Erschütterungen. Dann Stille.: Trümmer

Über die Kurzgeschichte “Trümmer” aus “Erschütterungen. Dann Stille.”

Content Notes: Trauma, Suizid

Die begründete Ahnung, dass sich hinter der Lebensfassade anderer Menschen Höllen auftun könnten, fühlt sich grässlich an. Und doch bleibt den meisten von uns nur eine Ahnung, denn Wahrheiten tendieren dazu, sich desto seltener zu offenbaren, je schlimmer sie sind. Mehr als eine solche Ahnung einer furchtbaren Hintergrundgeschichte bleibt den Leser*innen der Geschichte Trümmer in Erschütterungen. Dann Stille. nicht als Erklärung.

In diesem Blogeintrag geht es um die Dinge, die man sieht, und solche, die verborgen bleiben. Spoiler sind unvermeidbar. Lest die Geschichte zuerst und dann diesen Text!

Was man sieht

Ein namenloser Protagonist zerstört die Welt, die er kennt. Moment, das ist schon interpretiert. Was man sieht? Ein namenloser Protagonist steht inmitten einer Explosion, die das Haus, in dem er aufgewachsen ist, zerreißt. Er selbst wird mindestens schwer verletzt, sein Tod wird am Ende angedeutet. Deutlich sind Freude und Friede im Angesicht des Untergangs zu sehen. Warum das alles? Wieso zur Hölle freut er sich so?

Was man hört

Die Explosion des Hauses ist keinesfalls der erste Anschlag des Protagonisten auf das Haus. Im Laufe seines Lebens verübte er mehrere, zunehmend ernsthaftere und erfolgversprechendere Angriffe. Zuerst sind es Feuchtigkeit und Schimmel, die jedoch das Gebäude nicht ruinieren können. Dann werden Türen und Fenster geöffnet, in der kindlichen Hoffnung, das Bild der Räuber, die ein ganzes Haus klauen, würde wahr. Vergebens. Am Ende des Rückblicks folgt die einzige Erklärung für die Zerstörungswut, welche über eine Geisteskrankheit hinausgeht: der Vater. Feuer, um Tränen zu trocknen. Denn das Haus sei des Vaters Leben gewesen.

Was man ahnt

Wie viel Wut und Ohnmacht muss man spüren, um ein Haus und sich selbst zu sprengen? Heutzutage ist viel zu häufig bewiesen worden, dass es für eine solche Wut nicht unbedingt Traumata bedarf, sondern dass Indoktrination und Gehirnwäsche ausreichen. [Man könnte Verbindungen herstellen zwischen Suizid, begleitetem Suizid (beispielsweise School Shootings) oder Suicide by Cop (was den Selbstmord durch tödliche Gewalt von Polizist*innen bezeichnet, provoziert durch einen Angriff) und Selbstmordattentaten herstellen, wobei jeweils die „Bühne“ größer wird und die Verschiebung der Probleme auf entferntere Bereiche (vom tatsächlichen Problem zum Glaubenskrieg).]

Rache ist zuallererst eine mentale Reaktion auf Machtlosigkeit in Form einer Fantasie. Ich erinnere mich nicht mehr, von wem ich es gelesen habe – Imre Kertész vielleicht? In jedem Fall ein KZ-Überlebender –, aber es hieß, dass die Ausführung der Rachefantasie im Moment, da sie machbar wird, keinen Sinn mehr ergibt, da sich die Ursache der Fantasie (die Machtlosigkeit) aufgelöst hat. Das scheint mir eine edle Idee zu sein, aber die unbeschreibliche Wut, die manche Erlebnisse (und Lebensphasen) mit sich bringen, wird nicht ausgelöscht durch den Fakt, dass die Phasen vorüber sind. Wut kann bleiben. Das führt meist zu desaströsen Konsequenzen, kann aber auch gut sein und die Zukunft retten.

Derartige wütend machende Phasen, um es mal kalt und euphemistisch zugleich auszudrücken, scheint es im Leben des Protagonisten gegeben zu haben. Ob er noch immer in einer solchen Phasen steckt oder ob sie durchstanden ist, kann man nicht wissen. Aber in beiden Fällen erscheinen mir Wut und Rache angebracht, wenn auch nicht in der dargestellten Form. Es gibt immer einen besseren Weg als jenen, der in die Literatur Einzug erhält, weil der literarische Weg zumeist überzogen und wirkungsstark designt ist. Er soll unterhalten und/oder symbolisch wirken. Die Taten meines Protagonisten stehen für seine Gefühle und damit wiederum für die Gefühle so vieler ruinierter Leben. Sie sind nicht dargestellt, damit sie nachgemacht werden oder um ähnliche Taten zu rechtfertigen. Ganz im Gegenteil. Sie sollen auf jene Taten hinweisen, die zu den dargestellten Taten geführt haben, und sie bestenfalls verhindern. Hört auf, Menschen zu Tätern zu machen, die ohne eure Einwirkung keine geworden wären!

Was am Ende übrig bleibt

Trümmer. Schutt und Asche. Ruinen, wo man hinblickt. Ich weiß, dass mein Blick auf die Welt zu häufig zu düster ist, aber ich weiß auch, dass Menschen mir mehr vertrauen als anderen. Ich habe Menschen zugehört, die mir die Hölle erzählten oder andeuteten. So viele gebrochene Menschen. Wer ohne zuzuhören durch die Welt geht, Signale übersieht und ganz besonders Freundinnen, Schwestern, Bekannten, Frauen nicht zuhört, kann nicht erkennen, was überall passiert. Mag sein, wer so durchs Leben geht, ist zufriedener (und ziemlich sicher ein Mann). Aber sch**ß auf deinen Komfort und schau hin!

Falsches Setting, oder?

Oh man. Auf Twitter habe ich es in der Entstehungsphase dieser Blogreihe mehrmals angedeutet, aber ich schreibe mich tatsächlich in Rage. Sicherlich wurde ich beim Verfassen von Trümmer inspiriert von den wirklich vielen Erzählungen mir bekannter Frauen über (zumeist) sexuelle Gewalt und der von mir bekannten Männern über Mobbing und nicht auslebbare Gewaltfantasien aufgrund kaum erträglicher Wut. Jedoch kann ich nicht ehrlich behaupten, dass diese Erfahrungen direkt in die Erzählung eingeflossen sind. Nicht immer habe ich ein komplettes Konzept. Das häusliche, familiäre Setting der Geschichte passt eigentlich nicht zu den Erfahrungen, von denen mir berichtet worden ist. Doch ich kam im Laufe der Gedanken über Trümmer auf diese Themen und so kann es den Leser*innen auch gehen.

Am Ende ist meine eigene Wut vermutlich entscheidender für die Geschichte als jede mir berichtete. Ändert das irgendetwas an Angst, Frustration und Widerlichkeiten, die andere regelmäßig durchleben? Ich denke nicht. Also ist auch dieser Text so in Ordnung.

Syltse / Ich rezensiere mich

Über den Text “Ich rezensiere mich” in der Winterausgabe des Literaturmagazins Syltse, über Selbstbild und Fremdbild und gute Rezensionen.

Letzte Woche habe ich an dieser Stelle über Kurzprosa geschrieben als Teil einer längeren Blogreihe rund um den Erzählband Erschütterungen. Dann Stille.. In der Winterausgabe des Literaturmagazins Syltse ist ein weiterer kurzer Prosa-Text von mir veröffentlicht worden. Ihr erinnert euch vielleicht an den Hinweis hier auf dem Blog und vorher den Blogeintrag Wie ich Ausschreibungen angehe? Das dort erwähnte Beispiel gehörte zur Ausschreibung für Syltse. Hier soll es also um den Text Ich rezensiere mich gehen. Als Print zu kaufen oder kostenlos (beziehungsweise bezahlt durch eine freiwillige Spende) online einzusehen, gibt es das Magazin hier: Syltse: Anders.

Ich rezensiere mich

Wie ist der Text entstanden? Man kann sich unschwer zusammenreimen, dass meine Tätigkeit als Rezensent für das Buchensemble eine Rolle gespielt hat. In der Entstehungszeit des Textes habe ich mich nicht nur mit dem Verfassen von Rezensionen befasst, sondern auch mit ihrem Sinn und Aufbau. Ich dachte darüber nach, wie viel Bedeutung eine Skala mit 5 Sternen hat und ob sie überhaupt eine echte Bedeutung haben kann. Gerade komplexe Produkte wie Bücher sind kaum in einem solchen Schema greifbar. Man benötigt einen sinnigen Begleittext, eine Rezension eben. Aber wer hat im Normalfall Zeit und Lust? Außerhalb der Rezensententätigkeit rezensiere ich so gut wie nie Produkte.

Hinzu kommt die seltsame Tendenz, Produkte und Erlebnisse in Superlativen zusammenzufassen und entsprechend zu bewerten. Dinge sind in den Augen vieler entweder fantastisch oder unglaublich schlecht. Man vergibt 1 Stern oder 5 Sterne. Autorenkollege Marco M. Anders hat das ungefähr zur gleichen Zeit gut analysiert und veröffentlicht im Blogeintrag: Wie bewertet man eigentlich schlechte Medien?

Einschub: Fast schon Lyrik

Es gibt Streit um den Begriff der Prosadichtung, da einige Literaturwissenschaftler*innen ein Gedicht einzig durch die Einteilung in feststehende Verse konstituieren. Ohne Vers kein Gedicht. Andere suchen die Definition eines Gedichts an anderer Stelle. Es gibt als Gedichte vorgestellte Texte, die lediglich aus der Aufstellung einer Fußballmannschaft bestehen. Auch ein Kassenbon wäre nach der Vers-Definition ein Gedicht, würde es dazu erklärt werden. Die Kritik daran und die Suche nach anderen Kriterien (Sprache, lyrische Subjektivität etc.) erscheint sinnig, ist aber schwierig und meines Wissens nach nicht abgeschlossen.

Was unumstritten ist, ist die Existenz von Prosa-Texten, die an Lyrik erinnern, obwohl sie nicht in Versen verfasst sind. Mir wurde mindestens einmal gesagt, dass sich manche meiner Texte (wie z.B. Der Mitatmer in Erschütterungen. Dann Stille.) unter diese Kategorie fassen ließen. Ich wage nicht recht, das zu bestätigen, da sich für mich eigene Texte verständlicherweise anders lesen als für andere. Aber, sofern die Aussage korrekt sein sollte, zählte Ich rezensiere mich ebenfalls zu den Prosagedicht-ähnlichen Texten. Damit wäre meine mehrmals getroffene Aussage, dass Erschütterungen. Dann Stille. eine Vermittlerrolle zwischen den reinen Prosa-Texten (Sorck und Das Maurerdekolleté des Lebens) und der Lyrik (Alte Milch darstellt, ein wenig bestätigt. Vielleicht kann man diese Aussage auf alle Kurzprosa-Texte ausweiten.

Die Sache mit dem Selbstbild

Die Beobachtung des eigenen Selbstbildes und des Bildes, das verschiedene Fremde von einem haben, kann hochinteressant sein. Für manche Freund*innen, bist du noch immer die gleiche Person wie vor 15 Jahren, als sie dich kennengelernt und sich ein Bild von dir gemacht hatten. Personen, die dich noch nicht so lange kennen, halten dich für eine*n andere*n. Kennt man dich nur oder zuerst online und erst dann persönlich, kann der Eindruck ein völlig anderer sein, als wenn man sich direkt persönlich (IRL) kennenlernt. Das Selbstbild ist nicht weniger tückisch. Man hatte als Teenager Übergewicht, das aber seit vielen Jahren verschwunden ist. Trotzdem hält man sich für dick. Nach dem Sport fühlt man sich attraktiver (was auch an der Ausschüttung von Hormonen liegt). Abends ist man nicht die gleiche Person wie morgens. Die Perspektive wandelt sich manchmal sehr schnell und manchmal ändert sich das Bild überhaupt nicht. Es spielen zu viele Faktoren mit rein.

Sich selbst erklären

Und dann gibt es diesen Drang, sich selbst zu rechtfertigen und sich zu erklären, darzustellen, wer man eigentlich ist, Werbung zu machen für die eigene Lebensart, sich positiv darzustellen oder die anderen nicht zu viel erwarten zu lassen. Bekommst du ein Kompliment, machst du dich selbst schlecht. Beleidigt man dich, verteidigst du dich. Gleichzeitig fragst du dich aber, ob nicht doch ein Fünkchen Wahrheit an der Beleidigung steckt? Gef**kt von der eigenen Psyche.

Manche von uns verbringen ihr Leben damit, herauszufinden, wer wir eigentlich sind. Glauben wir dann, etwas herausgefunden zu haben, wollen wir die Info teilen und dann wollen wir wieder nicht auffallen und nicht stören und uns nicht zu wichtig nehmen. Wir zerfressen uns selbst.

Wer zur Hölle bin ich?

Vor dieser Frage stehen wir dann. Nicht erst am Ende, sondern auch am Anfang und in der Mitte, immer wieder und wieder. Wer zur Hölle bin ich und was bin ich wert? In solchen Momenten möchte ich die Welt einreißen und mich gleichzeitig entschuldigen. Feuer entfachen und mich wegkerkern. Darum geht es. Ich rezensiere mich ist ein Aufmerksammachen, ein Fingerzeig auf genau diese Mechanismen und Probleme. Es ist kein spezifisch persönlicher oder gar autobiographischer Text, aber er behandelt ein Thema, das mich durchaus selbst betrifft. Mein Selbstbild ist gestört und keineswegs festgelegt.

Die grundlegenden Fragen und das kreisförmige Zerdenken, das in Ich rezensiere mich zelebriert wird, ist mir eindeutig bekannt, aber die angesprochenen Details sind fiktiv. Ich schütze mich, indem ich eine Erzählerfigur vorschicke. Das gehört sich so.

Es tut gut

Hören wir auf mit der Negativität und konzentrieren uns auf den Erfolg: Ich wurde von einer Literaturzeitschrift abgedruckt, die es schon eine ganze Weile gibt. Syltse ist nicht völlig unbekannt. Auf diese Veröffentlichung bin ich stolz und würde meinen Namen gerne häufiger in fremdem Druckwerk lesen. Idealerweise dann in der korrekten Schreibweise.

Hinweis: Syltse-Magazin

In der aktuellen Ausgabe des Literaturmagazins Syltse wird ein kurzer Text unter dem Titel Ich rezensiere mich veröffentlicht. Thema der Ausgabe lautet Anders. Die PDF-Version gibt es kostenlos auf der Seite von Syltse. Print kann man ebenfalls kaufen. Ich empfehle, entweder eine gedruckte Ausgabe zu kaufen oder das Magazin mit einer kleinen Spende zu unterstützen. Wir brauchen unabhängige Kultureinrichtungen wie das Syltse-Magazin, um weniger bekannten Künstler*innen eine Plattform zu geben!

Syltse #004 2020

Das Maurerdekolleté des Lebens: Leseprobe

Leseprobe des E-Books “Das Maurerdekolleté des Lebens”.

Der Beginn von Das Maurerdekolleté des Lebens als kurze Leseprobe:

»Einen Apfel, Papiere und das Einladungsschreiben verstaute Theo sorgfältig in der Tasche. Er fühlte sich gut. Seine Kleidung war neu und sauber, die Haare gekämmt, die Fingernägel gereinigt und sein erster Job wartete auf ihn. Was genau er dort zu tun hätte, wusste er nicht. Er hatte am Telefon vor lauter Aufregung vergessen zu fragen. Immerhin hatte er eine Wegbeschreibung in der Tasche. Ordentlich zusammengefaltet. Theo hatte sie selbst angefertigt. Eine kleine Zeichnung und einige Pfeile: links, rechts, geradeaus. Sein Ziel war nicht weit entfernt, nicht schwer zu finden.

Ein kleines Problem trat jedoch auf. Er hätte an der Ampel vorm Haus die Straße überqueren müssen, doch war diese ausgeschaltet und ein unsympathischer Mann schraubte daran herum. Theo überlegte, ob er nicht einfach herübergehen sollte, ließ es aber bleiben, da ihm der Verkehr zu heftig schien. Brummend schossen kleine und große Autos vorbei. Von außen konnte man kaum erkennen, was in ihnen vorging. Er versuchte hineinzusehen, während er die nächsten Schritte plante. Sie rasten vorbei mit getönten Scheiben. Manche Fahrer trugen Sonnenbrillen. Wie ein reißender Fluss strömte der Verkehr vorbei
Unsicher fragte Theo den Bauarbeiter, wo er denn über die Straße käme. Dieser blickte ihn gar nicht erst an, zuckte mit den Schultern und deutete unbestimmt in Richtung der nächsten Kreuzung. Dennoch bedankte sich Theo brav und lief los.
Um den ursprünglichen Richtungsanweisungen noch folgen zu können, achtete er von Anfang an auf sämtliche Abweichungen und prägte sie sich ein. Ein paarmal zusätzlich abbiegen zu müssen, sollte kein großes Problem darstellen.«

Das Maurerdekolleté des Lebens ist als E-Book über Amazon und alle an das Tolino-Netzwerk angeschlossenen Plattformen (z.B. Thalia) zu haben. ISBN: 9783739490823

Blogeinträge zum Cover sowie zur Geschichte allgemein findet Ihr hier:

Das Maurerdekolleté des Lebens: Cover-Safari

Das Maurerdekolleté des Lebens: Drei surreale Geschichten

Jahresrückblick IV: Literatur II (Meine Bücher)

Jahresrückblick 2019 mit Fokus auf meine literarische Arbeit, Veröffentlichungen, Interviews usw.

Auch wenn 2019 für mich ein extrem spannendes Jahr gewesen ist, müsste der korrekte Titel dieses Eintrags eigentlich „Halbjahresrückblick“ heißen, weil die Wendepunkte und spannendsten Situationen erst Mitte des Jahres angefangen haben.

Beginnen wir also mit dem wichtigsten Punkt des Jahres (und vielleicht meiner gesamten Erwachsenenzeit). Am 27.06.2019 habe ich meinen ersten Roman veröffentlicht. Sorck schlug ein wie eine Bombe. Also bei mir. Emotional. Hunderte Arbeitsstunden und viel Stress kulminierten in einer einzigen Veröffentlichung, die mich ausgesprochen stolz macht. Über den Roman habe ich mehrere Artikel verfasst, falls ihr es tatsächlich verpasst haben solltet.

Aus der Veröffentlichung und meinen Werbebemühungen haben sich interessante Kontakte und Kooperationen ergeben. Ich habe mehrere Interviews gegeben (Bluesiren.de | Autorennetzwerk | BirgitConstant.de), es gab bisher zwei Buchblogrezensionen (Buchensemble | KeJas BlogBuch) und wird übrigens bald weitere geben, mehrere Personen haben sich als Testleser angeboten (und mir auch schon bei anderen Projekten weitergeholfen). Dann machte ich mich auf die Socken und konnte ein paar Deals mit (Buch)Läden an Land ziehen. Wie ich das hinbekommen habe, könnt ihr hier nachlesen: Selfpublishing und Buchläden. Besonders freut mich die Zusammenarbeit mit Landgut, einem Laden für lokale Lebensmittelprodukte und das erste Geschäft, in dem ich den Roman auslegen durfte. Witzigerweise habe ich dort die meisten Bücher verkaufen können von allen Geschäften, in denen es ausliegt. Das liegt sicherlich auch daran, dass ich Landgut erwähnt habe, als das erste Mal ein Reporter der Ruhrnachrichten zu mir kam. Ich weiß noch, wie furchtbar nervös ich vorher war. Wie das ablief, kann man hier nachlesen: Sorck: Ein Zeitungsartikel.

Durch die neuen Bekanntschaften, hauptsächlich über Twitter, und wegen der Qualität von Sorck wurde ich dann eingeladen, bei Nikas Erben mitzumachen und freue mich sehr, dass in der nächsten Anthologie Geschichten von mir erscheinen werden. Details darf ich leider noch nicht verraten. Für mich war die Einladung ein großer Erfolg.

Im Oktober besuchte ich die Frankfurter Buchmesse und einige meiner Kontakte wurden enger. An allen Tagen lief ich mit Elyseo da Silva herum, hatte viel Spaß, habe einiges gelernt und bin seitdem angefixt vom Flair dieser Messen. Deshalb werde ich auch im März zur Buchmesse nach Leipzig fahren und dort hoffentlich einige Leute wiedersehen und ein paar neue kennenlernen.

Ein weiterer besonders wichtiger Punkt war erreicht, als ich Alte Milch veröffentlicht habe. Der Gedichtband bedeutet für mich viel, weil ich damals mit Lyrik angefangen hatte und immer eine besondere Verbindung zu dieser Textform hatte. Außerdem wollte ich immer beweisen, was ich kann, und das schließt schriftstellerisch nun einmal Romane, Lyrik und kürzere Prosa mit ein. Eine Sammlung mit Kurzgeschichten und Erzählungen wird also garantiert noch folgen.

Die Veröffentlichung des Gedichtbands führte übrigens auch wieder zu einem Zeitungsartikel. Auch Wochen und Monate nach den Artikeln sprechen mich noch Leute darauf an und versprechen mir, mindestens eines der Bücher noch kaufen zu wollen. Es gefällt mir, dass es stetig weitergeht, ich bekannter werde, meine Werke bekannter werden und ich nicht die Motivation verliere, an meinen Werken zu arbeiten und meine Ziele zu verfolgen. Ich bin stolz auf mich.

Ich sollte nicht vergessen, dass es auch mit dem Blog voranging. Es gab wieder mehr Beiträge und auch mehr Besucher. Weiterhin habe ich keinen festen Redaktionsplan, sondern arbeite daran, wenn ich Zeit habe und mich die Inspiration packt. Damit fahre ich gut, denke ich. Auch 2020 wird es Beiträge über Literatur, Musik, Kunst, eigene Werke und was auch immer mich sonst noch inspiriert, geben.

Sorck: Fehler und Probleme im Herstellungsprozess

Als Selfpublisher*in begegnet man mehr als einer Hürde auf dem Weg von der Idee zum fertigen Manuskript und von dort aus zur Veröffentlichung. Um die zweite Hälfte des Weges, die Probleme, Schwierigkeiten und Fehler, die auftraten, soll es jetzt gehen. Ich werde dabei die Reihenfolge der tatsächlich aufgetretenen Probleme beibehalten, soweit es geht – denn, wie es immer ist, traten einige gleichzeitig auf. Die persönlichen Schwierigkeiten, die nicht ausblieben, lasse ich beiseite.

Zu früh gefreut: das Manuskript

Mit Fertigstellung des ursprünglichen Manuskripts war ich natürlich fest von seiner Qualität überzeugt und missachtete eine Regel, die ich damals noch nicht kannte. Ich überarbeitete einmal (kurz) und zwar direkt nach Beendigung des Schreibprozesses und verschickte das Werk dann an Agenturen und Verlage. Klappte nicht – komisch. Als ich mich Monate später nochmal ausführlich daran machte, das Manuskript zu überarbeiten, wusste ich auch, warum. Es war roh und fehlerhaft und einfach nicht bereit. Mehrere Monate später hatte ich dann aber doch ein fertiges (fertigeres?) Werk, aber keine Adressen mehr, die die unfertige Version noch nicht kannten.

Korrektorat: kommunizieren!

Ein Lektorat konnte ich mir nicht leisten, was sehr schade ist, aber leider nicht zu ändern. Dafür leistete ich mir ein professionelles Korrektorat. Dummerweise gab es im Vorfeld Missverständnisse, was den Stil und den Arbeitsumfang anging. Die Schuld dafür lag bei keiner der Parteien, aber Probleme gab es dennoch. Die Arbeit musste weitergegeben werden, was schnell und problemlos geschah. Im Endeffekt kostete mich dieses Problem bloß ein paar Nerven und ein oder zwei Tage, aber es wäre zu verhindern gewesen. Wenn man mit anderen zusammenarbeitet, sollte man also mit sich und ihnen ehrlich sein, damit von vornherein alles geklärt ist. (Anmerkung: die Zusammenarbeit mit beiden Korrektorinnen lief super, sehr professionell und alle Schwierigkeiten wurden schnell geklärt. Eine klare Empfehlung.)

Cover

Eine der wichtigsten Lektionen dieser Veröffentlichung lautet: kümmere dich rechtzeitig ums Cover! Nicht nur für Werbezwecke ist es (eigentlich) unverzichtbar. Es ist außerdem ausgesprochen ärgerlich, wenn alles Weitere bereit ist und nur noch dieser Part fehlt für die Veröffentlichung. Mit dem Ergebnis bin ich ausgesprochen zufrieden und habe positive Rückmeldungen bekommen. Da ich allerdings 1. zu spät mit der Planung begann, 2. anfangs keine klaren Vorstellungen hatte, sie 3. nicht gut kommunizieren konnte und 4. nicht jeder so viel Zeit für mein Projekt hat wie ich, kam das Ergebnis erst recht spät zustande. Danach gab es natürlich noch Probleme mit dem Farbraum und mein Buch hätte anders ausgesehen als die Vorlage. Die Gründe dafür herauszufinden, brauchte meinen Designer wieder ein paar Tage (und ich habe keine Ahnung von diesen Dingen, weshalb ich für seine Hilfe in allen Schritten ausgesprochen dankbar bin). Wieder gingen Zeit und Nerven unnötig drauf.

Ebook

Beim Upload des Ebooks durfte ich dann feststellen, dass die Formatierung nicht hinhaute, wie sie sollte. Ein Ebook braucht im Grunde keinen richtigen Buchsatz, da es auf jedem Gerät anders aussieht (da Schriftart und -größe z.B. individuell eingestellt werden kann), aber Impressum, Schmutztitel und Beginn der Geschichte sollten nicht auf einer Seite stehen. Man konnte nicht ohne großes Überlegen herausfinden, wo welcher Part endete und der nächste begann. Leider fand ich den Fehler nicht und musste die Datei neu anlegen. Dabei lernte ich wieder ein bisschen mehr über die Benutzung von Word und die Effekte unnötiger Aufregung.

Taschenbuch

Der Buchsatz des Taschenbuchs machte keine Probleme, das Cover irgendwann (s.o.) auch nicht mehr. Leider akzeptierte das System meines Distributors meine Steuernummer nicht, was sich allerdings auch irgendwann lösen ließ – wieder Zeit und Nerven. Der letzte Fehler war, dass ich auf die Info vertraute, dass es 1-2 Wochen dauern würde, bis das Taschenbuch überall erhältlich sein würde. Ebook und Taschenbuch werden auf zwei verschiedenen Plattformen veröffentlicht. Damit beide Version ungefähr zeitgleich zu haben wären, nutzte ich die Vorverkaufsoption fürs Ebook und stellte sie auf zwei Wochen ein. Am übernächsten Tag bekam ich die Info, dass das Taschenbuch nun erhältlich sei. Jetzt ist das Taschenbuch zu haben, aber das Ebook nur im Vorverkauf. Doof gelaufen. Allerdings würde jemand (dank Print on Demand) eine Druckausgabe, die er heute bestellt, etwa gleichzeitig mit dem Ebook bekommen, wenn er es ebenfalls heute vorbestellen würde. (So I got this going for me, which is nice)

Fazit

Plant mehr Zeit ein! Plant mehr! Plant!

Am Ende ist ja alles gut geworden (sage ich jetzt, ohne das Druckwerk bisher selbst in der Hand gehalten zu haben). Viel ist schiefgelaufen und daher durfte ich einiges lernen. So sollte man es sehen und so sehe ich es (im Nachhinein, bestimmt nicht währenddessen) auch.

Eine Leseprobe gibt es hier: Sorck: Leseprobe

Einen ausführlichen Artikel findet ihr hier: Sorck – Unsortierte Infos zum Debütroman

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellen könnt ihr Sorck auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Alternativ ist es möglich, das Taschenbuch direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop zu erwerben..

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu bestellen.

Sorck: Das Cover

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Das erste, was jede*r potentielle Leser*in von einem Buch sieht, ist das Cover. Ein kurzer Blick und schon ist eine Entscheidung gefallen: näher hinsehen oder weiterscrollen. Daher gilt es in diesem Bereich vieles zu beachten. In diesem Beitrag möchte ich die Geschichte hinter dem Buchcover von Sorck erzählen.

Es gibt Konventionen für jedes Genre, wie ein Buch ungefähr auszusehen hat. Jeder erkennt beispielsweise Fantasy-Cover an Schwertern/Äxten und verschnörkelter Schrift. Dummerweise rutscht mein Roman ein bisschen zwischen die Stühle, was eine Genreeinordnung betrifft. Es handelt sich um einen Reiseroman, aber wer dabei an das Traumschiff oder Beschreibungen hübscher Örtchen an der Küste denkt, wird massiv enttäuscht werden. Als anspruchsvoll und witzig, absurdistisch und satirisch oder skurril könnte man Sorck beschreiben. Entsprechend schwierig gestaltete sich die Findung eines Bildes und eines Aufbaus, um das alles zu repräsentieren.

Ursprünglich wollte ich einen Aufbau haben, der an die anspruchsvolleren Bücher von Rowohlt, Suhrkamp und Fischer erinnert: ein Bild (meist schwarz/weiß und ohne großen inhaltlichen Bezug) in der oberen Hälfte, unten einfarbig (rot oder grau), in der Mitte der Autorenname in serifenloser Schrift und in der unteren Hälfte der Titel. Das direkte Vorbild war dabei Der Fremde von Albert Camus. Als Bild hatte ich die Anfangsszene, wie sie auch in der Leseprobe nachzulesen ist, im Kopf. Der Protagonist steht mit zwei Koffern vor einem brennenden Gebäude, Sicht von hinten auf ihn. Dieses Coverbild sollte idealerweise etwas verschwommen gemalt sein, beispielsweise mit Wasserfarben. Um ehrlich und fair zu sein, waren diese Ideen noch nicht wirklich ausgereift und wurden entsprechend schwammig kommuniziert. Daher waren die ersten Ergebnisse und Entwürfe auch nicht wirklich nach meinem Geschmack. Allerdings fand sich eine gute Variation des ursprünglichen Bildes, nämlich die Konzentration auf die Figur und den Schatten, der vom Feuer geworfen wird. Diese Idee verfolgten wir weiter, entschieden jedoch, auf Fotos umzusatteln. Nach Testaufnahmen machten wir eine Reihe richtiger Fotos – und ja, das bin ich auf dem Cover. Noch immer stand allerdings der oben beschriebene Aufbau (obere Hälfte Bild, untere einfarbig). Bei der Begutachtung der Fotos fiel mir plötzlich der eigentlich offensichtliche Zusammenhang zwischen den verschiedenen Motiven (beide Koffer auf dem Boden, ein Koffer in der Hand, beide Koffer in den Händen) auf. Nach kurzem Vergleich wurde deutlich, dass der neue Aufbau, derjenige, der es jetzt aufs Cover geschafft hat, definitiv der bessere ist.

Die Idee der Bilder, des Aufbaus und der Typografie ist für mich folgende: Das schrittweise Aufnehmen des Gepäcks deutet auf einen Aufbruch hin, der zur Reise (und etlichen Aspekten der restlichen Story) passt. Die Farbgebung zeigt die Grundstimmung, die trotz Humor gegeben ist, beziehungsweise die seelische Grundsituation des Protagonisten. Durch die serifenlose Typografie drückt sich für mich eine gewisse Ernsthaftigkeit und Geradlinigkeit aus – Es ist nicht einfach ein nettes Geschichtchen, sondern es steckt einiges dahinter. Letzten Endes wirkt die Gesamtkomposition meines Erachtens künstlerisch und erweckt den Eindruck eines gewissen Anspruchs – jemand brachte den Begriff Film Noir ins Spiel –, was einfach gut passt.

Natürlich bin ich damit der ursprünglichen Genre-Frage etwas ausgewichen. Fans von Genres mit eindeutigen Cover-Merkmalen (Fantasy, Sci-Fi, Romance etc.) werden allerdings sofort erkennen, dass es kein Buch aus ihrem Spektrum ist. Sorgen machten mir mögliche Assoziationen mit Krimis oder Spionage-Thrillern, weshalb ich den sehr eindeutigen Untertitel Ein Reiseroman hinzugefügt hatte.

Letzten Endes kommt es doch wieder auf eines hinaus: ich selbst fühlte mich vom Cover angesprochen, bin zufrieden mit dem Ergebnis und halte es für stimmig. Ich hoffe sehr, dass es hilft, die richtigen Leserinnen und Leser auf Sorck aufmerksam zu machen.

Eine Leseprobe gibt es hier: Sorck: Leseprobe

Einen ausführlichen Artikel findet ihr hier: Sorck – Unsortierte Infos zum Debütroman

Unter der Kategorie “Sorck” (im Klappmenü rechts) finden sich weitere Beiträge zum Roman.

Bestellen könnt ihr Sorck auf Amazon (Taschenbuch | Ebook)

Alternativ ist es möglich, das Taschenbuch direkt bei Twentysix oder im Autorenwelt-Shop zu erwerben.

Außerdem ist es möglich, im Buchladen vor Ort ein Exemplar zu bestellen.

Sorck: Leseprobe

Flurbrand

So, wie Martin Sorck am Bordstein stand, hätte man ihn für vieles halten können. Oder auch für sehr wenig.
Im Schein der Flammen und Blaulichter feierten seine speckig-ledernen Koffer ein stilles Fest, an das sich seine Mimik anpasste. Gesichtslos starrte er die backsteinerne Häuserfront auf der anderen Straßenseite an. Es brannte. Er spürte die Hitze des Feuers deutlich auf der Stirn und konnte nicht fassen, wie pompös das Feuerwerk war, das seine Wohnung sich leistete. Eine Befreiungsfeier mit musikalischer Begleitung. Knarzend, krachend und knackend fraß sich der Brand durch die Dachbalken. Da oben hing bisher seine Wäsche zum Trocknen. Was vorhin noch dort war, war jetzt nicht mehr.

In mehreren Grüppchen leisteten Schaulustige dem dauerhaft Ausgesperrten Gesellschaft, deuteten mit erregten Fingern, filmten mit schwarzen Kameras. Andere verlangsamten für eine Weile den Schritt auf dem Weg zur Arbeit. Mit jedem lauten Krachen zuckten sie zusammen, raunten auf. Ungläubig hielten sie die Hände vor den Mund. Oder versteckten sie ein Lächeln?
Im Rhythmus eines weiteren gebrochenen Balkens bewegten die Gaffer ihre Köpfe, versteckten sie zwischen den Schultern, versanken in halbe Kniebeugen. Dann reckten sie sich wieder neugierig vor.
Nur Martin Sorck stand still.
Wortlos, ausdruckslos, fassungslos stand er still.
Doch konnte er sich in der Tragödie der Schönheit nicht erwehren. Rot und gelb züngelten Flammen in den Himmel, gaben beulenden Rauchtürmen Hilfestellung zur Flucht in die Wolken. Wie ein pulsierender, grauer Wurm, der wächst und sich dann auflöst, sich von unten ununterbrochen neu bildet, seinen eigenen Kopf sucht und dann zerstäubt.
Einstweilen schloss die örtliche Feuerwehr im Eilschritt ihre Schläuche an, bewässerte die Dächer der Nachbarhäuser, und richtete danach Wasserstrahlen punktgenau durch Sorcks Fensterfront. Was für eine Sauerei. Pampig verklebten Papiere und Polster, Teppiche und Tapeten. Was noch nicht verbrannt war, ertrank in Löschwasser oder erstickte in schwarzen Rußwolken.

Auffallend an Martin Sorck, wie er an der Straße verharrte und mit Anwohnern und Passanten dem Vergehen des Gebäudes zuschaute, war der Umstand, dass er zwei Koffer trug, in denen sich nun alles befand, was er besaß.
Man könnte in Hinsicht auf das Gepäck von einem glücklichen Zufall sprechen, und doch war Sorck nicht imstande, sich die Frage zu beantworten, ob er nicht lieber mit seinem Eigentum und ohne Kenntnis der Katastrophe im Schlaf durch giftige Gase krepiert wäre. Denn Martins einzig wahre Aktivität der letzten Jahre bestand darin, Nachlass zu betreiben, aktiv zu hinterlassen. Um Geld und Güter handelte es sich keinesfalls. Er hatte sein Dasein gefristet und aufgelistet, sodass irgendwann jemand die Daten finden und erfassen könnte, und besser nutzen würde als er selbst. Ein Glücksfall für imaginierte Biographen. Die vage Überzeugung, wegen oder für etwas oder jemanden bekannt, berühmt und wichtig zu werden (Kunst, Politik oder die Gründung einer Familie), schwebte stets wie flaumiges Haar um seinen Hinterkopf, wo nun ein kalter Wind einen Kontrast zur Fronthitze bot.
Er begann zu schwitzen.

Während andere Leben führten, führte Martin Sorck Listen über seines. Er verzeichnete, was und wann er aß und ob es ihm schmeckte, seine Laune, Träume, gesundheitliche Beschwerden, wo er mit wem Zeit verbracht hatte, wie oft und wann er mit wem Sex gehabt hatte (wobei diese Liste seit Längerem unberührt herumlag) und viele weitere nutzlose Daten.
Ursprünglich, meinte er sich zu erinnern, begann es mit To-Do-Listen, als Hilfe zur Regelung des Alltags, wurden anschließend nicht weggeworfen und stattdessen für zukünftige Biographen aufbewahrt.
Stück für Stück verloren die Listen ihren kurz- und mittelfristigen Sinn. Seine Mühe zielte auf eine Periode, in der alles doch wieder Sinn ergäbe, in der alle Daten für kurze Augenblicke nützlich sein könnten. Diese Zeit fand sich bequemerweise nach Martins Ableben. Was man damit anfinge, kümmerte ihn kaum. Er machte sich Sorgen, dass seine Arbeit als solche nicht anerkannt und als Müll vernichtet würde, was sie nicht bloß aktuell, sondern auch zukünftig absurd erscheinen ließe, was auch seine Existenz der Absurdität preisgäbe. Gegen derartige Gedanken wehrte er sich.
Zu diesem Zeitpunkt allerdings, mit gepackten Koffern an der Straße, waren derartige Sorgen ebenfalls absurd geworden, da es keine Zukunft für die Daten geben sollte. Sein Leben war ruiniert, sein Werk verbrannt, sein Zuhause bald ein nasser Klumpen modriger Asche.
Wie zum Beweis für diese Tatsache brach der Dachstuhl unter lautem Getöse zusammen und hagelte glühend auf das Restgerümpel der Sorck‘schen Heimstatt, trat wie ein rußiger Stiefel das ohnehin zerstörte Anwesen weiter zu Schund. Diesmal zuckten die Schaulustigen nicht allein. Auch Martin bewegte sich, drehte sich vom Inferno seiner Wohnung weg und trat eine Reise an.

Sorck ist erhältlich als Taschenbuch (z.B. bei Amazon, Twentysix & dem Autorenwelt-Shop) und als Ebook (z.B. bei Amazon oder Thalia).

Zusätzliche Informationen findet man unter dem Menüpunkt Sorck im Klappmenü rechts.

Der Schiffsname

In meinem in Kürze erscheinenden Roman Sorck begibt sich Protagonist Martin Sorck auf eine Kreuzfahrt und reist durch die Ostsee an Bord der S.S.C.F. Aisha Harmonia. Um dieses Schiff, die Namensgebung und den Aufbau soll es hier gehen.

In meinem in Kürze erscheinenden Roman Sorck begibt sich Protagonist Martin Sorck auf eine Kreuzfahrt und reist durch die Ostsee an Bord der S.S.C.F. Aisha Harmonia. Um dieses Schiff, die Namensgebung und den Aufbau soll es hier gehen.

Doch zunächst sei mir eine Bemerkung gestattet:

Texte über den Roman beinhalten fast zwangsläufig Spoiler und wenigstens Informationen, die sich Leser*innen eigenständig erarbeiten oder interpretieren könnten. Vor der Veröffentlichung beschränke ich mich daher thematisch auf Aspekte, die ein möglichst geringes Lesevergnügen-Ruinierungspotential haben.

Los geht’s!

Als Star Trek Fan gehört für mich eine Abkürzung wie „USS“ (United Space Ship) vor „USS Enterprise“ zum Namen eines Schiffes, weshalb es mir natürlich erschien, auch der Aisha Harmonia eine solche zu verpassen.

Die Abbreviation „S.S.C.F.“ steht allerdings für „Safe, Sane, Consensual & Fun“, dem Motto der BDSM-Gemeinde. Innerhalb des Romans wird nur an einer Stelle nebenher erklärt, dass dem so ist.

Zwar ist dies auch eine Art Scherz, aber hauptsächlich ein Hinweis auf Parts der weiteren Geschichte, die ich hier – Spoiler usw… – nicht weiter besprechen werde.

Außerdem kam ich auf den Gedanken, dass jeder Passagier an das Schiff gefesselt ist und von ihm abhängig ist.

BDSM ist ein interessantes Phänomen und passend zur Romanthematik, da sich hier wie dort alles um Kontrolle dreht. Ein*e Teilnehmer*in gibt freiwillig die Kontrolle ab, während ein*e andere*r Teilnehmer*in diese übernimmt. Gleichzeitig hält die scheinbar machtlose Person sämtliche Macht in Händen, da der simple Akt des Aussprechens des Safewords den gesamten Vorgang stoppt – oder stoppen sollte.

“Aisha“ als Name der Reisegesellschaft und damit Teil des Schiffsnamens habe ich aus zwei Gründen gewählt. Einerseits klingt „Aisha“ ähnlich wie „Aida“ und erinnert somit an bekannte Kreuzfahrtschiffe. Übrigens basiert der Roman in Teilen auf einer Aida-Kreuzfahrt, die ich selbst einmal unternahm, weshalb mir ein Bezug passend erschien.

Andererseits ist die wohl berühmteste „Aisha“ der Welt die jüngste, beliebteste und mächtigste Gemahlin des Propheten Mohammed. Wie passt das ins Konzept? Religion und Mythologie – Christentum, griechische, nordische, slawische Mythologie – bieten eine Vielzahl von Bildern, die im Roman verbaut sind, weshalb eine Anspielung auf den Koran hineinpasst. Des weiteren ist der Machtaspekt, der Kontrollaspekt, auch hier interessant. Es gibt einen faszinierenden Widerspruch zwischen der Verletzlichkeit und Machtlosigkeit, die man besonders mit ihrem Alter – manche Quellen geben ihr Alter bei der Hochzeit mit sechs an – verbindet, und ihrem tatsächlichen Einfluss auf die Politik.

Bleibt noch „Harmonia“, der wichtigste Part des Schiffes. Harmonia ist laut griechischer Mythologie die Tochter des Ares (Kriegsgott) und der Aphrodite (Liebesgöttin). Liest man den Roman, wird man den Bezug zu ihrem Vater schnell bemerken, während der mütterliche Aspekt auf sich warten lässt, jedoch nicht ausbleibt. An dieser Stelle müsste ich zu viel verraten, was, denke ich, aus Rücksicht auf zukünftige Leser gelassen werden sollte.

Zu Harmonias Geschwistern zählen unter anderem Phobos und Deimos, die man grob mit „Angst und Schrecken“ übersetzen könnte, und deren Rolle im Leben von Martin Sorck als auch auf der Reise der Aisha Harmonia nicht unbedingt gering ist.

Nebenbei bemerkt, finde ich, dass „Harmonia“ durchaus der Name eines echten Kreuzfahrtdampfers sein könnte, was mit zur Entscheidung beigetragen hat.

Glaubt mir, wenn ich sage, dass noch weitere Gedankenarbeit hinter der Namensgebung steckt und dass ich hier eine ganze Liste von Bezügen innerhalb des Romans auf diese Gedanken und die Namen aufstellen könnte, aber es mir für einen späteren Zeitpunkt aufhebe, um niemandem das Lesevergnügen zu ruinieren.

In nächster Zeit werden wieder mehr Beiträge über den Hintergrund zu „Sorck“ gepostet werden, also bleibt dran!

Go! Go! Go!

Es geht los mit der großen Reihe zu meinem Debütroman Sorck, seiner Entstehung, seiner Bearbeitung und allem, was sonst noch wissenswert an ihm sein könnte.

Es geht los mit der großen Reihe zu meinem Debütroman Sorck, seiner Entstehung, seiner Bearbeitung und allem, was sonst noch wissenswert an ihm sein könnte.

Den meisten Sinn ergibt wohl, mit dem Titel zu beginnen, obwohl ich das ursprünglich erst zu einem späteren Zeitpunkt angehen wollte. Nun gut, damit Ihr aber wisst, wovon ich spreche:

Sorck, Martin Sorck, ist der Protagonist des nach ihm benannten Romans. In der Verhaltenspsychologie gibt es das SORCK- (oder SORKC) Modell, das im Grunde ein Erklärungsansatz für menschliches Verhalten ist. Dieses Modell werde ich an dieser Stelle allerdings nicht erklären, weil es am Thema vorbeiführen und zu viel Raum einnehmen würde. Jedenfalls habe ich den Namen dort entlehnt, da es im Buch selbst logischerweise um das Verhalten der Figuren geht und mehr noch wegen der immer wieder auftauchenden Thematik der Abweichung von durchschnittlichem Verhalten – sei es durch Verschrobenheit oder eben Persönlichkeitsstörungen und psychische Probleme.
Natürlich gefiel mir auch die klangliche Nähe zu „Sorge“. Sorck hat definitiv Sorgen.

Sorck behandelt das Thema von Freiheit versus Unfreiheit beziehungsweise Macht versus Ohnmacht. Inhaltlich dreht es sich um eine skurrile Kreuzfahrt durch die Ostsee, die Martin Sorck antritt, nachdem seine Wohnung und beinahe sein gesamter Besitz, besonders aber die Ergebnisse seiner jahrelangen Beschäftigung, in Flammen aufgegangen sind. So manches ist nicht ganz normal an Bord der S.S.C.F. Aisha Harmonia oder während der Ausflüge an Land. Krieg und Zerstörung bringen die Touristen mit sich. Sie erobern Sightseeing Hotspots und Museen mit eiserner Hand.
Die Reise ist für ihn eine Galgenfrist, währendderer er entscheiden muss, wie er mit dem großen Nichts umgehen wird, das an ihrem Ende vor ihm stehen wird.

Das Fundament des Romans ist also offensichtlich düster, während die Behandlung des Themas allerdings mit Humor geschieht. Wer den Wahnsinn und das Leid innerhalb auch nur eines einzigen ehrlichen Lebens nicht als lächerlich in seiner Absurdität zu betrachten fähig ist, wird daran zerbrechen.

Bewusst ist die Geschichte darauf angelegt, dass es dem Leser überlassen bleibt, auf welcher Ebene er die sie verstehen möchte. Ist Sorck verrückt? Durcheinander aufgrund von Drogen und Alkohol? Passiert das alles wirklich? Ist es symbolisch gemeint?

Im Augenblick bin ich noch bei der Überarbeitung des Manuskripts. Wie genau ich dabei vorgehe, werde ich in einem weiteren Blogeintrag erklären. Weitere Beiträge dieser Reihe werden beispielsweise genauer auf das Thema und seine Behandlung eingehen, konkret die Erarbeitung von Szenen und Charakteren beschreiben, Informationen zur Struktur, zu den Unterschieden zwischen Erstschrift und letzter Fassung geben, über die Unterstützung durch Freunde und Bekannte, die Bedeutung der Veröffentlichung für mich berichten sowie die wichtigsten Inspirationsquellen beinhalten.

Mit diesem kurzen Start habe ich hoffentlich Lust machen können auf weitere Beiträge und besonders auf den Roman.

(Während der Überarbeitungsphase werden wohl nur sporadisch neue Tracks für Sprachnachrichten aus dem Kellerloch hochgeladen werden. Aber keine Sorge! Es wird mehr kommen, sobald ich wieder Zeit und Inspiration dazu finde.)