Gastbeitrag: June T. Michael über BDSM als Utopie

Wie BDSM mithilfe richtiger Kommunikation und gerechten Miteinanders zum Utopie-Entwurf wird.

Wer schreibt hier eigentlich?

Ich schreibe unter dem Pseudonym June T. Michael queere BDSM-Geschichten aus der Welt von Arl Sere. Das hat sich einfach so ergeben – ebenso, wie ich eigentlich vollkommen zufällig ins Erotik-Genre gestolpert bin, hat sich dann zwangsläufig das Thema „BDSM“ herausgeschält und ich lasse mich in der Hinsicht von den Figuren führen. Wenn ich also gefragt werde, warum genau dieses Thema, diese Texte, dann kann ich zwar gerne rückwirkend Dinge herleiten (wie den Beginn mit der Lektüre furchtbarer Erotikzitate auf Twitter und die Frage, ob ich, wenn ich schon meine, es besser zu können, es nicht einfach machen soll – aber da war mehr und ich kriege es nicht zusammen), aber keinen Ausgangsfunken rekonstruieren, der das „Genau so, genau das“ in meinem Geist entzündete.

Im Vanilla-Job mache ich was mit Textarbeit und Bildbearbeitung, meine Abschlüsse habe ich unter anderem im Bereich „Literaturwissenschaft“. Und wenn ich nicht gerade aktivistisch-queere BDSM-Texte schreibe, fülle ich meine Freizeit mit Gartenarbeit und Twitter.
Außerdem bin ich autistisch und bemühe mich, in einer nicht wirklich für mich gebauten Welt zurechtzukommen. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Auch darüber schreibe ich häufig auf Twitter.

June T. Michael - Zwischen Eis & Feuer

Am 01.08.2020 erschien „Gefangen zwischen Eis und Feuer“ – Band 1 meiner Reihe „Erotische Abenteuer in Arl-Sere“. Die Reihe ist so angelegt, dass die einzelnen Bände auch unabhängig voneinander gelesen werden können, es macht allerdings mehr Spaß, sie am Stück zu lesen. Derzeit ausschließlich auf Amazon. Es handelt sich dabei um einen Genremix: Fantasy trifft auf Slice of Life, es geht hier also nicht um epische Abenteuer, bei denen Staaten und Welten auf dem Spiel stehen, sondern um Probleme des Alltags, nur dass diese durch das fantastische Umfeld zusätzlich beeinflusst werden. Explizite Erotik trifft auf BDSM – dabei ist es mir wichtig, gerade letzteres abseits vom leidigen „Fifty Shades of Grey“-Image aufzuzeigen. Man kann eine Geschichte über Wesen, die sich gerne schlagen und erniedrigen lassen, schreiben, und gleichzeitig eine Geschichte über Respekt und gegenseitige Rücksichtnahme erzählen.

So viel zu meinem Projekt und mir.

Warum ausgerechnet BDSM?

Interesse an entsprechenden Dynamiken hatte ich eigentlich schon sehr lange, zum Teil im Teenie-Alter, auch wenn mir das Vokabular dafür nicht geläufig war – ich habe mich für sexuelle Dinge schlicht und ergreifend nicht interessiert. Sex war etwas, das anderen passierte und die Erkenntnis, dass die Verquickung von asexuellem Spektrum und Interesse an Kink vollkommen normal ist und es auch andere gibt, denen es genauso ging, war erleichternd. Als ich noch zur Schule ging, erschwerte dies allerdings jede Recherche, teils auch, weil ich meine entsprechenden Interessen nicht als erotisch empfand oder nicht in Worte umwandeln konnte, die Suchanfragen ergeben würden.

Später, viel später, rutschte ich durch vollkommenen Zufall in ein Text-RPG rein – meine Figur wurde in einem öffentlichen Ort angeschrieben –, das auf einmal eine kinky Dynamik entwickelte. Anfangs kam ich mit dem sogenannten „Hausverstand“ irgendwie durch, dann fing ich behutsam an, zu recherchieren und irgendwie verselbstständigte sich das. An dem RPG schreiben wir immer noch, inzwischen kann es sein, dass wir an der fünfstelligen Anzahl an Wordseiten kratzen …

Und ich habe eins festgestellt: Es macht unglaublich Spaß, entsprechende Szenen zu schreiben. Viel mehr Spaß, als mir entsprechende Vanilla-Szenen je gemacht haben. Die Frage wäre, warum und damit kommen wir zum nächsten Punkt.

BDSM-Utopie – wie soll das gehen?

Ich bezeichne mein Buch – und eigentlich die gesamte Reihe – gerne mal als BDSM-Utopie. Dazu muss ich etwas ausholen, was ich unter den jeweiligen Dingen verstehe und wie der Widerspruch zwischen einem Spielsystem, das auf Machtgefälle beruht und dem Konzept einer gerechten Welt aufgelöst werden kann.

Utopien sind stets zeit- und kontextabhängig. Zwischendurch kursierte beispielsweise eine US-Theorie, die ich beim besten Willen nicht mehr auffinden kann, weil sie leicht widerlegt werden konnte, der zufolge Platons „Idealstaat“ aus der Politeia eigentlich eine Satire darstellen sollte. Aus unserer Sicht ist der Staat so weit weg von dem, was wir unter Gerechtigkeit verstehen, dass es nur satirisch gemeint sein könne, ausgerechnet so einen Staat als Ideal zu propagieren. Andere Autor*innen entsprechender Literatur, wie der Namensgeber Thomas Morus, brechen von vornherein ihre eigenen Werke in satirischer Form und zeigen somit auf, dass der perfekte Staat zwar literarisch als Gegenentwurf der herrschenden Umstände dargestellt werden kann, es jedoch unmöglich ist, ihn jemals zu errichten.

Andere Utopien wiederum, wie beispielsweise „La città del Sole“ von Tommaso Campanella, mögen zu ihrer Entstehungszeit und aus der Sicht der Verfassenden noch utopisch sein, wären aber für moderne Menschen so weitab von allem, was in irgendeiner Form wünschenswert wäre, dass der utopische Gedanke zur Dystopie wird.

Darum habe ich gar nicht erst versucht, eine Universalutopie zu verfassen. Das ginge auch gar nicht. Ich schreibe entdeckend, somit weiß ich noch nicht, wie alle Staaten von Arl Sere aussehen, aber von den drei mir bisher bekannten ist nur ein Staat für kinky Wesen zugänglich, nämlich Erytan. Ebenso ist Erytan offen für Wesen, die nicht in die Genderbinarität passen (also Leute wie mich). Dass sogar Wesen nach Erytan auswandern, weil dort trans- und nicht-binäre Wesen einfach in ihrem Geschlecht leben können, wird in den auf meinem Blog veröffentlichten Drabbles deutlich, in denen eine trans Frau namens Camelia eine Rolle spielt – in einem davon stellt sich heraus, dass sie gar nicht aus Erytan stammt.

Erytan hat dafür andere Probleme, die dafür sorgen, dass auch dieser Staat seine Unperfektionen hat. Einige davon lösen sich erst im Verlauf des Text-Rollenspiels, da dieses jedoch hundert Jahre nach meinem Roman spielt, bleiben diese Konfliktpunkte dort erhalten oder spitzen sich sogar vermehrt zu.

Das utopische Element ist hier tatsächlich gleichzeitig das BDSM-Element.

Mir ist bewusst, dass die Welt des BDSM – von einer erfolgreichen BDSM-Bloggerin auch „Wunderland“ genannt – auch nicht immer rosig ist, im Gegenteil. Zwar waren meine ersten absichtlichen und bewussten Begegnungen mit dieser Welt durchgängig queer, inklusiv und offen für alle Gender, Lebensentwürfe und Konstellationen, aber es gibt genügend Artikel darüber, dass es sehr große Probleme innerhalb der Szene gibt.
Eine gute Freundin von mir, die in einem Socialmedia-Profil stehen hat, dass sie devot ist, wird gerne beim ersten Anschreiben von Wildfremden beschimpft oder per Erikativ geohrfeigt – sie wolle es ja so. Wenn sie dann sagt, dass dies absolut ungehörig ist, reagieren die (fast immer cis männlichen) Leute recht pikiert oder versuchen ihr zu erzählen, dass sie sich das gefälligst gefallen zu lassen habe, schließlich sei sie eine Sub und das wäre ihr Existenzzweck.
Andere machen viel Geld damit, dass sie in Pick-Up-Artist-Manier „Dom-Kurse“ verscherbeln. Erfolgsgarantien und Verallgemeinerungen inklusive. Und es gibt inzwischen ganze Studien über die Problematik von cis- und Heteronormativität in BDSM-Räumen, Sub-Shaming und ähnliche Phänomene, die dafür sorgen, dass in etlichen davon die Ungerechtigkeitsstrukturen der Mehrheitsgesellschaft verfestigt werden.
Begünstigt durch Veröffentlichungen wie „50 Shades of Grey“, vertieft sich die Dynamik – junge, unerfahrene Menschen, die sich an dem Buch orientieren und denken, es „soll so“, wenn sie gebrochen werden, stehen Leuten gegenüber, die das Dom-Sein (bewusst im generischen Maskulinum) aus ebenjenem Buch gelernt haben.
Ebenso ist mir bewusst, dass diese Buchreihe unter denen, die die missbräuchlichen Dynamiken darin durchschaut haben, zu noch mehr Stigma gegenüber Menschen führt, die einfach nur (um es mit den Worten einer lieben befreundeten Person zu sagen) vor sich hin sein wollen.

All das ist mir bewusst. Wenn ich diese Problematiken in großen Teilen in meinen Romanen ausblende, dann nicht, weil sie mir unbekannt wären oder weil ich sie verdrängen möchte, sondern als durchaus bewussten Gegenentwurf. Ein Aufzeigen, wie es im Idealfall sein soll und wie irgendwann, durch Bücher wie meine und durch andere Formen des Aktivismus, es irgendwann werden soll.

Erytan ist ein Land, in dem diese Probleme weitestgehend unbekannt sind. Teils, weil dort das einzige richtige Fernkommunikationsmedium der Brief ist (es gibt für Notfälle eine – allerdings unzuverlässige, da von einer Gottheit abhängige – Expresslösung) und teils, weil bestimmte Prinzipien schon von Kindesbeinen an Teil der Erziehung sind.

  • Wenn eine Person mit Worten oder Gesten kommuniziert, dass sie nicht angefasst werden will, wird das bedingungslos akzeptiert
  • Wenn zwei oder mehr Personen sich treffen, um gemeinsam etwas zu unternehmen, wird im Vorfeld abgesprochen, wie das so gestaltet werden soll, dass sich alle wohlfühlen und dann hält man sich ohne zu hinterfragen daran
  • Es ist vollkommen selbstverständlich (und wird nicht einmal besprochen), dass beim ersten sexuellen Kontakt zwischen neuen Personen Verhütungsmittel in mechanischer Form Pflicht sind
  • Ebenso ist es ganz selbstverständlich, wenigstens ein grobes „Weiche Grenzen, harte Grenzen, No-Gos, Allergien, Tabus, Wünsche“-Gespräch zu führen, egal ob es um Sex geht oder beispielsweise um eine Wanderung, man macht einfach
  • Es gibt kein „Wer A sagt, muss auch B sagen“ – wenn es sich eine Person mittendrin anders überlegt, egal um was es geht, wird abgebrochen. Punkt. (Ausnahme bilden Tunnelspiele bzw. Dinge wie Wanderungen, wo man nicht ohne weiteres wegkommt … Aber wo ein Abbruch möglich ist, wird abgebrochen.) Bedingungslos. Kein „Aber warum?“, kein „Du musst das aber durchziehen“.

Und all das sind Prinzipien, mit denen schon Kinder aufgezogen werden. „Wenn dein Freund hinfällt und weint, frag, ob eine tröstende Umarmung in Ordnung ist. Ist sie das nicht, dann lass sie sein. Frag deinen Freund, welche Art von Unterstützung er möchte und akzeptiere die Antwort. Auch wenn diese lautet, dass du dich zurückhalten sollst“.

Dass das kein bisschen selbstverständlich ist, fiel mir verstärkt auf, als ich Familienbesuch hatte und es nicht mehr funktioniert hat. „Nein, das mag ich nicht“ führte auf einmal wieder zu „Aber probiere es doch wenigstens“ und „Das ist mir aufgrund meiner Behinderung nicht möglich“ zu „Du versuchst es einfach nicht ausreichend“. Selbst ein „Nein, dieses Thema triggert mich, sprecht das nicht mehr an, solange ihr hier seid“ führte nicht zum Erfolg.

Ist das nicht „Cherry-picking“?

Mitnichten. Ich finde, dass Kommunikationsprinzipien, wie sie eigentlich im BDSM gelten sollten und in vielen Konstellationen zum Glück auch gelten, auch in Vanilla-Konstellationen und im Alltag ganz abseits von Sex und Kink ihren Platz haben sollten.

Dass – außer bei akuten Notfällen (und nach Möglichkeit selbst dann, sofern die Person ansprechbar ist) – stets das Selbstbestimmungsrecht an oberster Stelle stehen sollte. Dass „Mein Körper gehört mir“ bedingungslos zu gelten hat, nicht nur bei sensiblen Themen wie Schwangerschaft, sondern bei jeder Art von Berührung. Beginnend damit, dass ein Kind nicht allen zur Begrüßung die Hand geben soll, wenn es nicht möchte oder verpflichtet ist, ungewünschte Zärtlichkeit von Verwandten zu ertragen.

Ich nutze im Alltag in komplett Vanilla Situationen inzwischen immer öfter den Ampelcode, weil er einfach … praktisch ist, um schnell zu kommunizieren, dass ich eine Pause brauche oder meine Grenzen in einem Maße überschritten werden, dass die Reißleine gezogen werden muss. Gerade für mich als autistische Person ist das Einüben von kurzen Signalwörtern und Gesten, um zu zeigen, dass es mir nicht gut geht und was ich brauche, zum Teil lebenswichtig. Warum sollten das nicht auch andere tun? Auch Leute, die mit all den anderen Aspekten oder mit Kink an sich nichts anfangen können?

Ja, aber das Schlagen und Hauen und Fesseln …

Kommt alles in meiner Buchreihe vor. Keine Angst. Aber ich bin ehrlich, dass ich mich teilweise richtig geärgert habe, wenn ich Dinge las wie „Also ich finde, Verhütung hat in Erotik nichts verloren, die nimmt die Stimmung weg“ oder „Ja, im Alltag mag das fein sein, wenn Leute ausführlich vorher über Tabus und Vorlieben reden, aber im Erotikroman mag ich sowas nicht lesen.“

Das macht mich trotzig, denn so funktioniert Literatur nicht. Mag sein, dass einige Leute trotzdem wissen, dass beides gerade bei neuen Sexualpartner*innen dazugehört, aber nach allem, was ich weiß, ist das eher die Ausnahme, als die Regel, dass explizit darüber gesprochen wird. Dafür höre ich zu oft Geschichten von Menschen, die davon ausgehen, alle Menschen mit Intimkonfiguration x würden zwingend Praktik y mögen und das einfach durchziehen, statt mal mit der entsprechenden Person zu reden. Dafür höre ich zu oft, dass gerade Empfängnisverhütung auf die Person abgeschoben wird, die einen Uterus hat.

Also … Nein, es funktioniert leider nicht.

Und darum habe ich aus Prinzip ein Buch geschrieben, in dem Gespräche über Vorlieben und Grenzen so heiß gestaltet sind, dass das Höschen von selbst zur Erde fallen soll. In dem Verhütung so natürlich, selbstverständlich und erotisch in die Szenen eingebunden wird, dass sie die Szenen noch heißer machen, als ohnehin schon. Und in denen sowohl ausgiebig geredet, als auch herzhaft zugeschlagen und gefesselt wird.

Stets unter der Wahrung von wechselseitigem Respekt und voller Wohlwollen, egal wie erniedrigend oder schmerzhaft die geschilderte Praktik sein mag.

Gibt es Fragen, Anregungen, Gedanken und Wünsche?

Über June T. Michael:

June Thalia ist nicht-binär und lebt mit der Partnerperson, wenn auch leider ohne eigene Katzen, irgendwo in Österreich. Beruflich macht June T. M. was mit Texten. Und den zugehörigen Bildern. Daher macht June auch ihre Bücher und die Grafiken dazu alle selbst.
Sie ist unter Pseudonym unterwegs – wie sehr viele aus dem Genre – wollte aber keinen Namen, der Körperteile beinhaltet.
Da die meisten Geschichten wohl in einem sonnigen Land namens »Erytan« spielen sollen, schien dann »Juni« bzw. June als Name sehr passend, zumal zu jedem Namensteil ein persönlicher Bezug existiert.
Wenn sie nicht gerade erotische Fantasywelten schafft, kocht sie leidenschaftlich gern, twittert und bastelt Grafiken.

Links:

Unterstütze meine Arbeit auf Patreon: https://www.patreon.com/junetmichael
Folge mir auf Twitter für Schreibupdates, Schnipsel, Privates und gelegentliche Links zu Vocaloid-Musik: https://twitter.com/JuneTMichael1
„Gefangen zwischen Eis und Feuer“ findest du hier: https://www.amazon.de/Gefangen-zwischen-Feuer-Erotische-Abenteuer-ebook/dp/B08DDK7WH1
Mein Profil auf Amazon: https://www.amazon.de/June-T.-Michael/e/B08DRTMBTW
Bewerte mein Buch auch bei Leserkanone: https://www.leserkanone.de/index.php?befehl=buecher&buch=69470
Oder auf Goodreads: https://www.goodreads.com/book/show/54770593-gefangen-zwischen-eis-und-feuer

Hat dir der Artikel gefallen? Weitere Texte gibt es auf https://fantasyundfantasien.wordpress.com/

Autor*innenpodcast: Buch- und Autorenmarketing

Hinweis auf den Autor*innenpodcast von Kia Kahawa über Buch- und Autorenmarketing.

Kia Kahawa hat auf ihrer Patreon-Seite eine weitere Folge des Autor*innenpodcasts hochgeladen. Neben mir sprechen S.M. Gruber und Benjamin Spang.

Thema der Podcast-Folge ist Buch- und Autorenmarketing.

Für alle, die Tipps für Buchwerbung und Social Media Marketing suchen, geht es hier entlang:

Buch- und Autorenmarketing – Matthias Thurau, S.M. Gruber und Benjamin Spang.

Nika Sachs: Schneepoet

Rezension des Romans “Schneepoet” von Nika Sachs.

Männer mit echten Gefühlen – eine gewagte These. Schneepoet ist der erste Band einer Reihe, kann aber auch solo gelesen werden. Solche Infos sind für mich wichtig, weil ich ein sehr langsamer Leser bin und mich Buchreihen immer abschrecken. Vielleicht geht es euch ja ähnlich.

Steigen wir ein. Das große Talent von Nika Sachs ist die Analyse von Gefühlen. Ihre Figuren analysieren sich selbst und ihre Mitmenschen permanent. Das klingt trocken, ist es aber nicht. Ich selbst halte mich für einen reflektierenden Menschen, aber habe keineswegs einen solchen Zugang zu Emotionen und ihren Hintergründen, wie Nikas Figuren. Das führte dazu, dass ihr Buch in Teilen eine therapeutische Wirkung auf mich hatte. Ich habe plötzlich Verhaltensweisen und Vorgänge verstanden, mit denen ich mich über Jahre beschäftigt hatte, die teilweise noch aktuell sind, und andere, die ich fast vergessen hatte. Ein solcher Effekt ist aus meiner Sicht ein riesiger Pluspunkt für ein Buch.

Der Protagonist Lukas (oder Luc) verlässt seine Freundin, weil er ihr ein Geheimnis nicht verraten kann, und flüchtet aus Deutschland und aus der Realität mithilfe von Alkohol, Drogen und sinnlosem Sex. Diese Realitätsflucht kennen vermutlich viele Männer und besonders jene, die ihre eigenen Emotionen nicht verstehen und/oder nicht ordentlich verarbeiten können. Luc hat den Vorteil (und wenn es auch nur ein Vorteil für die Leser*innen ist), dass er von Kindheitstagen an eine beste Freundin hatte, die ihm geholfen hat, einen Blick für seine Emotionen zu entwickeln, der leider für viele Männer noch immer einem Tabu gleicht. Wir haben stark zu sein und unsere Gefühle in Schach zu halten. Unsere Aufgabe ist nicht, sie zu verstehen, sondern Stärke zu zeigen. So ein Bullshit. Es ist vielsagend, dass eine Frau aus der Perspektive eines Mannes schreiben muss, um Männern zu zeigen, was und wie sie fühlen. Zwar kenne ich viele emotionale Bücher, die von Autoren verfasst worden sind, aber keines enthält eine derart reife und analytische Sicht auf diese Emotionen wie Schneepoet von Nika Sachs. Stattdessen geht es meist um das unerträgliche Leid, leben zu müssen, mit sich selbst, ohne eine ordentliche Reflexion oder gar einem Lösungsangebot. Die große, klassische, emotionale Männergrippe in der Literatur.

Der Sprachstil des Buches ist ebenfalls ungewöhnlich, hier und da schwierig (auch aufgrund von Neologismen und Metaphern, die man nicht immer sofort versteht), aber immer interessant. Neben der inhaltlichen Tiefe ist die verwendete Sprache für mich einer der wichtigsten Aspekte in der Literatur. Ich will nicht die Fahne derer schwenken, die nur komplexe und sprachgewaltige Werke als echte Literatur akzeptieren, sondern meine, dass jeder Sprachstil akzeptabel und gut sein kann, solange er zum Werk passt. Der Stil von Schneepoet ist nicht simpel, er ist frisch, neu, modern und frei von Konventionen, passend zum verwendeten Tagebuchformat. Was ich sagen will, ist, dass meine Ausgabe nun gespickt ist mit Klebezetteln, die interessante Passagen und schöne Sätze markieren.

Was den Aufbau betrifft, so könnte man sich streiten. Im vorliegenden Format wirkt er stimmig. Ein Zeitraum von 3 Jahren und 6 Monaten wird in Form von Tagebucheinträgen abgedeckt. Es wird ein Leben dargestellt und eine emotionale und geistige Entwicklung, kleinschrittig. Man hätte sicherlich die Essenz der Geschichte herauslösen können und sie geordneter darstellen können, aber dann hätte man ein anderes Werk mit einem anderen Effekt gehabt. Hier wird kein kunstvoller Bogen geschlagen, sondern ein Leben dargestellt. Für die Geschichte und ihren Fokus war das die richtige Wahl. Andere hätten es anders gemacht, aber andere wollen auch andere Dinge erzählen.

Was noch? Sex, Sex, Sex, interessante Figuren und viele Gefühlskatastrophen. Wer Bock hat, fröhliche Menschen durchs Leben tänzeln zu sehen, ist hier fehl am Platz. Da ich darauf aber fast nie Bock habe, bin ich sehr zufrieden mit der Lektüre wie auch schon bei Namenlos. Also gebt dieser großartigen und ungewöhnlichen Autorin eine Chance, lest ihre Bücher und folgt ihr bei Twitter unter Karmasagtnein oder Nika Sachs.

Jahresrückblick IV: Literatur II (Meine Bücher)

Jahresrückblick 2019 mit Fokus auf meine literarische Arbeit, Veröffentlichungen, Interviews usw.

Auch wenn 2019 für mich ein extrem spannendes Jahr gewesen ist, müsste der korrekte Titel dieses Eintrags eigentlich „Halbjahresrückblick“ heißen, weil die Wendepunkte und spannendsten Situationen erst Mitte des Jahres angefangen haben.

Beginnen wir also mit dem wichtigsten Punkt des Jahres (und vielleicht meiner gesamten Erwachsenenzeit). Am 27.06.2019 habe ich meinen ersten Roman veröffentlicht. Sorck schlug ein wie eine Bombe. Also bei mir. Emotional. Hunderte Arbeitsstunden und viel Stress kulminierten in einer einzigen Veröffentlichung, die mich ausgesprochen stolz macht. Über den Roman habe ich mehrere Artikel verfasst, falls ihr es tatsächlich verpasst haben solltet.

Aus der Veröffentlichung und meinen Werbebemühungen haben sich interessante Kontakte und Kooperationen ergeben. Ich habe mehrere Interviews gegeben (Bluesiren.de | Autorennetzwerk | BirgitConstant.de), es gab bisher zwei Buchblogrezensionen (Buchensemble | KeJas BlogBuch) und wird übrigens bald weitere geben, mehrere Personen haben sich als Testleser angeboten (und mir auch schon bei anderen Projekten weitergeholfen). Dann machte ich mich auf die Socken und konnte ein paar Deals mit (Buch)Läden an Land ziehen. Wie ich das hinbekommen habe, könnt ihr hier nachlesen: Selfpublishing und Buchläden. Besonders freut mich die Zusammenarbeit mit Landgut, einem Laden für lokale Lebensmittelprodukte und das erste Geschäft, in dem ich den Roman auslegen durfte. Witzigerweise habe ich dort die meisten Bücher verkaufen können von allen Geschäften, in denen es ausliegt. Das liegt sicherlich auch daran, dass ich Landgut erwähnt habe, als das erste Mal ein Reporter der Ruhrnachrichten zu mir kam. Ich weiß noch, wie furchtbar nervös ich vorher war. Wie das ablief, kann man hier nachlesen: Sorck: Ein Zeitungsartikel.

Durch die neuen Bekanntschaften, hauptsächlich über Twitter, und wegen der Qualität von Sorck wurde ich dann eingeladen, bei Nikas Erben mitzumachen und freue mich sehr, dass in der nächsten Anthologie Geschichten von mir erscheinen werden. Details darf ich leider noch nicht verraten. Für mich war die Einladung ein großer Erfolg.

Im Oktober besuchte ich die Frankfurter Buchmesse und einige meiner Kontakte wurden enger. An allen Tagen lief ich mit Elyseo da Silva herum, hatte viel Spaß, habe einiges gelernt und bin seitdem angefixt vom Flair dieser Messen. Deshalb werde ich auch im März zur Buchmesse nach Leipzig fahren und dort hoffentlich einige Leute wiedersehen und ein paar neue kennenlernen.

Ein weiterer besonders wichtiger Punkt war erreicht, als ich Alte Milch veröffentlicht habe. Der Gedichtband bedeutet für mich viel, weil ich damals mit Lyrik angefangen hatte und immer eine besondere Verbindung zu dieser Textform hatte. Außerdem wollte ich immer beweisen, was ich kann, und das schließt schriftstellerisch nun einmal Romane, Lyrik und kürzere Prosa mit ein. Eine Sammlung mit Kurzgeschichten und Erzählungen wird also garantiert noch folgen.

Die Veröffentlichung des Gedichtbands führte übrigens auch wieder zu einem Zeitungsartikel. Auch Wochen und Monate nach den Artikeln sprechen mich noch Leute darauf an und versprechen mir, mindestens eines der Bücher noch kaufen zu wollen. Es gefällt mir, dass es stetig weitergeht, ich bekannter werde, meine Werke bekannter werden und ich nicht die Motivation verliere, an meinen Werken zu arbeiten und meine Ziele zu verfolgen. Ich bin stolz auf mich.

Ich sollte nicht vergessen, dass es auch mit dem Blog voranging. Es gab wieder mehr Beiträge und auch mehr Besucher. Weiterhin habe ich keinen festen Redaktionsplan, sondern arbeite daran, wenn ich Zeit habe und mich die Inspiration packt. Damit fahre ich gut, denke ich. Auch 2020 wird es Beiträge über Literatur, Musik, Kunst, eigene Werke und was auch immer mich sonst noch inspiriert, geben.

Selfpublishing und Buchläden

Wie man die eigenen Bücher in Auslagen von Buchläden und anderen Geschäften unterbringt.

Immer mal wieder, seltener als ich sollte, besuche ich Buchläden (und andere Geschäfte) in Dortmund und stelle mich als Autor vor. Das mache ich, um meinen Namen ins Gespräch und meine Bücher in die Regale zu bringen. Hier möchte ich kurz darstellen, wie ich das anstelle, wie ich mich vorbereite und worauf man man achten sollte.

Zunächst einmal sollte festgestellt werden, dass nicht nur Buchläden Bücher verkaufen. Es gibt in jeder Stadt Ladenbesitzer*innen, die bereit sind, die lokale Kulturszene zu unterstützen und beispielsweise Bücher unbekannter Autor*innen zu verkaufen. In meinem Fall wären das beispielsweise Lotto Seel oder Landgut, beide fußläufig von meiner Wohnung zu erreichen. Diese Unterstützung ist Gold wert. Oliver Seel, Besitzer von Lotto Seel, veranstaltet Lesungen und Konzerte, pflegt einen persönlichen Umgang mit seiner Kundschaft und macht aktiv Werbung für mein Buch. Üblicherweise wird kein Beteiligter reich mit dem Arrangement, weshalb eine faire Absprache und ein Verkauf in Kommission angebracht ist. Ich teile den Gewinn (-> Einnahmen nach Abzug der Druckkosten etc.) ungefähr 50/50. In meinem Fall sind Werke und Geschäfte nicht inhaltlich verknüpft, aber sollte man Bücher verkaufen, die einen klaren Bezug zu einem Geschäft haben, könnte man an entsprechender Stelle nachfragen. Warum sollte nicht eine Bäckerei ein Buch über einen Bäckergesellen verkaufen?

Im Buchhandel selbst sind die Deals meist schwieriger. Von Verlagen erhält der Handel einen Rabatt von etwa 40%, was die meisten Selfpublisher*innen nicht bieten können. Ich selbst kann es mir nicht leisten, eine Auflage drucken zu lassen, die einen solchen Rabatt erlaubt. An der Stelle muss man verhandeln. Ein Buchladen teilte mir mit, feste Rabatte von lokalen Autor*innen in Höhe von 30% zu verlangen. Das ist schon zuvorkommend. Wir reden hier übrigens immer noch vom Verkauf in Kommission, sodass dem Laden selbst kein Risiko bleibt. Diese Verkaufsform ist manchmal allerdings nicht machbar. Filialen von Ketten wie Thalia oder Mayersche bekommen Schwierigkeiten mit der internen Abrechnung, wenn sie Kommissionsverkäufe anbieten. In dem Fall bleibt nur übrig, auf die eigenen Werke hinzuweisen. Von beiden genannten Ketten haben Dortmunder Filialen Exemplare meines Romans Sorck bestellt. Es ist also machbar.

Häufiger wurde ich schon gefragt, wie ich vorgehe. Kommen wir also jetzt dazu. Da ich etwas menschenscheu bin, nehme ich mir nicht zu viel vor. Ein Geschäft oder zwei reichen, um meine Energiereserven aufzubrauchen. Wenn es euch ähnlich geht, macht es doch auch so.

Mir ist aufgefallen, dass es gute und schlechte Zeiten gibt, um einen solchen Besuch zu starten. In den meisten Läden waren die Besitzer*innen, die Entscheidungen treffen konnten, Dienstags bis Samstags vor Ort und hatten am Montag frei. Direkt nach Eröffnung am Morgen ist das Personal noch mit dem Aufbau beschäftigt und hat wenig Zeit für Anfragen. Mittags zwischen 12 Uhr und 15 Uhr ungefähr machen die Mitarbeiter*innen abwechselnd Pause, was zu Engpässen führen kann. Auch hier hat man wenig Zeit für dahergelaufene Autor*innen. Auch zu den Stoßzeiten, besonders samstags, sollte man, wenn möglich, nicht aufkreuzen. Der ideale Zeitpunkt ist also meiner Meinung nach dienstags bis freitags gegen 11 Uhr vormittags. Mir ist klar, dass um die Zeit wegen des Jobs nicht jede*r losziehen kann, was meine Einschätzung allerdings nur untermauert.

Wenn ich dann im Laden bin, stelle ich mich vor und komme schnell zum Punkt: Gruß, Name, Beruf, Anliegen – Guten Tag, ich heiße Matthias Thurau, bin Autor aus Dortmund und habe vor Kurzem einen Roman veröffentlicht. Diesen würde ich gern in Ihrem Geschäft anbieten. Wer wäre der richtige Ansprechpartner dafür? Erwischt man direkt die richtige Person, geht es weiter. Hat man wen anders vor sich (vielleicht sogar eine Person in Ausbildung oder neu im Laden), ist diese Person nicht überfordert, sondern kann mich weiterleiten. (Die wenigsten werden überfordert sein, aber in meiner Ausbildung gab es Situationen, in denen man mich festnagelte und Dinge von mir verlangte, die ich noch nicht leisten konnte, weshalb ich das hier anspreche.)

Wichtig ist, dass man freundlich ist, aber nicht unterwürfig. Ihr habt ein Produkt geschaffen und anzubieten, an dem beide Parteien verdienen können. Ihr steht also auf gleicher Augenhöhe mit den Händlern. Um die Augenhöhe aufrechtzuerhalten, muss man natürlich alle Fragen beantworten können, die eventuell auftauchen:

Was ist das für ein Buch? – Habt einen Pitch oder eine Kurzzusammenfassung im Kopf!
Wo könnte man sich näher darüber informieren? – Rezensionen, Blogs, Interviews.
Wo und in welcher Form ist es erhältlich? – Großhändler, Eigenexemplare, Taschenbuch etc.
Wie kann man euch erreichen? – Immer eine Visitenkarte zur Hand haben!
Was möchtet und was könnt ihr für Konditionen anbieten? – Verschenkt eure Bücher nicht! Ihr solltet wissen, wie viele Exemplare ihr zur Hand habt, was ihr pro Exemplar selbst bezahlt habt, wie viel Gewinn ihr pro Exemplar mindestens erwartet usw. Am besten habt ihr ein Maximum im Kopf, das ihr sowohl in Form von Prozenten als auch in Form einer Geldsumme ausdrücken könnt. Ihr wollt nicht mit Prozentrechnung anfangen, während ihr im Gespräch seid.

Ein paar verkaufsfördernde Argumente kann man auch wunderbar fallen lassen. In meinem Fall wären das beispielsweise die Zeitungsberichte über mich und meine Bücher. So weiß mein Gegenüber, dass ich aktiv werbe und die Möglichkeit besteht, dass Menschen tatsächlich meine Bücher kaufen wollen.

Damit alles klappt, sollte man zwei Dinge dabei haben: Eine Visitenkarte und ein Exemplar des Buches (das auch zur Ansicht vor Ort gelassen werden kann). Wenn ihr ein Buch dort lasst, könnt ihr durchaus verlangen, es hinterher zurückzubekommen oder dass es als Teil der Lieferung gilt, die hinterher vereinbart wird. Ihr habt hart für das Werk gearbeitet! Außerdem rechnet es sich nicht, wenn ihr ein Buch verschenkt, das euch z.B. 8€ im Druck kostet, und ihr dafür drei Bücher verkauft, die euch insgesamt nur 6€ einbringen.

Auch sollte man nicht vergessen, dass nicht alle Tage Autor*innen vorbeischneien. Neugierige Fragen oder ein ausgewachsenes Gespräch sind möglich. Das sollte allen klar sein. Aber wenn es dazu kommt, habt ihr schon gewonnen. Das Interesse ich geweckt, die Sympathie offenbar vorhanden und die paar Zentimeter im Regal, die ein Buch benötigt, sollten kein Problem mehr darstellen.

Ist der Deal gemacht, fehlt noch der Lieferschein. Vorlagen gibt es kostenlos online. Wichtig darauf ist: Was wird geliefert (Titel, ISBN), wie viel davon, für welchen Verkaufspreis und mit welchem Händlerrabatt?

Es ist nicht immer einfach. Manchmal muss man zweimal oder dreimal vorbeischauen, bevor die richtige Ansprechperson da ist. Manchmal wird man auf eine Emailadresse verwiesen, manchmal wird dann bloß ein Exemplar genommen oder zwei und ich warte noch immer auf den Fall, in dem ich ein eindeutiges Nein kassiere. Das kann passieren und das wird passieren. Aufgeben werde ich deshalb nicht.

Warum eigentlich persönliche Besuche?

Anfangs habe ich E-Mails geschrieben und keine Antworten bekommen, nicht eine. Telefonieren hasse ich persönlich. Man kann sich nicht in die Augen schauen und weiß nicht, ob man nicht gerade stört. Um mein Ziel zu erreichen, musste ich also persönlich hin. Das wäre mein Antrieb. Es gibt aber auch weniger subjektive Gründe dafür. Ein persönlicher Besuch zeigt, dass man wirklich Interesse hat und Zeit opfert. Es sendet ein erheblich kräftigeres Signal als ein Anruf oder eine E-Mail. Darüber hinaus ist es schwieriger, einer Person eine Absage zu erteilen, die einem freundlich ins Gesicht lächelt, als einer, die irgendwann etwas getippt und abgeschickt hat. Geht also hin!

Diese Aktionen sind für viele (und da schließe ich mich ein) anstrengend. Daher ein paar aufmunternde oder beruhigende Worte: Buchverkäufer*innen sind Buchmenschen wie wir. Sie sind meist freundlich, erfüllt von Liebe zur Literatur und machen ihren Job nur sehr selten, weil sie nichts besseres finden konnten. Selbst wenn sie eure Bücher nicht verkaufen können oder wollen, werden sie euch das freundlich beibringen und euch nicht wüst herauswerfen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Wenn es dann doch klappt, wenn ihr euch getraut habt und erfolgreich wart, freut ihr euch umso mehr. Ich bin jedes Mal stolz auf mich und sammele mit jedem Besuch mehr Mut für den nächsten.

Zeitungsartikel und Eigenwerbung

Über den Gedichtband “Alte Milch” und einen Zeitungsartikel, der dazu erschienen ist.

Die Ruhrnachrichten hat einen Bericht über mich und meinen neuesten Gedichtband Alte Milch gedruckt sowie online zur Verfügung gestellt. Hier geht es um Online-Artikel: Ruhrnachrichten: Matthias Thurau

Zeitung: Alte Milch

Wie es dazu gekommen ist und wie das ablief, möchte ich hier kurz zusammenfassen. Vielleicht fühlen sich andere dadurch inspiriert.

Dies ist nun der zweite Artikel über mich, der im Lokalteil der Ruhrnachrichten erschienen ist. Ich freue mich riesig. Zum ersten Bericht hatte ich einen Blogeintrag verfasst, den ihr hier finden könnt: Sorck: Ein Zeitungsartikel

Als im Sommer Sorck erschien, hatte ich noch keine Ahnung, wie ich effektiv für mein Buch werben könnte. Ich versuchte es über die üblichen Social Media Kanäle, die ihr übrigens rechts finden könnt, und entschied mich schließlich, aktiver zu werden, meine Wohnung zu verlassen und anderweitig zu werben. Teil der neuen Strategie waren Besuche bei Buchhandlungen und anderen Geschäften, um meine Werke auszulegen. Das funktionierte tatsächlich in 100% der bisherigen Fälle. Allerdings habe ich noch lange nicht alle in Frage kommenden Geschäfte besucht. Ein weiterer Versuch war die Kontaktaufnahme mit Zeitungen und Zeitschriften. Leider waren diese Versuche nicht von Erfolg gekrönt, außer im Fall der Ruhrnachrichten, wie ihr im Link oben nachlesen könnt.

Vor einigen Wochen ist dann mein Gedichtband Alte Milch veröffentlicht worden. Ich kontaktierte den Reporter, der mich damals besuchte, erneut und hatte bereits am nächsten Tag eine feste Zusage und einen Termin vereinbart. Zu meinem großen Glück wohnt er nur wenige Minuten von mir entfernt, sodass wir uns wieder in meiner Wohnung treffen konnten. Das ist aus mehreren Gründen von Vorteil. Einerseits fühlt man sich im eigenen Zuhause sicherer und entspannter. Andererseits bekommt der Reporter einen Einblick in meine Arbeitsumgebung und den Alltag. Außerdem habe ich alle notwendigen Materialien (Bücher, Notizen, Flyer) und vieles mehr vor Ort, was ich sonst hätte mitnehmen müssen und hätte vergessen können.

Reporter sind auch nur Menschen. Das darf man nicht vergessen. Auch sollte man im Kopf behalten, dass sie (wenigstens in diesem Fall) keine Literaturkritiker sind und kein Interesse daran haben, einen Verriss zu schreiben. Ein Artikel, in dem das Buch eines unbekannten Autors gelobt wird, ist interessanter als ein Artikel, in dem ein Werk schlecht gemacht wird, das bisher niemand kennt. Entsprechend konnte ich meine Nervosität diesmal zügeln, wenn auch nicht abstellen. Begonnen haben wir mit Smalltalk, um dann die Fragen und Anregungen abzuarbeiten, die der Reporter vorbereitet hatte. Natürlich hilft es, wenn man gut vorbereitet ist, aber den Artikel muss man nicht selber schreiben und entsprechend sollte das reichen, was man ohnehin über das eigene Werk zu sagen weiß.

In weniger als einer Stunde war das Gespräch beendet und ich hatte alles gesagt, was ich sagen wollte. Es freut mich sehr, dass im Artikel zwei der Läden (Lotto Seel und Landgut), in denen meine Bücher verkauft werden, erwähnt wurden, aber auch Nikas Erben, zu denen ich mich inzwischen zählen darf, und dieser Blog. Ich verstehe die Buchdeals mit Geschäften und die Zusammenarbeit mit anderen Autor*innen als gegenseitige Unterstützung, zu der jede Seite beiträgt, sofern es in ihrer Macht liegt. Daher wird bei Lotto Seel auch zu jedem verkauften Buch ein Flyer mitgegeben von Michael Leuchtenberger und Nika Sachs. Ich hoffe sehr, dass alle Erwähnten und Beteiligten mit mir zusammen die Vorteile der Publicity genießen können.

Was manchem vielleicht noch interessant erscheint, ist der Zeitraum, in dem das alles ablief. Einen Tag nach der Kontaktaufnahme per E-Mail war ein Termin vereinbart, der einige Tage später stattfand. Einen Tag nach dem Termin wurde der Artikel online veröffentlicht und am Tag darauf stand er in der Printausgabe. Im Fall des Artikels über Sorck ließ die Printausgabe ein paar Tage länger auf sich warten.

Als Selfpublisher muss man selbst dafür sorgen, gesehen zu werden. Man sollte sich also nicht davor scheuen, sich auch zu zeigen.

PS:
Da es im Artikel etwas missverständlich ausgedrückt wurde: Beide Bücher sind in jeder Buchhandlung und überall online zu kaufen. Sorck gibt es als Ebook bisher nur bei Amazon, aber ab Dezember auch auf allen anderen Plattformen.

Sorck: Warum Humor?

Sorck behandelt kein leichtes Thema und stellt mit Martin Sorck einen Protagonisten vor, dem es, ganz allgemein gesagt, nicht gut geht. Dennoch ziehen sich humoristische Elemente durch das ganze Werk. Warum ist das so?

Kurze Antwort: Weil Humor das Leben erträglich macht.

Möchte man eine ausführliche Antwort haben, sollte man zwei Aspekte betrachten, die ich hier behandeln möchte: Humor und Lächerlichkeit. Eine Lektüre, die von Anfang bis Ende trist und deprimierend ist, wirkt meiner Meinung nach weniger stark als eine, die gute Laune aufbaut, um sie dann zu ruinieren. Je höher man läuft, desto tiefer kann man stürzen. Als gutes Beispiel für eine solche Technik fällt mir der Film Die Kunst des negativen Denkens ein, der den Zuschauer zum Lachen bringt, um ihn im nächsten Moment emotional zu zerschmettern. Bei mir als Rezipient wirkt das ausgesprochen effektiv. Als Autor kann ich dies leider noch nicht in solchem Ausmaß umsetzen, aber es interessiert mich. Eine solche Lenkung der Leserschaft muss ich mir erst noch antrainieren.

Ein wichtigerer Aspekt für mich war, dass Humor hilft, schwierige Themen zu vermitteln, ohne zu schwerfällig zu wirken. Natürlich verdienen derartige Themen eine ernsthafte Behandlung, verdienen es ernst genommen zu werden. Um aber Menschen zu erreichen, sollte man sie nicht mit zu großem Ernst abschrecken. Daher kann eine Erzählweise mit einem zwinkernden Auge durchaus hilfreich sein.

Es gibt einen interessanten Effekt, sobald man realisiert, dass hinter etwas, über das man gelacht hat, eine Ebene verbirgt, die eine gegenteilige emotionale Reaktion auslöst. In gewisser Weise kann man das bei schwarzem Humor beobachten. Für so manchen sind Witze dieses Spektrums nicht zum Lachen, da sie einen größeren Fokus auf den Hintergrund richten als auf die Oberfläche des Witzes. Ausgereifter ist es bei der Satire. Es wird ein Scherz gemacht, der eine Wahrheit verzerrt oder zu verbergen scheint und dadurch verstärkt. Gute Satire bringt dich zunächst zum Lachen und bleibt dann wie ein Stachel zurück, der dich noch eine ganze Weile quält. Vielleicht ist es so, weil man ein schlechtes Gewissen hat, dass man gelacht hat, oder wegen der Vermischung unterschiedlicher Reaktionen (haha – oh) oder aber, weil man für einen Moment die eigenen Schutzmaßnahmen fürs Lachen fallen lässt. Der Grund spielt keine Rolle, solange es funktioniert.

Kommen wir zur Lächerlichkeit. Schaut man sich in der Welt um und betrachtet, was Menschen tun und sagen und was ihnen wichtig ist, so kommt man häufig nicht darum herum, diese Dinge albern zu finden. Dabei handelt es sich natürlich um eine gänzlich subjektive Ansicht. Aber ich behaupte, dass (fast) jeder in (fast) allem lächerliche Aspekte entdecken kann. Manche sind nur offensichtlicher als andere. Schwingen sich Deutsche gehobenen Alters auf Segways, um eine mittelalterliche Stadt zu erkunden, und fahren als dichter Schwarm durch die Straßen, verbirgt sich die Lächerlichkeit nicht besonders tief unter der Oberfläche. Doch auch andere Situationen haben zum Glück ihre albernen Aspekte. Wenn der Suchtdruck einen trockenen Alkoholiker packt und er sich in hartem, deprimierendem Kampf gegen die niemals wieder verschwindende Abhängigkeit wehrt und ihm dann der Gedanke Das Nervigste daran, trocken zu sein, ist eigentlich, dass man nicht mehr trinken kann durch den Kopf schießt, stehen die Chancen nicht schlecht, dass er über sich selbst und seine Situation lachen kann. Wer das Leben zu ernst nimmt, hat verloren. Ohne Humor ist es nicht zu ertragen. Und noch eine Phrase: es gibt kaum etwas Befreienderes in den schlimmsten Momenten des Lebens, als über sich selbst und die Gesamtsituation lachen zu können.

Martin Sorck weiß das und der Erzähler, der seine Geschichte weitergibt, weiß das ebenfalls. Daher darf (und sollte manchmal) die Realität bis ins Lächerliche überzeichnet werden, um gleichzeitig die Wahrheit zu sagen und aufzuzeigen, wie sie ausgehalten werden kann.

Eine Leseprobe des Romans gibt es hier: Sorck: Leseprobe

Einen ausführlicheren Artikel findet ihr hier: Sorck – Unsortierte Infos zum Debütroman

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellen könnt ihr Sorck auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Alternativ ist es möglich, das Taschenbuch direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop zu erwerben.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu bestellen.

Sorck: Fehler und Probleme im Herstellungsprozess

Als Selfpublisher*in begegnet man mehr als einer Hürde auf dem Weg von der Idee zum fertigen Manuskript und von dort aus zur Veröffentlichung. Um die zweite Hälfte des Weges, die Probleme, Schwierigkeiten und Fehler, die auftraten, soll es jetzt gehen. Ich werde dabei die Reihenfolge der tatsächlich aufgetretenen Probleme beibehalten, soweit es geht – denn, wie es immer ist, traten einige gleichzeitig auf. Die persönlichen Schwierigkeiten, die nicht ausblieben, lasse ich beiseite.

Zu früh gefreut: das Manuskript

Mit Fertigstellung des ursprünglichen Manuskripts war ich natürlich fest von seiner Qualität überzeugt und missachtete eine Regel, die ich damals noch nicht kannte. Ich überarbeitete einmal (kurz) und zwar direkt nach Beendigung des Schreibprozesses und verschickte das Werk dann an Agenturen und Verlage. Klappte nicht – komisch. Als ich mich Monate später nochmal ausführlich daran machte, das Manuskript zu überarbeiten, wusste ich auch, warum. Es war roh und fehlerhaft und einfach nicht bereit. Mehrere Monate später hatte ich dann aber doch ein fertiges (fertigeres?) Werk, aber keine Adressen mehr, die die unfertige Version noch nicht kannten.

Korrektorat: kommunizieren!

Ein Lektorat konnte ich mir nicht leisten, was sehr schade ist, aber leider nicht zu ändern. Dafür leistete ich mir ein professionelles Korrektorat. Dummerweise gab es im Vorfeld Missverständnisse, was den Stil und den Arbeitsumfang anging. Die Schuld dafür lag bei keiner der Parteien, aber Probleme gab es dennoch. Die Arbeit musste weitergegeben werden, was schnell und problemlos geschah. Im Endeffekt kostete mich dieses Problem bloß ein paar Nerven und ein oder zwei Tage, aber es wäre zu verhindern gewesen. Wenn man mit anderen zusammenarbeitet, sollte man also mit sich und ihnen ehrlich sein, damit von vornherein alles geklärt ist. (Anmerkung: die Zusammenarbeit mit beiden Korrektorinnen lief super, sehr professionell und alle Schwierigkeiten wurden schnell geklärt. Eine klare Empfehlung.)

Cover

Eine der wichtigsten Lektionen dieser Veröffentlichung lautet: kümmere dich rechtzeitig ums Cover! Nicht nur für Werbezwecke ist es (eigentlich) unverzichtbar. Es ist außerdem ausgesprochen ärgerlich, wenn alles Weitere bereit ist und nur noch dieser Part fehlt für die Veröffentlichung. Mit dem Ergebnis bin ich ausgesprochen zufrieden und habe positive Rückmeldungen bekommen. Da ich allerdings 1. zu spät mit der Planung begann, 2. anfangs keine klaren Vorstellungen hatte, sie 3. nicht gut kommunizieren konnte und 4. nicht jeder so viel Zeit für mein Projekt hat wie ich, kam das Ergebnis erst recht spät zustande. Danach gab es natürlich noch Probleme mit dem Farbraum und mein Buch hätte anders ausgesehen als die Vorlage. Die Gründe dafür herauszufinden, brauchte meinen Designer wieder ein paar Tage (und ich habe keine Ahnung von diesen Dingen, weshalb ich für seine Hilfe in allen Schritten ausgesprochen dankbar bin). Wieder gingen Zeit und Nerven unnötig drauf.

Ebook

Beim Upload des Ebooks durfte ich dann feststellen, dass die Formatierung nicht hinhaute, wie sie sollte. Ein Ebook braucht im Grunde keinen richtigen Buchsatz, da es auf jedem Gerät anders aussieht (da Schriftart und -größe z.B. individuell eingestellt werden kann), aber Impressum, Schmutztitel und Beginn der Geschichte sollten nicht auf einer Seite stehen. Man konnte nicht ohne großes Überlegen herausfinden, wo welcher Part endete und der nächste begann. Leider fand ich den Fehler nicht und musste die Datei neu anlegen. Dabei lernte ich wieder ein bisschen mehr über die Benutzung von Word und die Effekte unnötiger Aufregung.

Taschenbuch

Der Buchsatz des Taschenbuchs machte keine Probleme, das Cover irgendwann (s.o.) auch nicht mehr. Leider akzeptierte das System meines Distributors meine Steuernummer nicht, was sich allerdings auch irgendwann lösen ließ – wieder Zeit und Nerven. Der letzte Fehler war, dass ich auf die Info vertraute, dass es 1-2 Wochen dauern würde, bis das Taschenbuch überall erhältlich sein würde. Ebook und Taschenbuch werden auf zwei verschiedenen Plattformen veröffentlicht. Damit beide Version ungefähr zeitgleich zu haben wären, nutzte ich die Vorverkaufsoption fürs Ebook und stellte sie auf zwei Wochen ein. Am übernächsten Tag bekam ich die Info, dass das Taschenbuch nun erhältlich sei. Jetzt ist das Taschenbuch zu haben, aber das Ebook nur im Vorverkauf. Doof gelaufen. Allerdings würde jemand (dank Print on Demand) eine Druckausgabe, die er heute bestellt, etwa gleichzeitig mit dem Ebook bekommen, wenn er es ebenfalls heute vorbestellen würde. (So I got this going for me, which is nice)

Fazit

Plant mehr Zeit ein! Plant mehr! Plant!

Am Ende ist ja alles gut geworden (sage ich jetzt, ohne das Druckwerk bisher selbst in der Hand gehalten zu haben). Viel ist schiefgelaufen und daher durfte ich einiges lernen. So sollte man es sehen und so sehe ich es (im Nachhinein, bestimmt nicht währenddessen) auch.

Eine Leseprobe gibt es hier: Sorck: Leseprobe

Einen ausführlichen Artikel findet ihr hier: Sorck – Unsortierte Infos zum Debütroman

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellen könnt ihr Sorck auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Alternativ ist es möglich, das Taschenbuch direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop zu erwerben..

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu bestellen.

Sorck: Das Cover

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Das erste, was jede*r potentielle Leser*in von einem Buch sieht, ist das Cover. Ein kurzer Blick und schon ist eine Entscheidung gefallen: näher hinsehen oder weiterscrollen. Daher gilt es in diesem Bereich vieles zu beachten. In diesem Beitrag möchte ich die Geschichte hinter dem Buchcover von Sorck erzählen.

Es gibt Konventionen für jedes Genre, wie ein Buch ungefähr auszusehen hat. Jeder erkennt beispielsweise Fantasy-Cover an Schwertern/Äxten und verschnörkelter Schrift. Dummerweise rutscht mein Roman ein bisschen zwischen die Stühle, was eine Genreeinordnung betrifft. Es handelt sich um einen Reiseroman, aber wer dabei an das Traumschiff oder Beschreibungen hübscher Örtchen an der Küste denkt, wird massiv enttäuscht werden. Als anspruchsvoll und witzig, absurdistisch und satirisch oder skurril könnte man Sorck beschreiben. Entsprechend schwierig gestaltete sich die Findung eines Bildes und eines Aufbaus, um das alles zu repräsentieren.

Ursprünglich wollte ich einen Aufbau haben, der an die anspruchsvolleren Bücher von Rowohlt, Suhrkamp und Fischer erinnert: ein Bild (meist schwarz/weiß und ohne großen inhaltlichen Bezug) in der oberen Hälfte, unten einfarbig (rot oder grau), in der Mitte der Autorenname in serifenloser Schrift und in der unteren Hälfte der Titel. Das direkte Vorbild war dabei Der Fremde von Albert Camus. Als Bild hatte ich die Anfangsszene, wie sie auch in der Leseprobe nachzulesen ist, im Kopf. Der Protagonist steht mit zwei Koffern vor einem brennenden Gebäude, Sicht von hinten auf ihn. Dieses Coverbild sollte idealerweise etwas verschwommen gemalt sein, beispielsweise mit Wasserfarben. Um ehrlich und fair zu sein, waren diese Ideen noch nicht wirklich ausgereift und wurden entsprechend schwammig kommuniziert. Daher waren die ersten Ergebnisse und Entwürfe auch nicht wirklich nach meinem Geschmack. Allerdings fand sich eine gute Variation des ursprünglichen Bildes, nämlich die Konzentration auf die Figur und den Schatten, der vom Feuer geworfen wird. Diese Idee verfolgten wir weiter, entschieden jedoch, auf Fotos umzusatteln. Nach Testaufnahmen machten wir eine Reihe richtiger Fotos – und ja, das bin ich auf dem Cover. Noch immer stand allerdings der oben beschriebene Aufbau (obere Hälfte Bild, untere einfarbig). Bei der Begutachtung der Fotos fiel mir plötzlich der eigentlich offensichtliche Zusammenhang zwischen den verschiedenen Motiven (beide Koffer auf dem Boden, ein Koffer in der Hand, beide Koffer in den Händen) auf. Nach kurzem Vergleich wurde deutlich, dass der neue Aufbau, derjenige, der es jetzt aufs Cover geschafft hat, definitiv der bessere ist.

Die Idee der Bilder, des Aufbaus und der Typografie ist für mich folgende: Das schrittweise Aufnehmen des Gepäcks deutet auf einen Aufbruch hin, der zur Reise (und etlichen Aspekten der restlichen Story) passt. Die Farbgebung zeigt die Grundstimmung, die trotz Humor gegeben ist, beziehungsweise die seelische Grundsituation des Protagonisten. Durch die serifenlose Typografie drückt sich für mich eine gewisse Ernsthaftigkeit und Geradlinigkeit aus – Es ist nicht einfach ein nettes Geschichtchen, sondern es steckt einiges dahinter. Letzten Endes wirkt die Gesamtkomposition meines Erachtens künstlerisch und erweckt den Eindruck eines gewissen Anspruchs – jemand brachte den Begriff Film Noir ins Spiel –, was einfach gut passt.

Natürlich bin ich damit der ursprünglichen Genre-Frage etwas ausgewichen. Fans von Genres mit eindeutigen Cover-Merkmalen (Fantasy, Sci-Fi, Romance etc.) werden allerdings sofort erkennen, dass es kein Buch aus ihrem Spektrum ist. Sorgen machten mir mögliche Assoziationen mit Krimis oder Spionage-Thrillern, weshalb ich den sehr eindeutigen Untertitel Ein Reiseroman hinzugefügt hatte.

Letzten Endes kommt es doch wieder auf eines hinaus: ich selbst fühlte mich vom Cover angesprochen, bin zufrieden mit dem Ergebnis und halte es für stimmig. Ich hoffe sehr, dass es hilft, die richtigen Leserinnen und Leser auf Sorck aufmerksam zu machen.

Eine Leseprobe gibt es hier: Sorck: Leseprobe

Einen ausführlichen Artikel findet ihr hier: Sorck – Unsortierte Infos zum Debütroman

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellen könnt ihr Sorck auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Alternativ ist es möglich, das Taschenbuch direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop zu erwerben.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu bestellen.

Sorck: Unsortierte Infos zum Debütroman

Vorab: könnte den ein oder anderen Spoiler enthalten!

 

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Sorck – Ein Reiseroman ist erschienen oder ist im Zustand des Erscheinens (denn bis alle Händler den Roman gelistet haben, dauert es eine Weile). Bei Amazon kann man ihn bereits vorbestellen, die Taschenbuch-Version wird ebenfalls in Kürze erhältlich sein. Aus diesem Grund erzähle ich ein wenig über dieses Buch.

Sorck hieß als Arbeitstitel Otakus in Finnland. Warum? Weil üblicherweise niemand Finnland mit Otakus in Zusammenhang bringt und meine Geschichte ebenfalls an allen Ecken und Enden Überraschungen und ungewohnte Mischungen haben würde. Das ist natürlich gelogen, zumindest zur Hälfte. Zuerst stand dieser Arbeitstitel und dann begann ich zu schreiben, noch ohne großes Konzept – anders als sonst. Finnland erinnerte mich an eine Kreuzfahrt, die ich mit der Familie vor etlichen Jahren gemacht habe. Damit stand bereits die Route und somit das Grundkonstrukt – Einordnung in Reisetage, die jeweiligen Ziele und der Bogen, der durch die Rückkehr geschlossen werden musste. Schnell folgte die Idee eines Mannes vor seiner brennenden Wohnung. Letztendlich wurde der Arbeitstitel übrigens verworfen, weil kaum jemand in meinem Bekanntenkreis das Wort Otaku kannte und es die Leserschaft auf eine falsche Fährte gelockt hätte.

Als ich mit der Arbeit an Sorck / Otakus in Finnland begann, hatte ich gerade viel von Hermann Burger gelesen. Er verbindet häufig scheinbar nicht zueinander passende Elemente miteinander (eine Kur in einem engen Stollen, Friedhof und Todesthematik mit einer dörflichen Schule etc.) und hatte mich damit angesteckt. Als der Protagonist also aufs Schiff kam, fand er eine Broschüre, aus der – inhaltlich und aus der Sprache – hervorging, dass das Kreuzfahrtschiff früher einmal ein Schlachtschiff gewesen ist. Diese Skurrilität wollte ich ursprünglich bloß wenige Male aufblitzen lassen. Der Einfall hat jedoch plötzlich das gesamte Werk ausgemacht und verändert, schlug Wellen vor und zurück durch den Roman: alles fortan wurde davon geprägt und durch die Überarbeitungsphasen auch alles, was davor geschah.

Warum ich besonders stolz bin auf dieses Werk:

Es ist mein Erstling – natürlich.

Aber ich bin ein Vertreter versteckter Ebenen und Details in Geschichten und habe davon etliche verbaut. Da ich nicht spoilern will an dieser Stelle, fällt es mir schwer, ins Detail zu gehen. Dennoch ein paar grobe Beispiele: jede ausdrücklich genannte Zahl (sofern sie nicht die Jahreszahl eines erwähnten Ereignisses o.ä. ist) trägt eine codierte Bedeutung, mal für sich und mal im Zusammenhang mit anderen erwähnten Zahlen. Alle Bilder und Dekorationen tragen Bedeutung, alle (wichtigen) Namen und manche scheinbar unbedeutenden Geschehnisse ebenfalls.

Außerdem habe ich mir viele sprachliche Spielereien erlaubt: Wortneuschöpfungen, Verwendung alter oder anderweitig spezieller Begriffe, Umdeutungen, Spiele mit dem Satzbau und vieles mehr. Tatsächlich führte dies zur Meldung von Amazon, dass beinahe 600 mögliche Rechtschreibfehler gefunden wurden. Natürlich durchlief das Manuskript ein professionelles Korrektorat und keiner dieser möglichen Fehler ist tatsächlich ein Fehler.

Etliche weitere Aspekte, die ich an Sorck sehr mag, könnte ich hier noch anführen, aber spare sie mir für weitere Beiträge auf. Auch Details der erwähnten Punkte werde ich an anderer Stelle nochmal besprechen (dann mit einer Spoiler-Warnung davor).

Im Augenblick bin ich der Überzeugung, dass Sorck in seiner Art weitestgehend allein stehen wird und meine nächsten und übernächsten Projekte einen gänzlich anderen Stil haben werden. Dennoch bin ich stolz auf das Ergebnis und freue mich über jeden Leser und jede Leserin.