, war vom Maler nicht beabsichtigt, wird aber vom heute geläufigen Titel unterstützt. Munch verarbeitete eine Angstattacke, die ihn eines Tages auf einem Spaziergang überkam, als er einen Schrei hörte, der durch die Natur ging.

Der Schrei zeigt wunderbar, wie Munch es verstand, die Außenwelt als gespiegelte Innenwelt darzustellen. Nichts anderes, wenn auch mit anderen Mitteln (und weniger meisterhaft), tue ich, wenn ich die Umgebung einer Figur innerhalb einer Szene nutze, um eine Stimmung zu unterstützen oder eine Aussage zu einzubauen. Im Grunde entsteht eine Interpretationsspirale, wenn Munch die Innenwelt seiner Figur mit der Außenwelt innerhalb des Gemäldes darstellt und ich das gesamte Bild (Figur und Natur) verwende, um die Welt meiner Figur besser darzustellen. Gerne darf jemand in einem anderen Buch meinen Roman vorkommen lassen (beispielsweise auf einem Nachttisch liegend), um die Kette weiterzuführen.

Generell gibt es zwei Ansätze, um sich mit einem Bild zu beschäftigen. Entweder man informiert sich und interpretiert mithilfe von Hintergrundinformationen oder man leistet sich einen persönlicheren, weniger voreingenommenen Ansatz und lässt die Kunst pur auf sich wirken. Manche Werke verschließen sich dem zweiten Ansatz fast vollständig. Ich denke da zuallererst an monochrome Leinwände. Bei denjenigen, die sich nicht verschließen, kommt es doch häufig zu Missverständnissen oder – positiver ausgedrückt – zu neuen, ursprünglich nicht intendierten Interpretationen. Ohne die Informationen über die Angstattacke Munchs, die er verarbeitete, bezog ich die Reaktion der zentralen Figur immer auf die beiden dunklen Figuren im Hintergrund. Eine Idee, die ich hatte, ging in Richtung einer Sozialphobie, also einer Angstreaktion der Figur aufgrund der anderen. Häufiger aber sah ich mehr Verzweiflung als Angst. Entsprechend stellte ich mir den Weg, auf dem die Figuren sich befinden, als Rand einer Promenade vor, die voller Menschen ist, während die Zentralfigur vollkommen allein ist. Für mich passte Der Schrei immer gut zu Dostojewskis Aufzeichnungen aus dem Kellerloch.

Nach dieser Sicht auf das Bild wird der Bezug zu Matin Sorck erheblich deutlicher. Er ist ein Außenseiter durch und durch, leidet unter seinen Mitmenschen und würde sicherlich manchmal einfach losschreien. Natürlich hat er auch Angst. Er hat alles verloren, wo soll er hin? Man kann das Vorkommen des Bildes also als Unterstützung des Figurenverständnisses des Protagonisten verstehen, wenn man denn so weit interpretieren möchte.

Wie schon bei Picasso und Nick Alm verbaue ich mit Der Schrei aber auch eine alltägliche Ansicht, einen Teil meines Arbeitszimmers und meines Lebens in der Geschichte. Es verbindet die Welt von Sorck mit meiner eigenen. Und natürlich: ich mag das Bild sehr; die Dymanik, das Grauen, die Farben und die intensive, verzweifelt wirkende Pinselführung. Große Kunst wie große Literatur verarbeitet persönliche, individuelle Erfahrungen und Gefühle und wird genau dadurch für alle anderen verständlich. Das versuche ich mit meiner Arbeit, die ich allerdings noch nicht als „große Literatur“ bezeichnen würde, auch zu tun.

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Sorck: Picassos Gitarrist

Wie bereits im Text über den Künstler Nick Alm bespreche ich heute ein weiteres Bild, das im Roman Sorck vorkommt. Diesmal ist der Maler bekannter und das Bild eventuell auch. Es handelt sich um den alten Gitarristen von Pablo Picasso (1881 – 1973).

Dieses Bild sorgt noch deutlicher für eine passende Hintergrundstimmung als The Great Implosion von Nick Alm. Gezeigt wird ein alter, blinder Gitarrist, der in gekrümmter Haltung im Schneidersitz mit seinem Instrument in der Hand an der Straße kauert. Abgesehen von der Gitarre ist das gesamte Bild in Blautönen, gemischt mit Grau und Schwarz, gehalten. Es wurde am Ende von Picassos Blauer Phase gemalt, die sich durch ihre tristen Motive (und natürlich die Farbgebung) auszeichnete. Picasso hatte vor Beginn der Blauen Phase einen guten Freund durch Selbstmord verloren und lebte in großer Armut. Entsprechend melancholisch stimmt der Anblick des alten Gitarristen und passt damit sehr gut zur zwischenzeitlich hoffnungslosen Stimmung des Protagonisten Martin Sorck.

Die erste Antwort auf die Frage, warum ich gerade dieses Bild in Sorck erwähnte, ist damit beantwortet. Eine weitere Antwort wäre, dass es eins meiner Lieblingsbilder ist. Ein Kunstdruck hängt an meiner Wand. Wenn ich also etwas, das ich täglich betrachte, in mein Buch einbaue, stecke ich auch ein bisschen mehr von mir selbst hinein. Viele Schichten liegen dazwischen und als Leser*in erkennt man mich nicht dahinter, doch das Bild ist im Buch, weil es hier hängt und es hängt hier, weil es zu mir passt.

Ein weiterer Aspekt ist der Fokus des Bildes auf die Kunst, hier in Form einer Gitarre. Der alte Mann ist angewiesen auf seine Kunst, um zu überleben, er klammert sich daran, wie es für Picasso vermutlich auch war. In meinem Leben ist die Kunst, diesmal als Literatur, ebenfalls im Zentrum. Alles andere ordnet sich konzentrisch darum.

Erwähne ich den alten Gitarristen in meinem Roman, handelt es sich also um Kunst in Kunst, um etwas über Kunst und Künstler auszusagen, wenn man so will. Schicht über Schicht über Schicht und Aussage in Aussage. Ich schreibe nicht über mich selbst, sondern erscheine hier und da in Details, die mich verraten.

Als letzten Punkt wäre noch zu erwähnen (wie schon bei Nick Alm), dass ich Dinge, die ich mag, gerne populärer machen möchte. Jeder kennt den Namen Picasso, aber nicht jeder kennt dieses Bild. Vielleicht tue ich ja jemandem etwas Gutes, indem ich ihn/sie auf Neues (oder neues Altes) aufmerksam mache. Nutzt man sozusagen das vollständige Potenzial meines Buches aus, wird es zu einem multimedialen Ereignis, das aus Literatur, Bildern, Filmen und Musik besteht. Auch wenn ich kein großer Technikfreund bin, kann es eine Menge bringen, das Smartphone in Griffweite zu haben, während man Bücher liest: Schlagt unbekannte Wörter nach, schaut euch angesprochene Bilder an und hört die erwähnte Musik! Ich habe unheimlich viel durch Bücher gelernt und möchte mit Sorck etwas weitergeben.

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Sorck: Ein Zeitungsartikel

https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/matthias-thurau-34-aus-hombruch-hat-sein-erstes-buch-geschrieben–plus-1429473.html

Letzten Donnerstag wurde ich vom Journalisten Marc D. Wernicke von den Ruhrnachrichten besucht. Wie es dazu kam, wie ich es selbst erlebte und was ich noch ergänzen würde, erfahrt ihr in diesem Eintrag. Ich versuche es so einzurichten, dass man den Artikel nicht unbedingt gelesen haben muss, um meinen Text zu verstehen, da wohl nicht jeder sich dort anmelden möchte.

Fangen wir einfach mit dem Foto an, das ja jeder sehen kann. Abgesehen von meinem Blick, der mir etwas missfällt, kann man bereits viel über mich lernen. Ich trage ein Bandshirt der Band Boris und stehe vor zwei Regalen, von denen das eine voller Musik ist und das andere Ausgaben der Frankfurter Poetik-Vorlesungen, Kafkas Tagebücher und einige andere Bücher enthält.

Aber holen wir etwas aus: Um mein Buch Sorck zu promoten, habe ich mehrere lokale Zeitungen kontaktiert. Eine Weile später habe ich eine Email von Herrn Wernicke bekommen und wir verabredeten uns in meiner Wohnung. Auf diese Weise konnte er direkt meinen Arbeitsplatz sehen und einen Einblick in meinen Alltag gewinnen. Außerdem empfand ich den Treffpunkt als intimer und für ein Gespräch über mich und meine Arbeit geeigneter als beispielsweise ein Café. Nach der Terminvereinbarung folgte die Nervosität. Ich muss mich zu solchen Treffen zwingen, auch wenn ich weiß, dass ich es meistern werde. Es handelt sich um eine Notwendigkeit, die immer erst im Nachhinein als angenehm empfunden wird (wenn überhaupt). Also startete ich die größte Aufräum- und Putzaktion der letzten Jahre, was meine Wohnung vorzeigbarer machte, aber auch fast jedwedes kreative Chaos entfernte. Wenn ich schon Gäste erwarte, möchte ich auch, dass sie sich wohlfühlen. Daher schickte ich auch am Vormittag noch eine Warn-SMS raus, weil ich keinen Kaffee anzubieten vermochte.

Das Gespräch an sich verlief ruhig, sachlich und angenehm. Wir verstanden einander, was wohl auch daran lag, dass wir etwa gleich alt sind. Wie man es sich vorstellen würde, saß mir jemand mit einem kleinen Blick und Stift gegenüber und stellte Fragen. Ursprünglich wollte ich Antworten vorbereiten, aber ich ging korrekterweise davon aus, dass ich den meisten Fragen schon mindestens einmal begegnet war und improvisierte. Inzwischen kenne ich mein Buch und mich selbst gut genug, um vernünftig antworten zu können.

Meine Motivation hinter dem Schritt, an Zeitungen heranzutreten, war natürlich in erster Linie, dass ich Werbung brauchte. Zwar werbe ich auch bei Twitter und Instagram, arbeite mit Blogs zusammen und bin auf Lovelybooks vertreten. Allerdings habe ich häufig das Gefühl, dass die Literaturbubble insgesamt recht geschlossen ist. Ich wollte ein anderes Publikum erreichen. Sorck kann zwar von Personen jeder Altersstufe gelesen werden, ist aber eigentlich nicht als Jugendliteratur gedacht. Der Protagonist selbst ist 40+ Jahre alt und hat entsprechend viel hinter sich. Ich stelle mir vor, dass eine Leserschaft zwischen 25 und 50 am meisten vom Roman angesprochen werden. Außerdem ist das Buch für Leser*innen anspruchsvoller Literatur gedacht, von denen, so vermute ich, die meisten ihre Lektüre nicht online suchen. Entsprechend ergab es für mich Sinn, einen Teil der Leserschaft zuhause abzuholen und in einer Zeitung zu werben. Es geht mir also darum, mehr Menschen zu erreichen, die meinen Internetauftritt möglicherweise komplett verpassen. Die gleiche Motivation steckt hinter meiner Zusammenarbeit mit dem Laden Landgut, der lokale Lebensmittel vertreibt und nun auch mein Buch anbietet. Das Prinzip des Ladens und das Angebot sagen mir aber auch persönlich zu, so dass ich auch dafür werben würde, ohne Vorteile zu erwarten.

Übrigens habe ich erfahren, dass der Artikel online ist, als eine Freundin, von der ich lange nichts mehr gehört hatte, mir dazu gratulierte. Obwohl es eigentlich klar ist, merkte ich in dem Moment erst, dass ich tatsächlich Menschen mit dem Artikel erreichen könnte.

Zum Abschluss möchte ich noch sagen, dass es eine interessante und angenehme Erfahrung war, wenn ich die Nervosität in den Tagen davor verdränge. Es freut mich ungemein, dass meine Arbeit Interesse weckt und Menschen interessiert. Einen winzigen Einwand habe ich bloß gegen den Artikel: ich wollte niemals „etwas ganz anderes“ werden, sondern habe bloß einen Umweg eingeschlagen, um endlich dort anzukommen, wo ich eigentlich immer sein wollte.

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

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Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu erhalten.